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2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt (eBook)

Roman

***

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
400 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2336-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt -  Noah Richter
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Jahrtausendsommer, Überschwemmungen, Monsterstürme - eine junge Frau im Kampf gegen die Klimakatastrophe,  gegen übermächtige Verschwörer und ums nackte Überleben Leela Faber ist Schriftstellerin, ihr Freund Jakob Geologe. Die beiden erwarten ein Kind und wollen heiraten. Doch dann kommt Jakob bei einem Gletscherabbruch in der Antarktis ums Leben. Für Leela bricht eine Welt zusammen - bis sie erfährt, dass Jakobs Tod kein Unfall war. Leela spürt nun: Sie muss seinen Kampf gegen die Klimakatastrophe weiterführen. Doch es wird zu einem Kampf gegen übermächtige Gegner. Denn während weltweit die Umweltkatastrophen zunehmen, in Brasilien und Australien gewaltige Brände wüten und Deutschland in Wassermassen versinkt, treiben skrupellose Konzerne die Zerstörung der Erde voran. Als Leela ins Visier dieser Männer gerät, beginnt ein Wettlauf um Leben und Tod. Bald muss die junge Frau eine schicksalhafte Entscheidung treffen: Kann sie durch ein Attentat den Lauf der Geschichte ändern?

Noah Richter ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors von Drehbüchern, Theaterstücken und Spannungsliteratur. Als engagierter Klimaschützer liegt ihm das Thema Klimawandel sehr am Herzen. Es war deshalb nur eine Frage der Zeit, bis er seine Leidenschaft für den Klimaschutz mit seiner Liebe für spannende Geschichten verbinden würde. Das Ergebnis ist 2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt, ein aufrüttelnder Roman, der zeigt, was auf uns zukommen könnte, wenn man die Klimakatastrophe nicht aufhält. Noah Richter lebt mit seiner Familie in Berlin.

Noah Richter ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors von Drehbüchern, Theaterstücken und Spannungsliteratur. Als engagierter Klimaschützer liegt ihm das Thema "Klimawandel" sehr am Herzen. Es war deshalb nur eine Frage der Zeit, bis er seine Leidenschaft für den Klimaschutz mit seiner Liebe für spannende Geschichten verbinden würde. Das Ergebnis ist 2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt, ein aufrüttelnder Roman, der zeigt, was auf uns zukommen könnte, wenn man die Klimakatastrophe nicht aufhält. Noah Richter lebt mit seiner Familie in Berlin.

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Ich heiße Leela Faber, ich bin vierundzwanzig Jahre alt. In einer halben Stunde werde ich mein Hotelzimmer verlassen, zum Kongresszentrum gehen und eine Gaskartusche mit dem Rotationswärmetauscher der Klimaanlage verbinden. Um Punkt acht Uhr fünfzehn werde ich das Ventil aufdrehen und die Präsidenten von Amerika, China, Russland, Brasilien sowie die Chefs von ExxonMobil, BP, Shell, Saudi Aramco und noch einigen mehr, insgesamt einundzwanzig Personen, umbringen.

Ich weiß, dass das eine wahnsinnige Ansage ist. Und du fragst dich natürlich, ob ich irre bin, eine Spinnerin, eine geistesgestörte Psychopathin. Das bin ich nicht. Ich begehe dieses ungeheure Verbrechen, weil es keinen anderen Weg gibt. Weil endlich jemand handeln muss, bevor es zu spät ist und der Untergang der Welt sich nicht mehr aufhalten lässt. Und wenn du meinst, dass ich übertreibe, weil es schon nicht so schlimm werden wird, kann ich nur sagen, du hast recht. Es wird tatsächlich nicht so schlimm werden, wie die Wissenschaftler vorhersagen. Aber das gilt nur, wenn du zu den wenigen gehörst, die an der Macht sind, die die großen Konzerne führen, die Medien kontrollieren, die Banken besitzen und an der Klimakatastrophe verdienen. Die bringen sich schon längst in Sicherheit.

Für alle anderen, für dich und mich, wird es mit jedem Tag schlimmer. Das Perfide ist, dass es nicht auf einen Schlag passiert wie bei einem Vulkanausbruch oder einem Erdbeben, das Städte und Menschen verschlingt, sondern so schleichend und langsam, dass wir uns daran gewöhnen, wenn es im Sommer immer heißer wird und Tausende verdursten, wenn das Meer immer weiter ins Land vordringt und unsere Häuser und Wohnungen zerstört. Wenn es bald keine Gletscher mehr gibt, von schneebedeckten Gipfeln ganz zu schweigen, dafür aber Überschwemmungen, gegen die die große Sintflut ein Witz war. Wenn unsere Kinder irgendwann nicht mehr genug zu essen haben. Aus all diesen Gründen handele ich.

Sicher, ich trage auch einen Teil der Schuld. Ich fahre Auto, fliege durch die Welt und konsumiere gelegentlich, als gäbe es kein Morgen. Und ich kann durchaus einen Beitrag leisten, um das Problem zu verkleinern. Die Leute allerdings, die ich eben aufgezählt habe, vergrößern das Problem jeden Tag. Sie beuten die Natur aus, als wäre sie nicht Teil des Lebens, sondern eine Sklavin, die man vergewaltigen kann, wie es einem gerade in den Sinn kommt. Sie rasen in ihrer Herrenrassementalität, vor der das Leben ein Wurm ist, den man zertreten kann, und hinterlassen Zerstörung, Leid und Tränen. Sie wissen, was sie anrichten, und trotzdem machen sie immer weiter.

Das alles klingt verrückt, ich weiß, und ich verstehe selbst nicht recht, wieso ausgerechnet ich hier vor dem Fenster stehe und das zu dir sage. Ich war eigentlich immer ein zurückhaltendes und ängstliches Kind. Als kleines Mädchen hatte ich Angst vor dem Kettenkarussell, weil ich befürchtete, die Ketten könnten reißen und ich würde ins schwarze Weltall geschleudert werden. Später war es der Keller, in dem ein Monster hauste, das mich verschlingen wollte, wenn ich für meinen Vater Bier holen ging. In der Sechsten habe ich mich nicht getraut, den schönen Jan anzusprechen. In der Neunten habe ich weggeschaut, als die Coolen den Neuen gemobbt haben, weil ich nicht auch ihr Opfer sein wollte. Als ich in den Ferien bei Amazon Retouren ausgepackt habe, war ich nicht solidarisch mit den Streikenden, einfach, weil ich das Geld gebraucht habe, um mit Jakob nach Tibet reisen zu können.

Und das sind nur die Momente, die mich selbst betrafen, in denen meine Angst größer war als mein Mut. Es gibt mindestens genauso viele Momente, in denen ich Ereignisse einfach schulterzuckend hingenommen habe. Etwa als im vergangenen Jahr halb Los Angeles das Opfer eines Feuertornados wurde und so viele Menschen starben, dass man sie bis heute nicht gezählt hat. Oder als das riesige Maeslantkering-Sperrwerk an der niederländischen Küste sich nicht schließen ließ und die Sturmflut Rotterdam zerstörte. Oder als in Sibirien vier riesige Öltanks gleichzeitig brachen, weil dort der Permafrostboden taut und die arktische See auf Jahrzehnte hinaus mit Hunderttausenden Litern Diesel vergiftete, da habe ich wegen der Bilder von den sterbenden Eisbären und Robben geweint. Und eine Woche später habe ich mich wieder den Dingen zugewandt, die für mein alltägliches Leben wichtig waren. Meiner Arbeit, meiner Familie, meiner Liebe. Aber dann ist vor drei Monaten eine Katastrophe ebenso mühelos wie schmerzhaft in mich eingedrungen und hat mich restlos aus der Bahn geschleudert. Das war der Moment, in dem die grübelnde und zaudernde Version meines Selbst gestorben ist und ich beschlossen habe, endlich mutig zu sein und zu handeln.

Noch zwanzig Minuten.

Ich muss mich fertig machen. Mich anziehen, Kaffee trinken, das Croissant essen oder wenigstens den Apfel, obwohl ich kaum was runterkriege. Meine Spuren in dem Hotelzimmer verwischen, soweit es geht. Es ist nicht gut, wenn ich zu viel darüber nachdenke, was gleich passieren wird. Nicht weil es falsch sein könnte, sondern weil ich Angst habe, dass mich der Mut verlässt. Er muss schließlich all die Zweifel übertönen, die eine verdammte Teufelin namens Vernunft unaufhörlich in mir zu wecken versucht. Sie versucht mir einzureden, dass ich kein Recht habe, auch nur einen Menschen umzubringen. Ich antworte, dass ich in Notwehr handele. Sie wirft mir vor, ich könne allein nicht bestimmen, was Notwehr ist, ich würde mich zur Richterin über Leben und Tod erklären, ich würde Leute schuldig sprechen, obwohl auch sie nur Teil eines Systems sind. Sie häuft Gründe auf Gründe, und wenn das alles nichts nützt, kommt sie mir mit Jakob.

Ja, es stimmt, ich wusste nicht, wie ich damit fertigwerden sollte. Ich habe mich verkrochen und mit niemandem mehr geredet. Aber dann dachte ich, dass das feige und selbstmitleidig ist. Und dann habe ich ihm das Versprechen gegeben.

Seitdem hat sich fast alles in meinem Leben verändert. Ich habe mich so sehr verwandelt, dass ich mich selbst nicht wiedererkenne. Die Frau mit den kurzen Haaren, den müden Augen, den Blick in die leere Ferne jenseits des Spiegels gerichtet, bin ich das? Ich habe sieben Kilo abgenommen. Ich bin dünn und sehe klein aus. Selbst meine Mutter würde mich nicht wiedererkennen. Ich trage eine blonde schulterlange Perücke. Meine Augen huschen hinter der dicken Brille hin und her, um alles zu erfassen, damit mein Gehirn es bedenken kann.

Zehn Minuten.

Es schneit. Dicke weiße Flocken, die ausgelassen zur Erde herabtaumeln. Ich könnte ihnen stundenlang zuschauen, wie sie vor meinem Fenster schweben, sich vom Wind zum Tanz auffordern lassen, und mich dabei dorthin zurückträumen, wo es friedlich war und ich noch nicht diesen Weg eingeschlagen hatte. Es ist seltsam. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal Wasser so friedlich erlebt habe. In den vergangenen Monaten ist es vor allem in seiner wütenden Gestalt als Gewitter über uns hergefallen und hat alles ertränkt, was es erreichen konnte. Vielleicht machst du es, weil du schwanger bist, Leela. Da ist sie ja wieder. Ich wusste, dass sie mich nicht in Ruhe lassen kann. Es sind die Hormone, glaub es mir, Leela. Schwangere Frauen sind nicht zurechnungsfähig. Östrogen, Gestagen, und wie das Zeug alles heißt, verhindern, dass du klar denken kannst. Es geht dir nicht um den Planeten und die Umwelt. Das ist nur eine Ausrede, weil die eigentliche Antwort so banal und biologisch ist. Es geht dir um die Zwillinge in deinem Bauch. Was absolut nachvollziehbar ist. Das Leben hat zwei wesentliche Interessen. Unsterblichkeit oder Reproduktion. Es ist unmöglich, sich dagegen zu wehren. Was du schon allein daran erkennst, dass dein Körper zwei Wesen ernährt, die du noch gar nicht kennst. Alles, was du von ihnen bisher gesehen hast, sind Ultraschallfotos. Du hast dich ja noch nicht mal für Namen entschieden.

Sei still! Bitte. Sei endlich still, verdammt noch mal!

Ich muss sofort losgehen. Wenn ich noch eine Minute länger warte, mache ich es nicht mehr. Ich ziehe den weißen Arztkittel an, darüber den grauen Mantel, die weißen Sportschuhe. Ich stecke den Ausweis ein, den Leon mir besorgt hat. Jetzt bin ich Claudia Schmidt, frischgebackene Ärztin der Inneren Medizin, geboren in Leipzig. Ich hefte das entsprechende Namensschild an den Arztkittel, das mich zur Angehörigen des Deutschen Roten Kreuzes macht. Die Akkreditierung und Übermittlung der gefälschten Daten hat Leon ebenfalls übernommen.

Ich nehme die schwarze Arzttasche, die ich seit Tagen mit mir herumtrage. Ich öffne die Zimmertür und trete auf den Flur hinaus. Der Aufzug steht bereit. Ich drücke auf den Knopf mit dem Buchstaben L, woraufhin sich die Kabine rumpelnd nach unten bewegt und sich in der Lobby stöhnend öffnet, als sei sie genervt. Ich trete auf die Straße hinaus. Es hat aufgehört zu schneien. Der Himmel erstrahlt in diesem tiefen Blau, das es nur in den Alpen gibt, und die Sonne verschwendet sich noch einmal, bevor sie uns dem Winter überlässt.

Ich frage mich, wie du wohl über mich urteilen wirst. Mörderin? Durchgeknallte Irre? Oder gäbe es auch noch ein paar andere Optionen? Wie wäre es mit Widerstandskämpferin? Oder Retterin der Menschheit? Wie...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2021
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte die Welt retten • Extremsituation • Klimaforscher • Klimagegner • Klimakatastrophe • Klimaleugner • Klimaschutz • Klimastreik • Oktopus • Polschmelze • Überflutung • Überschwemmung • Umweltkatastrophe • Verschwörungssthriller • Verschwörungstheorie • Weltuntergang • Wetterforscher
ISBN-10 3-8437-2336-2 / 3843723362
ISBN-13 978-3-8437-2336-7 / 9783843723367
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