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Tödliche Algarve (eBook)

Anabela Silva ermittelt
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
336 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-00674-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tödliche Algarve -  Carolina Conrad
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Ein einsamer Wanderweg. Ein Knall, dann Stille. Tödliche Stille. Auf einem uralten Pilgerweg verschwinden innerhalb kurzer Zeit drei Wanderer. Für Chefinspektor João Almeida besonders heikel: Eine der Vermissten ist seine Halbschwester Liliana. Dann wird eine Leiche gefunden, von Wildschweinen verstümmelt. Doch es ist nicht Liliana. Almeida übernimmt die Ermittlungen, bekommt aber einen Maulkorb. Um den Tourismus in der Region nicht zu gefährden, heißt die Devise: Kein Wort von Mord. Er bittet seine Freundin, die deutsche Journalistin Anabela Silva, um Unterstützung. Nicht ahnend, dass sie so ins Visier eines kaltblütigen Mörders gerät.

Carolina Conrad ist das Pseudonym der aus dem niedersächsischen Oldenburg stammenden Autorin Bettina Haskamp. Die gelernte Journalistin hat ihre Basis in Hamburg, lebt aber seit 2007 in Portugal. Anfangs auf einem selbstgebauten Segelboot, inzwischen in einem kleinen Holzhaus im Hinterland der Ostalgarve. In der zweiten Heimat entstanden Bestseller wie «Alles wegen Werner» und «Hart aber Hilde» und ihre beliebte Algarve-Krimireihe um die deutsch-portugiesische Journalistin Anabela Silva.

Carolina Conrad ist das Pseudonym der aus dem niedersächsischen Oldenburg stammenden Autorin Bettina Haskamp. Die gelernte Journalistin hat ihre Basis in Hamburg, lebt aber seit 2007 in Portugal. Anfangs auf einem selbstgebauten Segelboot, inzwischen in einem kleinen Holzhaus im Hinterland der Ostalgarve. In der zweiten Heimat entstanden Bestseller wie «Alles wegen Werner» und «Hart aber Hilde» und ihre beliebte Algarve-Krimireihe um die deutsch-portugiesische Journalistin Anabela Silva.

1


«Familie ist total wichtig, João!»

«Nicht jede Familie.»

«Was meinst du damit?»

«Ich sagte es schon: Ich will nicht darüber reden, Anabela.»

«Sie ist deine Schwester! Und sie wird vermisst. Das kannst du doch nicht ignorieren, ich versteh dich nicht.»

«Lass es einfach gut sein, ja?»

Nein! Aber João hatte so einen Stoppschild-Ausdruck im Gesicht. Also hielt ich den Mund – für den Moment. Dies war seit Wochen das erste Wochenende, das wir miteinander verbringen konnten. Ich wollte lieben, nicht streiten. João hatte dienstfrei, und ich selbst genoss den dreiwöchigen Besuch meiner Tante Paula aus Deutschland, weil ich mich ausnahmsweise nur wenig um meine Eltern kümmern musste. Selbst die Lernerei für meine Ausbildung zur Übersetzerin hatte ein Ende; die Prüfung war geschafft, es gab sogar schon erste Aufträge. Nur ein paar Immobiliensachen, aber immerhin. Bei den Justizbehörden in Faro stand mein Name auf einer Warteliste. Ich war seit kurzem Mitglied in der Associação Portuguesa de Tradutores, dem portugiesischen Übersetzerverband. Mein neues Leben in Portugal nahm langsam die Form an, die ich mir wünschte. Und jetzt hatte ich zum ersten Mal seit langem so etwas wie Urlaub.

Auf dem großen Holztisch unter dem Kronleuchter in Joãos sparsam, aber stilvoll eingerichteter Altbauwohnung standen noch die Reste unseres Abendessens. Er hatte Presa vom Schwarzen Schwein gegrillt. Ein zartes Nackenstück, nur mit grobem Meersalz gewürzt, um den intensiven Eigengeschmack des Fleisches nicht zu überdecken. Himmlisch. Das Tier war noch vor kurzem glücklich in einem Eichenhain im Alentejo herumgelaufen. Sogar Nachtisch hatte João gemacht, in Honig gebratene Madeira-Bananen mit Zimt.

Nach dem Dessert dann – nun, dezent ausgedrückt war der Anruf in einem höchst unpassenden Moment gekommen. Es gibt Augenblicke im Leben einer Frau, da wünscht sie sich, der Mann, der sich gerade intensiv mit ihr beschäftigt, ginge nicht dran. Allerdings sollte diese Frau sich dann besser nicht mit einem Inspektor der Polícia Judiciária einlassen. João Almeida war Chef der Mordkommission in Faro, und sein Arm griff reflexartig nach dem Handy auf dem Nachttisch. Alles andere hätte mich auch sehr gewundert, dienstfrei hin oder her. Ich kannte das schon. Porra, fluchte ich dennoch leise in mein Kissen, verdammt. Warum konnten die Mörder der Algarve an diesem Wochenende nicht ebenfalls friedlich in ihren Betten liegen?

«Woher haben Sie diese Nummer?»

Joãos Ton ließ mich den Kopf vom Kissen heben. Seine eigentlich warme, weiche Stimme klang gepresst und gleichzeitig scharf. Er setzte sich auf die Bettkante, den Rücken mir zugewandt, kerzengerade. Es konnte nicht sein Freund und Kollege Paulo Pinto sein, der da anrief.

«Aha. Und?»

Ich rückte näher an ihn heran, hoffte, hören zu können, was der Anrufer sagte. Korrigiere: die Anruferin. Es war eine aufgeregte Frauenstimme, die ich tatsächlich verstehen konnte, da sie fast schrie.

«Seit vier Tagen kein Wort! Und sie ist ganz allein auf der Via Algarviana, nicht mal ihr Telefon hat sie mitgenommen. Ich mache mir solche Sorgen!»

«Ich wüsste nicht, was mich das angeht», sagte João.

Die Stimme wurde noch lauter. «Sie ist Ihre Schwester, Sie müssen etwas unternehmen! Schließlich sind Sie bei der Polizei!»

Schwester, was für eine Schwester?

João war meines Wissens ein Einzelkind. Die Eltern lebten nicht mehr. Sein Vater war vor zwei Jahren gestorben, seine Mutter Jahre früher. Viel mehr wusste ich nicht über die Familie des Mannes, mit dem ich seit ein paar Monaten liiert war. João gehört nicht zu den Menschen, die viel von sich preisgeben.

«Wenden Sie sich an die Polizei in Tavira, die Kollegen dort sind die erste Anlaufstelle. Und rufen Sie mich nicht wieder an!» Beim letzten Satz war sein Ton nicht mehr scharf, sondern eisig. Er ließ den Arm mit dem Telefon sinken und blieb reglos auf der Bettkante sitzen.

«Was war das denn?»

Er schrak zusammen, drehte sich zu mir um. Die Miene so düster wie ein Gewitterhimmel kurz vor dem ersten Blitz.

«Nichts.»

«Du hast eine Schwester? Wie heißt sie, wo lebt sie?»

«Ich will nicht darüber reden.»

«João!»

Er stand auf und verschwand im Bad, während ich dalag und nicht wusste, was ich von dem halten sollte, was ich gerade gehört hatte. Als Nächstes drang das Rauschen der Dusche an mein Ohr, nicht lange danach das Zischen der Kaffeemaschine. Ich streifte mir ein langes T-Shirt über und ging ins Wohnzimmer, vorbei am Tisch mit dem schmutzigen Geschirr zu der Theke, die die offene Küche vom großen Wohnraum trennte. João stand in einem grauen Bademantel dahinter. Das sonst silberweiße Haar war dunkel von Feuchtigkeit. Ohne seine Brille sah er verletzlich aus.

«Machst du mir bitte auch einen?»

Er antwortete nicht, holte aber eine weitere Espressotasse für mich aus dem Schrank. Und ich machte den schon erwähnten zweiten Versuch, mit ihm über diese aus dem Nichts aufgetauchte Schwester zu sprechen, die anscheinend vermisst wurde. Als der Kaffee fertig war, hatte sich an seinem Stoppschild-Gesicht nichts geändert. Wir tranken schweigend. Vielleicht, dachte ich, braucht er nur ein bisschen Zeit. Besser nicht weiter bohren, nicht drängeln.

Ich räumte den Tisch ab und ging auch duschen. Kein Wort kam mir mehr zum Thema Schwester über die Lippen – eine nahezu unmenschliche Anstrengung für mich, wie ich anmerken möchte. Wenn ich etwas wissen will, bin ich kaum zu bremsen. Deshalb bin ich vor vielen Jahren Journalistin geworden. Und auch wenn ich in dem Beruf nicht mehr arbeite, hat sich an meiner – übrigens genetisch bedingten – Neugier nichts geändert. João wusste das sehr genau. Immerhin hatte er mich im vergangenen Jahr auch deshalb gebeten, für ihn in dem seltsamen Fall um eine tote Dänin zu recherchieren. Mit Erfolg, wie ich ebenfalls erwähnen möchte. Jedenfalls sahen wir uns an diesem Abend im Fernsehen noch einen Spätfilm an und gingen schlafen. João wälzte sich die halbe Nacht unruhig im Bett.

 

«Wegen deiner Schwester …», setzte ich beim Morgenkaffee neu an und erntete einen langen Blick. Keinen besonders freundlichen Blick, eher schicksalsergeben, würde ich sagen. Ich fragte mich kurz, ob João gerade bereute, mir je begegnet zu sein, und schenkte ihm ein Lächeln. Tatsächlich hob sich auch sein Mundwinkel, der linke, ein bisschen. Mehr konnte ich im Moment kaum erwarten.

«Du wirst nicht lockerlassen, richtig?»

«Richtig.»

Er hob seine Kaffeetasse und setzte sie wieder ab. «Mein Vater …» Er brach ab. Trank jetzt doch einen Schluck, stellte die Tasse zurück auf den Tisch. Räusperte sich. Weitere Sekunden verstrichen, ehe er weitersprach. «Mein Vater hatte eine zweite Familie.»

«Wie meinst du das? Er war zweimal verheiratet? Diese Schwester ist aus erster Ehe? Das ist doch nicht schlimm.»

João zog seine Augenbrauen zusammen, die so dunkel sind wie sein Brillengestell. Sein etwas rundliches und meistens freundliches Gesicht war so grimmig wie am Abend zuvor, das Minilächeln verschwunden. «Nein, er war nicht zweimal verheiratet. Er hatte eine zweite Familie, bei der er immer dann war, wenn meine Mutter und ich ihn auf Geschäftsreise wähnten oder bei Treffen mit seinen Fußballfreunden, was weiß ich. Eine andere Frau und ein anderes Kind. In Tavira. Mehr als zwanzig Jahre. Ich bin nur froh, dass meine Mutter das nicht mehr erfahren hat.»

Ich schluckte. Das war ziemlich harter Tobak.

«Ich selbst habe es am Tag seiner Beerdigung erfahren. Da hat sie sich mir vorgestellt. Als Liliana, meine Schwester.» Er spuckte das Wort Schwester förmlich aus. «Und als Miterbin. Sehr feinfühlig, findest du nicht?»

«Das ist ja …»

«Sie ist mit ihrer Lebensgefährtin auf den Friedhof gekommen. Die hat dann die ganze Zeit geredet: Sie hätten sich vor kurzem gemeinsam in Tavira mit einer Snackbar selbständig gemacht und könnten es sich nicht leisten, auf das Erbe zu verzichten.»

«Die Frau, die angerufen hat?»

Er nickte. «Inês. Die dachten wohl, mein Vater sei ein reicher Mann gewesen. Keine Ahnung, was er seiner anderen Familie noch alles erzählt hatte. War er aber nicht, viel gab es für die Damen nicht zu holen. Kein Wunder, wenn er zwei Familien versorgen musste.»

Die Bitterkeit in Joãos Worten tat mir weh. Ich strich ihm über den Handrücken, er schien es gar nicht zu bemerken. «Konntest du denn nichts dagegen tun?»

«Was denn? Auch uneheliche Kinder sind erbberechtigt. Und sie hatte stapelweise Fotos von ihrer netten kleinen Familie mit meinem Vater mittendrin. Außerdem sieht sie ihm ziemlich ähnlich.»

«Was ist mit der Mutter?»

«Die ist tot.»

«Bist du mit dieser Liliana noch in Kontakt?»

«Natürlich nicht! Ich hab alles einem Anwalt übergeben und nie wieder ein Wort mit ihr gesprochen. Für mich existiert sie nicht.»

«Verstehe.»

Jedenfalls ein bisschen. Wie grausam musste es sein, von dieser Schattenfamilie zu erfahren und den Vater nicht einmal mehr mit seinem Betrug konfrontieren zu können? Ich versuchte, mir vorzustellen, wie ich in einer solchen Situation reagiert hätte. Vielleicht hätte auch ich versucht, die Existenz dieser Halbschwester zu verdrängen. Vielleicht. Mein Familiensinn ist schon ziemlich ausgeprägt. Deshalb bin ich ja überhaupt nach Portugal gezogen. Meine Eltern sind Portugiesen, ich selbst bin in Hannover geboren und aufgewachsen. Und ich bin auch in Deutschland geblieben, als sie vor vielen...

Erscheint lt. Verlag 16.6.2020
Reihe/Serie Ein Portugal-Krimi
Ein Portugal-Krimi
Zusatzinfo Mit 1 s/w Karte
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Algarve • Algarvekrimi • Dunkle Verbindungen • Ermittlerduo • Ermittlung • Gil Ribeiro • Jakobsweg • Journalistin • Kommissar • Krimi Algarve • Kriminalroman • Lost in Fuseta • Luis Sellano • Mord • Portugal • Portugal Krimi • portugiesischer Krimi • Portugiesische Sünde • Tourismus • Urlaubslektüre • Wanderweg
ISBN-10 3-644-00674-1 / 3644006741
ISBN-13 978-3-644-00674-4 / 9783644006744
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