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Die Nacht des Propheten (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2021
528 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-24955-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Nacht des Propheten - Håkan Östlundh
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Das fulminante Finale der neuen, großartigen Thriller-Trilogie aus Schweden - rasant, clever geplottet und brandaktuell!
Eine Jacht vor Cannes. Ein Mann springt von Bord. Dann setzt eine Explosion das Meer in Flammen. Elias Krantz ist in letzter Sekunde den Männern entkommen, die er stellen sollte. Dabei hat er alles verloren: seine Familie, seinen Job beim schwedischen Geheimdienst, die Frau, die er liebt. Sein Wissen um die Machenschaften der schwedischen Regierung und des skrupellosen Unternehmers Eric Hands machen ihn von allen Seiten zum Gejagten. Einzig bei seiner Vertrauten, der Diplomatin Ylva Grey, findet er Hilfe. Doch Elias weiß: Wenn er für Gerechtigkeit sorgen will, muss er noch einmal zum Rächer werden - selbst wenn es ihm den Tod bringt ...

Håkan Östlundh, geboren 1962 in Uppsala, Schweden, studierte Literatur und arbeitete als Journalist. Er hat bereits mehrere Krimis und Romane veröffentlicht, die in Schweden zu Bestsellern wurden, zudem schreibt er Drehbücher für Film und Fernsehen. »Der Winter des Propheten« bildet den Auftakt seiner packenden Thriller-Trilogie um den Protagonisten Elias Krantz.

Ylva Grey steigt am Flughafen Arlanda in den Expressbus und nimmt am Hauptbahnhof ein Taxi. Als der schwarze Wagen auf die hohen Tannen zufährt und sie kurz darauf auf dem Hügel am See die prächtige Jugendstilvilla erblickt, ist sie seit zwei Wochen nicht zu Hause gewesen. Sie hatte Urlaub genommen, um dem Medienrummel zu entfliehen. In der Annahme, nicht als Generaldirektorin von Sida zurückzukehren. Sie hatte sogar vorsorglich ein Blankokündigungsschreiben eingereicht, sich nun aber doch entschlossen zu bleiben. Die Staatssekretärin im Ministerium für technische Zusammenarbeit ist bereits informiert. Sie hat nicht vor aufzugeben.

Die böswillige Lüge, sie hätte Einwanderer ohne Arbeitsgenehmigung bei sich zu Hause unentgeltlich arbeiten lassen, wie anfänglich von Rechtsextremisten in den sozialen Medien verbreitet, war nach einer Weile auch in den Mainstreammedien angekommen. Eine oft genug wiederholte Lüge wird zwar nicht automatisch wahr, aber man sät Zweifel, und irgendwann fangen auch seriöse Journalisten an, Fragen zu stellen und den Zweifeln Nahrung zu geben.

Als Eric Hands’ Jacht untergegangen war, hatte sie ihre bereits beschlossene Abreise um ein paar Tage verschoben. Ein paar schreckliche Tage lang war sie überzeugt, dass Elias tot war.

Sie konnte sich nicht erklären, was ihn dazu getrieben hatte, unter Lebensgefahr auf die Capricorn zurückzukehren, obwohl sein Auftrag eigentlich abgeschlossen war. Hatte er gehofft, noch mehr bewirken zu können? Ging es ihm um Gerechtigkeit und Vergeltung? Oder um die Frau an Bord, Eric Hands’ Tochter Ulrika? Hatte sie ihn gelockt?

Das Taxi fährt durch das Tor. Es ist ein sonniger Tag, die Luft ist kalt und klar, der Himmel hoch. Noch hat sich die Dunkelheit nicht über den Norden gesenkt, aber sie liegt bereits auf der Lauer.

Sie bittet den Taxifahrer, neben dem Wohnmobil zu halten, in dem sich der Wachschutz aufhält, klopft an und teilt dem Personenschützer ihre Rückkehr mit. Es sind drei oder vier verschiedene Männer, die in Schichten arbeiten. Ylva hat noch keinen von ihnen persönlich getroffen, aber sie hat die Namen und Passfotos zugeschickt bekommen. Der Mann zeigt ihr seinen Ausweis und stellt sich vor. Peder Christiansen. Das klingt dänisch. Auf solche Dinge achtet sie mittlerweile penibel. Vor einem Jahr wäre der gezückte Ausweis nur eine Formalität gewesen. Sie hätte nicht einmal den Namen gelesen. Nun liest sie ihn nicht nur, sie prägt ihn sich ein.

Er weist sie auf die beiden Notrufschalter hin, die im Haus eingebaut wurden. Einer im Schlafzimmer und einer in der Küche. Dafür muss sie eine App auf ihrem Smartphone installieren. Und sie werden Übungen durchführen. Er kann innerhalb von dreißig Sekunden bei ihr sein.

Das Taxi fährt vor bis zum Eingang. Ylva bezahlt, trägt ihren Koffer die wenigen Stufen hinauf und steckt den Schlüssel ins Schloss. Sie durchquert den großen, vollgestellten Hausflur. Jedes Mal wenn sie nach längerer Abwesenheit nach Hause kommt, fällt ihr auf, dass sie dringend ausmisten müsste, aber sobald sie im Haus ist, vergisst sie es wieder.

Sie schließt die nächste Tür auf, stellt den Koffer ab und gibt den Code in die Tastatur der Alarmanlage ein. Sie hängt ihren Mantel auf, aber die Schuhe behält sie an. Es ist Ende Oktober, die Fußböden sind kalt.

Die Personenschützer sind ihr großzügig gewährt worden, als die Schmutzkampagne von den Internetseiten der rechtsextremen Kreise in die Boulevardpresse hinübergeschwappt war. Im Grunde war die mediale Hetzjagd aber nur ein Vorwand. Der Sicherheitsbeauftragte von Sida hatte den Vorschlag als Erster geäußert. Ylva war zuerst dagegen gewesen, aber wenige Tage später hatte Karolina Möller vom Büro auch darauf bestanden. Es gab noch andere Gründe, Dinge, die mit Eric Hands und dem Mord an Elias’ Vater zu tun hatten. Im schlimmsten Fall war auch Ylva in Gefahr. Unter diesen Umständen konnte Ylva den Schutz nicht mehr ablehnen, hatte sich aber vor den Journalisten, die ihre Einfahrt belagerten, bereits in ein Hotel verkrochen.

Peder Christiansen und die anderen Personenschützer waren dem Büro unterstellt und keine externen Sicherheitsleute oder Mitarbeiter der Säpo. Ylva hatte sich besorgt gefragt, wie es sein würde mit dem Wohnmobil mit einem Wächter direkt neben dem Haus, der regelmäßig seine Runden drehen und dafür sorgen würde, dass niemand im Gebüsch herumschlich. Sie befürchtete, sich selbst überwacht und in ihrem Privatleben eingeschränkt zu fühlen, aber als sie nun in ihrem Wohnzimmer steht und auf das dunkle Wasser des Magelungensees hinausblickt, fühlt sie sich wider Erwarten sicher. Es ist ein beruhigender Gedanke, dass jemand sie beschützt, wenn sie abends den Kopf auf ihr Kissen legt. So kann sie die Augen schließen, ohne sich ausmalen zu müssen, wer da draußen in der Nacht alles herumschleichen könnte.

Die Luft in den Wohnräumen ist klamm. Ylva geht in den Keller und stellt die Heizung an, dann versucht sie, in dem grünen Kachelofen ein Feuer zu machen, was ihr beim dritten Mal schließlich gelingt.

Die französischen Medien haben ausführlich über den Anschlag auf die Capricorn berichtet. Insbesondere die Lokalzeitungen an der Riviera. Die Jacht war kurz nach dem Einschlag der Rakete gesunken, aber irgendjemand hatte es trotzdem geschafft, ein Foto von dem brennenden Schiff zu machen. Die Capricorn, die nur noch als verbogenes Stahlskelett inmitten der Flammen zu erkennen war, brannte lichterloh. Ulrika, die Tochter des schwedischen Industriellen Eric Hands, war vermutlich ums Leben gekommen. Es folgten die wildesten Spekulationen: Zuerst wird in Schweden die Air-France-Maschine abgeschossen, dann die private Jacht des Inhabers des schwedischen Atlas-Konzerns, der unter anderem Material für die Rüstung produziert, versenkt. Bestand da einen Zusammenhang? Einem Gerücht zufolge hatte Eric Hands auf der Passagierliste dieses Air-France-Flugs gestanden. War es in Wirklichkeit um ihn gegangen? Und wer nahm den Tod von einhundertsiebenundvierzig Menschen in Kauf, wenn er es nur auf einen bestimmten abgesehen hatte?

Nirgendwo wurde Ulrikas Freund erwähnt. Kein Wort zu Tom White, der Deckidentität, unter der sich Elias in die Familie Hands eingeschlichen hatte.

Ylva war einerseits von Elias’ Tod überzeugt gewesen und hatte andererseits standhaft die Augen davor verschlossen. Sie hatte sich an einen Rest Hoffnung geklammert und alles Übrige ausgeblendet.

Da sie Elias nicht erreichen konnte, hatte sie Emmanuel Lambert und Karolina Möller angerufen. Ersterer hatte sich nicht zurückgemeldet, aber Karolina hatte nach zwei Tagen zurückgerufen und mitgeteilt, Elias sei okay. Mehr könne sie nicht sagen.

Okay. Wie konnte irgendjemand nach einem solchen Vorfall okay sein? Aber immerhin war er offenbar am Leben und vermutlich auch nicht allzu schwer verletzt.

Sie hatte Elias zuletzt im Krankenhaus in Cannes gesehen. Vermutlich war er zu dem Zeitpunkt schon nicht okay gewesen, auch wenn der Unfall, in den er verwickelt war, reine Fiktion war. Er hatte etwas Fieberhaftes ausgestrahlt, eine Besessenheit, die rational nicht zu erklären gewesen war. Er hatte diese Sache um jeden Preis durchziehen wollen. Dass er dabei ein viel zu hohes Risiko einging, war ihm egal. Er war wie ein Roulettespieler, der weiß, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren wird, aber der Aussicht auf den großen Gewinn trotzdem nicht widerstehen kann.

Und nun ist er ein gebranntes Kind. Jedenfalls im übertragenen Sinn.

Wenn sie nur mit ihm sprechen könnte, eine Minute würde ihr schon reichen, sogar mit einer halben wäre sie zufrieden, sie möchte einfach nur aus seinem Mund hören, dass er okay ist. Er müsste es gar nicht konkret sagen, sie würde es seiner Stimme anmerken, da ist sie sich ganz sicher. Das würde ihr die innere Unruhe nehmen, die sie quält, seit sie die riesigen Flammen auf der Titelseite der Nice-Matin gesehen hat.

Abgesehen vom Knistern des Feuers im Kachelofen ist es in der sechshundert Quadratmeter großen Villa extrem still. Wie schon sehr lange. Sie weiß gar nicht mehr, wann sie zuletzt Leute zum Abendessen oder einer Party eingeladen hat. Während ihrer Ehe mit Johan war das Haus fast jedes Wochenende voll gewesen. Laute Gespräche am Esszimmertisch bis spät in die Nacht und große Feste, bei denen sich unüberschaubar viele Leute in den Räumen tummelten. Trotzdem war es nie zu eng geworden, und es hatte fast immer Spaß gemacht.

Johans Gäste wechselten je nach Film, den er gerade produzierte, aber die Rollenverteilung blieb gleich: Schauspieler, Regisseure, Drehbuchautoren, Koproduzenten und alle möglichen anderen Leute, die irgendwie am Film beteiligt waren. Von ihrer Seite kamen mehr oder weniger immer dieselben Gesichter aus der Entwicklungshilfe und Diplomaten.

Anfangs dachte sie, das wäre in der Filmbranche so üblich, dass rund um jeden Film intensive Bindungen geknüpft wurden, die sich nach beendeter Produktion schnell wieder auflösten. Mit der Zeit begriff sie, dass Johan dazu neigte, es sich mit allen Menschen um sich herum unwiderruflich zu verderben. Er verlangte unmäßig viel, reizte die ohnehin harten Verträge endlos aus und geriet mit anderen Produzenten aneinander. Er war bekannt für seine Zielstrebigkeit, aber abgesehen von wenigen Ausnahmen arbeitete er selten zweimal mit demselben Team zusammen.

Und vor sechs Jahren hatte er dann unwiderruflich die Beziehung zu ihr gekappt. Nachdem er im Streit um das Haus klein beigegeben hatte, hatte sie nie wieder etwas von ihm gehört.

Am nächsten Morgen steht sie früh auf. Sie ist gerade erst hinunter ins Erdgeschoss...

Erscheint lt. Verlag 16.8.2021
Reihe/Serie Die Elias-Krantz-Trilogie
Die Elias-Krantz-Trilogie
Übersetzer Katrin Frey
Sprache deutsch
Original-Titel Profetens sista död
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agententhriller • Anna Tell • Anschlag • eBooks • Elias Krantz • Joakim Zander • Korruption • scandi crime • Schweden • Stockholm • Thriller • Thriller Neuerscheinung 2021 • Trilogie
ISBN-10 3-641-24955-4 / 3641249554
ISBN-13 978-3-641-24955-7 / 9783641249557
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