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RACHE (eBook)

Sammelband - Die komplette erste Staffel. Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
720 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-8531-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

RACHE - J. S. Frank
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Laura Stein ist eine Getriebene. Als Jugendliche ging die junge Kommissarin durch die Hölle und überlebte. Aber die Vergangenheit verfolgt sie bis heute. Unerbittlich jagt sie seit Jahren dem Gangsterboss Victor Hansen hinterher. Um ihn zu stellen, ist ihr jedes Mittel recht. Selbst wenn sie einen Mörder als V-Mann rekrutieren muss: Wolf Berger, Hansens ehemaliger Mann fürs Grobe, frisch aus der Haft entlassen. Kann Laura Wolf überzeugen, für die Polizei zu arbeiten? Und noch wichtiger: Kann sie ihm vertrauen? Denn die beiden verbindet ein dunkles Geheimnis ...

Dieser in sich abgeschlossene Sammelband enthält sechs Folgen der Thriller-Serie RACHE - knallhart, überraschend, nichts für schwache Nerven!

eBooks von beTHRILLED: Mörderisch gute Unterhaltung.



<p>J.S. Frank hat nach seinem Germanistik-Studium mehr als zwanzig Jahre für ein internationales Medien-Unternehmen gearbeitet. Seit 2013 ist er freier Autor mit einem ungebrochenen Faible für die anglo-amerikanische und französische Literatur. J.S. Frank ist ein Pseudonym des Autors Joachim Speidel, der mit seinen Kurzgeschichten bereits zweimal für den Agatha-Christie-Krimipreis nominiert war. RACHE ist nach SMASH99 bereits seine zweite Thriller-Serie bei »be«.</p>

1
WENN DU FRIEDEN WILLST …


MITTWOCH, 16. SEPTEMBER, 18:27 UHR


»Ich bin tot«, murmelte der Mann, der mit dem Rücken an der Wand auf dem fleckigen Bett saß.

Ganz langsam schob er sich den Lauf der Parabellum 08 in den Mund, während er die LKA-Beamtin Laura Stein mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.

»Was soll der Bullshit?«, sagte Laura. »Was, verdammt noch mal, machst du da?« Ihre Dienstwaffe, die sie mit beiden Händen umfasst hielt, war auf ihn gerichtet.

Seine Kiefer und Lippen begannen zu arbeiten, aber er brachte nur ein undeutliches Gurgeln hervor.

»Ich versteh kein Wort!«, bellte sie ihn an. »Kein einziges beschissenes Wort!«

Nur das Summen der fetten Stubenfliegen war in dem stickigen Zimmer zu hören.

Im nächsten Moment fing der Mann wieder an zu gurgeln.

Er hatte eine fleckige, löchrige Unterhose an. Ansonsten war er nackt. Sein Körper ein speckig glänzender Fleischberg mit Blutergüssen und Schürfwunden. Das Bett, auf dem er saß, ein schiefes Metallgestell mit einer Matratze, die so aussah, als wäre sie durch einen Abwasserkanal gezogen worden.

Laura verfluchte sich schon, überhaupt hergekommen zu sein. In dieses Drecksloch.

Sie kannte den Mann. Slatan Mihajlowić. Serbe. Nach dem Krieg auf dem Balkan war er als junger Mann nach Deutschland gekommen. Hatte mit Drogen gedealt und irgendwann das Zeug, das er vertickte, auch selbst geschluckt, geraucht, gespritzt. Hatte schließlich einen erfolgreichen Entzug gemacht. Und im Alkohol seinen neuen Seelentröster gefunden. Der hatte ganze Arbeit geleistet. Der ehemals schlanke Slatan war zu einem wund gelegenen See-Elefanten mutiert.

Laura spürte, wie die Spannung in ihr langsam nachließ. Vor nicht mal einer Minute hatte sie mit ihrem Kollegen Dennis Thienemann die Wohnung betreten. Die Tür war offen gewesen. Als sie die sonderbaren Geräusche hörten, wussten sie, dass hier etwas nicht stimmte. Sie hatten sich mit gezückten Waffen Zimmer für Zimmer vorgearbeitet und waren schließlich hier gelandet. Hier in diesem nach Pisse und Scheiße riechenden Zimmer.

»Ist der irre?«, flüsterte ihr Dennis zu. Er war fast zwei Meter groß. Ein ehemaliger Landesmeister im Zehnkampf. Eine imposante Erscheinung. Türrahmenfüllend. So leicht durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Außer durch Situationen, in denen er zur Waffe greifen musste. Dann wurde er zum Nervenbündel. Das wusste Laura nur zu gut.

Sie schüttelte den Kopf. Zu Slatan sagte sie: »Hör mal her, jetzt nimm mal ganz brav die Knarre aus deiner Futterluke und erzähl mir, was los ist. Einverstanden?«

Ein erneutes Gurgeln.

Laura verdrehte die Augen. »Falls du dich nicht mehr daran erinnern solltest, jetzt ganz langsam zum Mitschreiben: Du hast mich vorhin angerufen. Kurz vor meinem wohlverdienten Feierabend. Du wolltest mir was sagen. Was Dringendes. Also, was soll das Theater hier?«

Der Mann riss die wässrigen Augen auf, ließ sie von links nach rechts wandern, als müsste er sich erst vergewissern, dass nicht noch mehr Menschen hier im Zimmer standen, und klappte den Unterkiefer weit nach unten. Seine Hand zitterte, als er den Lauf der Parabellum aus dem Mund zog.

»Ich bin tot«, wiederholte er mit heiserer Stimme.

»Bist du nicht«, sagte Laura und schüttelte verärgert den Kopf. »Du siehst zwar aus wie eine verdammte Leiche, aber du bist nicht tot.«

»Doch«, sagte der Mann.

»Bist du nicht. Wenn du tot wärst, könntest du nicht reden, du Schwachkopf! Du bist nicht mal am Sterben. Du liegst hier nur in deinem eigenen Dreck und versuchst, mich zu verarschen.«

Sie wandte sich an Dennis und sagte: »Mach mal das Fenster auf. Hier stinkt es ja wie einem Schweinemastbetrieb.«

Dennis blickte stirnrunzelnd auf sie hinunter.

»Was ist?«, fragte Laura.

»Kennst du auch das Wörtchen ›bitte‹?«

Sie sah ihn stirnrunzelnd an. Atmete einmal tief durch und sagte: »Also gut, weil du’s bist: Machst du jetzt das Fenster auf? Bitte! Am besten heute noch.«

Dennis steckte seine Dienstwaffe weg und suchte sich einen Weg zum Fenster. Der Boden war übersät mit Müll. Mit leeren Dosen, Flaschen, Tetra-Paks, Pizzaschachteln, dreckigen Hosen, Unterwäsche, Laken, Essensresten.

Er öffnete das Fenster und putzte sich angewidert die Finger an seiner Hose ab. Es gab offensichtlich nichts in dieser Wohnung, was nicht dreckig oder schmierig war. Sie befand sich im elften Stock, der Feierabendverkehr war kaum zu hören, aber die abgasgeschwängerte Stadtluft drückte herein. Sie war immer noch besser als der abgestandene Mief hier im Zimmer. Er nahm einen tiefen Zug.

Die Sonne ging bald unter. Für Mitte September war es noch erstaunlich warm.

»Also, Slatan«, sagte Laura, die langsam ungeduldig wurde. »Jetzt mal raus mit der Sprache. Was hast du mir so Wichtiges zu erzählen.«

Slatan Mihajlowić starrte sie an, als müsste er erst mal in seiner Erinnerung graben, wer sie überhaupt war. Blut und Speichel liefen ihm am rechten Mundwinkel hinunter zu seinem Schwabbelkinn. Der Lauf der Waffe hatte seinen Gaumen aufgerissen oder ein Stück Zahnfleisch weggefetzt oder die Zunge aufgeritzt. »Ich … ich … ich glaube, ich wollte Sie sehen«, sagte er.

»Wen? Mich?«

Er nickte.

Laura knirschte mit den Zähnen. »Und jetzt hast du mich gesehen, Slatan. War’s das?«

»Ich wollte es Ihnen sagen. Die Sache mit den Stimmen.«

»Was für Stimmen?«

»Ich kann sie hören«, sagte Slatan. »Die Stimmen der Frauen.«

»Welche Frauen?«

»Die Frauen in dem Lastwagen.«

Laura Stein verkrampfte sich augenblicklich. Ihre Stimme war leise, als sie sagte: »Die Frauen – was sagen sie?«

»Sie rufen und schreien.«

»Was rufen sie und schreien sie?«

Er wollte ihr antworten, setzte immer wieder an. Jeder Atemzug war eine Anstrengung. Aber er brachte keinen Ton heraus. Ihm liefen auf einmal Tränen aus den Augen.

»Was rufen und schreien sie?«, wiederholte Laura.

»Sie haben Angst.«

»Wovor haben sie Angst?«

Slatans fetter, wabbliger Körper fing an zu wogen, als er zu schluchzen anfing. Er presste jedes Wort einzeln hervor: »Vor … dem … Tod.«

Laura steckte die Waffe weg und sagte diesmal mit mehr Nachdruck: »Was – sagen – die – Frauen?«

»Sie … ich weiß nicht. Ich will ihnen helfen. Aber ich kann nicht. Ihre Stimmen … ich höre immer ihre Stimmen … Tag und Nacht … ich halt’s nicht mehr aus.«

Dennis Thienemann trat neben Laura und blickte voller Verachtung auf Slatan hinab. »Dann haben wir ja was gemeinsam: Ich halte dein Geschwafel auch nicht mehr aus.«

»Dennis!«, fuhr Laura ihn an.

»Was ist?«

»Lass den Quatsch.«

Slatan starrte Dennis an, als hätte er ihn gerade eben zum ersten Mal in seinem Leben gesehen. »Wer … wer … ist das?«

»Mein Kollege, achte nicht auf ihn.«

»Mach nur weiter so«, fuhr Dennis Laura an. »Du wolltest vorhin doch, dass ich zu dem Arschloch hier mitkomme. Und jetzt bin ich hier, und es ist dir auch nicht recht.«

»Er soll gehen«, sagte Slatan zu Laura.

»Einen Scheiß tu ich«, sagte Dennis zu Slatan. »Du verdammter Wichser.«

»Geh«, sagte Laura.

Dennis schüttelte den Kopf. »Jetzt gibt der kleine Pisser schon Befehle. So weit kommt es noch.«

Laura sagte: »Bitte!«

Dennis verzog das Gesicht zu einem spöttischen Grinsen. Er deutete auf die Parabellum in Slatans Hand und sagte zu ihm: »Sag mal, Arschloch, funktioniert das Teil eigentlich noch, oder ist das nur ein Spielzeug?«

Slatan starrte Dennis mit tränennassem Gesicht an, hob die Waffe, steckte sich den Lauf in den Mund und drückte ab.

Die Kugel riss ihm den Hinterkopf weg, Knochenteile, Blut und Hirnmasse klatschten gegen die Wand über dem Bett und blieben dort als klumpiger roter Brei kleben.

Der Kopf fiel ihm auf die Brust. Die Hand sackte nach unten, der Lauf der Parabellum rutschte aus dem Mund, die Waffe landete in seinem Schoß.

Laura konnte einfach nicht glauben, was passiert war. Ihre Ohren dröhnten von dem Schuss. Korditgeruch vermischte sich mit dem Gestank im Zimmer.

Im nächsten Moment schrie sie: »Scheiße! Verdammte Scheiße!« Sie fuhr zu Dennis herum, stieß ihn an die Wand. Packte ihn am Kragen. Kam ganz nah an sein verblüfftes, erschrecktes Gesicht heran. Zischte ihn mit vor Wut zusammengebissenen Zähnen an: »Musste das sein?«

Dennis Thienemann sah zu ihr hinunter. Er war bleich geworden. Musste schlucken. Suchte nach Worten. Ihm fiel kein passendes ein.

Eine Stunde später. Die Sonne war gerade untergegangen.

Die Kripo hatte übernommen. Laura und Dennis machten ihre Aussagen und fuhren anschließend zurück ins Präsidium.

Lauras Hände hatten sich ins Lenkrad gekrallt, ihre Kiefermuskeln arbeiteten.

Sie fuhr unkonzentriert, sprunghaft. Beschleunigte rasant. Bremste schnell ab.

Als sie schließlich an einer roten Ampel halten musste, konnte sie nicht mehr an sich halten: »Was sollte das vorhin, verdammt noch mal?«, blaffte sie Dennis an. »Kannst du mir das sagen?«

»Was?«

»Was? Was? Was?«, äffte sie ihn nach.

»Machst du mir jetzt...

Erscheint lt. Verlag 27.8.2021
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Biker • Brutal • Bundle • Cop-Thriller • Frauenhandel • HART • LKA • Mafia • Menschenhandel • Organisiertes Verbrechen • Polizei • revenge • Rocker • spannend • Syndikat • Thriller • Unterwelt • Verdeckte Ermittlung • Vergeltung • Vergewaltigung • V-Mann
ISBN-10 3-7325-8531-X / 373258531X
ISBN-13 978-3-7325-8531-1 / 9783732585311
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