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Die schwarze Stunde -  Antonio Manzini

Die schwarze Stunde (eBook)

Kriminalroman | Der Nr. 1 Bestseller aus Italien
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
400 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-00824-3 (ISBN)
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Der 5. Fall der Nummer-1-Bestsellerreihe aus Italien um den unvergleichlichen Rocco Schiavone. Juli 2007: Lange vor seiner Versetzung in das verschneite Aostatal lebt Rocco Schiavone mit seiner Frau Marina in der römischen Heimat. Als in einem Marmorsteinbruch die Leiche des Jurastudenten Giovanni aufgefunden wird, deutet zunächst alles auf einen tragischen Unfall. Doch Rocco findet heraus, dass der Junge aus wohlhabendem Haus ermordet wurde. Kurz darauf wird die Leiche von Giovannis bestem Freund entdeckt. Bei seinen Ermittlungen setzt Rocco Ereignisse in Gang, die sein Leben für immer verändern werden. Und auch Jahre später, in einem kalten Frühling in den Bergen, noch spürbar sind ...

Antonio Manzini, geboren 1964 in Rom, ist Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor. Seine im Aosta-Tal angesiedelten Kriminalromane um den charismatischen Ermittler Rocco Schiavone stehen in Italien regelmäßig an der Spitze der Bestsellerlisten und wurden erfolgreich verfilmt.

Antonio Manzini, geboren 1964 in Rom, ist Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor. Seine im Aosta-Tal angesiedelten Kriminalromane um den charismatischen Ermittler Rocco Schiavone stehen in Italien regelmäßig an der Spitze der Bestsellerlisten und wurden erfolgreich verfilmt. Anja Rüdiger, geboren in Bonn, hat in Köln, Paris und Santander Übersetzen/Dolmetschen studiert. Fünfzehn Jahre lang hat sie in verschiedenen Verlagen als Lektorin und Programmleiterin gearbeitet. Seit 2011 ist sie als freie Übersetzerin, Lektorin und Literaturscout tätig.

United, united, united we stand, united we never shall fall!

Er öffnete die Augen und richtete sich abrupt auf. «Aber was …?» Lupa, von der plötzlichen Bewegung ihres Herrchens alarmiert, hatte die Ohren aufgerichtet. Die Musik kam aus der Wohnung nebenan.

United, united, united we stand, united we stand one and all! Stammesrhythmen, verzerrtes, heiseres Gitarrenspiel und ein affenartiger Chor mit einem Refrain für Gehirntote. Dieser Musikstil, Heavy Metal, war für Rocco eine Sieben auf der Messlatte dessen, was ihm auf den Sack ging. Und wenn er um Viertel vor vier in der Nacht zu hören war, wurde daraus schlagartig eine Neun. «Verdammte Scheiße!», brüllte Rocco und stand auf. Nach zehn Tagen hatte er zu der neuen Wohnung in der Via Croix de Ville ein gewisses Vertrauen gefasst, allerdings nicht zu den Nachbarn. Schon gar nicht zu denen von gegenüber.

Doch nun war es unausweichlich, er musste diesen Leuten einen Besuch abstatten.

Er öffnete die Wohnungstür und wurde gleich von der Kälte des Treppenhauses erfasst, woraufhin er sofort wieder kehrtmachte, sich den Lodenmantel über die Boxershorts und das Unterhemd zog und erneut barfuß die Wohnung verließ. Er klopfte an die Tür. Keine Reaktion. Die Musik ließ dröhnend den Treppenabsatz erbeben.

So keep it up, don’t give in …

Er klingelte und bearbeitete gleichzeitig die Tür mit den Fäusten. Plötzlich wurde es still, gefolgt von eiligen Schritten. Ein Kratzen am Holz machte deutlich, dass jemand durch den Spion in der Tür spähte.

«Ja, ich bin’s, Schiavone, der Nachbar! Machen Sie auf!»

Die Tür wurde aufgerissen. Vor ihm stand ein etwa sechzehnjähriger Junge. Pickel, lange Haare und Unterhose, ein löchriges Iron-Maiden-Shirt und bleich wie der Bauch eines Fischs. «J… ja?»

«Ja? Sonst nichts? Verdammte Scheiße, es ist Viertel vor vier, und du hörst dir in voller Lautstärke diesen Dreck an?»

Der Junge zog eingeschüchtert den Kopf ein. «Entschuldigen Sie. Ich dachte, es wär keiner da.»

«Da hast du falsch gedacht. Seit zehn Tagen wohne ich hier. Und an die anderen Mieter hast du gar keinen Gedanken verschwendet?»

«Das ganze Haus steht leer. Die Benaix sind nach Holland gefahren, und die Candianis sind auch weg. Entschuldigung, wenn ich gewusst hätte …»

«Jetzt weißt du’s. Setz dir Kopfhörer auf, dann kannst du deine Judas Priest so laut hören, wie du willst, weil deine Trommelfelle mir scheißegal sind!»

Der Junge wagte ein Lächeln. «Sie kennen Judas Priest?»

«Sicher. Die gab es schon, als ich in deinem Alter war. Die Frage ist eher, wieso du sie kennst!»

Der Nachbar hob schüchtern die rechte Hand und machte den Rockergruß, indem er den Zeigefinger und den kleinen Finger von der Faust abspreizte. «Rock ’n’ roll will never die!», sagte er und grinste.

«Du hast sie doch nicht mehr alle, oder?», fragte Rocco. «Ab ins Bett, Kleiner, morgen ist Schule. Und wenn du mich noch mal mit diesem Mist weckst, lass ich dich von Lupa zerfleischen!»

In dem Moment fiel dem Jungen der Hund auf. «Ah! Ein ganz Hübscher.»

«Eine Hübsche!»

«Welche Rasse?»

«Ein Saint-Rhémy-en-Ardennes.»

Der Junge brach in Gelächter aus. «So ’ne Rasse gibt’s?»

«Wenn es eine Rockgruppe gibt, die Judas Priest heißt, warum soll es dann diese Rasse nicht geben?»

«Ich heiße übrigens Gabriele.»

«Du kannst mich mal», entgegnete Rocco. Er war immer noch wütend, drehte sich um und ging zurück in seine Wohnung.

 

An Schlaf war nicht mehr zu denken. Nach einer schnellen Dusche und Fressen für Lupa verließen sie das Haus. Die Morgenröte färbte den Himmel und die taunassen Dächer Aostas. Er wollte frühstücken, mit einem doppelten Espresso und zwei Croissants, und zusehen, wie die Piazza Chanoux allmählich die Farben des neuen Tages annahm, der vielversprechend begann: keine Wolke zwischen den Schornsteinen, die seit etwas mehr als einem Monat nicht mehr rauchten.

Rocco betrachtete seine Schuhe, das siebzehnte Paar Clarks in zehn Monaten, das bisher am längsten durchgehalten hatte. Mit ein wenig Glück würden sie es vielleicht bis zum nächsten Winter schaffen. Ein leichter Wind, kühl, aber nicht eisig, streichelte sein Gesicht. Lupa hielt an jeder Ecke an, um die Marken zu erschnüffeln, die die anderen Hunde am Vorabend hinterlassen hatten. Er seinerseits blieb am Kiosk stehen, um die Zeitung zu kaufen. Als er den Artikel auf der Titelseite sah, traute er seinen Augen nicht.

Rue Piave
Ein noch immer ungeklärtes Verbrechen

Niemand spricht mehr über den Mord in der Rue Piave, wo vor etwas mehr als einem Monat Adele Talamonti von sieben Schüssen durchsiebt wurde, während sie, dem Pressesprecher der Staatsanwaltschaft zufolge, in der Wohnung von Vicequestore Rocco Schiavone zu Gast war. Wer ist in diese Wohnung eingedrungen, um die arme Frau zu erschießen? War tatsächlich sie das Ziel, oder galten die Schüsse eigentlich dem Vicequestore? Inzwischen scheinen wir die Einzigen zu sein, die sich diese Frage stellen. Doch es ist unsere Pflicht, unsere Leser daran zu erinnern, dass die scheinbar unerklärlichen Fakten vielleicht ganz leicht aufzuklären sind, diese Aufklärung aber gewisse Leute in Schwierigkeiten bringen könnte. Zum Beispiel einen leitenden Angestellten der Polizei, der seit zehn Monaten in der Questura von Aosta arbeitet und, wie es aussieht, ein Protegé von Questore Andrea Corsi ist. Wir dagegen möchten nicht versäumen, in Erinnerung zu rufen, dass in der Nacht des 13. Mai Adele Talamonti brutal ermordet wurde und dass trotz aller Versprechungen nach wie vor im Dunkeln liegt, wer die Auftraggeber oder die Täter gewesen sein könnten. Das Einzige, was seitdem geschehen ist, ist Rocco Schiavones Umzug in eine andere Wohnung, da es ihm offensichtlich unmöglich ist, mit der Verantwortung zu leben. Bleibt zu wünschen, dass die Questura oder Staatsanwalt Dottor Baldi uns und den Bürgern Aostas bald eine konkrete Antwort gibt.

Sandra Buccellato

Rocco knüllte die Zeitung zusammen und warf sie in den Mülleimer. Es war allerhöchste Zeit, diese Journalistin endgültig zum Schweigen zu bringen: Sandra Buccellato, die Exfrau des Questore und Grund für dessen Hass auf die Presse, weil sie ihn wegen eines Reporters von La Stampa verlassen hatte. Er musste sie aufsuchen, bedrohen, verprügeln … Wie konnte sie es wagen? Vor allem der Satz «… da es ihm offensichtlich unmöglich ist, mit der Verantwortung zu leben …» ließ ihn rotsehen. Denn er war schon seit dem 7. Juli 2007 gezwungen, mit der Verantwortung zu leben, und davon hatte diese Sandra Buccellato keine Ahnung! Er musste ihr überhaupt nichts erklären, das Einzige, was er tun musste, war, in dieser Redaktion aufzulaufen und der Frau ein für alle Mal das Maul zu stopfen.

Auf einmal schmeckte der Espresso nach Erde und das Croissant nach ranziger Butter.

«Was ist los, Dottore?», fragte Ettore. Es waren bereits etwa ein Dutzend Gäste zum Frühstück in der Bar.

Rocco schüttelte den Kopf. «Heute ist nicht mein Tag, Ettore.»

«Aber um die Zeit schon wach. Ist irgendwas im Busch?»

«Nein, nichts. Sag mal, kennst du diese Sandra Buccellato?»

Ettore grinste. «Ob ich die kenne? Die kommt mindestens dreimal am Tag hier in die Bar. Die Redaktion ist gleich da vorn.»

«Könntest du sie beschreiben?»

«Nein. Weil auch ich Zeitung lese, sie kenne und weiß, dass Sie wissen wollen, wie sie aussieht, um ihr etwas Unschönes anzutun.»

«Ich habe noch nie einer Frau irgendetwas angetan, Ettore!»

«Ach nicht? Dann reden wir doch mal über Nora Tardioli, die Ihnen genau hier einen Aperol Spritz übers Jackett gekippt hat. Oder über Anna Cherubini, die, wenn man nur Ihren Namen erwähnt, bleich wird und hektische rote Flecken kriegt …»

Rocco sah dem Barista in die Augen. «Nur dass dich das einen Scheiß …»

«Kommen Sie, Dottore! Ich bin schließlich Barista …», sagte Ettore, um sein Verhalten zu rechtfertigen. Dann wandte er sich um und ging zur Theke zurück.

Rocco trank seinen Espresso aus. Dann wandte er sich zum Gehen, blieb jedoch am Ausgang noch mal stehen. «Hör mal, du Schlaumeier, da du ja alles weißt», rief er. Drei Leute drehten sich zu ihm um. «Dann weißt du ja sicher auch, was die Rasse meines Hundes ist, oder?»

«Saint-Rhémy-en-Ardennes, Dottor Schiavone. Natürlich weiß ich das!»

Sie lachten. Ettore gefiel ihm immer besser. «Sag ihr, dass ich nach ihr suche!»

«Mach ich.»

 

Die Putzkolonne der Questura musste sich im Streik befinden, denn offensichtlich hatte niemand einen Fuß in sein Büro gesetzt. Es herrschte die gleiche Unordnung wie am Vorabend, als wäre sein Schreibtisch der Tatort eines Verbrechens, wo bis zum Eintreffen der Spurensicherung nichts angerührt werden durfte. Rocco schloss die Tür und öffnete die Schublade. Die Holzschachtel mit den Intarsien war nur noch spärlich gefüllt. Das war wie ein Schlag in die Magengrube! Eine drohende Katastrophe! Der Joint, den er sich nun genehmigen würde, war einer der letzten! Er machte ihn äußerst umsichtig zum Rauchen bereit. Zündete ihn an. Und genoss ihn in aller Ruhe, den Blick durchs Fenster auf den Himmel gerichtet und darauf wartend, dass seine nach der schlaflosen Nacht erlahmten Neuronen wieder zu funktionieren begannen.

Beim dritten Zug klingelte das Telefon. «Schiavone …»

«Corsi.»

«Ich...

Erscheint lt. Verlag 15.9.2020
Reihe/Serie Rocco Schiavone ermittelt
Rocco Schiavone ermittelt
Übersetzer Anja Rüdiger
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alpen • Aosta-Tal • Der Kommissar und die Alpen • Donna Leon • Drogenmilieu • ermordeter Student • Italien • Italienische Bücher • Italienischer Krimi • italienischer kriminalroman • Krimi aus Italien • Kriminalroman • Rocco Schiavone • Rom • Rom Krimi • Spannung
ISBN-10 3-644-00824-8 / 3644008248
ISBN-13 978-3-644-00824-3 / 9783644008243
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