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Lady Arrington und die rätselhafte Statue (eBook)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
393 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-8907-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lady Arrington und die rätselhafte Statue - Charlotte Gardener
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Die charmanteste Ermittlerin seit Miss Marple sticht wieder in See

Lady Mary Arrington hat endlich ihren Roman fertiggestellt. Und natürlich feiert sie das mit einer weiteren Kreuzfahrt! Doch wie üblich zieht die Hobbyermittlerin das Unheil förmlich an. Mary bekommt es nämlich mit einem Monster aus der chinesischen Mythologie zu tun, das auf der Queen Anne sein Unwesen treibt. Zunächst erschrickt es nur eine alte Dame. Dann aber geschieht ein Mord - und eine mysteriöse Drachenstatue wird gestohlen. Und schon steckt Mary mitten in einem weiteren Fall. Wird sie erneut mithilfe des Zimmermädchens Sandra, ihres Lektors Mr Bayle und des charmanten Kapitäns das Rätsel lösen können?

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

1


»Vorsicht, Mary! In Deckung!«

Bevor Mary protestieren konnte, hatte George MacNeill sie am Arm gegriffen und zwischen zwei Verkaufsständen hindurch in eine Seitengasse gezerrt. Sie wusste, dass er, der ehemalige Dockarbeiter und langjährige Seemann, niemals ein gelackter Gentleman mit den feinsten Manieren sein würde. Es störte sie nicht im Geringsten. Im Gegenteil, sie mochte seinen etwas ruppigen Charme. Aber diese grobe Behandlung passte weder zu ihm noch zu der romantischen, wenn auch etwas rauen Zärtlichkeit, die er bis dahin während ihres Bummels durch Hongkong an den Tag gelegt hatte. Eben noch waren sie Hand in Hand über den Cat Street Market in der Upper Lascar Road geschlendert. In aller Ruhe hatten sie die Mao-Figuren und Terrakotta-Krieger betrachtet, die hier zwischen kommunistischen Propagandabildern und Bruce-Lee-Postern feilgeboten wurden, die bunten Papierlampions, Drachenstatuen, Winkekatzen und anderen mehr oder minder kitschigen China-Souvenire. Sie hatten geplaudert, gelacht, sich aneinandergeschmiegt — und waren alle paar Meter stehengeblieben, um sich zu küssen. Beinahe war Mary sich wie ein verliebter Teenager vorgekommen.

Nun fand sie sich unversehens in dieser engen, dunklen Gasse wieder, wo MacNeill sie gegen eine Hauswand drückte und sie mit seinem Körper schirmte. Nicht unsanft zwar, aber auch nicht gerade liebevoll.

»Meine Güte«, sagte er, lehnte sich vor und spähte um die Ecke. »Das war knapp.‏«‎

»Apropos Güte«, sagte Mary. »Da es offenbar nicht spontane Leidenschaft und das Bedürfnis waren, mit mir allein zu sein, was dich zu diesem Abstecher bewegt hat — hättest du die Güte, mir zu erklären, vor wem oder was wir uns verstecken?«

Sie standen dicht beieinander, und Mary hatte sich keine Mühe gegeben, leise zu sprechen. Dennoch schien George sie nicht gehört zu haben. Jedenfalls gab er keine Antwort.

Es wollte sich Mary noch immer nicht erschließen, was es mit seinem unangekündigten Manöver auf sich hatte. Sie war es gewohnt, ihre Umgebung im Auge zu behalten. Nicht nur aus schriftstellerischer Neugier war sie immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Ereignissen oder Einzelheiten, die sie in ihren Büchern verwenden konnte. Auch ihre Erfahrungen mit Mördern und anderen unliebsamen Gesellen hatten sie gelehrt, stets wachsam zu sein. Eine Bedrohung hatte sie auf dem Markt jedoch nicht ausgemacht, keine schwerbewaffnete Räuberhorde, kein giftiges Tier (eine Schlange etwa, die einer der zahlreichen Garküchen entfleucht war), kein überladenes Lastenfahrrad, aus dessen Bahn George sie im letzten Moment heldenhaft gerissen hatte — nicht mal einen herabfallenden Blumentopf. Auch jetzt konnte Mary nichts dergleichen entdecken. Statt Sorge empfand sie daher zunehmend Unmut über Georges eigenartiges Betragen.

»Hör mal, Liebster. Ich habe nichts dagegen einzuwenden, nach Kowloon, Lan Kwai Fong und dem Golden Bauhinia Square auch die weniger belebten Bereiche Hongkongs zu besuchen. Bekanntermaßen lernt man eine Großstadt erst richtig kennen, wenn man sie abseits der ausgetretenen Besucherpfade erkundet. Unsere derzeitige Umgebung aber«, sie deutete auf die Müllcontainer, Pappkartons und Getränkekästen mit leeren Flaschen, die zwischen den Hauswänden standen, »scheint mir nicht unbedingt ein touristischer Geheimtipp. Abgesehen davon, dass sie ziemlich übel riecht. Sofern du also vorhast, unseren Aufenthalt hier noch weiter in die Länge zu ziehen, wäre ich dir überaus verbunden, wenn du mir wenigstens den Grund für unseren Ausflug in diese wenig reizvollen Gefilde nennen würdest.«

Anstatt ihr aber endlich die verlangte Erklärung zu liefern, legte George nur einen Finger an die Lippen.

»Pscht. Wir müssen leise sein, damit sie uns nicht erwischen.«

»Wer denn nur, George? Wer soll uns nicht erwischen?«

Langsam wurde Mary dieses Spielchen zu dumm. Sie erinnerte sich, was sie in ihrem Reiseführer über den Cat Street Market gelesen hatte. Sein Name rührte nicht etwa daher, dass hier einst Katzen verkauft worden waren. Vielmehr war dieses Viertel in den 1920er Jahren ein Markt für Gebraucht-‍, aber auch für Diebesware gewesen. Im Kantonesischen, der Sprache, die hier in Südchina vorherrschte, bezeichnete man gestohlene Güter als Ratten und ihre Käufer als Katzen. Und obwohl sie auf dem Markt selbst keine entdeckt hatte, war Mary sich ziemlich sicher, dass zumindest Ratten hier in der Gasse keine Seltenheit waren. Wenn es George hier so gut gefiel, dachte Mary, konnte er ihretwegen in einen der herumliegenden Kartons ziehen. Sie für ihren Teil hatte nicht vor, die letzten Stunden, die ihr in Hongkong blieben, zwischen Unrat, Gestank und Nagetieren zu verbringen.

Gerade wollte sie sich an George vorbeischieben und auf den Markt zurückkehren, als sie sah, vor wem er Reißaus genommen hatte.

In einem angeregten und offenbar heiteren Gespräch kamen zwei Männer und eine Frau an der Gasse vorbei. Es waren, zumindest aus Georges Sicht, nicht einfach irgendwelche Passanten, die sich beim Rundgang durch die Stadt vergnügten. Ihre blauweißen Ausgehuniformen wiesen sie als Seeleute aus — und zwar als Besatzungsmitglieder der Queen Anne.

Falls von Marys schwärmerischen Teenagergefühlen noch etwas übrig geblieben war, hatte es sich damit spätestens jetzt erledigt.

»Ich verstehe«, sagte sie bitter. »Mir war schon klar, dass dein energischer Einsatz nicht die Tat eines Kavaliers war, der die Dame seines Herzens nur vor Schaden bewahren will. Aber ich hatte keine Ahnung, dass es in Wirklichkeit bloß die Tat eines Feiglings war.«

Sie wusste, dass es vielleicht ein wenig harsch war, ihn als Feigling zu bezeichnen. Aber sie fühlte sich in ihrer Ehre gekränkt.

»Ebenso wenig wusste ich, dass es dich in Angst und Schrecken versetzt, mit mir gesehen zu werden.«

Mary war drauf und dran, den dreien etwas zuzurufen, um sich an George zu rächen und ihn in Verlegenheit zu bringen. Sie hätte zu gern erlebt, wie er versuchte, sich aus der Affäre zu ziehen, wenn seine Untergebenen ihren Kapitän dabei ertappten, wie er sich vor ihnen in einer schmutzigen Gasse verbarg. Das schickte sich schließlich nun wirklich nicht für den Kommandanten des größten Kreuzfahrtschiffes der Welt, selbst wenn er gerade in Zivil war und statt seiner Uniform Leinenhosen und ein schwarzes Poloshirt trug. Dann aber verzichtete sie doch auf solch einen kleinlichen Racheakt. Es reichte schließlich, wenn sich einer von ihnen wie ein Kindskopf benahm.

George vergewisserte sich, dass die Crewmitglieder weitergezogen waren. Dann erst wandte er sich zu ihr um.

»Hör zu, Mary. Es tut mir ungeheuer leid. Natürlich versetzt es mich nicht in Angst und Schrecken, mit dir gesehen zu werden. Sonst wäre ich ja nicht mit dir hier unterwegs, nicht wahr? Es ist nur so, dass …«

»Es ist nur so«, unterbrach sie ihn, »dass du nicht von bestimmten Leuten mit mir gesehen werden willst. Von Leuten, die auf der Queen Anne arbeiten.«

George wich ihrem Blick aus, schaute betreten zu Boden.

»Wie gesagt, es tut mir leid. Aber ich bin einfach noch nicht so weit, unsere Beziehung offiziell zu machen, zumindest nicht an Bord. Du weißt, wie schwierig meine Lage ist und wie sehr es die Dinge verkomplizieren würde, wenn alle wüssten, was zwischen uns vorgeht.«

Ja, Mary wusste es. Sie wusste, dass es ihm nicht darum ging, sich das Getuschel hinter seinem Rücken, Scherze und Sticheleien zu ersparen. Von all dem würde es reichlich geben, wenn in der Crew die Runde machte, dass der alte Seebär noch einmal die Segel Richtung Liebesglück gehisst hatte und vielleicht gar anstrebte, noch einmal in den Hafen der Ehe einzulaufen. Damit wäre er klargekommen. Für ihn stand jedoch mehr auf dem Spiel. Bei ihrem letzten gemeinsamen Abenteuer, jenem, das sie zusammengebracht hatte, war George beinahe seines Kommandos enthoben worden. Woran Mary nicht ganz unschuldig gewesen war. Zwar hatte sie es gerade noch geschafft, diese Katastrophe abzuwenden. Aber dadurch, dass der Kapitän sie bei der Aufklärung des damaligen Mordfalls unterstützt und sich somit gegen die Befehle des Schiffseigners gestellt hatte, hatte er sich bei seinem Arbeitgeber nicht gerade beliebter gemacht. Dessen Handlanger, der aufgeblasene Doktor Germer, hatte bereits nach besten Kräften versucht, MacNeill abzuservieren. Und Mary, die ihm verhasst war, hätte er wohl am liebsten auf einer einsamen Insel mitten im Ozean ausgesetzt. Im Moment war George auf seinem Posten sicher, nicht nur aufgrund seiner Kenntnisse und Fähigkeiten als Kapitän, sondern auch dank der Rückendeckung durch seine Mannschaft. Wenn jetzt jedoch herauskäme, dass er nicht nur mit einer Passagierin angebandelt hatte, sondern auch noch ausgerechnet mit jener Passagierin, die dem Schiffseigner und Germer ein solcher Dorn im Auge war, könnte er angreifbar werden und im schlimmsten Fall doch noch seinen Posten verlieren.

Mary hatte Verständnis dafür, dass er sich nicht leichtsinnig das Leben schwer machen wollte. Aber enttäuscht war sie dennoch — und noch lange nicht bereit,...

Erscheint lt. Verlag 28.8.2020
Reihe/Serie Ein Fall für Mary Arrington
Ein Fall für Mary Arrington
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Asien • Beziehung • China • COSY • Cosy Crime • Drachenstatue • Geschäftsfrau • Hong Kong • Kreuzfahrt • Krimi • Kriminalroman • Krimis • Mord • Neuerscheinung • Reise • Reiselektüre • Schiffahrt • Schifffahrt • Statue • Traumschiff • Urlaub • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-7325-8907-2 / 3732589072
ISBN-13 978-3-7325-8907-4 / 9783732589074
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