Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Und was ist mit Rosemarie? (eBook)

Ein Kieler Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
202 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-1363-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Und was ist mit Rosemarie? -  D.G. Ambronn
Systemvoraussetzungen
2,99 inkl. MwSt
(CHF 2,90)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Mai 1984. Ein Waldweg in der Nähe des Kieler Funkturms. Ein verlassener PKW mit offenstehendem Kofferraum. Und in diesem Kofferraum liegt ein Mann mit zertrümmertem Schädel. Es ist der Besitzer des Wagens. Auf sein Geld hatte man es offensichtlich nicht abgesehen. Warum also musste er sterben? Und wo ist er gestorben? Die Kriminalpolizei ermittelt und steht bald vor einer unerwarteten Frage: Was ist mit Rosemarie? Und nicht nur die Polizei möchte das wissen. Aber niemand, so scheint es, will eine Antwort darauf geben. Kommissar Jörg-Peter Jörgensens erster Fall - ein Roman über die Erinnerung an Gefühle und wie sie einem Menschen zum Verhängnis wird.

D.G. Ambronn (geb. 1955) studierte Germanistik und Anglistik in seiner schleswig-holsteinischen Heimat. Seine Reisen führten ihn oft nach Italien, vor allem nach Rom und Venedig, und auf die Britischen Inseln aber auch zu vielen anderen Zielen in Europa. Seit dem Ende seines Berufslebens widmet er sich dem Schreiben und lässt sich dabei von den Erinnerungen an all diese Orte und ihre Bewohner inspirieren.

2


Die Lantziusstraße war nur ein paar hundert Meter lang, und das mag einer der Gründe gewesen sein, warum sie ein harmonisches Gesamtbild aufwies. Ja, der Gleichklang der Häuserfassaden war so groß, dass man die Straße für die Kulisse eines Films hätte halten könnte – zumal sie einen leichten Bogen beschrieb, man also nicht von einem Ende zum anderen sehen konnte – vielleicht eines Films, der in den fünfziger Jahren spielte und von kleinen Leuten, die es zu etwas gebracht hatten, handelte. Denn sie, die heute in den Einfamilienhäusern am Stadtrand lebten, mochten damals hier gewohnt haben. Die Kastanien beiderseits der Fahrbahn waren vielleicht in jener Zeit noch nicht die mächtigen, ausgewachsenen Bäume, die sie jetzt waren, aber das Kopfsteinpflaster war sicher schon genauso alt wie die Häuser. Es waren kleine, mehrgeschossige Gebäude, die Wand an Wand standen und alle demselben Grundmuster entsprachen.

Bei jedem lag das Kellergeschoss, in dem sich auf einer Seite eine Garage befand, halb zu ebener Erde. Wahrscheinlich gab es eine direkte Verbindung zwischen Keller und Garage. Das Hochparterre war über eine Treppe, die aus dem winzigen Vorgarten hinaufführt, zu erreichen. Neben dem Eingang – also über dem Garagentor – sprang ein Erker aus der Front hervor. Manche Häuser hatten einen runden Erker, andere einen rechteckigen, wieder andere einen trapezförmigen, eine Nuance, die zusammen mit der Farbe des Putzes jedem der Häuser einen individuellen Charakter verlieh. Über dem in der Regel erkerlosen ersten Stockwerk befand sich das Dachgeschoss, von dem aus meist zwei Mansarden zur Straße gingen. Offensichtlich war auch dieses Stockwerk bewohnt. Ganz selten fand man drei Namensschilder neben der Haustür, wenn dort auf jeder Etage eine separate Wohnung war.

Bei dem Haus, in dem der Tote gewohnt hatte, waren es zwei Schilder. Unter dem großen Messingschild mit dem Namen Bleßmann befand sich eine Holztafel, auf die ein Prägestreifen mit dem Namen Schneider geklebt war.

Die beiden Polizeibeamten brauchten nicht lange zu warten, schon auf das erste Klingeln hin wurde ihnen geöffnet. Hatte sich nicht auch, als sie die Treppe hinaufstiegen, die Gardine hinter dem großen Erkerfenster bewegt?

Jetzt stand eine Frau vor ihnen, die vor nicht allzu langer Zeit geweint hatte. Oder hatte sie eine schlaflose Nacht hinter sich? Jedenfalls waren ihre Augen gerötet. Sie musste Anfang vierzig sein, war schlank und auffallend klein. Vielleicht eins sechzig. Dennoch wirkte sie keineswegs zierlich oder gar zerbrechlich, sondern vital und sinnlich. Auf den ersten Blick jedenfalls. Wenn man sie jedoch genauer betrachtete, bemerkte man in ihren großen, hellbraunen Augen eine verwirrende Mischung aus Schwermut und Unsicherheit. Und lag nicht überhaupt in ihrem Gesicht ein Zug von Schüchternheit? Natürlich musste man die sonderbare Situation berücksichtigen – standen ihr doch zwei fremde Männer gegenüber! – ganz zu schweigen von der Mühsal, die so deutliche Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen hatte. Welcher Mühsal eigentlich? Wahrscheinlich hätte man ihre Unsicherheit eben dieser Überanspruchung zugeschrieben, oder sogar angenommen, sich getäuscht zu haben, hätte sie eine dunkle, vielleicht gar etwas raue Stimme gehabt, aber, wie sich herausstellte, war die ihre kindlich hoch und dünn, und das betonte den flüchtigen Eindruck mädchenhafter Scheu.

„Frau Bleßmann?“

„Ja?“

„Kriminalpolizei. Kommissar Kühl.“

Sie fragte nicht, was sie von ihr wollten, sie schloss nur einen kurzen Moment die Augen, als wolle sie Kraft schöpfen für das, was vor ihr lag, dann bedeutete sie den beiden Polizisten durch eine Handbewegung einzutreten.

Sie kamen in einen langen Flur. An dessen Ende sah man durch eine offene Tür in einen Raum mit einem Fenster zum Garten hinten dem Haus. Ines Bleßmann führte die Polizisten jedoch nach rechts in ein geräumiges Wohnzimmer, das hell und freundlich und, wie man sofort spürte, mit liebevoller Hingabe eingerichtet worden war. Hier – und wahrscheinlich traf das auch auf die anderen Räume zu – hatte jemand viel Zeit und Mühe aufgewandt, um eine behagliche Umgebung zu schaffen. Ein wahres Zuhause. Sicher war sie das gewesen.

Sie setzten sich.

„Ist meinem Mann …? Er ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen. Ich wollte gerade … Sie kommen doch seinetwegen, nicht wahr?“ Ein zarter Hauch von Röte überflog ihr Gesicht. „Ist ihm etwas … zugestoßen? Hoffentlich …“

Kühl hörte ihr aufmerksam zu, ohne ihr zu Hilfe zu kommen, bis sie schließlich verstummte und ihren Blick unsicher zwischen den beiden Männern hin und her wandern ließ. Eine sinnlose Grausamkeit, sie so zappeln zu lassen, dachte Jörgensen. Es war doch auf den ersten Blick klar, dass sie nicht die Frau war, einen Menschen zu töten, und folglich nicht zum Kreis der Tatverdächtigen zählen konnte. Unter keinen Umständen.

„Nun, Frau Bleßmann, ich muss Ihnen die traurige Mitteilung machen, dass Ihr Mann tot ist.“

„Ja“, sagte sie schlicht, und wieder schloss sie für einen Moment die Augen. Und als Kühl nicht weitersprach: „Wo … wie ist es geschehen? War es ein Unglücksfall … ein Unfall?“

„Den Umständen nach müssen wir annehmen, dass es sich um ein Verbrechen handelt.“

„Schrecklich“, hauchte sie leise, was, wie Jörgensen fand, zwar durchaus aufrichtig klang, aber doch irgendwie unpassend wirkte. Fast hatte er den Eindruck, die Nachricht vom Tod ihres Mannes berühre sie überhaupt nicht. Allenfalls der Umstand, dass es sich um ein Verbrechen handelte. Verbot ihr ihre Schüchternheit, Bestürzung zu zeigen?

„Natürlich muss die Identität des Toten erst noch endgültig festgestellt werden. Ich muss Sie daher leider bitten, uns später ins Rechtsmedizinische Institut zu begleiten.“

„Selbstverständlich.“

„Allerdings lassen die Papiere, die der Tote bei sich hatte, kaum einen Zweifel offen. Es ist eher eine Formalität. Ich will Ihnen keine falschen Hoffnungen machen, zumal …“

„Ich verstehe.“

„Sehr schön. Ich würde Ihnen vorher gerne noch ein paar Fragen stellen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht.“

„Aber natürlich. Bitte.“

„Wann haben Sie Ihren Mann zum letzten Mal gesehen?“

„Gestern Morgen. Beim Frühstück. Dann ist er wie jeden Morgen ins Büro gefahren. Er arbeitet bei einem Immobilienmakler in der Stadt … er arbeitete.“

Der Kommissar quittierte ihre Korrektur mit einem freundlichen Nicken.

„Wann kam er denn normalerweise nach Hause?“

„Um kurz nach vier. – Normalerweise. Aber gestern sagte er, es würde später werden.“

„Sagte er Ihnen, aus welchen Grund?“

Sie schüttelte schweigend den Kopf.

„Er sagte nichts? War das nicht ungewöhnlich?“

„Nein. Manchmal hatte er abends geschäftlich zu tun. Das kam häufiger vor.“

„Sie fragten ihn nicht nach dem Grund, weil Sie überzeugt waren, es handle sich um eine geschäftliche Angelegenheit.“

„Ja, genau.“

„Aber er hat nichts dergleichen gesagt. Richtig?“

„Nein. Ich meine, ja. Er hat nichts gesagt.“

„Könnte es sich nicht auch um etwas Privates gehandelt haben?“

„Etwas Privates? Wie meinen Sie das?“

„Nun, vielleicht hat er sich mit Freunden getroffen, um ein Bier trinken zu gehen. Kam das nicht vor?“

„Nein“, erklärte sie eifrig. „Manchmal besuchte er seine Schwägerin … ich meine, meine Schwester – aber das hätte er bestimmt gesagt. Ich bin ganz sicher, es war etwas Geschäftliches. Obwohl … ich … es wäre natürlich auch möglich … ich weiß es nicht.“

Kühl betrachtete sie nachdenklich.

„Frau Bleßmann, gestatten Sie mir eine offene Frage?“

Sie senkte den Blick und sagte dann leise: „Ich habe ihn gefragt, und er hat gesagt, es sei etwas Geschäftliches.“

„Aber Sie haben ihm nicht geglaubt, nicht wahr? Hatten Sie Grund an seinen Worten zu zweifeln?“

„Nein.“

„Nein?“

„Es war …“ Sie fixierte ihn, als wollte sie feststellen, ob er sie auch wirklich verstehen würde. „Es war ... rein gefühlsmäßig.“

„Ging Ihr Argwohn in eine bestimmte Richtung? Dass es sich um etwas, sagen wir mal, sehr Privates gehandelt haben könnte?“

„Nein, das bestimmt nicht.“

„War in der Vergangenheit Derartiges vorgekommen?“

„Nein, niemals. Es war nur so ein Gefühl. Wahrscheinlich habe ich mich getäuscht, und es war doch etwas Geschäftliches.“

„Es gab also keine Probleme? In Ihrer...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cozy Krimi • Kiel • Leidenschaft • Polizeikrimi • Regionalkrimi
ISBN-10 3-7526-1363-7 / 3752613637
ISBN-13 978-3-7526-1363-6 / 9783752613636
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 514 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
CHF 9,75
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
CHF 9,75
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
CHF 9,75