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Unter dem Sturm (eBook)

Kriminalroman | Die Nummer 1 aus Schweden
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
464 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-00597-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unter dem Sturm -  Christoffer Carlsson
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Die Nummer 1 aus Schweden! In einer kalten Novembernacht 1994 wird im kleinen südschwedischen Marbäck die Leiche einer jungen Frau gefunden. Alles weist auf ein Verbrechen hin, und ein Täter ist auch schnell ausgemacht: Edvard Christensson unterhielt eine Beziehung mit ihr; wie sein Vater ist er berüchtigt für einen aufbrausenden Charakter. Edvard wird verurteilt, und der Frieden kehrt ins Dorf zurück. Nur nicht für Edvards siebenjährigen Neffen Isak, der Edvard vergöttert hat. Isak ist besessen von der Vorstellung, dass er den Keim des Bösen in sich trägt, wie sein Onkel, wie sein Großvater. Zehn Jahre später sitzt Isak nach einem Diebstahl vor Vidar, der als junger Polizist bei der Ermittlung und Verhaftung von Edvard half. Und je mehr Vidar sich zurückerinnert, desto größer werden seine Zweifel an den Ermittlungen damals. Und dann verschwindet Isak. Vidar macht sich auf die Suche. Nach dem Jungen und nach der Antwort auf die Frage, was damals in der Nacht wirklich geschah.

Christoffer Carlsson, geboren 1986, wuchs außerhalb von Marbäck an der Westküste Schwedens auf. Er promovierte in Kriminologie an der Universität Stockholm und wurde 2012 mit dem Young Criminologist Award der European Society of Criminology ausgezeichnet. Für seinen Debütroman «Der Turm der toten Seelen» erhielt er 2013 als jüngster Preisträger mit 27 Jahren den Schwedischen Krimipreis. Die Reihe um den Polizisten Leo Junker erscheint in 20 Ländern und wird verfilmt. Sein Roman «Unter dem Sturm» wurde bislang in zehn Länder verkauft und war 2019 für den Schwedischen Krimipreis nominiert.

Christoffer Carlsson, geboren 1986, wuchs außerhalb von Marbäck an der Westküste Schwedens auf. Er promovierte in Kriminologie an der Universität Stockholm und wurde 2012 mit dem Young Criminologist Award der European Society of Criminology ausgezeichnet. Für seinen Debütroman «Der Turm der toten Seelen» erhielt er 2013 als jüngster Preisträger mit 27 Jahren den Schwedischen Krimipreis. Die Reihe um den Polizisten Leo Junker erscheint in 20 Ländern und wird verfilmt. Sein Roman «Unter dem Sturm» wurde bislang in zehn Länder verkauft und war 2019 für den Schwedischen Krimipreis nominiert. Susanne Dahmann studierte Geschichte, Skandinavistik und Philosophie an den Universitäten Kiel und Freiburg im Breisgau. Seit 1993 übersetzt sie belletristische Bücher und Sachbücher, hauptsächlich aus dem Schwedischen, aber auch aus dem Dänischen. Ins Deutsche übertrug sie unter anderem Henrik Berggrens Bücher über Olof Palme und Dag Hammarskjöld sowie Ingrid Carlbergs Biografie von Raoul Wallenberg und für das Fritz Bauer Institut in Frankfurt die schwedischen und dänischen Texte von Fritz Bauer.

Marbäck, Halland


November 1994

1.


Man sagt, dass der Sensenmann einen holt. Das ist ein alter Ausdruck aus der Zeit, als der Tod eine reale Gestalt war, der man im Wald von Marbäck oder auf der Straße begegnen konnte. Eine eiskalte Hand greift einem an die Kehle, ein Schatten umhüllt den Körper, bis man nicht mehr atmen kann. So stellt man sich das als Kind vor.

Es gibt noch andere Sachen, die man sagt.

Es heißt nicht «unfreundlich» oder «gemein», sondern schäbig.

Ich verhalte mich schäbig.

Was ich getan habe, war schäbig.

So sagt man.

Und es heißt auch nicht «Ich wusste nicht, was ich tun sollte», sondern: Ich wusste nicht, wohin. Als ob es die erste Wahl wäre, an einen anderen Ort zu fliehen.

Heute Nacht lodern die Flammen zum Himmel. Die Wetterprognose lautete Dauerregen, doch es fällt kein Tropfen. Alles wird von Ruß und Asche bedeckt, die großen Bäume werden ganz schwarz. Der Geruch von Rauch zieht bis hinauf ins Simlångsdalen und in das Kilometer entfernte Skedala.

Es ist ein Ereignis, an das man sich erinnern wird, ein Referenzpunkt. Von da an gibt es ein Vorher und ein Nachher:

Wo warst du, als …

War das vor oder nachdem …

Unten in Tolarp liegen die Häuser und Höfe weit verstreut. Am dichtesten zum Haus der Markströms liegt Ulrika Antonssons Hof. Ein großes Feld trennt die Grundstücke voneinander. Ulrika ist es, die den Notruf absetzt.

«Es brennt», schreit sie in den Hörer. «Markströms Haus brennt wie verrückt. Schickt Feuerwehr, Polizei, Krankenwagen, alles schnell, verdammt!»

Sie läuft hinaus in die Novembernacht und hält das Feuer auf einem Foto fest. Sie ist nicht die Einzige. Später wird es Anfragen von den Zeitungen geben: Die Fotografen der Lokalblätter treffen erst ein, wenn die Feuerwehr schon mit den Löscharbeiten begonnen hat, ihre eigenen Bilder werden daher uninteressanter sein. Fast alle im Ort lehnen die Angebote ab, aber Ulrika braucht das Geld und verkauft ihre Amateurfotos heimlich und teuer. Bald sind sie überall zu sehen. Ihr Name wird nie im Zusammenhang mit den Bildern genannt, da steht nur Leserbild, trotzdem weiß es jeder.

Gewaltige Feuerzungen lecken am schwarzen Himmel. Das braune Haus der Markströms ist ein alter Bungalow aus Holz, mit kleinen Fenstern und Flachdach. Es hat Kamin und Gasherd, schlechte Leitungen, alte Elektrik und staubtrockene Isolierungen. Vorher waren solche Details nicht sonderlich bekannt, doch bald sind sie allen bewusst. Wenn die Menschen in den Tagen nach der Tolarp-Katastrophe etwas lernen, dann ist es die Tatsache, dass fast alles ein Haus in Brand setzen kann.

Nicht alle wachen auf. Der kleine Isak Nyqvist oben auf dem Svanåsvägen schläft. Ebenso sein bester Freund, Theo Bengtsson. Ein paar Kilometer entfernt, zu Hause in der Diele des Polizeiassistenten Vidar Jörgensson, wandert Leo auf und ab. Sein Bellen reißt Vidar aus dem Schlaf, er öffnet die Augen und stellt die Fußsohlen auf den kalten Boden.

Der Labrador wartet an der Eingangstür und bellt, als wäre da ein Einbrecher.

«Was ist denn los mit dir?», sagt Vidar und gähnt. «Hier ist doch niemand.»

Er öffnet die Tür. Der Hund schaut hinaus. Die Novemberkälte ist eisig. Da nimmt auch Vidar den Geruch wahr. Als er auf den Rasen hinausgeht, kann er den Brand sogar sehen: Von hier aus ist er lediglich ein Lichtschein, eine orangefarbene Kuppel, die sich über den Tannenspitzen wölbt.

«Ich verstehe», sagte er, «ist gut, Leo. Gut, dass du gebellt hast.»

Leo schüttelt sich und sieht Vidar mit großen braunen Augen an.

«Nun dann, schauen wir mal.» Vidar steht im vom Raureif überzogenen Gras und versucht abzuschätzen, wie weit das Feuer entfernt ist. «Ja, vielleicht. Ich muss mir das angucken.»

Er kehrt ins Haus zurück, zieht sich an und steigt in die groben Stiefel. Dann presst er die Lippen auf Leos weichen Kopf, krault den Hund kurz hinter dem Ohr und geht los.

Doch er vermisst seine Uniform. Vier Jahre trägt er sie nun schon und hat in dieser Zeit viel zu sehen bekommen. Die Uniform ist wichtig, sie ist wie ein Schild. Oder eine Rüstung. Das, was einem begegnet, wird von ihr ferngehalten.

Natürlich nicht alles. Manchmal sieht man Dinge, vor denen einen auch die Uniform nicht schützt.

Vidar geht über alte Wege, die von hohem Wald und offenen Feldern gesäumt sind, von kleinen Höfen und Häusern. Marbäck ist ein Dorf, ungefähr zehn Kilometer östlich von Halmstad. Wer hier aufwächst, bekommt zu hören, dass er sich glücklich schätzen kann. Das stimmt wahrscheinlich. Katastrophen kommen hier nur selten vor.

Der Gestank des Brandes wird schlimmer, die glühende Kuppel immer höher. In der Entfernung heulen Sirenen.

Vidar kommt an Gut Marbäck vorbei und biegt über die kleine Brücke hinunter zu der Gegend ab, die Tolarp genannt wird.

Da ist es und dröhnt in der Nacht: Markströms Haus, das in Flammen steht. Der Rauch brennt in seinen Augen. Feuerwehr und Krankenwagen sind vor Ort, ebenso die Kollegen. Vidars Herz schlägt schneller, je näher er dem blau-weißen Absperrband kommt. Der Einsatzleiter, ein kräftiger Feuerwehrmann, an dessen Namen er sich nicht erinnert, spricht mit den Sanitätern.

«Ist jemand im Haus?», fragt Vidar.

«Es ist schwer, hineinzukommen, wir wissen es also nicht. Aber vermutlich nicht. Das Haus steht komplett in Flammen, wir können es nur noch niederbrennen lassen.»

«Kann ich etwas tun?»

«Sie sind Polizist, nicht wahr?»

Vidar nickt. «Ich wohne hier draußen.»

Der Einsatzleiter sieht zum Brand hinüber. Flammen wie lebendige Gestalten.

«Helfen Sie, wo Sie können. Aber bleiben Sie vom Feuer weg.»

Vidar geht zum Krankenwagen und leiht sich eine zusätzliche Jacke. Drüben bei einem der blau-weißen Streifenwagen gibt ihm ein Kollege einen Block und einen Stift. Im Schein des Feuers hilft er, für Ordnung zu sorgen, zu kontrollieren, dass niemand die Absperrung passiert, und spricht mit den Nachbarn. Fast alle sind aus ihren Häusern gekommen und starren auf den Feuerschein.

Ulrika Antonssons Grundstück liegt im Südwesten. Mit ihr hat man bereits gesprochen. Nördlich grenzt der Hof von Josefina Fransson an. Sie hat ihn ihrem alten Vater einige Jahre vor seinem Tod abgekauft, mit Tieren und allem anderen. Einen Tausender hat sie dafür bezahlt. Eine symbolische Summe. Sie ist fünfzehn oder zwanzig Jahre älter als Vidar, aber er mochte ihr Aussehen schon immer. Ihr dichtes Haar ist zwar von grauen Strähnen durchzogen, aber das Gesicht fast faltenlos. Josefina trägt Jeans und ein offenes, in der Taille geknotetes Hemd über einem dunklen T-Shirt, das die schweren Brüste verbirgt. Die waren schon immer sein Schwachpunkt. Ihm ist das bewusst, doch an manchen Dingen kann man nichts ändern.

«Ich habe Lovisa auf dem Fahrrad nach Hause kommen sehen», sagt Josefina. «Das war ungefähr gegen fünf. Sie arbeitet jetzt ja in der Stadt beim Brooktorpsgården, deshalb fährt sie immer mit dem Rad zur Bushaltestelle und dann am Nachmittag zurück.»

Von dem Fahrrad ist nur noch ein verkohlter Rahmen übrig.

«Hast du sie danach noch gesehen?»

Josefina schüttelt den Kopf.

«Ihre Eltern sind später weggefahren. Irgendjemand feiert seinen Fünfzigsten.»

«Lovisa war aber zu Hause?»

«Ich … ich glaube ja, ich bin mir aber nicht sicher. Seit sie nach Hause gekommen ist, hab ich sie nicht mehr gesehen.»

Vidar hat dem Feuer den Rücken zugewandt, aber er sieht es trotzdem. Die Flammen spiegeln sich in Josefinas glänzenden Augen.

Als er die Absperrung entlanggeht, hält er inne. Da, im Gras, liegt ein Arbeitshandschuh. Vidar dreht sich zum Haus um. Die Flammen lodern jetzt nicht mehr so kräftig, doch bis hierher sind sie auch nie gekommen. Vidar streicht mit der Hand über das gefrorene Gras. Es ist unberührt.

Er hebt die Hand und ruft einen Kollegen zu sich.

«Oje», sagt der.

«Ja», erwidert Vidar.

«Ich hole eine Nummerntafel. Bleibst du hier?»

Vidar nickt und wartet. Ohne die Uniform ist es kalt. Der Kollege kehrt zurück und drückt die Nummerntafel vorsichtig in den Boden.

Der Handschuh ist vom Feuer geschwärzt. Aus der Nähe sieht man Blutspritzer.

Es dauert eine Weile, bis der Kommissar eintrifft, aber plötzlich steht er mitten im Geschehen. Über einen Grundriss des Hauses gebeugt, von dem jemand in aller Eile eine Kopie besorgt hat. Das ist seine Art. Kommissar K.-G. Öberg ist ein grobschlächtiger Kerl und angezogen wie ein Waldarbeiter, mit schweren Stiefeln,...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2021
Reihe/Serie Die Halland-Krimis
Die Halland-Krimis
Übersetzer Susanne Dahmann
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Brand • Dorf • Dorfgemeinschaft • Frauenleiche • Gesellschaftsroman • Krimi Neuerscheinungen 2021 • Landleben • Marbäck • Mord • Polizei • Polizist • Schweden • Schwedenkrimi • Schwedischer Kriminalroman • Skandinavische Krimis • Skandinoir • Südschweden • True Crime • unschuldig verurteilt
ISBN-10 3-644-00597-4 / 3644005974
ISBN-13 978-3-644-00597-6 / 9783644005976
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