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Acqua Mortale (eBook)

Ein Piemont-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
288 Seiten
Atlantik Verlag
978-3-455-01239-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Acqua Mortale -  Giulia Conti
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 'Tod eines Reisbauern! Simon Strasser stößt in seinem 3. Fall auf skrupellose Verbrecherkreise - und bringt sich selbst in Lebensgefahr'   Während des jährlichen Halbmarathons am Lago d'Orta bricht der Reisunternehmer Franco Borletti plötzlich tot zusammen. Vergiftet. Mit einem Unkrautvernichtungsmittel, das für einen Skandal in seiner eigenen Firma gesorgt hatte .  In dem von ihm produzierten Reis konnten schädliche Rückstände des Mittels nachgewiesen werden. Auch wenn die Liste von Borlettis Feinden lang ist: Wer würde so weit gehen, ihn zu töten? Die militanten Umweltaktivisten? Seine vermeintlich abgebrühte Frau, die mehr Interesse an der Pferdezucht zeigt als an ihrem untreuen Ehemann?    Eigentlich hat sich Simon Strasser auf die Ostertage mit seiner Freundin Luisa gefreut. Doch die Architektin musste wegen eines Bauprojekts kurzfristig absagen. Da kommt ihm die Bitte der aparten Kommissarin Carla Moretti, ihm bei ihrem neuesten Fall zu helfen, gerade recht. Simon ahnt nicht, in welche Gefahr er sich damit bringt ...   

Giulia Conti ist das Pseudonym einer deutschen Journalistin und Reisebuchautorin. Sie hat viele Jahre in Frankfurt am Main gelebt und gearbeitet. Ihre zweite Heimat ist seit zwanzig Jahren ein kleines Dorf am Lago d'Orta in Norditalien. Mit ihrem ersten Roman Lago Mortale gelang ihr auf Anhieb ein erfolgreicher Krimireihenauftakt.

Giulia Conti ist das Pseudonym einer deutschen Journalistin und Reisebuchautorin. Sie hat viele Jahre in Frankfurt am Main gelebt und gearbeitet. Ihre zweite Heimat ist seit zwanzig Jahren ein kleines Dorf am Lago d'Orta in Norditalien. Mit ihrem ersten Roman Lago Mortale gelang ihr auf Anhieb ein erfolgreicher Krimireihenauftakt.

Cover
Verlagslogo
Titelseite
Acqua Mortale
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Nachbemerkung der Autorin
Biographie
Impressum

1


Eine leichte Brise strich über den See, trieb kleine Wellen auf, die schwappend an die Ufermauer im Hafen von Pella schlugen. Die Sonne stand grell am Himmel und warf funkelnde Kreise auf das Wasser. So hell war es, dass Simon die Augen davon wehtaten und er ständig blinzeln musste. Er griff in seine Taschen, fand aber nicht, wonach er suchte. Er hatte seine Sonnenbrille zu Hause in Ronco vergessen. Wie ärgerlich! Die hätte er wirklich gebraucht an diesem Tag.

Langsam schob sich jetzt eine Wolke vor die Sonne und ein Schatten legte sich auf den See, wurde nach und nach länger. Nur die kleine Insel vor Pella lag noch in hellem Licht mitten im Wasser, wie angestrahlt. Simons Blick ging auf die andere Uferseite, wo eine Dunstwolke aufquoll, hier und da so durchlässig, dass sie für Momente die Sicht freigab auf in halber Höhe in den Hügeln gelegene Dörfer, Kirchen mit ihren Glockentürmen, blühende Obstbäume in sattem Grün, hochgewachsene Palmen.

Trotz der bevorstehenden Ereignisse war auf dem Wasser an diesem Nachmittag nicht viel los. Ein paar Angler waren in Ruderbooten unterwegs, und eine große Segelyacht nahm gerade Kurs auf das nördliche Ende des Lago d’Orta, wo die Zacken einer ersten Alpenkette in das Himmelblau stachen, überzogen mit klirrendweißem Schnee. Dort oben war es noch bitterkalt. Aber unten am See war es warm, sehr warm für den Monat April. Der Sommer lag schon in der Luft.

 

Simon hatte seinen alten Peugeot in Ronco stehen lassen, war mit seiner eben erst gebraucht erstandenen Vespa in das nur drei Kilometer entfernte Pella gekommen, gefolgt von Nicola auf dem Fahrrad und Buffon, ihrem Terrier, der auf seinen kurzen Beinen erstaunlich gut neben Simons Ziehtochter mithielt. Sich gegen das Auto zu entscheiden, war weise gewesen. Zwar kannte Simon auch die versteckten Ecken in Pella, wo er immer noch eine Nische für seinen Wagen fand, aber heute war der kleine Uferort bis auf den letzten Platz zugestellt. Es war der Donnerstag vor dem Karfreitag, der in Italien kein Feiertag war, aber eine Ferienwoche stand bevor, es herrschte bereits Osterstimmung und für den Nachmittag war ein Halbmarathon rund um den See angesagt.

Ganz Pella schien auf den Beinen zu sein und auch von weiter her waren viele Leute an den See gekommen, sportlich aussehende Frauen und Männer in enganliegenden, knallbunten Trikots, sehnige ältere Herren mit nackten Waden und unter den Zuschauern Familien mit manchmal etwas dickleibigen Kindern und junge Frauen in sommerlichen Outfits und mit zu großen Sonnenbrillen auf der Nase.

In gut einer halben Stunde würde der Lauf beginnen, nicht weit weg von der Schiffsanlegestelle in Pella, wo vor wenigen Monaten eine neue Bar aufgemacht hatte, in der Simon gerne seinen morgendlichen Cappuccino trank und die jetzt vollkommen überlaufen war. Eigentlich hatten Simon und Nicola vorgehabt, dort noch ein schnelles Bier zu trinken, bevor es losging, aber der Trubel schreckte sie ab, und sich mit dem Hund in eine überfüllte Kneipe zu quetschen, war ohnehin keine gute Idee.

Auf der großen Wiese vor der Bar tummelten sich so kurz vor dem Start die Läufer; Frauen und Männer, Ältere und Jüngere, einige auf dem Rasen stehend, andere sitzend, trafen letzte Vorbereitungen, machten Dehnübungen, befestigten ihre Startnummer auf der Brust, füllten ihre Wasserflaschen, rieben sich mit Sonnencreme ein, bis Arme und Gesichter fettig glänzten. Die Sonne war wieder hinter der Wolke hervorgekommen, brannte mit einer für die Jahreszeit ungewöhnlichen Intensität auf die Köpfe. Am Anlegesteg neben der Bar hatten ein paar Boote festgemacht, schaukelten schwappend in Wind und Wellen, und gerade legte wieder eines der Verkehrsschiffe an, das noch mehr Menschen an Land entließ, weitere Zaungäste für den Marathon.

 

»Paolo.« Es war Nicola, die das fast schrie und dabei die Arme über dem Kopf schwenkte. »Ciao.« Jetzt entdeckte auch Simon Nicolas Freund unter den Ordnern, die sich ebenfalls auf der Wiese versammelt hatten und letzte Hinweise von einem älteren Mann in einer orangefarbenen Schutzweste bekamen.

Simon kannte Paolo, war aber nicht auf dem Laufenden, ob die beiden noch ein Paar waren oder nur noch gute Freunde. Seit Nico in Turin Tiermedizin studierte und nicht mehr bei ihm in Ronco lebte, war er nicht mehr mit allen Details ihres Lebens vertraut, obwohl sie sich immer noch sehr nah waren. Es war ein paar Jahre her, dass sie plötzlich bei ihm vor der Tür gestanden hatte, mit einem großen Rucksack und ihrem Saxofon, nachdem er ihr halbes Leben lang keinen Kontakt zu ihr gehabt hatte. Dafür hatte ihre Mutter nach dem Ende der Beziehung gesorgt – aus enttäuschter Liebe zu ihm. Ihren richtigen Vater hatte es in Nicos Leben nicht gegeben, denn der hatte mit seiner Tochter nichts zu tun haben wollen. Richtiger Vater? Was war das bloß für eine Formulierung, dachte Simon spontan. War er etwa nicht ihr richtiger Vater? Für ihn und für Nicola war er das zweifellos. Und jetzt stand sie neben ihm am Hafen von Pella und er sah der jungen Frau mit dem knallroten Haarschopf dabei zu, wie sie Luftsprünge machte, um ihren Freund auf sich aufmerksam zu machen, und er dankte dem Schicksal, dass sie in sein Leben zurückgekehrt war.

Paolo hatte nun auch Nico entdeckt, winkte zurück, zuckte aber bedauernd die Schultern, tippte auf seine Uhr und wandte sich ab, um sich einer Handvoll Kollegen anzuschließen, die die Wiese über die Uferstraße verließen, in Richtung Süden, vermutlich, um entfernter gelegene Streckenposten aufzusuchen. Andere näherten sich mit Listen in der Hand der Startlinie, drängten dort die Zuschauer zurück, nahmen ihre Positionen ein. Einer trug ein Megafon um die Schulter, das noch nicht zum Einsatz kam. Lange konnte es aber nicht mehr dauern, bis es losging.

 

Simon war missgelaunt. Hätte Nicola nicht darauf bestanden, sich den Marathon mit ihm anzusehen, wäre er lieber zu Hause geblieben. Denn eigentlich hatte er selbst mit auf die Strecke gehen wollen. Hatte sich wochenlang darauf vorbereitet, seinen Weinkonsum reduziert, war jeden Morgen den steilen Weg von Ronco, seinem Heimatort direkt am Seeufer, in den höher gelegenen Dorfteil, nach Ronco superiore, gerannt, zwanzig Minuten hoch bis zu einer kleinen verträumten Kapelle, war atemlos dort oben angekommen und dann in schnellem Lauf über Stock und Stein den Weg wieder hinuntergerannt.

Vor zwei Tagen war es dann passiert. Er war über eine Wurzel gestolpert und der Länge nach hingefallen. Eigentlich hatte er Glück im Unglück gehabt, sich nur sein linkes Handgelenk verletzt. Allerdings war das heftig angeschwollen und hatte scheußlich wehgetan. Nicola war gerade aus Turin für einen Osterbesuch in Ronco angekommen, hatte ihn in ihren kleinen Panda gepackt und sofort ins Krankenhaus nach Omegna gefahren, wo man die Hand röntgte, feststellte, dass nichts gebrochen war, und ihm einen Verband anlegte. Die Ärztin hatte ihn mit dem strengen Rat nach Hause entlassen, die Hand in der nächsten Zeit ruhig zu halten. Inzwischen waren die Schmerzen und die Schwellung etwas abgeklungen und Vespa zu fahren, ging gerade noch. Aber an einen Halbmarathon war nicht zu denken.

 

Buffon jaulte kurz auf, schnappte dann nach einem Mann im Trikot, der ihm offenbar auf die Pfote getreten war und jetzt erschreckt einen Satz zur Seite machte. »Passen Sie doch auf Ihren Köter auf, Signora!«

»Scusi.« Nico zog den Hund an der Leine zu sich. »Komm, Simon«, sagte sie, »lass uns ein Stück weiterfahren, hier ist mir zu viel los. Vorne an dem Strand in Lagna ist doch eine Stelle, wo wir den Lauf besser und auf einem längeren Stück verfolgen können.«

»Muss das wirklich sein?«, antwortete Simon, ohne seine Unlust zu verbergen.

»Ist die Frage ernst gemeint?«

»Ja klar, ich weiß wirklich nicht, was wir da sollen.«

»Das hättest du auch eher sagen können«, fuhr Nicola in gespielt ungehaltenem Ton fort. »Aber ich habe schon verstanden. Du findest es im Moment nirgendwo nett, weil du zum Zuschauen verdammt bist. Ehrlich gesagt nervt das ein bisschen. Sei doch froh, dass du dir diese Strapaze nicht antun musst.« Sie machte eine Pause. »Vor allem in deinem Alter«, setzte sie noch lachend hinzu, als er weiter schwieg, nahm ihn aber zugleich liebevoll in den Arm.

Seine gut drei Jahrzehnte jüngere Ziehtochter provozierte ihn gerne mit seiner Angst vor dem Älterwerden und traf dabei einen empfindlichen Punkt. Simon hatte jetzt die Mitte fünfzig überschritten, war aber eigentlich noch so gut in Form, dass er bei diesem Marathon wahrscheinlich auf den vorderen Rängen gelandet wäre. Zumindest in seiner Altersgruppe. Wenn nur diese blöde Hand nicht dazwischengekommen wäre. Die Wut über seinen Unfall ließ ihn nicht los. Er hasste es, die Verletzlichkeit seines Körpers zu spüren. In jüngeren Jahren hätte er den Sturz einfach weggesteckt, davon war er überzeugt.

 

Jemand tippte Simon von hinten auf die Schulter, auch Nicola spürte die Bewegung und gab sofort seinen Arm frei. Simon drehte sich um. Carla. Maresciallo Carla Moretti. Die Polizistin, die er in den letzten drei Jahren mehrmals, wenn auch eher zufällig, bei der Ermittlung in Mordfällen begleitet hatte. Seine Zweisprachigkeit als halber Italiener und sein kriminalistisches Gespür als ehemaliger Polizeireporter bei einer deutschen Zeitung waren ihr nützlich gewesen, meistens zumindest, denn nicht immer war sie mit seinen eigenwilligen Aktionen einverstanden gewesen. Carla – die er schätzte und mochte und die ihm mit ihrer nüchternen Art und ihrer herben, ein wenig jungenhaften Ausstrahlung fast zu gut...

Erscheint lt. Verlag 5.1.2022
Reihe/Serie Simon Strasser ermittelt
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Aktivist • Beziehung • Detektiv • Ehe • Ermittler • Ermittlung • Ermittlungen • Italien • Kommissar • Kriminalpolizei • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimiserie • Lago d’Orta • Landwirtschaft • Lebensmittel • Mord • Moretti • Ortasee • Ostern • Piemont • Polizei • Polizeiarbeit • Polizist • Privatdetektiv • Regiokrimi • Regionalkrimi • Reis • Serienkrimi • Spannungsroman • strasser • Thriller • Umweltskandal • Urlaub • Verbrechen
ISBN-10 3-455-01239-6 / 3455012396
ISBN-13 978-3-455-01239-2 / 9783455012392
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