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Der Kommissar und die Toten im Tal von Barfleur (eBook)

Philippe Lagarde ermittelt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
336 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2768-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Kommissar und die Toten im Tal von Barfleur - Maria Dries
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Bienvenue en Normandie.

In einem Tal bei Barfleur wird ein Mann erschossen. Philippe Lagarde übernimmt die Ermittlungen, doch er kommt nicht weiter. Niemand scheint etwas gesehen zu haben, auch die Nachforschungen im Umfeld des Opfers ergeben keine Hinweise. Dann stolpert Lagarde über einen anderen Todesfall im Wald von Fontainebleau. Auch dort wurde ein erschossener Mann aufgefunden. Zusammen mit seiner jungen Kollegin Nathalie Beaufort vergleicht Lagarde die beiden Fälle - und stößt auf einen Zusammenhang, der ihm den Atem stocken lässt ...  

Monsieur le Commissaire Philippe Lagarde ermittelt in seinem mysteriösesten Fall - ein Kriminalroman voller französischem Charme. 



Maria Dries wurde in Erlangen geboren und hat Sozialpädagogik und Betriebswirtschaftslehre studiert. Heute lebt sie in der Fränkischen Schweiz. Schon seit vielen Jahren verbringt sie die Sommer in der Normandie.

Milly-la-Forêt, Île-de-France


Im Herzen von Milly-la-Forêt erhob sich imposant das Château de la Bonde aus dem 13. Jahrhundert. Das mit einem Wappen und kunstvollen Bögen verzierte Gebäude wurde von zwei runden rot gezahnten Türmen flankiert. Zum Haupteingang, einem gewaltigen zweiflügligen Portal aus Eichenholz, gelangte man über eine steinerne Brücke, die den Fluss überspannte. Ganz in der Nähe lag ein rotes Backsteinhaus in einem großen bewaldeten Garten, der von einem Jägerzaun umschlossen wurde. Dort lebte das Ehepaar Mireille und Charles Deray.

Monsieur Deray saß am Esszimmertisch und frühstückte. Er hatte Crêpes gebacken und sie mit Puderzucker bestäubt, dazu trank er einen Café au Lait aus einer schwarzen Bol, die ein goldener Eiffelturm zierte. Zu seinen Füßen schlief sein Hund Filicia, eine schwarz-weiß gefleckte französische Bulldogge mit einem sanften Gemüt.

Als der Mann mit der kräftigen Statur und den sympathischen Gesichtszügen seine Mahlzeit beendet hatte, blätterte er die regionale Tageszeitung durch und las aufmerksam einen Artikel über den Strukturwandel im ländlichen Raum, der ihn sehr erboste. In manchen Ortschaften gab es nicht einmal mehr einen Bäcker oder eine Bar-Tabac.

Schließlich räumte er den Tisch ab und stellte das Geschirr in die Spülmaschine. Sein Tagesablauf war immer derselbe. Um neun Uhr machte er einen langen Spaziergang mit Filicia, anschließend nahm er einen kleinen Imbiss zu sich, danach arbeitete er an seinem aktuellen Manuskript. Charles Deray war Buchautor, und seine Biographie über den Maler und Schriftsteller Jean Cocteau war ein großer Erfolg gewesen. Der Künstler hatte in den sechziger Jahren die Kapelle Saint-Blaise-des-Simples, ein historisches Bauwerk in Milly-la-Forêt, neu gestaltet. Monatelang hatte das Werk auf den Bestsellerlisten gestanden. Das neue Projekt von Deray befasste sich mit der ehemaligen Künstlerkolonie von Barbizon im Wald von Fontainebleau. Zahlreiche Kunstschaffende, die der impressionistischen Malerei vorangegangen waren, hatten dort gelebt und gearbeitet. Aufgrund ihres kreativen Enthusiasmus hatten sie auch Wände und Teile des Mobiliars bemalt. Charles Deray war fest davon überzeugt, dass auch dieses Buch einen großen Kreis von interessierten Lesern erreichen würde.

Er zog Wanderstiefel an, setzte einen breitkrempigen Hut auf und pfiff nach seinem Hund, der schwanzwedelnd und vor Freude kläffend zu Hintertür rannte.

Die beiden drehten jeden Morgen die gleiche Runde. Auf Forstwegen und Trampelpfaden, die durch das riesige Waldgebiet von Fontainebleau verliefen, gingen sie zunächst in nördlicher Richtung und schlugen nach einigen Kilometern einen Bogen nach Westen. Unter den Baumkronen war es noch kühl, Tautröpfchen bedeckten die zarten Blätter der Heidelbeersträucher. Es roch nach frisch gesägtem Holz und Fichtennadeln. Vögel zwitscherten.

Deray leinte seinen Hund nie an, so dass Filicia munter hin und her lief, an Baumstämmen schnupperte und in der Erde nach Mäusen wühlte. Der Forst war ein Paradies für Wanderer, Kletterer und Reiter; Tausende von bizarren Sandsteinformationen lagen in diesem Märchenwald verstreut auf feinem weißem Sand. Das Meer hatte vor Urzeiten das Pariser Becken geflutet und eine eindrucksvolle Landschaft aus Stein und Sand zurückgelassen.

Derays Ziel war der »Zyklop von Fontainebleau«, eine einzigartige, zweiundzwanzig Meter hohe Skulptur, die aus dreihundert Tonnen Stahl bestand und mit Tausenden von Spiegeln überzogen war, die das Licht reflektierten. Fünfundzwanzig Jahre lang hatten Künstler wie Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely daran gearbeitet. Er thronte auf einer Lichtung zwischen Eichen, Fichten und Farnen. Wie die Gestalt aus der griechischen Mythologie hatte der Zyklop ein leuchtendes Einzelauge mitten auf der Stirn, das jeden Besucher anstarrte und ihn unwillkürlich in seinen Bann zog.

Monsieur Deray fand den Anblick magisch und war fasziniert von der Aura, die seiner Meinung nach positive Energie ausstrahlte.

Wie jeden Morgen bestieg er mit Filicia auf dem Arm das Kunstwerk. Er folgte einer Wendeltreppe, kletterte über Eisenstiegen vorbei an einem komplizierten Räderwerk und erreichte schließlich das Becken, das den Zyklop krönte und in dessen klarem Wasser sich das Blau des Himmels spiegelte. Daneben war in schwindelnder Höhe ein Eisenbahnwaggon installiert, zu dem man über einen Kettensteg gelangen konnte und der an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern sollte.

Um diese Zeit waren in dem Waldgebiet nur wenige Menschen unterwegs. Nirgends war jemand zu sehen, der Derays Gedankenwelt stören könnte.

Er betrat den Waggon und setzte Filicia behutsam auf die Holzdielen. Aus einem kleinen Fenster blickte er auf den Wald, der sich, so weit das Auge reichte, unter einem hohen Himmel erstreckte. Die Morgensonne warf goldene Punkte auf die Bäume und ließ sie über das Laubwerk tanzen. Diese friedliche Landschaft schenkte Monsieur Deray Inspiration und Ruhe. Er dachte über den Einstieg in sein neues Werk nach und hatte tatsächlich eine zündende Idee.

So sehr war er in seine Überlegungen vertieft, dass er ein Knirschen und Knacken irgendwo unter ihm überhörte.

Erst als Filicia die Ohren spitzte und bedrohlich zu knurren begann, sah er sie erstaunt an. Was hatte sie nur? Ihre Nackenhaare sträubten sich. Dann hörte auch er ein Geräusch. Der Steg quietschte leise. Jemand ging ihn entlang.

Deray runzelte verärgert die Stirn. Da näherte sich offenbar ein weiterer Besucher, der ihn beim Nachdenken stören würde. Hoffentlich ging er bald wieder. Er wollte allein sein. Aber weshalb war die Hündin so beunruhigt?

Plötzlich tauchte eine schwarz gekleidete Gestalt im Türrahmen auf, deren Füße in Springerstiefeln steckten, und verdunkelte das Innere des Waggons. Die Bedrohung, die von ihr ausging, war greifbar. Sie trug eine Sturmhaube und richtete eine Waffe auf ihn.

Deray erstarrte in der Bewegung und blickte in wasserblaue Augen, die ihn kalt fixierten. Er war vor Angst wie gelähmt. Verzweifelt versuchte er, um Hilfe zu rufen, doch kein Wort kam über seine Lippen.

Seine Hündin fletschte die Zähne, stürzte sich auf den Angreifer und packte ihn am Hosenbein. Brutal schüttelte er sie ab und schoss dreimal kurz hintereinander auf Deray.

Der Schriftsteller griff sich ans Herz, sein Gesicht wurde schneeweiß, und eisige Kälte durchströmte seinen Körper. Dann brach er zusammen. Reglos blieb er auf den Dielen liegen. Der Hund leckte über sein Gesicht und begann jämmerlich zu heulen.

Die schwarze Gestalt hastete über die Stiegen und Treppen nach unten, sah sich kurz um, rannte in den Wald und verschwand zwischen Baumstämmen.

Der Campingplatz »Les Trois Chênes« lag außerhalb von Milly-la-Forêt direkt am Fluss. Alte Weiden, deren Blätter in der Sonne silbrig glänzten, spendeten Schatten.

Caroline und Michel saßen auf einer Decke vor ihrem Zelt und frühstückten. Das Wasser für den Kaffee hatten sie auf einem Gaskocher erhitzt, Schoko-Éclairs, frisches Baguette, Käse und Obst hatten sie im kleinen Supermarkt gekauft. Während sie es sich schmecken ließen, beobachteten sie, wie eine Entenfamilie den Fluss durchquerte und im Schilf verschwand. Eine Gruppe von Kajakfahrern paddelte zügig an ihnen vorbei.

Das Pärchen – sie groß und schlank mit langen roten Haaren, er muskulös und dunkelhaarig – lebte und studierte in Paris. Sie hatten nach dem Prüfungsstress beschlossen, in ihren Semesterferien eine Woche in Fontainebleau zu verbringen und zu bouldern. Der Wald von Fontainebleau war das bekannteste Boulder-Gebiet der Welt mit einem Meer an unterschiedlich hohen Felsblöcken, von denen manche nach einem Tier benannt waren, zum Beispiel L’ Éléphant oder Le Cul de Chien. Vor drei Tagen waren sie angekommen und hatten bereits einige Parcours mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden gebouldert. Gestern hatte Caroline ...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2021
Reihe/Serie Kommissar Philippe Lagarde
Kommissar Philippe Lagarde
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alexander Oetker • Barfleur • Dupin • Frankreich • Frankreichkrimi • französische Küche • französischer Krimi • Jean-Luc Bannalec • Krimi • Kriminalroman • Länderkrimi • Lokalkolorit • Maria Dries • Normandie • Philippe Lagarde • Philippe Lagarde ermittelt • Remy Eyssen • Sophie Bonnet • Urlaubskrimi
ISBN-10 3-8412-2768-6 / 3841227686
ISBN-13 978-3-8412-2768-3 / 9783841227683
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