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Der Tod bleibt über Nacht (eBook)

Ein Krimi in Irland

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
240 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2809-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Tod bleibt über Nacht - Molly Flanaghan
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Hochzeit, Hass und grüne Hügel.

Die junge Fiona O'Connor hat alle Hände voll zu tun: Ihr kleines Bed & Breakfast ist ausgebucht, denn im idyllischen Ballinwroe wird geheiratet, und die Gäste des Paars haben sich bei Fiona einquartiert. Doch am Abend vor dem Fest wird die Großtante der Braut tot aufgefunden, erstochen mit einer Gartenschere. Während Inspector Aidan Connolly nach dem Mörder sucht und dabei selbst etwas zu verbergen hat, mischt Fiona sich sehr zu seinem Ärger in die Ermittlungen ein - und wirbelt alte Geheimnisse auf ... 

Ein Krimi voller liebenswerter Figuren vor der malerischen Kulisse der irischen Westküste.



Molly Flanaghan, geboren 1978, reiste vor Jahren während der Semesterferien mit dem Rucksack durch Irland und verliebte sich Hals über Kopf in das Land. Während einer zweiten Reise lernte sie ihren späteren Ehemann kennen, mit dem sie inzwischen in Deutschland lebt. Irland ist ihr zur zweiten Heimat geworden. Im Aufbau Verlag ist bisher ihr Kriminalroman 'Der Tag beginnt mit Mord' erschienen.

1


Einen Tag zuvor saß Fiona O’Connor im Frühstücksraum von Greenhill Cottage, ihrem kleinen Bed & Breakfast, sah durch die großen Panoramafenster nach draußen und ließ den Blick über die grün leuchtenden Wiesen zwischen kleinen Steinmauern und ihr Heimatdorf Ballinwroe gleiten.

Nur wenige Kilometer von den beeindruckenden Cliffs of Moher – den Aillte an Mhothair, wie sie auf Gälisch hießen – entfernt, schmiegte sich ihr Ballinwroe in eine vom Fluss über Jahrhunderte geformte Senke.

Der helle Frühstücksraum wurde von der fröhlichen Stimme ihrer Großcousine Hannah erfüllt, die aufgeregt über ihren Verlobten Collin erzählte. Morgen war der große Tag. Hannahs Hochzeit stand bevor – die erste Hochzeit, die Fiona in ihrem neu eröffneten Cottage ausrichten würde.

Es war Mitte Mai, was an der Westküste Irlands, nur wenige Meter von den tosenden Wellen des Atlantiks entfernt, alles bedeuten konnte, von peitschendem Regen und Temperaturen im einstelligen Bereich bis hin zu strahlendem Sonnenschein und lauen Abenden. An diesem Morgen trieb der Wind Wolken wie Spielbälle vor sich her, deren Umrisse von der immer wieder hervorblitzenden Sonne als Schatten auf die Wiesen und Felder geworfen wurden. Die See hatte ihre Launen, aber die Bewohner der Küste hatten über die Jahrhunderte gelernt, damit umzugehen.

Fiona liebte ihren Frühstücksraum im Obergeschoss des modernen und zunächst von allen Dorfbewohnern eher skeptisch beäugten Anbaus an ihrem Elternhaus. Aus Stein und Glas errichtet, schmiegte er sich doch erstaunlich gut an die alten Mauern des Cottage und bot Fionas Gästen bei ihren Mahlzeiten eben jenen atemberaubend schönen Ausblick über das Dorf, den Fluss und die Wiesen, wie sie ihn selbst gerade bewunderte.

Sie hoffte nur, dass die Wolken am nächsten Tag keinen Regen brachten. Wobei laut einem alten irischen Hochzeitssegen diejenige Braut glücklich sei, die vom Regen geküsst wurde. Fiona war sich nur nicht sicher, ob es auch sie glücklich machen würde. Denn vor ihrem Cottage hatten Handwerker in den letzten Tagen einen Holzboden verlegt und darüber ein großes Zelt aufgebaut. Ein wenig Regen von oben würde der Feier nicht schaden, aber in ihrem windigen Heimatdorf fielen die Tropfen nicht immer von oben, wahrlich nicht.

Außerdem würden das Brautpaar und die Gäste nach der Trauung in der kleinen Kirche des Dorfes zu Fuß den Hügel zum Greenhill Cottage erklimmen müssen. Immerhin hatte Fiona schon einen Haufen Regenschirme im Vorraum der Kirche gelagert. Es war immer besser, auf alles vorbereitet zu sein. Aber auch Regenschirme machten an der Küste nicht immer Sinn. Wenn sie vielleicht …

Die helle Stimme ihrer Cousine holte sie wieder in die Gegenwart zurück, und Fiona griff nach der Sticknadel, die sie in Gedanken hatte sinken lassen.

»… und dann musste ich einfach jemandem von Collins Antrag erzählen. Ich bin zu Aintín Moira gegangen, und sie hat zuerst ganz große Augen gemacht und dann gelacht und gesagt, ich sollte mir keinen Kopf machen, sie würde schon mit Dad sprechen und dass es nicht an ihm sei, sich gegen das Schicksal zu stellen. Das hat sie dann tatsächlich gemacht, und was immer sie ihm auch gesagt hat, es hat ihn zur Vernunft gebracht. Und jetzt stehe ich hier mit euch und besticke den Saum meines Hochzeitskleides!«

Fiona schaute belustigt in das vor Freude und Aufregung leuchtende Gesicht ihrer Großcousine Hannah O’Keefe. Fionas Familie und die der O’Keefes waren über so viele unterschiedliche Zweige miteinander verwandt, dass niemand sich noch die Mühe machte, die Verwandtschaftsverhältnisse genauer herauszufinden. Alle Familienmitglieder unter fünfzig bezeichneten einander schlicht als Cousine oder Cousin, alle Mitglieder über fünfzig wurden mit Tante oder Onkel angesprochen. Wahrscheinlich gab es viele irische Familien, die es ähnlich hielten.

Aintín Moira, also Tante Moira, saß mit Fiona und Hannah an den in der Mitte des Raumes zusammengeschobenen Tischen und lächelte leise. Mit ihren dreiundachtzig Jahren war sie das älteste noch lebende Familienmitglied, geliebt von den Jüngeren aufgrund ihres Humors und ihrer oft unkonventionellen Einstellungen, respektiert und ein wenig gefürchtet von den Älteren aufgrund ihrer Erfahrung und ihrer Ehrlichkeit. Die langen weißen Haare zu einem dicken Dutt geschlungen und gekleidet in ein schlichtes grünes Wollkleid, waren es vor allem ihre wachen hellblauen Augen, die auch jeden Fremden sofort erkennen ließen, dass er einer schlauen und trotz der vielen Falten und des gebeugten Rückens sehr aufgeweckten Frau gegenübersaß.

Moira lauschte der fröhlichen Stimme ihrer jüngsten Großnichte, während ihre von Altersflecken überzogenen Hände geschickt die feine Nadel durch den weichen Stoff stachen und ein feines Muster aus Blüten aufstickten.

»Wobei zurzeit eher meine und Fionas Hände mit dem Sticken beschäftigt sind, mein liebes Mädchen.«

Moiras Stimme war erstaunlich tief und voll, und Fiona sah, wie Hannah rot wurde und schnell wieder zu ihrer Nadel griff.

Es war eine alte Tradition, dass die Braut am Tag vor der Hochzeit mit Freundinnen oder Verwandten den Saum ihres Kleides bestickte – und Hannah hatte Fiona und Tante Moira gebeten, ihr dabei zu helfen.

Wahrscheinlich hatten schon vor langer Zeit genervte Brauteltern nach einem Weg gesucht, die nervöse und aufgeregte Braut für einige Stunden zu beschäftigen und aus dem Weg zu räumen, und hatten sich die Tradition einfach ausgedacht. Fiona schüttelte den Kopf. Sie sollte nicht so zynisch sein. Es war schön, das Kleid so zu verzieren, und sie genoss die Zeit mit den beiden Frauen. Hannah hatte sich ein Muster aus den Blumen gewünscht, die im Sommer die Cliffs von Moher bedeckten: Cat’s Ears und Sea Pinks – Ferkelkraut und Grasnelken. Und so stickten sie gemeinsam mit dem dünnen Garn aus Seide kleine Blüten auf das Kleid.

Die lange Liste der Dinge, die Fiona noch bis zum Mittag des nächsten Tages erledigen musste, wenn das Brautpaar nach der Kirche ins Greenhill Cottage kommen würde, um zu feiern, schob sie einfach zur Seite. Sie würde das schon schaffen, hatte in ihrer Zeit als Managerin eines der größten und elegantesten Hotels in Dublin schon ganz andere Feiern ausgerichtet. Aber dies war nun mal die erste Feier in ihrem eigenen Cottage, in ihrem kleinen Bed & Breakfast, und die erste Feier in ihrem Heimatdorf Ballinwroe, in das sie nach vielen Jahren aus Dublin zurückgekehrt war.

Und es war nicht irgendeine Hochzeit, sondern die ihrer Cousine Hannah mit dem reichen und begehrten Collin Murphy, dem einzigen Sohn und Erben der Familie Murphy. Die Murphys besaßen einen riesigen Hof im Süden des Landes, kamen aber ursprünglich auch von hier. Schon immer reich an Land und Erfolg, hatte schließlich Fergus Murphy, Collins Vater, in den letzten Jahrzehnten diesen Wohlstand durch geschickte und den Gerüchten nach oft auch skrupellose Geschäfte vervielfacht. Der Kauf eines der größten und berühmtesten Gestüte im Land hatte ihn endgültig bekannt gemacht. Bilder von ihm und seinen beiden Kindern bei den Galway Races, den größten Pferderennen des Landes, bei denen man regelmäßig Sieger aus seinem Reitstall bewundern konnte, gingen durch die Presse. Gerade Collin mit seinem guten Aussehen und seinem unbekümmerten Charme hatte es den Zeitungen angetan.

Die O’Keefes hingegen hatten vor Jahren ihren kleinen Hof außerhalb Ballinwroes aufgegeben und waren nach Dublin gezogen, wo sie sich in einem der vielen Vororte ein neues, wenn auch bescheidenes Leben aufgebaut hatten.

Und so hatte die Presse aus der Liebesgeschichte zwischen Collin und Hannah die Geschichte vom Prinzen und der armen Cinderella gemacht.

Es machte die Sache wahrlich nicht einfacher, dass es Collins Vater Fergus Murphy gewesen war, der damals den Hof der O’Keefes aufgekauft hatte. Die Stimmung zwischen den beiden Vätern war nicht sonderlich entspannt. Hannah war mit ihren Eltern und den drei Brüdern im Greenhill Cottage untergekommen. Auch Tante Moira hatte eines der Gästezimmer bezogen. Collin war mit seinem Vater und seiner Schwester Kelly im Hotel im Ort untergekommen, dem Ballinwroe Inn, wo auch alle anderen Gäste die Nacht verbringen würden. Collins Mutter war früh verstorben, und die resolute Kelly...

Erscheint lt. Verlag 17.1.2022
Reihe/Serie Fiona O'Connor ermittelt
Fiona O'Connor ermittelt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • Bed & Breakfast • Carola Dunn • Cosy Crime • Cozy Crime • Hercule Poriot • Hobbydetektivin • Hobbyermittler • Irland • Irland Krimi • Jean Goodhind • Krimireihe • Küste • Mags Blake • Mary Ann Fox • Mary L. Longworth • Miss Daisy • Miss Marple • Thomas Chatwin • weibliche Ermittlerin • Wohlfühlkrimi
ISBN-10 3-8412-2809-7 / 3841228097
ISBN-13 978-3-8412-2809-3 / 9783841228093
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