Das gestohlene Kind (eBook)
352 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45709-2 (ISBN)
Tamer Bakiner ist einer der erfolgreichsten Wirtschafts- und Privatermittler in Deutschland. Seinem ersten True-Crime-Thriller liegt ein Fall von Kindes-Rückführung zugrunde, den er vor einigen Jahren erfolgreich gelöst hat. Tamer Bakiner ist außerdem Autor des SPIEGEL-Bestsellers »Der Wahrheitsjäger«, in dem er u?ber seine spannendsten Fälle berichtet und den Leser in die Schattenwelt der Wirtschaftskriminalität entfu?hrt.
Tamer Bakiner ist einer der erfolgreichsten Wirtschafts- und Privatermittler in Deutschland. Seinem ersten True-Crime-Thriller liegt ein Fall von Kindes-Rückführung zugrunde, den er vor einigen Jahren erfolgreich gelöst hat. Tamer Bakiner ist außerdem Autor des SPIEGEL-Bestsellers »Der Wahrheitsjäger«, in dem er über seine spannendsten Fälle berichtet und den Leser in die Schattenwelt der Wirtschaftskriminalität entführt. Matilda Walzer ist Autorin, Lektorin und Coach. Die Recherche zu diesem Roman führte sie sechs Wochen lang durch Asien. Sie lebt und arbeitet in München.
Kapitel 5
Frankfurt,
Montag, 22. Oktober 2018,
früher Nachmittag
»Ich bin dann weg.« Alexander Bergmann ging aus seinem Büro im oberen Stockwerk die Treppe herunter in den lichtdurchfluteten Verkaufsraum.
»Prinzessinnen-Nachmittag, ich weiß«, flötete Marianne Heinze. »Was steht denn heute auf dem Programm?«
»Wenn ich das so genau wüsste. Es war einfach zu viel los in den letzten beiden Tagen, um mir was Spannendes auszudenken. Aber mir wird auf dem Weg zur Kita bestimmt etwas einfallen.«
»Davon bin ich überzeugt. Wirklich toll, dass Sie diese Vater-Tochter-Nachmittage eingerichtet haben. Das ist nicht selbstverständlich. Wenn ich da an meinen Mann denke.« Sie seufzte.
»Das war in meinem ersten Leben auch nicht selbstverständlich, wie Sie wissen.« Alexander nannte die Ehe mit Sabine immer sein erstes Leben. »Ich versuche, bei meiner kleinen Tochter wiedergutzumachen, was ich bei meinen Söhnen versäumt habe.« Alexander Bergmann schnappte seine Daunenjacke und zog sie sich im Gehen über. »Ich habe das Wiener Auktionshaus nicht mehr erreicht und bin leider ein bisschen spät dran. Könnten Sie dort bitte wegen des Kerzenständers nachfragen? Der muss spätestens am Freitag geliefert werden.«
»Mach ich! Wir wollen doch Herrn von Löwenstein bei Laune halten.« Marianne Heinze verdrehte die Augen.
»Ich möchte mir nicht vorstellen, was passiert, wenn er am Samstag nicht dieses Monstrum in Händen hält. Das ultimative Geburtstagsgeschenk für seine Frau!«
»Würde ich so ein Geschenk zum Fünfzigsten kriegen, wäre das ein Scheidungsgrund«, sagte Marianne Heinze und schüttelte belustigt ihren Pagenkopf. »Aber ich bin ja Gott sei Dank nicht mit diesem Herrn verheiratet. Und werde den Wienern jetzt mal Beine machen.«
Diese Frau ist ein Segen, dachte Alexander Bergmann beim Hinausgehen. Sie waren in den letzten fünf Jahren ein gutes Team geworden. Nachdem er seine Frau Sabine verlassen hatte, war sie eine der wenigen gewesen, die zu ihm gehalten und ihn nicht verdammt hatte. Sie hatte ihm auch geraten, sich zunächst auf den Verkauf von Antiquitäten und modernen Kunstwerken im In- und Ausland zu konzentrieren und seine Malerei ruhen zu lassen. Sie hatte zwar einen Sinn für Kunst, aber im kaufmännischen Bereich machte ihr keiner so schnell etwas vor.
Er öffnete die Wagentür seines SUV. Umwelt hin oder her, es nervte ihn einfach, auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein.
»Herr Bergmann, hallo!«
Plötzlich fuchtelten zwei Arme vor ihm herum.
»Haben Sie eine Minute?«
Wie aus dem Nichts war der Vermieter des Mehrfamilienhauses, in dem er das Ladengeschäft mit zwei angrenzenden Büroräumen gemietet hatte, vor ihm aufgetaucht.
»Ich hatte eigentlich damit gerechnet, Sie im Laden anzutreffen.«
»Ich bin leider sehr in Eile, Herr Huber«, hob Alexander abwehrend die Hände. »Ist es dringend?«
»Nun ja, ich wollte mit Ihnen über die Mieterhöhung sprechen. Sie haben auf mein Schreiben nicht reagiert.«
Die Mieterhöhung – Mannomann, dieses Thema hatte er komplett verdrängt. »Ich rufe Sie morgen an. Versprochen!«
Alexander stieg in den dunkelblauen Volvo, manövrierte ihn aus der Einfahrt und reihte sich in den Verkehr ein. Kurz nach vierzehn Uhr hielt sich das tägliche Verkehrschaos noch in Grenzen.
Zwei Nachmittage in der Woche hatte er für seine kleine Tochter Elara reserviert. Diese Zeit war ihm heilig. Komme, was da wolle.
Früher hatten sie den Laden an Montagen geschlossen. Aber seit er das Geschäft in die Frankfurter Innenstadt verlegt hatte, war daran nicht mehr zu denken. Obwohl ihn der Umzug viel Geld gekostet hatte und er vor allem im Vordertaunus in Bad Homburg, Kronberg und Königstein seine reiche Stammklientel sitzen hatte, war es die richtige Entscheidung gewesen.
»Die von Löwensteins dieser Welt kommen auch nach Frankfurt in die Braubachstraße«, hatte Marianne Heinze ihm damals Mut zugesprochen. Und sie hatte recht behalten. Vorzugsweise kamen sie an den Wochenenden und kombinierten eine Shopping-Tour in Frankfurts Nobelgeschäften mit einem Besuch bei ihm in der Galerie. Deshalb hatte er die Öffnungszeiten ausgeweitet und viel Energie in sogenannte Kundenbindungsmaßnahmen investiert. An jedem ersten Samstag im Monat offerierte er seiner anspruchsvollen Kundschaft ein kleines Buffet, und einmal im Vierteljahr fand ein Event statt: eine Vernissage oder ein Vortrag eines Künstlers über sein Werk.
Wer hingegen einfach so hereinschneite, wurde begrüßt mit einem Espresso oder auch einem Gläschen französischem Crémant, von dem mehrere Flaschen im Kühlschrank lagerten.
Seine Kunstgalerie galt mittlerweile als Geheimtipp in Kennerkreisen, und so mancher Kunstfreund aus dem Ausland war auch unter den Interessenten.
Seine Webpage wurde stark frequentiert, und seit Kurzem war er auch auf Instagram. Wenn man den Likes und Kommentaren Glauben schenken durfte, hatte er eine beträchtliche Fangemeinde. Und darauf war er mächtig stolz, auch wenn seine künstlerische Kreativität dabei auf der Strecke blieb. Früher hatte er sich in jeder freien Minute seinen Bildern gewidmet und sich durch und durch als Künstler gefühlt. Doch sein Schwerpunkt hatte sich verlagert, seit Elara auf der Welt war.
Vielleicht hatte er auch eine Schaffenskrise? Sich das jedoch einzugestehen, fiel ihm besonders schwer. Immerhin hatte er mit seinen Bildern ganz ordentliche Summen verdient.
Auch jetzt lief das Geschäft gut, aber er schrieb unterm Strich nur eine schwarze Null. Seine privaten Ausgaben waren zu hoch. Sie gaben zu viel Geld aus. Suna gab zu viel Geld aus.
Sie war äußerst fordernd. Seit ein paar Wochen redete sie immer wieder auf ihn ein, dass er ihr zusätzliches Geld für ihren Vater zur Verfügung stellen solle, der schwer nierenkrank war und dringend eine Spenderniere brauchte. Und die Transplantation solle am besten hier in Deutschland stattfinden. Wie sollte das gehen?! Das würde Unsummen kosten. Wie sollte er sich das leisten können?
Daraufhin hatten sie einen heftigen Streit gehabt, weil Alexander meinte, sie könne doch im Geschäft mitarbeiten. Marianne Heinze unterstützen. Ihnen wenigstens an Samstagen zur Hand gehen. Die reichen Stammkunden betreuen. Aber nein, dafür war sie sich als studierte Kommunikationswissenschaftlerin anscheinend zu schade. Es war in Ordnung gewesen, dass sich Suna ausschließlich um Elara kümmern wollte, solange sie klein war. Darüber waren sie sich nach der Geburt einig. Aber da ihr Kind längst in die Kita ging, wo es sich ausgesprochen wohlfühlte, und nächstes Jahr bereits in die Schule kam, sprach überhaupt nichts dagegen, in der Galerie mit anzupacken. Wenn es schon unmöglich war, einen geeigneten Teilzeitjob zu finden, wie Suna immer betonte, könnte sie ihm wenigstens unter die Arme greifen. Stattdessen versuchte sie sich als Bloggerin. Er musste dringend mit ihr reden.
Kaum war Alexander in der Kita angekommen und den gepflasterten Weg durch den Vorgarten entlanggegangen, wurde auch schon die Tür aufgerissen, und Elara rannte ihm entgegen. Ihre schwarzen Zöpfe, die von zwei pinkfarbenen Gummis gehalten wurden, wippten auf und ab.
»Papi, da bist du ja endlich! Komm schnell, ich muss dir zeigen, was ich gemalt habe.«
»Hallo, meine kleine Prinzessin.« Er hob sie hoch und wirbelte sie einmal im Kreis herum. »Da bin ich aber sehr gespannt.«
Alexander war froh, dass Elara intuitiv und schon ganz früh mit dem Malen begonnen hatte. Vielleicht hatte sie von ihm das künstlerische Talent mitbekommen; ganz offensichtlich aber hatte sie die Schönheit ihrer Mutter geerbt.
Suna und Alexander hatten sich damals für eine private Kindertagesstätte mit multilingualem Angebot entschieden, die etwas außerhalb der Innenstadt am Rand eines Wohngebietes lag und von einem weitläufigen Garten umgeben war.
Er betrat den großen hellen Raum und wurde von einem wilden Stimmengewirr aus deutschen, englischen, französischen und spanischen Worten empfangen. Die unterschiedlichen Nationalitäten, die hier vertreten waren, schafften eine Weltoffenheit, die sich Alexander und Suna für ihre Tochter wünschten. Zumindest in diesem Punkt waren sie sich einig gewesen.
»Hallo, Herr Bergmann«, begrüßte ihn Linda Petersen, eine der Erzieherinnen, und wandte sich dann umgehend in strengem Ton an seine Tochter. »Und du, Elara Wirbelwind, solltest dir etwas überziehen, bevor du in die Kälte rausgehst. Das weißt du ganz genau.«
Elara nickte betroffen, sauste dann aber an ihr vorbei zu einem Tisch im hinteren Teil des Raums, um ihre Zeichnung zu holen.
Alexander nickte Linda entschuldigend zu und holte Anorak, rosa Sneakers und die Kindergartentasche seiner Tochter aus dem Garderobenschrank.
»Komm, mein Schatz, beeil dich ein bisschen.« Alexander wollte los, damit noch genügend Zeit blieb, etwas zu unternehmen.
»Ich habe Pinky gemalt. Und Mami und dich und mich.« Elara hielt ihm ihre Zeichnung hin.
»Das ist ja toll geworden, mein Schatz!«
Elara strahlte ihn an.
»Was hältst du denn davon, wenn wir heute ins Spaßbad gehen«, schlug Alexander vor und nahm ihr behutsam das Bild ab, sodass sich Elara Schuhe und Anorak anziehen konnte.
»Au ja, das machen wir«, freute sie sich und presste ihren linken Fuß in den nicht geöffneten Turnschuh. »Und ich rutsche wieder die große Rutsche runter.«
»Dann lass uns jetzt schnell nach Hause fahren und die Schwimmtasche packen.« Alexander öffnete den Klettverschluss des zweiten Turnschuhs und half Elara, sich vollends anzuziehen. Dann nahm...
Erscheint lt. Verlag | 27.11.2019 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Alexander Bergmann • Bakiner • Detektiv • Entführung • Ermittler-Thriller • Escort-Service • Florentine Fuchs • Frankfurt • Kindesentführung • Kindes-Rückentführung • Kindes-Rückentführung aus Thailand • Kloster • Malik Martens • Mönch • Panikattacken • Privatdetektiv • Psychologin • RTL • Rückentführung • Thailand • Thriller deutsche Autoren • Thriller Deutschland • thriller entführung • Thriller Neuerscheinungen 2019 • Thriller Neuheiten Herbst 2019 • Thriller Taschenbuch • Thriller Thailand • Thriller und Psychothriller • True Crime • True Crime Bücher • True Crime Bücher deutsch • True crime Thriller • Wahrheitsjäger • Wirtschaftsdetektiv |
ISBN-10 | 3-426-45709-1 / 3426457091 |
ISBN-13 | 978-3-426-45709-2 / 9783426457092 |
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