Lady Hardcastle und ein mörderischer Markttag (eBook)
384 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-27121-3 (ISBN)
Gloucestershire 1909: Lady Hardcastle, Hobbydetektivin und Exzentrikerin durch und durch, genießt die Ruhe auf dem Land. Bis der örtliche Viehzüchter Spencer Caradine beim Mittagessen im Pub tot umfällt und mit dem Gesicht mitten in einer der berühmten Rindfleisch-Champignon-Pasteten landet. Wieder einmal ist es die Aufgabe von Lady Hardcastle und ihrer Zofe Florence, das Geheimnis um die Todesursache zu enträtseln.
Bewaffnet mit Witz und Verstand - und natürlich mit Florences gemeinem rechten Haken -, machen sich die beiden Damen daran, herauszufinden, was wirklich passiert ist. Ist der Bauer eines natürlichen Todes gestorben oder war womöglich Gift im Spiel? Je tiefer Lady Hardcastle und Florence graben, desto mehr Familienmitglieder und Freunde der Spencers scheinen plötzlich ein Motiv zu haben ...
»Diese Reihe gehört mit Sicherheit zu den besten historischen Wohlfühlkrimis, die ich bis dato gelesen habe.« The Book Decoder
Lesen Sie auch die anderen Fälle des charmanten Ermittlerduos wie zum Beispiel »Lady Hardcastle und der tote Reporter« oder »Lady Hardcastle und der Mord am Meer«.
T E Kinsey wuchs in London auf und studierte Geschichte an der Universität Bristol. Er schrieb einige Jahre lang als Journalist für Zeitschriften und Magazine, bevor er der glamourösen Welt des Internets verfiel und bei einer sehr bekannten Unterhaltungswebsite arbeitete. Nachdem er dabei half, drei Kinder großzuziehen, Tauchen lernte und sich beibrachte, Schlagzeug und Mandoline zu spielen, beschloss er schließlich, dass es an der Zeit ist, zum Schreiben zurückzukehren. Zum Glück - denn seine Reihe um die exzentrische Hobbydetektivin Lady Emily Hardcastle und ihre tatkräftige Zofe Florence Armstrong wurde ein Megahit.
1
Ich war überglücklich, als Lady Hardcastle an einem wunderbaren Frühlingsmorgen endlich sagte: »Flo, meine Liebe, wie wär’s mit einem schönen Mittwochsspaziergang?«
Es war ein harter Winter gewesen. Zunächst war Lady Hardcastle anscheinend schnell von den Schüssen im letzten Sommer genesen, aber nach einem weiteren gefährlichen Abenteuer im Herbst hatte sie einen ernsten Rückfall erlitten, und erst jetzt, im noch jungen Frühling des Jahres 1909, waren ihr Körper und ihre Seele ausreichend verheilt, dass sie sich in der Lage fühlte, unsere Spaziergänge rund um unser Heim in Gloucestershire wiederaufzunehmen.
»Sehr gern, Mylady«, antwortete ich also und stand auf. »Ich hole Ihren Mantel.«
»Und Stiefel, Hut, Handschuhe und Gehstock bitte, meine Liebe«, rief sie mir auf meinem Weg in die Eingangshalle hinterher. »Und außerdem ein Fläschchen Brandy. Und …«
Ich kehrte mit den gewünschten Gegenständen zurück. »Soll ich Sie vielleicht auch noch huckepack nehmen, Mylady?«
»Na, das ist doch mal eine gute Idee! Aber das wird vielleicht zu viel für dich, wir müssen nämlich auch noch kurz im Dorf vorbeigehen und ein bisschen einkaufen.«
Schön, dass sie wieder ganz die Alte war.
Wir gingen die Straße Richtung Dorfplatz hinunter. Die Bäume trieben bereits aus, und ich war noch immer vollkommen unfähig, irgendeinen davon zu identifizieren. Die Sonne war noch schwach und konnte keine nennenswerten Plusgrade erzeugen, aber es lag ohne jeden Zweifel die Verheißung des kommenden Sommers in der Luft.
Wir gingen langsam, und Lady Hardcastle stützte sich stärker auf ihren Stock, als ich es erwartet hätte – ihre Wunde war nun bereits seit einer ganzen Weile verheilt. Außerdem hatten wir die schonenden Übungen gemacht, die wir damals in China gelernt hatten. Sie sollten ihr Kraft und Beweglichkeit zurückbringen.
»Dürfte ich Ihnen eine persönliche Frage stellen, Mylady?«, fragte ich, als wir um die letzte Kurve bogen und der Dorfanger in Sicht kam.
»Was für eine seltsame Frage. Natürlich darfst du.«
»Dieser Stock – wie sehr brauchen Sie den eigentlich wirklich?«
»Beim Gehen? Fast gar nicht. Ich bin topfit, meine Liebe, wie ein junger Hüpfer.«
»Und trotzdem …?«
»Ach ja. Na ja. Also. Weißt du, es ist doch so. Ich habe noch immer das Gefühl, dass ich ihn brauche. Als Requisit, verstehst du?«
»Nicht ganz, Mylady, nein. Wenn er Ihnen nicht beim Gehen hilft, wofür ist er dann gut?«
»Die Leute sind über die letzten Monate so nett und fürsorglich gewesen, dass ich mir wie eine Betrügerin vorkommen würde, wenn ich plötzlich wie ein Schulmädchen ins Dorf gehüpft käme. Ich habe den Eindruck, dass ich etwas brauche, was die Menschen darin bestärkt, dass ihre Sorge tatsächlich begründet war und es mir genauso schlecht ging, wie sie dachten.«
»Sie wären fast gestorben. Ist das nicht schlecht genug?«, fragte ich entrüstet. Ich erinnerte mich lebhaft an die durchwachten Nächte an ihrem Bett, in denen ich mich mit ihrem Bruder Harry abgewechselt und wir uns gefragt hatten, ob sie jemals wieder aufwachen würde.
»Ja, Liebes, natürlich«, entgegnete sie und tätschelte mir mit der freien Hand den Arm. »Aber die Leute haben mich ja unmittelbar nach der Verletzung nicht gesehen, sie wissen es nur vom Hörensagen. Ich habe einfach den Eindruck, dass sie eine kleine, sichtbare Erinnerung brauchen, dass alles zwar ziemlich ernst war, aber nun allmählich besser wird.«
»Ich bin immer noch nicht sicher, ob ich das verstehe, Mylady. Aber benutzen Sie ihn meinetwegen weiter, so kommen wir zwar ein bisschen langsamer voran, aber er gibt wohl auch einen hervorragenden Knüppel ab, falls es ein bisschen ruppiger werden sollte.«
»Das ist doch die richtige Einstellung. Obwohl ich bezweifle, dass wir beim Metzger irgendwelchen Strauchdieben begegnen.«
»Ich weiß nicht, Mylady. Die Landbevölkerung ist ziemlich eigen. Zugezogene sind nicht immer willkommen.«
Sie musste lachen. »Glaubst du, dass sie uns noch immer als Fremde ansehen?«
»Eigentlich glaube ich das nicht, Mylady, nein.«
»Ich auch nicht. Aber nur um ganz sicherzugehen, machen wir einfach einen Bogen um Mr. Spratts Metzgerei und gehen stattdessen in den Pub. Ich frage mich, ob Old Joe uns eine Tasse Tee aufbrühen würde.«
»Tee, Mylady? Im Pub? Was für eine seltsame Vorstellung. Wenn Sie Lust auf Tee haben, sollten wir vielleicht sehen, ob uns irgendwer zum Teeladen nach Chipping Bevington mitnimmt.«
»Wahrscheinlich hast du recht, aber das ist ein ziemlich langer Weg nur für eine Tasse Tee. Wie wäre es mit ein paar schönen, frischen Brötchen von Holman, und du machst dann selbst den Tee, wenn wir wieder heimkommen?«
»In Ordnung, Mylady.«
»Großartig. Dann komm mit, kleine Dienerin. Auf zur Bäckerei.«
Wir umrundeten gemächlich den Dorfplatz, der noch immer zu feucht vom Tau war, um ihn zu überqueren. Gerade wollten wir Mr. Holmans Bäckerei betreten, als uns jemand rief.
»Ach, Emily! Wie schön, dich wieder auf den Beinen zu sehen.«
Es war Lady Farley-Stroud, die Gattin des hiesigen Gutsherrn, die wir gleich nach unserem Umzug nach Littleton Cotterell kennengelernt hatten. Um genau zu sein, hatte Lady Hardcastle sie bereits vor sechsunddreißig Jahren kennengelernt – die Farley-Strouds waren alte Freunde ihrer Eltern – , aber sie war damals erst vier gewesen, also erinnerte sie sich nicht an die Begegnung. Gertrude, Lady Farley-Stroud, fiel durch resolute Strenge auf, aber wir kannten auch eine andere Seite an ihr. Wenn man ihren Panzer aus sozialen Gepflogenheiten einmal durchstoßen hatte, stellte sie sich als zauberhafte, liebenswürdige und leicht schrullige alte Dame heraus – von der Art, die eine großartige Tante, aber eine ziemlich peinliche Mutter abgibt.
»Guten Morgen, Gertie«, begrüßte Lady Hardcastle sie mit einem Lächeln.
»Was für eine Freude, dich zu sehen, meine Liebe.« Lady Farley-Stroud drückte Lady Hardcastle einen Kuss auf die Wange. »Und Sie auch, Armstrong. Behandelt sie Sie denn auch gut? Vergessen Sie nicht, dass Sie sofort bei uns oben auf The Grange anfangen können, wenn Sie mal genug von dem gefährlichen Lebenswandel haben.«
»Mir geht es gut, Mylady. Manchmal kann sie grausam und fordernd sein, doch eine Zofe muss gehorsam ihre Pflicht erfüllen.«
Lady Farley-Stroud quittierte das mit einem herzhaften Lachen. »Hervorragend. Aber jetzt, wo du wieder auf den Beinen bist, meine Liebe, musst du zum Dinner nach The Grange kommen. Wir würden uns über ein bisschen Gesellschaft wirklich freuen. Hector und ich werkeln da oben nur vor uns hin und langweilen uns. Sag, dass du uns besuchen kommst.«
»Das würde ich gern, Gertie, wirklich.«
»Wunderbar. Dann spreche ich mal mit dem ›Hausherrn‹.«
Sogar ich konnte bei diesen Worten die ironischen Anführungszeichen in der Luft hängen sehen, aber es lag auch Zuneigung darin. Es bestand keinerlei Zweifel bezüglich dessen, wer auf The Grange tatsächlich das Sagen hatte, aber sie waren ein zauberhaftes altes Pärchen und einander ganz offensichtlich auch nach so vielen Jahren noch furchtbar zugetan.
»Danke, meine Liebe«, erwiderte Lady Hardcastle herzlich. »Ich freue mich schon darauf.«
»Großartig, ganz großartig – ach!« Plötzlich schien ihr etwas einzufallen. »Warst du eigentlich schon mal auf einem Viehmarkt?«
»Auf einem Viehmarkt?«, fragte Lady Hardcastle, ohne die beträchtliche Überraschung in ihrer Stimme verbergen zu können. »Nein, ganz ehrlich, das kann ich nicht behaupten.«
»Wenn ich es einrichten kann«, erwiderte Lady Farley-Stroud, »schau ich am Markttag immer gern in Chipping vorbei. Das ist wirklich mein liebster Ausflug. Morgen verkaufen wir ein paar Tiere, und ich habe mir überlegt, ob ich nicht mal wieder dort aufkreuzen könnte. Mein altes Gesicht mal wieder zeigen, hm? Unser Gutsverwalter macht natürlich die eigentliche Arbeit, aber mir gefällt es dort wirklich sehr. Und danach essen wir im Hayrick zusammen mit den Farmern und Viehhändlern. Es macht wirklich großen Spaß. Und wie sie dort reden! So was hast du noch nicht gehört. Ach, meine Liebe, du musst einfach mitkommen.«
Ich bin mir nicht sicher, ob mir eine besonders lange Liste von Dingen einfallen würde, die ich weniger gern tun würde, als einen Viehmarkt zu besuchen. Aber irgendwie ließ mich das mädchenhafte Glitzern in Lady Farley-Strouds blaugrauen Augen darüber nachdenken, ob nicht sogar mir ein Ausflug nach Chipping Bevington (der etwas umständliche vollständige Name der Stadt) an einem Markttag Spaß machen könnte.
Lady Hardcastle ging es ganz offenbar ähnlich. »Nun, wenn du so davon schwärmst, meine liebe Gertie, wie könnte ich mir das Spektakel da entgehen lassen?«
»Ach, meine Liebe, wie wunderbar«, erwiderte Lady Farley-Stroud mit dem breitesten Lächeln auf ihrem vollen, runzligen Gesicht. »Bitte bring auch Armstrong mit. Sie kann Denton Gesellschaft leisten. Wir machen uns einen schönen Tag. Morgen früh um acht schicke ich Bert mit dem Wagen vorbei. Ach, ich freu mich so sehr.« Und mit einem weiteren Küsschen auf Lady Hardcastles Wange eilte sie von dannen. Ich sah ihr nach, wie sie zu ihrer eigenen Kammerzofe ging, Maude Denton, die gerade aus dem Krämerladen von Mrs. Pantry kam. Ganz offenbar teilte sie ihr umgehend die guten...
Erscheint lt. Verlag | 20.12.2021 |
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Reihe/Serie | Ein englischer Wohlfühlkrimi | Ein englischer Wohlfühlkrimi |
Übersetzer | Bernd Stratthaus |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | In the Market for Murder (A Lady Hardcastle Mystery Book 2) |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Agatha Christie • Ann Granger • Cosy Crime • Cosy Mystery • Der Donnerstagsmordclub • Diebstahl • eBooks • England • Florence Armstrong • Helena Marchmont • Hercule Poirot • Historische Kriminalromane • Historischer Kriminalroman • Humor • Inspector Barnaby • Krimi • Kriminalromane • Krimi Neuerscheinung 2021 • Krimis • Landhauskrimi • Landleben • lustig • lustige • M. C. Beaton • Miss Fishers mysteriöse Mordfälle • Miss Marple • Mord • Richard Osman • Séance • Wohlfühlkrimi |
ISBN-10 | 3-641-27121-5 / 3641271215 |
ISBN-13 | 978-3-641-27121-3 / 9783641271213 |
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