Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Friedrich Glauser - Wachtmeister Studer -  Friedrich C. Glauser

Friedrich Glauser - Wachtmeister Studer (eBook)

Sammlung
eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
1078 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-631-5 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
(CHF 1,90)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Glauser ist nach der Auffassung von Erhard Jöst »einer der wichtigsten Wegbereiter des modernen Kriminalromans«. Seine Haupfigur steht in einer Tradition von Dürrenmatts Bärlach. Bei einer Umfrage im Jahr 1990 unter 37 Krimifachleuten nach dem »besten Kriminalroman aller Zeiten« landete Wachtmeister Studer als bester deutschsprachiger Krimi auf Platz 4. Alle Romane mit dem unorthodoxen Alpen-Columbo. - Wachtmeister Studer Die Fieberkurve Matto regiert Der Chinese Krock & Co. Null Papier Verlag

Friedrich Charles Glauser (geboren 4. Februar 1896 in Wien; gestorben 8. Dezember 1938 in Nervi bei Genua) war ein Schweizer Schriftsteller. Er gilt als einer der ersten deutschsprachigen Krimiautoren. In den letzten drei Lebensjahren schrieb Glauser fünf Kriminalromane, in deren Mittelpunkt Wachtmeister Studer steht, ein eigensinniger Kriminalpolizist mit Verständnis für die Gefallenen der Gesellschaft. Bei einer Umfrage im Jahr 1990 unter 37 Krimifachleuten nach dem 'besten Kriminalroman aller Zeiten' landete Wachtmeister Studer als bester deutschsprachiger Krimi auf Platz 4.

Friedrich Charles Glauser (geboren 4. Februar 1896 in Wien; gestorben 8. Dezember 1938 in Nervi bei Genua) war ein Schweizer Schriftsteller. Er gilt als einer der ersten deutschsprachigen Krimiautoren. In den letzten drei Lebensjahren schrieb Glauser fünf Kriminalromane, in deren Mittelpunkt Wachtmeister Studer steht, ein eigensinniger Kriminalpolizist mit Verständnis für die Gefallenen der Gesellschaft. Bei einer Umfrage im Jahr 1990 unter 37 Krimifachleuten nach dem "besten Kriminalroman aller Zeiten" landete Wachtmeister Studer als bester deutschsprachiger Krimi auf Platz 4.

Wachtmeister Studer
Die Fieberkurve
Matto regiert
Der Chinese
Krock & Co
Literaturverzeichnis
Index

Einer will nicht mehr mitmachen


Der Ge­fan­ge­nen­wär­ter mit dem drei­fa­chen Kinn und der ro­ten Nase brumm­te et­was von »ewi­gem G’­stürm«, – weil ihn Stu­der vom Mit­ta­ges­sen weg­hol­te. Aber Stu­der war im­mer­hin ein Fahn­der­wacht­meis­ter von der Ber­ner Kan­tons­po­li­zei, und so konn­te man ihn nicht ohne wei­te­res zum Teu­fel ja­gen.

Der Wär­ter Liech­ti stand also auf, füll­te sein Was­ser­glas mit Rot­wein, leer­te es auf einen Zug, nahm einen Schlüs­sel­bund und kam mit zum Häft­ling Schlumpf, den der Wacht­meis­ter vor knapp ei­ner Stun­de ein­ge­lie­fert hat­te.

Gän­ge… Dunkle lan­ge Gän­ge… Die Mau­ern wa­ren dick. Das Schloss Thun schi­en für Ewig­kei­ten ge­baut. Über­all hock­te noch die Käl­te des Win­ters.

Es war schwer, sich vor­zu­stel­len, dass drau­ßen ein war­mer Mai­en­tag über dem See lag, dass in der Son­ne Leu­te spa­zie­ren gin­gen, un­be­schwert, dass an­de­re in Boo­ten auf dem Was­ser schau­kel­ten und sich die Haut braun bren­nen lie­ßen.

Die Zel­len­tü­re ging auf. Stu­der blieb einen Au­gen­blick auf der Schwel­le ste­hen. Zwei waag­rech­te, zwei senk­rech­te Ei­sen­stan­gen durch­kreuz­ten das Fens­ter, das hoch oben lag. Der Dach­first ei­nes Hau­ses war zu se­hen – mit al­ten, schwar­zen Zie­geln – und über ihm weh­te als blen­dend blau­es Tuch der Him­mel. Aber an der un­te­ren Ei­sen­stan­ge hing ei­ner! Der Le­der­gür­tel war fest ver­knüpft und bil­de­te einen Kno­ten. Dun­kel hob sich ein schie­fer Kör­per von der weiß­ge­kalk­ten Wand ab. Die Füße ruh­ten merk­wür­dig ver­dreht auf dem Bett. Und im Na­cken des Er­häng­ten glänz­te die Gür­tel­schnal­le, weil ein Son­nen­strahl sie von oben traf.

»Herr­gott!« sag­te Stu­der, schoss vor, sprang aufs Bett – und der Wär­ter Liech­ti wun­der­te sich über die Be­weg­lich­keit des äl­te­ren Man­nes – pack­te den Kör­per mit dem rech­ten Arm, wäh­rend die lin­ke Hand den Kno­ten auf­knüpf­te.

Stu­der fluch­te, weil er sich einen Na­gel ab­ge­bro­chen hat­te. Dann stieg er vom Bett und leg­te den leb­lo­sen Kör­per sanft nie­der.

»Wenn Ihr nicht so ver­dammt rück­stän­dig wä­ret«, sag­te Stu­der, »und we­nigs­tens Draht­git­ter vor den Fens­tern an­brin­gen wür­det, dann könn­ten sol­che Sa­chen nicht pas­sie­ren. – So! Aber jetzt spring, Liech­ti, und hol den Dok­tor!«

»Ja, ja!« sag­te der Wär­ter ängst­lich und hum­pel­te da­von.

Zu­erst mach­te der Fahn­der­wacht­meis­ter künst­li­che At­mung. Es war wie ein Re­flex. Et­was, das aus der Zeit stamm­te, da er einen Sa­ma­ri­ter­kurs mit­ge­macht hat­te. Und erst nach fünf Mi­nu­ten fiel es Stu­der ein, das Ohr auf die Brust des Lie­gen­den zu le­gen und zu lau­schen, ob das Herz noch schla­ge. Ja, es schlug noch. Lang­sam. Es klang wie das Ti­cken ei­ner Uhr, die man ver­ges­sen hat auf­zu­zie­hen; Stu­der pump­te wei­ter mit den Ar­men des Lie­gen­den. Un­ter dem Kinn durch, von ei­nem Ohr zum an­de­ren, lief ein ro­ter Strei­fen.

»Aber Schlumpf­li!« sag­te Stu­der lei­se. Er nahm sein Nas­tuch aus der Ta­sche, wisch­te sich zu­erst selbst die Stir­ne ab, dann fuhr er mit dem Tuch über das Ge­sicht des Bur­schen. Ein Bu­ben­ge­sicht: jung, zwei di­cke Fal­ten über der Na­sen­wur­zel. Trot­zig. Und sehr bleich.

Das war also der Schlumpf Er­win, den man heut mor­gen in ei­nem Kra­chen des Obe­raar­g­aus ver­haf­tet hat­te. Schlumpf Er­win, an­ge­klagt des Mor­des an Wit­schi Wen­de­lin, Kauf­mann und Rei­sen­der in Ger­zen­stein.

Zu­fall, dass man zur rech­ten Zeit ge­kom­men war! Vor ei­ner Stun­de etwa hat­te man den Schlumpf ord­nungs­ge­mäß im Ge­fäng­nis ein­ge­lie­fert, der Wär­ter mit dem drei­fa­chen Kinn hat­te un­ter­schrie­ben – man konn­te ge­trost den Zug nach Bern neh­men und die gan­ze Sa­che ver­ges­sen. Es war nicht die ers­te Ver­haf­tung, die man vor­ge­nom­men hat­te, es wür­de auch nicht die letz­te sein. Wa­rum hat­te man das Be­dürf­nis ver­spürt den Schlumpf Er­win noch ein­mal zu be­su­chen?

Zu­fall?

Vi­el­leicht… Was ist schon Zu­fall?… Es war nicht zu leug­nen, dass man dem Schick­sal des Schlumpf Er­win teil­nahms­voll ge­gen­über­stand. Rich­ti­ger ge­sagt, dass man den Schlumpf Er­win lieb­ge­won­nen hat­te… Wa­rum?… Stu­der in der Zel­le strich sich ein paar Male mit der fla­chen Hand über den Na­cken. Wa­rum? Weil man kei­nen Sohn ge­habt hat­te? Weil der Ver­haf­te­te auf der gan­zen Rei­se sei­ne Un­schuld be­teu­ert hat­te? Nein. Un­schul­dig sind sie alle. Aber die Be­teue­run­gen des Schlumpf Er­win hat­ten ehr­lich ge­klun­gen. Ob­wohl…

Ob­wohl der Fall ei­gent­lich ganz klar lag. Den Kauf­mann und Rei­sen­den Wen­de­lin Wit­schi hat­te man am Mitt­woch­mor­gen mit ei­nem Ein­schuss hin­ter dem rech­ten Ohr, auf dem Bau­che lie­gend, in ei­nem Wal­de in der Nähe von Ger­zen­stein auf­ge­fun­den. Die Ta­schen der Lei­che wa­ren leer… Die Frau des Er­mor­de­ten hat­te be­haup­tet, ihr Mann habe drei­hun­dert Fran­ken bei sich ge­tra­gen.

Und am Mitt­wo­cha­bend hat­te Schlumpf im Gast­hof zum ›Bä­ren‹ eine Hun­der­ter­no­te ge­wech­sel­t… Am Don­ners­tag­mor­gen woll­te ihn der Land­jä­ger ver­haf­ten, aber Schlumpf war ge­flo­hen.

So war es eben ge­kom­men, dass der Po­li­zei­haupt­mann am Don­ners­tag­abend den Wacht­meis­ter Stu­der in sei­nem Büro auf­ge­sucht hat­te:

»Stu­der, du musst an die fri­sche Luft. Mor­gen früh gehst du den Schlumpf Er­win ver­haf­ten. Es wird dir gut tun. Du wirst zu dick…«

Es stimm­te, lei­der… Ge­wiss, sonst schick­te man zu sol­chen Ver­haf­tun­gen Ge­frei­te. Es hat­te den Fahn­der­wacht­meis­ter ge­trof­fen… Auch Zu­fall?… Schick­sal?… Ge­nug, man war an den Schlumpf ge­ra­ten, und man hat­te ihn lieb­ge­won­nen. Eine Tat­sa­che! Mit Tat­sa­chen, auch wenn sie nur Ge­füh­le be­tref­fen, muss man sich ab­fin­den. Der Schlumpf! Si­cher­lich kein wert­vol­ler Mensch! Man kann­te ihn auf der Kan­tons­po­li­zei. Ein Une­he­li­cher. Die Be­hör­de hat­te sich fast stän­dig mit ihm be­schäf­ti­gen müs­sen. Si­cher wo­gen die Ak­ten auf der Ar­men­di­rek­ti­on min­des­tens an­dert­halb Kilo. Le­bens­lauf? Ver­ding­bub bei ei­nem Bau­ern. Dieb­stäh­le. – Vi­el­leicht hat er Hun­ger ge­habt? Wer kann das hin­ter­drein noch fest­stel­len? – Dann ging es, wie es in sol­chen Fäl­len im­mer geht. Er­zie­hungs­an­stalt Tes­sen­berg. Aus­bruch. Dieb­stahl. Wie­der ge­fasst. Ge­prü­gelt. End­lich ent­las­sen. Ein­bruch. Witz­wil. Ent­las­sen. Ein­bruch. Thor­berg drei Jah­re. Ent­las­sen. Und dann hat­te es Ruhe ge­ge­ben – zwei vol­le Jah­re. Der Schlumpf hat­te in der Baum­schu­le El­len­ber­ger in Ger­zen­stein ge­ar­bei­tet. Sech­zig Rap­pen Stun­den­lohn. Hat­te sich in ein Mäd­chen ver­liebt. Die bei­den woll­ten hei­ra­ten. Hei­ra­ten! Stu­der schnaub­te durch die Nase. So ein Bursch und hei­ra­ten! Und dann war der Mord an dem Wen­de­lin Wit­schi pas­sier­t…

Es war ja be­kannt, dass der alte El­len­ber­ger in sei­nen Baum­schu­len mit Vor­lie­be ent­las­se­ne Sträf­lin­ge an­stell­te. Nicht nur, weil sie bil­li­ge Ar­beits­kräf­te wa­ren, nein, der El­len­ber­ger schi­en sich in ih­rer...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2024
Reihe/Serie Gesammelte Werke bei Null Papier
Gesammelte Werke bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alpen • Columbo • cover krimi • criminal dinner • dinner krimi • Dorf • Dorfkrimi • Fernsehen • Krimi • Krimiautoren • krimi couch • Krimicouch • krimiforum • krimi hotel • Krimi literatur • kriminal literatur • Krimis • krimis krimi • krimi spiele • krimis thriller • Krimi Thriller • krimi total • Mord • Mörder • oxford krimi • Schweiz • Thriller • thriller krimis
ISBN-10 3-96281-631-3 / 3962816313
ISBN-13 978-3-96281-631-5 / 9783962816315
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
CHF 9,75
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
CHF 9,75
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
CHF 9,75