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Dunkelwald (eBook)

Spiegel-Bestseller
Kriminalroman – Der SPIEGEL-Bestseller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
421 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-27688-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dunkelwald - Johanna Mo
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Eine Insel vergibt nicht. Egal, wie viel Zeit vergangen ist
Eine Schneedecke liegt über dem winterlichen Öland, als Ermittlerin Hanna Duncker von einem Knall geweckt wird. Ihr Haus steht in Flammen. Nachdem sie vor Kurzem herausgefunden hat, wer den Mord beging, für den ihr Vater verantwortlich gemacht wurde, ahnt Hanna, wer es auf sie abgesehen hat. Doch ihr fehlen Beweise, und sie muss sich auf ihren neuen Fall konzentrieren: Mitten im größten Wald der Insel wurde das Skelett eines jungen Mannes gefunden, der 1999 verschwand. Gibt es nach so langer Zeit noch Spuren, die zu seinem Mörder führen? Und kann Hanna endlich den Namen ihres Vaters reinwaschen, oder ist ihr der wahre Täter schon wieder einen Schritt voraus?

Die »Hanna Duncker«-Reihe:

Band 1: Nachttod

Band 2: Finsterhaus

Band 3: Dunkelwald

Band 4: Nebelstunde

Band 5: Dämmersee

Alle Bände können auch unabhängig voneinander gelesen werden.

Johanna Mo wuchs in Kalmar, im Süden Schwedens, auf und lebt mit ihrer Familie in Stockholm. Neben dem Schreiben arbeitet sie seit zwanzig Jahren als Redakteurin, Übersetzerin und Literaturkritikerin. Als Teenager musste Johanna Mo erleben, was es heißt, jemanden zu kennen, der zum Mörder wurde. Diese Erfahrung hat sie nie wieder losgelassen und zu der SPIEGEL-Bestseller-Reihe um Polizistin Hanna Duncker inspiriert.

3


Wahrscheinlich hat das Dach nachgegeben, dachte Hanna. Alles, was sie besaß, war nur noch Schutt und Asche, und sie hatte kein Zuhause mehr. Schnell presste sie sich die Sauerstoffmaske ins Gesicht, damit sie nicht sprechen musste.

»Weißt du, wer dahinterstecken könnte?«, fragte Erik noch einmal.

Hanna schüttelte heftig den Kopf. Sie konnte es ihm nicht sagen. Nicht hier, nicht jetzt. Aber es gab nur einen Menschen, der infrage kam.

Sie schloss die Augen, aber dann hatte sie sofort wieder Kristoffer vor Augen. Begleitet von den Gefühlen des Traums, aus dem der Brand sie gerissen, die sie aber dennoch nicht hatte auslöschen können. Ich war dabei, als Ester Jensen starb. Wie hatte Kristoffer sie all die Jahre anlügen können? Seinetwegen hatte sie alles angezweifelt, was ihr Vater ihr je bedeutet hatte. Sie schlug die Augen wieder auf.

»Ich schätze, Sie gehen jetzt besser«, sagte die Sanitäterin.

»Ich ruf dich morgen früh an«, sagte Erik.

Hanna nickte. Kaum war er fort, nahm sie die Sauerstoffmaske ab. Die Sanitäterin war vielleicht dreißig. Sie hatte die Haare zu einem Dutt hochgesteckt, an der Halsseite waren ein paar chinesische Zeichen eintätowiert. Hanna legte die Hand auf ihre eigene Tätowierung. Die Nachtigall an ihrem linken Unterarm.

»Haben Sie Schmerzen?«, fragte die Sanitäterin.

»Nein«, sagte Hanna und ließ die Hand wieder sinken.

Ihre Großmutter hatte ihr eine Nachtigall aus Holz geschenkt und ihr erzählt, dass der Vogel sie vor Albträumen schützen würde. Hannas Nächte waren davon geprägt gewesen, nachdem sie mit zwölf ihre Mutter an den Krebs verloren hatte. Die Nachtigall hatte im Schlafzimmer auf der Fensterbank gestanden. Wieso hatte sie die nicht mitgenommen, bevor sie gesprungen war? Jetzt war auch sie verloren.

»Wie geht es Ihnen denn insgesamt?«

»Ging schon mal besser«, sagte Hanna.

»Untertreibung des Tages«, sagte die Frau und grinste.

»Nur des Tages?«

»Gestern war ich bei einem Autounfall. Der Typ ist von einem Verkehrsschild durchbohrt worden und meinte, ihm geht es hervorragend.«

»Hat er alles gut überstanden?«

»Ja, keine wichtigen Organe wurden beschädigt.«

»Und wie lautet mein Urteil?«, fragte Hanna.

»Die Lunge ist gereizt«, sagte die Sanitäterin. »Aber die Werte sind so weit zufriedenstellend. Trotzdem würde ich Ihnen raten, eine Nacht zur Beobachtung ins Krankenhaus zu gehen.«

»Nein danke.«

»Es könnte Komplikationen geben«, versuchte es die Sanitäterin.

»Nein danke«, wiederholte Hanna.

Die Lunge fühlte sich bereits besser an. So viel Rauch hatte sie gar nicht eingeatmet. Der verstauchte Fuß schmerzte, und sie hatte eine ordentliche Beule, weil sie so heftig gegen die Dachschräge gestoßen war, aber mehr auch nicht. Ich hätte sterben können. Hanna verdrängte den Gedanken.

»Aber wo wollen Sie dann hin?«, fragte die Frau. »Ihr Haus ist …«

»Meine Nachbarin hat mir bereits ein Nachtlager angeboten.«

Ingrid war wenige Minuten, nachdem Hanna die Feuerwehr verständigt hatte, angelaufen gekommen. Hanna hatte ihre verzweifelten Rufe von der anderen Seite des Hauses gehört, aber nicht antworten können. Stattdessen war sie zu ihr gehumpelt. Sie hatten es fast bis zu Ingrid geschafft, als die ersten Rettungsfahrzeuge eintrafen. Hanna war offenbar nicht die Einzige gewesen, die Hilfe gerufen hatte. Ingrid hatte zu sehr gefroren, also war sie wieder in ihr warmes Haus gegangen, während Hanna der Sanitäterin gefolgt war.

Sie zog das Handy aus der Tasche. Ihr Handy, eine Jeans, ein Unterhemd, eine Unterhose und ein Bademantel – das war alles, was sie mitgenommen hatte. Bei Isak war noch eine Zahnbürste und einmal Wechselkleidung.

Beim Gedanken an Isak kamen ihr die Tränen. Das war ein Telefonat, das sie gerade nicht bewältigen konnte. Beim Klang seiner Stimme würde sie garantiert zusammenbrechen. Sie rief lieber bei Ingrid an.

»Die freundliche Sanitäterin ist fertig mit mir. Aber du musst mich abholen, wenn sie mich denn gehen lässt.«

Die Frau lachte und schüttelte den Kopf.

»Mach ich«, sagte Ingrid.

»Welche Schuhgröße hast du?«, fragte Hanna.

»Siebenunddreißig.«

Hanna hatte zweiundvierzig. Eigentlich nicht weiter erstaunlich, sie war ja schließlich einen Meter fünfundachtzig groß.

»Wie schade. Aber hättest du vielleicht ein Paar Pantoffeln oder Socken für mich?«

Hanna wollte ungern barfuß in den Schnee hinaus.

»Ich schau mal, was ich finden kann«, sagte Ingrid.

Wenige Minuten später tauchte sie mit einer großen Wolldecke und einem Paar Badelatschen auf, die ihrem Mann oder Sohn gehört haben mussten. Ihr Sohn hatte den Hof übernommen, nachdem ihr Mann vor fast zwanzig Jahren gestorben war.

»Tut mir leid, was Besseres kann ich nicht bieten«, sagte Ingrid.

»Reicht doch.«

Hanna steckte die Füße in die Latschen und hängte sich die Decke um die Schultern. Die Sanitäterin half ihr aus dem Rettungswagen.

»Alles Gute«, sagte sie.

»Danke«, erwiderte Hanna.

Der Fuß ließ sich so verbunden schon besser belasten. Zwar wurden die Füße in den Badelatschen schnell kalt, aber immerhin musste sie nicht barfuß gehen. Der Einsatzleiter der Feuerwehr holte sie ein.

»Das Ermittlungsteam wird mit Ihnen sprechen wollen«, sagte er.

»Ich bin im Nachbarhaus«, antwortete sie. »Aber ich wäre wirklich froh, wenn das bis morgen warten könnte.«

Jemand rief nach ihm, also ließ er sie gehen. Langsam näherten sie sich Ingrids Haus. Der Nachbarin fiel das Gehen schwerer als Hanna. Einer der Nachbarn, die ein paar Nummern weiter wohnten, war vor die Haustür getreten und schaute neugierig herüber, aber immerhin kam er nicht zu ihnen. Hanna zog die Badelatschen in Ingrids Flur aus, die Decke behielt sie jedoch um die Schultern. Ihre Nachbarin hatte bereits das Sofa im Wohnzimmer in ein Behelfsbett umgewandelt.

»Mit meiner Hüfte ist es gerade wieder schlimmer«, sagte sie. »Leider kann ich dir nicht das Bett überlassen.«

»Das Sofa ist perfekt.«

Hanna verkroch sich unter die Daunendecke, während Ingrid in der Küche verschwand, um Tee und Whisky zu holen.

»Soll ich Isak anrufen?«, fragte sie, als sie gerade das Tablett auf den Couchtisch gestellt hatte.

»Das mach ich morgen früh, sobald ich wach bin.«

»Wenn du meinst, dass du überhaupt schlafen kannst.« Ingrid schnaubte. »Aber er muss es wissen.«

»Wird er ja auch«, sagte Hanna. »Nur nicht jetzt sofort. Wir haben uns nicht getroffen, weil er krank ist.«

»Es wird ihn verletzen, dass du ihn nicht gleich verständigst«, beharrte Ingrid.

»Ingrid«, begann Hanna. »Ich kann einfach nicht …«

Sie reckte sich nach einer der Tassen. Umschloss sie mit beiden Händen und führte sie zum Mund. Die Bilder von dem Gespräch mit Kristoffer überlagerten sich mit denen ihres brennenden Hauses. Ihre Hände fingen an zu zittern. Nichts war ihr geblieben. Ihr Portemonnaie hatte in der Jackentasche im Erdgeschoss gesteckt.

»Das war so schrecklich«, sagte Ingrid. »Die Flammen zu sehen und nicht zu wissen, ob du noch im Haus bist. Weißt du, wer den Brand gelegt hat?«

»Wieso fragst du das so?«

»Weil das Feuer nicht einfach so ausgebrochen ist. Es roch nach Benzin.«

Hanna versuchte, noch einen Schluck zu trinken, aber ihre Hände zitterten zu stark. Ich hätte sterben können. Diesmal ließ sich der Gedanke nicht so leicht verdrängen. Irgendwie gelang es ihr, die Tasse wegzustellen. Sie öffnete den Mund, wollte eigentlich nichts preisgeben, Ingrid gegenüber genauso wenig wie vor Erik.

»Es war Axel Sandsten«, platzte es aus ihr heraus.

Ingrid starrte sie fassungslos an, und Hanna hätte das Gesagte liebend gern wieder zurückgezogen. Was stimmte denn nicht mit ihr? Das musste der Schock sein. Sie war dabei gewesen, als ihre Mutter starb und als ihr Vater verhaftet wurde, aber soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie dabei nicht komplett die Kontrolle verloren. Ihr Körper schlotterte vor Kälte, und sie schlang die Wolldecke und das Federbett noch enger um sich.

»Vielleicht hat er es nicht selbst angezündet«, fügte sie hinzu. »Aber dann hat er jemanden geschickt.«

Sie musste an die Silhouette unten am Strandweg denken. Was, wenn das nun doch kein Nachbar gewesen war?

»Wieso sollte Axel Sandsten dich töten wollen?«, fragte Ingrid.

»Weil er Ester Jensen ermordet hat.«

Ein weiteres Mal musste Hanna durchleben, was Kristoffer ihr erzählt hatte, weil sie es nun Ingrid wiedergab. Hanna hatte ihn gezwungen, es mehrmals zu wiederholen. So, wie sie es bei Vernehmungen machte, damit Verdächtige sich in Widersprüchen verstrickten. Kristoffer hatte ihr jedoch nur bei jedem Mal weitere Details geliefert. Er, Robin und Axel waren bei Ester Jensen eingebrochen. Sie hatten ihr einen Kissenbezug über den Kopf gezogen, sie an einen Stuhl gefesselt und nach Geld gesucht. Sie hatten nur ein paar Hunderter gefunden, weshalb Axel rasend vor Wut zu Ester gerannt war. Er hatte sie samt Stuhl umgekippt und angefangen, sie zu treten. Kristoffer und Robin waren zu schockiert gewesen, um einzugreifen. Zumindest in Kristoffers Version. Als sie Axel endlich stoppten, war es schon zu spät.

Ester war tot.

Ingrid schwieg sehr lange. Ihr Gesicht war völlig unbewegt, aber dass sie...

Erscheint lt. Verlag 15.3.2023
Reihe/Serie Die Hanna Duncker-Serie
Die Hanna Duncker-Serie
Übersetzer Ulrike Brauns
Sprache deutsch
Original-Titel Mittlandet
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2023 • Broadchurch • Camilla Läckberg • Charlie Lager • Der Kommissar und das Meer • Die Lüge • eBooks • Erik Lindgren • Ermittlerduo • Ermittlerkrimi • Fuchsmädchen • Gotland • Hanna Duncker • Inselkrimi • Kalmar • Krimi • Krimi 2023 • Kriminalromane • Krimis • Kristina Ohlsson • Lina Bengtsdotter • Löwenzahnkind • Maria Grund • Mattias Edvardsson • Nachttod • Neuerscheinung • Neuerscheinungen 2023 • Öland • Schweden • Schwedenkrimis Neuerscheinungen 2023 • Skandinavischer Krimi • Toter im Wald • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-641-27688-8 / 3641276888
ISBN-13 978-3-641-27688-1 / 9783641276881
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