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Parceval - Zwischen den Fronten (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
480 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-26034-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Parceval - Zwischen den Fronten - Chris Landow
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Auf der Suche nach seiner Schwester ist Ralf Parceval jedes Mittel recht ... selbst wenn er dafür einem gefährlichen Terroristen zur Flucht verhelfen muss!
Ralf Parceval hat fünfzehn Menschenleben auf dem Gewissen. Nach deutscher Rechtsauffassung ist er ein Mörder. Nach seiner eigenen Rechtsauffassung ist er ein Versager. Denn er hat die falschen Männer erwischt.
Ein halbes Jahr nach seinem Gefängnisausbruch ist der Ex-Bundespolizist noch immer auf freiem Fuß. Doch sein Fahndungsplakat hängt in allen Polizeidienststellen. Als er erfährt, dass seine Schwester Birgit und deren Tochter, die in Afghanistan verschleppt wurden, mittlerweile in den Händen des IS sind, lässt er sich auf einen lebensgefährlichen Deal ein: Er soll den deutschen Terroristen und IS-Kommandeur Nils Walau aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Leipzig befreien, in das er ihn selbst gebracht hat. Gelingt es ihm, kommen seine Schwester und seine Nichte frei. Versagt er, sterben sie ...

Alle Bände der Reihe:
PARCEVAL - Seine Jagd beginnt
PARCEVAL - Auf der Flucht
PARCEVAL - Spiel mit dem Feuer
PARCEVAL - Zwischen den Fronten

Alle Bände sind eigenständige Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Chris Landow ist das Pseudonym eines erfolgreichen deutschen Bestsellerautors, dessen Romane sich über eine Million Mal verkauft haben und in ein Dutzend Sprachen übersetzt wurden. Mit »Parceval« legt er die actiongeladene Thrillerreihe um Ex-Bundespolizist Ralf Parceval vor.

1


Die Dealer hatten ein intelligentes Verkaufssystem entwickelt. Wenn man es von ihrem Intelligenzniveau aus betrachtete. Von Parcevals Niveau aus war es nur einen Schritt weit von totaler Amateurhaftigkeit entfernt. Nicht, dass Parceval sich darüber beklagt hätte. Es machte es ihm leichter, die Dealer auszurauben. Allerhöchstens fühlte er eine leichte Empörung, dass derartige Geistesakrobaten mit ihrem Tun auch noch Geld verdienten.

Der Umschlagplatz war eine weitläufige Straße mit ausreichend Parkplätzen, Grünstreifen und Alleebäumen, die sich in ein lichtes Labyrinth aus modernisierten Plattenbauten hineinfraß. Das Straßenschild wies sie als Ringstraße aus, aber das war sie nicht, wie Parceval bei der Ortserkundung festgestellt hatte. Erst ihre Anbindung mit einer Umgehungsstraße, die im Nordosten am Viertel vorbeiführte, schloss den Halbkreis zu einem echten Ring.

Wenn man der Umgehungsstraße den Rücken kehrte und nach Südwesten schaute, konnte man die Lichter der Rostocker Innenstadt bei Nacht erkennen. Das Viertel lag höher als der Rest der Stadt und bot einen guten Blick über den Hafen und das Zentrum. Zu DDR-Zeiten war das vermutlich der Grund gewesen, die Siedlung aus dem Boden zu stampfen und mit den damals als modern und luxuriös empfundenen Plattenbauten zu verschandeln. Dierkow musste ein gehobenes Wohnviertel gewesen sein. Lange her. Es sah zwar so aus, als hätte das Image des Viertels die Talsohle durchschritten und die Bemühungen von Stadtverwaltung und Quartiermanagement, die soziale Situation zu heben, einigen Erfolg. Aber Zonen wie die, in der sich die scheinschlauen Dealer eingerichtet hatten, gab es noch immer.

Parceval waren die Verhältnisse in der Hansestadt nicht unbekannt. Seit einem Vierteljahr war er immer wieder hier gewesen und hatte vom Hafen aus die Stadt erkundet. In der Regel nachts, wenn die braven Bürger schliefen und die weniger braven Bürger aus der Deckung hervorkamen. Er hatte keine Zeitungslektüre oder Sozialvorträge gebraucht, um zu verstehen, wie Rostock tickte. Er hatte offene Augen und Ohren und genug Erfahrung als ehemaliger Bundespolizist. Und die Dunkelheit der Nacht konnte aufschlussreicher sein als jede mittägliche Helligkeit, wenn man wusste, wo und wie man hinschauen musste.

Die Plattenbausiedlung bestand aus langen und noch längeren Häuserzeilen. Fünfstöckige Bauten ohne jede architektonische Finesse, aneinandergeklebte Schuhschachteln mit Flachdächern und farblich abgesetzten Fassaden, die am Tag nicht fröhlicher wirkten als bei Nacht. Sie umfassten – zusammen mit den Nachbarzeilen oder aufgrund ihrer eigenen Bauweise – großflächige, begrünte Innenhöfe. Aus der Luft hätten die meisten Bauten vermutlich wie die ersten Versuche eines Abc-Schützen ausgesehen, Buchstaben und Satzzeichen zu schreiben – hier ein langgestrecktes S, dort ein gestauchtes G, da ein kantiges Fragezeichen.

Die Dealer benutzten zwei Wohnungen in einem der G-förmigen Gebäudekomplexe. Beide lagen im Erdgeschoss, was für die Arbeitsweise der Dealer eine Notwendigkeit darstellte. Eine Wohnung lag direkt an der Ringstraße, die andere auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofs an einem Netz aus Seitenstraßen, Spazierwegen und Verbindungspfaden.

Wer bei den Dealern kaufen wollte, sprach zunächst eine Gruppe aus jungen Männern an, die auf dem Grünstreifen vor der ringstraßenseitigen Wohnung herumlungerten. Er gab eine Order auf – Ecstasy, Amphetamine, Kokain, Gras oder was auch immer. Wenn er das Vertrauen der jungen Männer erlangt hatte, erhielt er zur Antwort, was gerade im Angebot war und zu welchen Preisen. Geld wechselte den Besitzer und wurde von einem der jungen Männer in die zweite Wohnung gebracht – durch einen Durchgang hindurch und über den Innenhof, während seine Kumpane den prospektiven Kunden wie freundschaftlich in ihre Mitte nahmen. In der zweiten Wohnung überprüfte ein Spezialist das Bargeld und erteilte sein Okay. Der Bote kam zurück, und sofern der Kunde koscher war, brachte ihn ein anderer junger Mann in die erste Wohnung, wo die Ware übergeben wurde. Der Kunde setzte sich dann durch den Hinterausgang des Gebäudes zum Innenhof hin ab und verschwand.

Auf diese Weise war wenigstens das durch den Verkauf eingenommene Geld sicher, selbst wenn die Polizei die Wohnung stürmte, in der die Drogen vorgehalten wurden. Die eigentlichen Drogenumschlagplätze fielen irgendwann immer auf, entweder einem aufmerksamen Nachbarn oder den Recherchen der Fahnder. Der Verlust der Ware und des dortigen Verkaufspersonals war für die eigentlicher Dealer verschmerzbar, da sich meist nur geringe Drogenmengen in der Wohnung befanden und das verhaftete Fußvolk leicht ersetzt werden konnte. Das Führungspersonal hielt sich in der Wohnung mit dem Geld auf und zählte nach jedem Verkauf begeistert aufs Neue die Scheine. Wenn die Drogenfahnder tatsächlich die »Verkaufswohnung« hochnahmen, blieb den Bossen genügend Zeit, sich aus der separaten »Bankwohnung« abzusetzen.

Parceval ging davon aus, dass das Führungspersonal aus nicht mehr als zwei Leuten bestand. Das Unternehmen, das er hier vor sich hatte, warf mit Sicherheit nicht genug ab, um mehr Kapos zu finanzieren. Dealer führten einen aufwendigen Lebensstil, und die Anzahl der Chefs richtete sich nach der Höhe des Umsatzes ihres »Betriebs«.

Beide Kapos würden in der Wohnung mit der Kasse sein. Zwei gegen einen. Wahrscheinlich befand sich noch ein Bodyguard bei ihnen. Drei gegen einen. Mehr Gegner erwartete Parceval nicht. Die Wohnung mit der Kasse durfte unter keinen Umständen auffallen, auch gegenüber den restlichen Hausbewohnern. Eine Anhäufung nicht unbedingt vertrauenerweckend aussehender junger Männer Nacht für Nacht in einer Wohnung war aber das Gegenteil von unauffällig.

Drei gegen einen. Drei Männer, die sich in der falschen Sicherheit von Schmalspurverbrechern wiegten, deren Geschäft nicht groß genug war, um die Feindschaft mächtigerer Gruppierungen herauszufordern, und die wussten, dass die Drogenfahnder immer zuerst »Halt, stehen bleiben, Polizei!« riefen, bevor sie Gewalt anwendeten. Drei Dealer, die zögern würden, zu ihren Schusswaffen zu greifen, weil Schüsse in einer Plattenbauwohnung erst recht das Gegenteil von unauffällig waren.

Drei Gegner, die von Anfang an keine Chance hatten.

Parceval wartete im Innenhof des G-förmigen Gebäudes, bis ein Geldbote des Wegs kam. Verstecke, um sich auf die Lauer zu legen, gab es reichlich: Bäume, Büsche, zwei Tonnenhäuschen. Eine leichte Frühlingsbrise ließ das Gebüsch rascheln, sodass man sich nicht einmal besonders stillhalten musste. Der gesamte Gebäudekomplex war dunkel und still. Es war kurz nach Mitternacht. Nur wenige Fenster waren noch erleuchtet, hinter den meisten davon flackerte das blaue Licht eines Fernsehers.

Parceval huschte dem Boten hinterher, als dieser durch die Hintertür des Blocks war, in dem sich die Kassenwohnung befand. Er riss die Hintertür auf, lief die paar Treppenstufen zum Erdgeschoss hinauf und erreichte den Boten, als ihm gerade die Kassenwohnung von innen geöffnet wurde. Er packte den Boten im Genick, griff nach seinem rechten Handgelenk, drehte ihm den Arm auf den Rücken und schob ihn vor sich her in die Wohnung und direkt in den Bodyguard hinein, der die Tür geöffnet hatte.

Alles, was es jetzt brauchte, waren Tempo und äußerste Rücksichtslosigkeit. Der Bote war bereits hilflos. Er musste ihm nur noch mit einem Ruck das Schultergelenk ausrenken und ihn gleichzeitig mit dem Kopf voran mit voller Wucht gegen einen Türrahmen stoßen. Der Bote prallte zurück und war schon besinnungslos, als Parceval ihn losließ und zu Boden gleiten ließ. Der Bodyguard war aus dem Gleichgewicht geraten und sah sich am Vorderteil seines Hoodies gepackt, noch während er mit den Armen ruderte. Parceval zog ihn zu sich heran und gab ihm einen Kopfstoß, genau bemessen, genau auf die Nasenwurzel, zwei Bewegungen aufeinander zu, die sich im Aufprall des dicksten Knochens im menschlichen Körper auf einen der dünnsten entluden. Der Bodyguard faltete sich genauso wie der Geldbote zusammen und war aus dem Rennen, noch bevor Parceval seinen Hoodie wieder losließ. Er streckte sich im Flur aus, der Hoodie rutschte nach oben und enthüllte eine Pistole in seinem Hosenbund. Parceval zog sie heraus. Eine Tokarew TT-33, mattsilbern, kantig, schmal, schwarze Plastikschalen am Griff mit eingraviertem Sowjetstern. Eine Antiquität, die schon überaltert gewesen war, als die Nationale Volksarmee nach der Wiedervereinigung aufgelöst wurde und ihre Waffenbestände im Wert von Hunderttausenden von D-Mark durch die Hintertür verschwanden. Die Waffe sprach Bände, welche Stellung die Dealer hier auf dem Drogenmarkt innehatten: Schmalspurverbrecher war vermutlich noch geschmeichelt. Parceval spannte die Tokarew und spürte den Widerstand einer schlecht gewarteten und gereinigten Mechanik. Die Tokarew war umständlich zu zerlegen, die Feder neigte dazu, einem ins Gesicht zu springen und sich gegen das Wiedereinsetzen zu sträuben, und man musste mehrere bewegliche Teile exakt übereinander halten, um die Waffe wieder zusammenzusetzen. Parceval hasste es, mit einer schlecht gewarteten Waffe zu hantieren. Man wusste nie, ob man sich im Ernstfall darauf verlassen konnte. Aber er würde hier ohnehin nicht schießen; er musste die Dealer nur davon überzeugen, dass er nicht davor zurückschrecken würde.

Der Flur war nicht möbliert. Parceval ging davon aus, dass das für alle anderen Räumlichkeiten ebenfalls galt. Die Dealer würden nur für nötigste Ausstattung gesorgt haben, in dem Zimmer, in dem sie über die Kasse wachten. Wahrscheinlich das...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2022
Reihe/Serie Ralf Parceval
Ralf Parceval
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2022 • Actionthriller • Afghanistan • auf der Flucht • Bestsellerautor • Deutscher Thriller • eBooks • Erpressung • Gefängnisausbruch • Hinterhalt • IS-Terroristen • Jack Reacher • Lee Child • Leipzig • Linus Geschke • Neuerscheinung • Politthriller • Rache • Seine Jagd beginnt • Selbstjustiz • Stirb Langsam • Tannenstein • Taschenbuch Neuerscheinung 2022 • Thriller
ISBN-10 3-641-26034-5 / 3641260345
ISBN-13 978-3-641-26034-7 / 9783641260347
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