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Destination Dallas (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
352 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-824-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Destination Dallas - Lou Berney
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»Lou Berney hat weit mehr als nur einen spannenden Thriller mit Hunter-Hunted-Motiv geschrieben, der sich bei den Mysterien des Kennedy-Attentats bedient.«Kulturnews

November 1963: Amerika befindet sich in Schockstarre. Präsident Kennedy ist gerade in Dallas erschossen worden.
Auch den sonst nie um ein Wort verlegenen Frank Guidry macht die Nachricht sprachlos. Einige Tage zuvor hat er seinem Boss, der Mafiagröße Carlos Marcello, einen Gefallen getan und unweit des Tatorts ein Auto abgestellt. Ein Fluchtwagen, wie es nun scheint.
Da Frank weder verhaftet, noch als Mitwisser zum Schweigen gebracht werden will, muss er die Stadt schnellstmöglich verlassen.
Die junge Charlotte flieht ebenfalls, zusammen mit ihren Töchtern - vor ihrer trostlosen Ehe, der Enge ihres Zuhauses, der Chancenlosigkeit ihres Lebens. In einer Notsituation trifft sie auf den weltgewandten Frank, der vorschlägt, den Rest des Weges durch die USA gemeinsam fortzusetzen.
Schnell stellen Frank und Charlotte fest, dass sie einander auf ihrer Reise brauchen werden.

  • »Dies ist ein herausragendes Buch. Wenn Sie es noch nicht gelesen haben, kaufen Sie es jetzt.« Don Winslow
  • »Klassischer, fintenreicher Krimi mit viel unterhaltsamem Zeitkolorit.«
    Hörzu
  • »Berney liefert einen jederzeit spannenden Thriller mit Zeitkolorit.«
    Landeszeitung Lüneburger Heide
  • »Brillantes Zeitporträt der frühen Sechzigerjahre.« BÜCHERmagazin
  • »Packende Road-Novel inklusive Lovestory.« Bayern 2


Lou Berney ist Edgar Award Preisträger und Autor der Romane THE LONG UND FARAWAY GONE (William Morrow, 2015), WHIPLASH RIVER (William Morrow, 2012) und GUTSHOT STRAIGHT (William Morrow, 2010). Seine Kurzgeschichten erschienen in The New Yorker und Ploughshards. Zudem hat er auch Drehbücher und TV-Pilotepisoden geschrieben, unter anderem für Warner Brothers, Paramount, Focus Features, ABC und Fox.

1


Was für ein Anblick! The Big Easy in seiner ganzen verruchten, verkommenen Pracht!

Frank Guidry hielt an der Ecke Toulouse einen Moment inne, um den neonfarbenen Schein dieses Glutofens in sich aufzunehmen. Er hatte zwar den Großteil seines siebenunddreißigjährigen Lebens in New Orleans verbracht, aber das dreckige Funkeln und Knistern des French Quarter gaben ihm immer noch denselben Kick wie eh und je. Landeier und Einheimische, Gelegenheitsdiebe und Stricher, Feuerschlucker und Zauberer. Ein Go-go-Girl hing im ersten Stock eines Hauses über die schmiedeeiserne Balkonbrüstung, ein Busen war ihr aus dem paillettenbesetzten Negligé gerutscht und schwang im Takt zum Jazz-Trio drinnen gleichmäßig hin und her wie ein Metronom. Bass, Schlagzeug, Klavier, die sich im rasanten Tempo durch »Night and Day« spielten. In dieser Stadt konnte selbst die mieseste Band in der übelsten Neppkaschemme so richtig swingen.

Unter lautem Geschrei kam ein Typ die Straße raufgerannt. Ihm auf den Fersen eine Frau, die mit einem Schlachtermesser herumfuchtelte und ebenfalls aus vollem Hals brüllte.

Leichtfüßig trat Guidry zur Seite, um sie vorbeizulassen. Der Streifenpolizist an der Ecke gähnte. Der Jongleur vor Caracci’s 500 Club ließ keinen seiner Bälle fallen. Ein ganz gewöhnlicher Mittwochabend auf der Bourbon Street.

»Na los, Jungs!« Das Go-go-Girl auf dem Balkon wackelte mit ihrem nackten Busen einladend in Richtung zweier besoffener Matrosen. Die standen schwankend am Bordstein und sahen zu, wie ihr Kumpel in den Rinnstein kotzte. »Seid nicht knickerig und spendiert ner Lady nen Drink!«

Die Matrosen sahen mit gierigen Blicken zu ihr rauf. »Was soll’s denn kosten?«

»Wie viel habt ihr denn?«

Guidry musste schmunzeln. Und so drehte das Rad sich immer weiter. Über den auftoupierten Haaren des Go-go-Girls wippten schwarze Katzenohren aus Samt, und ihre falschen Wimpern waren so lang, dass Guidry sich fragte, wie sie dadurch etwas erkennen konnte. Vielleicht war aber genau das der Sinn und Zweck.

Er bog in die Bienville ab und bahnte sich langsam einen Weg durch die Menge. Er trug einen anthrazitfarbenen Anzug mit feinem Nailhead-Muster aus einem leichten Wolle-Seide-Gemisch, das sein Schneider extra aus Italien hatte kommen lassen. Weißes Hemd, dunkelrote Krawatte. Kein Hut. Wenn der Präsident der Vereinigten Staaten keinen Hut brauchte, dann brauchte auch Guidry keinen.

Der Page des Monteleone-Hotels beeilte sich, um ihm die Tür aufzuhalten. »Was gibt’s Neues, Mr. Guidry?«

»Weißt du, Tommy«, antwortete Guidry, »ich bin zu alt für was Neues, aber das Alte funktioniert immer noch tadellos.«

In der Carousel Bar war wie immer die Hölle los. Guidry ließ ein »Hallo, wie geht’s« nach dem anderen vom Stapel, als er sich durch das Lokal arbeitete. Schüttelte Hände, klopfte auf Schultern und fragte Fat Phil Lorenzo, ob er nur gut zu Abend gegessen hatte oder den Kellner gleich mit, der es gebracht hatte. Dafür erntete er einige Lacher. Einer der Jungs, die für Sam Saia arbeiteten, legte ihm den Arm um die Schultern und flüsterte ihm ins Ohr.

»Ich muss dich dringend sprechen.«

»Dann sollten wir das nicht aufschieben«, sagte Guidry.

Der Tisch ganz hinten in der Ecke. Guidry bevorzugte es, den Überblick zu haben. Eine der Grundwahrheiten des Lebens: Wenn etwas einem an den Kragen wollte, sollte man es wenigstens kommen sehen.

Eine Kellnerin brachte ihm einen doppelten Macallan, Eiswürfel extra. Sam Saias Knabe fing an zu reden. Guidry nahm einen Schluck von seinem Drink und sah sich an, was sich vor seinen Augen abspielte. Die Männer umgarnten die Mädchen, und die Mädchen umgarnten die Männer. Überall Lächeln und Lügen und Blicke, verschleiert vom dichten Qualm, der in der Luft hing. Eine Hand, die unter den Saum eines Kleides fuhr, Lippen, die ganz leicht ein Ohr streiften. Guidry war in seinem Element. Jeder hier war auf der Suche nach etwas, wo er ansetzen konnte, einem Schwachpunkt.

»Den Ort haben wir schon, Frank, ganz große Klasse. Der Typ, dem das Gebäude und die Bar unten gehören, macht für ’n bisschen Kleingeld Fassade für uns. Genauso gut könnte er’s umsonst machen.«

»Großes Spiel«, folgerte Guidry.

»Nur das Beste vom Besten. Ein richtiger Luxusladen. Aber die Bullen wollen nicht mit uns reden. Wir brauchen dich, um diesen Scheißkerl Dorsey auf unsere Seite zu bringen. Du weißt doch, worauf er steht.«

Die Kunst der Bestechung. Guidry kannte den Preis von jedem, das entscheidende Argument, um einen Deal zum Abschluss zu bringen. Ein Mädchen? Ein Junge? Ein Mädchen und ein Junge? Wie sich Guidry erinnerte, hatte Lieutenant Dorsey vom Eighth District eine Frau, die sich ganz besonders über ein Paar Diamantohrringe von Adler’s freuen würde.

»Du weißt ja, dass Carlos zustimmen muss«, antwortete Guidry.

»Das wird er auch, wenn du ihm erklärst, wie gut die Nummer ist, Frank. Für deinen Part würden wir dir fünf Prozent geben.«

Eine Rothaarige an der Bar hatte ein Auge auf Guidry geworfen. Sie stand wohl auf sein dunkles Haar und die olivfarbene Haut, seine schlanke Statur und das Grübchen im Kinn, die leichte Cajun-Mandelform seiner Augen. Genau diese Form seiner Augen verriet den Itakern, dass er keiner von ihnen war.

»Fünf?«, fragte Guidry.

»Komm schon, Frank. Wir machen schließlich die ganze Arbeit.«

»Dann braucht ihr mich ja auch nicht, oder?«

»Jetzt sei vernünftig.«

Guidry konnte sehen, wie die Rothaarige mit jeder langsamen Umdrehung des Karussells mehr Mut fasste. Ihre Freundin stachelte sie an. Auf jeder Rückseite der gepolsterten, seidenbespannten Rücklehnen der Sitze an der Carousel Bar prangte ein handgemaltes Dschungeltier. Tiger, Elefant, Hyäne.

»›Ob auch an Klaue rot und Zahn / Natur‹«, deklamierte Guidry.

»Hä?«, sagte Saias Junge.

»Ich zitiere gerade Lord Tennyson, du Barbar.«

»Zehn, Frank. Mehr ist nicht drin.«

»Fünfzehn. Und ein Blick in die Bücher, wann immer’s mir einfällt. Jetzt ab mit dir.«

Saias Junge warf ihm einen wütenden Blick zu und kochte innerlich, aber so sah’s nun mal aus im Spiel von Angebot und Nachfrage. Lieutenant Dorsey war der sturste Bulle in ganz New Orleans. Und nur Guidry besaß das Talent, ihn weichzukriegen.

Er bestellte sich noch einen Scotch. Die Rothaarige drückte ihre Zigarette aus und kam langsam zu ihm rüber. Sie hatte Kleopatra-Augen, der letzte Schrei, und ihre Haut hatte eine goldene Bräune. Vielleicht war sie eine Stewardess, zurück von einem Zwischenstopp in Miami oder Vegas. Beeindruckt von ihrer eigenen Kühnheit, nahm sie Platz, ohne zu fragen.

»Meine Freundin da drüben hat gesagt, ich soll mich von dir fernhalten«, sagte sie.

Guidry fragte sich, wie viele Gesprächseinleitungen sie im Kopf durchgegangen war, bis sie sich für diese entschieden hatte. »Und trotzdem bist du hier.«

»Meine Freundin sagt, du hast ein paar sehr interessante Freunde.«

»Aber auch eine Menge langweilige«, sagte Guidry.

»Sie sagt, du arbeitest für, na, du weißt schon.«

»Den berüchtigten Carlos Marcello?«

»Ist es wahr?«

»Nie von ihm gehört.«

Sie spielte demonstrativ mit der Kirsche in ihrem Drink. Sie war neunzehn oder zwanzig. In ein paar Jahren würde sie das größte Uptown-Bankkonto heiraten, das sie finden konnte, und eine Familie gründen. Jetzt war sie allerdings auf ein kleines Abenteuer aus. Den Gefallen wollte Guidry ihr nur zu gerne tun.

»Bist du denn gar nicht neugierig?«, fragte die Rothaarige. »Warum ich nicht auf meine Freundin gehört und einen Bogen um dich gemacht habe?«

»Weil du’s nicht ausstehen kannst, wenn dir jemand sagt, dass du etwas nicht haben kannst.«

Sie sah ihn mit schmalen Augen an, als ob er heimlich ihre Handtasche durchwühlt hätte. »Stimmt.«

»Ich auch nicht«, sagte Guidry. »In diesem Leben kriegen wir nur eine einzige Chance, nur dieses eine Mal. Wenn wir nicht jede Sekunde davon auskosten, wenn wir unser Vergnügen nicht mit offenen Armen empfangen, wessen Schuld ist es dann?«

»Ich koste gerne jede Sekunde aus«, sagte sie.

»Das hör ich gern.«

»Ich heiße Eileen.«

Guidry sah, dass Mackey Pagano in die Bar gekommen war. Ausgezehrt, grau und unrasiert, wie er war, sah Mackey aus, als habe er unter einer Brücke geschlafen. Er hatte Guidry entdeckt und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, dass er ihn sprechen musste. Ach, Mackey. Sein Timing war beschissen. Aber er hatte einen guten Riecher für günstige Gelegenheiten und brachte ihm nie einen Deal, der sich nicht gelohnt hätte.

Guidry stand auf. »Warte hier, Eileen.«

»Wo gehst du hin?«, fragte sie überrascht.

Er ging durchs Lokal und umarmte Mackey. Herr des Himmels. Mackey roch genauso, wie er aussah. Er brauchte dringend eine Dusche und einen sauberen Anzug, und zwar sofort.

»Muss ja ne Wahnsinnsparty gewesen sein, Mack«, sagte Guidry. »Erzähl mir alles.«

»Ich will dir ein Angebot machen.«

»Hab ich mir schon gedacht.«

»Lass uns ne kleine Runde drehen.«

Er nahm Guidry beim Ellbogen und lotste ihn raus in die Lobby, am Zigarrenstand vorbei, einen menschenleeren Flur hinunter, dann noch einen.

»Laufen wir bis nach Kuba, Mack?«, fragte Guidry. »Ein Bart steht mir allerdings nicht besonders.«

Endlich hielten sie an, und zwar...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2019
Übersetzer Mirga Nekvedavicius
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel November Road
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte action thriller • Amerikanischer Thriller • Ebook Thriller • gute Thriller • Kriminalroman • krimi und thriller • Thriller • thriller ebook • thriller neu • thriller neuerscheinung • Thriller Neuerscheinung 2019
ISBN-10 3-95967-824-X / 395967824X
ISBN-13 978-3-95967-824-7 / 9783959678247
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