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Blutbringer (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
496 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99999-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blutbringer -  Paul Cleave
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Als die siebenjährige Alyssa entführt wird, setzt der aufrechte Polizist Noah Harper alles daran, sie zu befreien - und steigert sich dabei in einen hemmungslosen Blutrausch. Noah rettet das Mädchen, aber er übertritt eine Grenze und verliert alles. Seinen Job, seine Frau, seine Freunde. Und auch sich selbst. 12 Jahre später: Noah hat ein neues Leben begonnen. Ein unheilvolles Leben mit Geheimnissen, an die keiner rühren sollte. Wie aus dem Nichts erreicht ihn eine Nachricht, die schreckliche Folgen nach sich zieht. Alyssa ist wieder verschwunden. Um sie zu retten, muss Noah den Tod bringen ... nichts Neues mehr für ihn. Blut soll fließen!

Mit düsteren Thrillern begeistert Paul Cleave seine treue Fanschar, die Cleaves böse Helden liebt. Er lebt in Christchurch (Neuseeland), aber hat seine Frisbees schon in mehr als 40 Ländern geworfen. Seine Lesetouren gelten als legendär. Zahlreiche Preise und Nominierungen säumen den Weg von Paul Cleave, doch ihm ist vor allem eins wichtig: seine Fantasie von der Leine zu lassen und das nächste Buch zu schreiben.

Mit düsteren Thrillern begeistert Paul Cleave seine treue Fanschar, die Cleaves böse Helden liebt. Er lebt in Christchurch (Neuseeland), aber hat seine Frisbee schon in mehr als 40 Ländern geworfen, seine Lesetouren gelten als legendär. Zahlreiche Preise und Nominierungen säumen den Weg von Paul Cleave, doch ihm ist vor allem eins wichtig: seine Fantasie von der Leine zu lassen und das nächste Buch zu schreiben.

1


»Du wirst ihn umbringen«, sagt Drew.

Ich lehne meine Stirn gegen die Wand und starre zu Boden. Versuche, meine Atmung zu kontrollieren. Eine tote Kakerlake liegt neben einer Zigarettenkippe, die ich eigentlich in den Mülleimer werfen wollte. Ich reibe mir die Schläfen, um den Schmerz loszuwerden, aber er bleibt. Wie ein Splitter, der tief in meinen Schädel eingedrungen ist und sich entzündet hat. Und die einzige Möglichkeit, ihn loszuwerden, besteht darin, diesen Kerl zu schlagen, der gefesselt auf dem Stuhl sitzt. Und genau das tue ich jetzt. Ich schlage so fest zu, wie ich kann. Dann höre ich, wie etwas knackt, aber ich weiß nicht, ob es mein Finger ist oder sein Jochbein. Ich habe schon so oft zugeschlagen, dass meine Hand höllisch wehtut, aber sein Gesicht schmerzt bestimmt noch viel mehr. Sein linkes Auge ist zugeschwollen und ganz violett, seine Nase gebrochen, seine Unterlippe aufgeplatzt. Überall Blut und zerfetzte Haut. Trotzdem grinst dieser Mistkerl mich immer noch höhnisch an. Auf eine Art, die auch jeden anderen provozieren würde, sein Gesicht zu Brei zu hauen. Leider konnte ich ihm das Grinsen noch nicht austreiben. Ich hab es bloß geschafft, mir die Knöchel aufzuschlagen.

Drew legt mir eine Hand auf die Schulter, und ich schiebe sie weg.

»Lass mich«, sage ich zu ihm.

Er legt die Hand erneut auf meine Schulter und schaut mir in die Augen. Mit Drew bin ich schon seit meiner Kindheit befreundet. Wir sind zusammen aufgewachsen, haben Mädchen über den Schulhof gejagt, sind auf Bäume geklettert und angeln gegangen. Als wir älter wurden, sind wir Polizisten geworden und waren jeweils der Trauzeuge des anderen. Wenn er nicht sofort seine Hand von meiner Schulter nimmt, werde ich sie ihm brechen.

»Das bist du nicht, Noah. So was tun wir nicht.«

Er hat recht. Das bin ich nicht. Trotzdem stehen wir hier. Er nimmt die Hand von meiner Schulter.

»Verdammt noch mal, Noah, ich kann nicht zulassen, dass du ihn totschlägst.«

Drew schaut mich mit einer Mischung aus Verwirrung und Panik an. Am liebsten wäre er gar nicht hier. Mir geht’s genauso.

»Du solltest besser gehen.«

»Aber …«

Ich verpasse dem Kerl auf dem Stuhl noch einen Schlag. Blut und Schweiß sprühen durch die trockene Luft, und das Geräusch des Schlags verhallt im Raum. Ich rieche Holz und Blut und Schweiß. Der Kerl spuckt einen Schwall rötliche Flüssigkeit auf den Boden und schüttelt den Kopf. Setzt wieder dieses Grinsen auf, und mir dreht sich der Magen um.

»Mein Vater wird dich in den Knast bringen«, sagt er. Sein Name ist Conrad. Ich bin mit ihm aufgewachsen, wie ich auch mit Drew aufgewachsen bin. Aber bei Conrad und mir war es anders. Wir waren nie befreundet. Wir hatten überhaupt nichts miteinander zu tun. Mit einem wie Conrad willst du nichts zu tun haben. Er ist ein selbstsüchtiger Drecksack. Total übergriffig und ohne jede Moral. Einer, vor dem die Frauen einander warnen, einer, dem man aus dem Weg geht, indem man die Straßenseite wechselt.

Außerdem ist er der Sohn des Sheriffs.

»Du solltest dir lieber über deine Zukunft Gedanken machen, nicht über meine«, sage ich.

Er spuckt wieder aus. »Ich hab dir doch schon gesagt, ich weiß nicht, wo sie ist.«

Ich laufe im Büro auf und ab. Die Fenster sind geschlossen. Es ist nicht bloß zu warm, es ist brütend heiß. Meine Klamotten sind feucht. Sie kleben an meinem Körper. Der Holzfußboden ist blank vom nervösen Hin und Her all der Vorarbeiter, die in diesem Raum genauso herumgetigert sind wie ich. Die Holzbohlen knarren unter meinen Füßen. Conrad ist hier der aktuelle Vorarbeiter. Die Möbel im Büro sind so alt, dass sie als Prototypen durchgehen könnten. Der erste Schreibtisch, der jemals gebaut wurde, der erste Aktenschrank – meine Güte, sogar der Computer sieht so aus, als hätte man ihn schon bei der Entschlüsselung des Enigma-Codes eingesetzt. An der Wand wurde ein Fernseher festgeschraubt, der mit seinem runden Bildschirm wie ein Goldfischglas wirkt. Die Decke ist mit Fliegendreck übersät, und die Ablagen auf dem Schreibtisch quellen vor Papierkram über. Meine Kopfschmerzen werden immer schlimmer, und mein Magen rebelliert. Mir gefällt überhaupt nicht, in welche Richtung das hier läuft. Ich wünschte, wir könnten alles rückgängig machen.

Geht aber nicht.

Ich muss weitermachen.

Für das Mädchen. Für Alyssa.

Ich baue mich vor ihm auf. »Wo ist sie?«

»Ich will meinen Anwalt sprechen«, sagt er.

Drew stellt sich zwischen uns. Er drückt eine Hand gegen meine Brust, die andere liegt auf dem Griff seiner Pistole, die noch im Halfter steckt. Ich frage mich, ob er sie benutzen will, ob er es über sich bringen würde. Ich hätte ihn nicht in die Sache reinziehen sollen. »Lass uns mal rausgehen und reden«, sagt er.

Ich starre ihn kalt an. Dann lenke ich ein. Wir gehen raus und schauen in die Fabrikhalle hinab. Ich lege meine Hand auf das Eisengeländer. Ein paar Lichter sind eingeschaltet, aber sie bewirken nicht viel. Ihr Licht verliert sich in der riesigen Halle. Ich kann gerade mal zwanzig Meter weit sehen. Dort unten im Zwielicht stapeln sich Baumstämme in langen, geraden Reihen. Draußen, hinter den staubigen Fenstern, herrscht absolute Dunkelheit. Ich lehne mich gegen das Geländer, damit ich Drew ins Gesicht sehen kann, während er die Tür hinter sich schließt. Durch ein Fenster kann ich Conrad im Blick behalten. Er beobachtet uns.

Drew spricht mit leiser Stimme. »Selbst wenn er sie hat, wird er nicht reden.«

Ich löse den obersten Knopf meines Hemds. Es ist mit Blut bespritzt. Die Luft hier ist stickig. Nachts wird das Sägewerk heruntergefahren. Die Klimaanlage ist abgeschaltet.

»Wird er«, sage ich, um Alyssas und auch um meinetwillen. Es gibt keinen Weg zurück. »Er muss.«

Drew schüttelt den Kopf. »Wir können ihn nicht noch weiter verprügeln. Vor allem, weil wir gar nicht wissen, ob er sie wirklich hat.«

»Er hat sie«, sage ich. »Ich weiß, dass er sie hat.«

»Weißt du nicht. Du hast keine Beweise. Du glaubst es nur, willst es glauben. Aber wenn du falschliegst, dann stecken wir in der Scheiße.« Er stöhnt laut auf und schaut zur Decke, als ob da oben eine Antwort oder ein Ausweg zu finden wäre. »Verdammt, Noah«, sagt er. »Selbst wenn wir recht haben, stecken wir in Schwierigkeiten. Selbst wenn er jetzt sofort alles gesteht, wird er ungeschoren davonkommen. Du weißt ganz genau, dass kein Richter der Welt ihn verurteilen wird. Nach dem, was wir hier veranstaltet haben.«

»Damit befassen wir uns später. Zuerst müssen wir Alyssa finden. Wir haben schon so viel erreicht. Das darf nicht umsonst gewesen sein.«

»Ich wünschte, ich könnte sagen, dass du mich dazu überredet hast. Aber das wäre naiv.«

»Ich kann ihn zum Reden bringen.«

Er schüttelt den Kopf. »Wir sind hier fertig. Wir müssen ihn jetzt ordentlich und korrekt festnehmen. Damit wir nicht in der Zelle neben ihm landen.«

»Wenn wir ihn auf die Wache bringen, wird er nie reden. Wie du schon sagtest, niemand wird ihn verurteilen. Wir kämen nicht mal bis zur Anklage. Wenn wir sie finden wollen, müssen wir hier weitermachen, das ist die einzige Möglichkeit.«

»Das dürfen wir nicht«, sagt Drew.

Ich nicke. Dann schüttle ich den Kopf. Ich atme langsam und hörbar aus. Meine Kopfschmerzen gehen nicht weg. Sie pochen unter meiner Schädeldecke. Ich schließe die Augen und massiere meine Schläfen. »Mensch, Drew, ich hab’s vermasselt. Ich hab’s total vermasselt.«

Er legt eine Hand auf meine Schulter. »Vielleicht gibt’s ja eine Möglichkeit, das wieder geradezubiegen. Aber dazu müssen wir den Sheriff rufen. Er wird nicht gerade erfreut sein, aber …«

Ich lasse eine Handschelle um sein Gelenk zuschnappen, die andere um das Geländer.

»Scheiße, Noah, was soll das?«

Ich ziehe meine Waffe und ziele auf ihn. Es ist nicht nötig, dass wir beide unsere Karriere versauen. Wir können das nicht durchziehen. Aber ich kann es. »Ich nehme alles auf meine Kappe. Ich sage ihnen, du wolltest mich aufhalten.«

»Noah …«

»Ich brauche deine Waffe und deine Schlüssel.«

»Tu das nicht, Kumpel.«

»Her damit.«

»Und wenn nicht?«

Ich antworte nicht. Ich werde ihn nicht erschießen, das weiß er. Er seufzt. Es fällt mir schwer, den enttäuschten Gesichtsausdruck meines besten Freundes zu ertragen. Er zieht die Pistole, legt sie auf den Boden und kickt sie zu mir rüber. Dann wirft er mir die Schlüssel zu. Ich schiebe die Waffe über den Rand der Brüstung und höre den Aufprall. Ich lasse die Schlüssel nach unten fallen und verlange sein Handy. Er wirft es mir zu. Ich stecke es in meine Tasche.

»Das wird nicht gut für dich enden«, sagt er.

»Weiß ich.«

Ich gehe zurück ins Büro. Schließe die Tür. Conrad grinst mich an. »Tick, tack«, sagt er.

»Was zum Teufel soll das heißen?«

Er spuckt auf den Boden, wo sein Blut mittlerweile ein Muster bildet, das ein Psychiater vielleicht interessant finden würde. »Das bedeutet, dass mein Vater bald hier auftaucht. Und ihr könnt euch denken, was er dann mit euch macht. Jede Wette, dass er euch ungespitzt in den Boden rammt.«

»Sag mir, wo sie ist.«

»Du klingst wie ’ne kaputte Schallplatte.«

»Wir haben ihr Haarband gefunden.«

»Welches Haarband?«

»Das sie verloren hat, als sie entführt wurde. Deine Fingerabdrücke sind drauf. Es hat mich auf deine Spur gebracht, Conrad.«

Er sagt nichts dazu.

»Ich hab vorhin einen Blick in deinen Wagen geworfen, der draußen auf dem Parkplatz steht. Ihre...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2021
Übersetzer Robert Brack
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Whatever it Takes
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Buch • Fitzek Buch • Horror Bücher • Kidnapping • Krimis Neuerscheinungen 2021 • Organhandel • Psychothriller • Rache • Roman • Schweigen der Lämmer • Sebastian Fitzek • Serienkiller • Serienmörder • Thriller • Thriller Krimi • Thriller Neuerscheinungen 2021 • Thriller Taschenbuch
ISBN-10 3-492-99999-9 / 3492999999
ISBN-13 978-3-492-99999-1 / 9783492999991
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