Eine Handvoll Männlichkeit (eBook)
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98545-1 (ISBN)
Gaby Hauptmann, 1957 in Trossingen geboren, lebt seit vielen Jahren in Allensbach am Bodensee, den sie in ihren zwei neuen Bestsellern endlich auch ihren Lesern vorstellt: »Hoffnung auf eine glückliche Zukunft« und »Traum von einem besseren Leben« erzählen die Familien-Saga um die Frauen des traditionsreichen Gasthofs »Hirschen«. Gaby Hauptmann arbeitete als Journalistin, bevor sie mit dem Schreiben begann. 1995 erschrieb sich mit ihrem ersten Bestseller »Suche impotenten Mann fürs Leben« ein Millionenpublikum und veröffentlichte seither zahlreiche weitere Erfolge, u.a. »Nur ein toter Mann ist ein guter Mann«, »Fünf-Sterne-Kerle inklusive« oder »Unsere allerbeste Zeit«. Ihre Bücher sind in viele Sprachen übersetzt und fürs Fernsehen verfilmt worden. Heute zählt Gaby Hauptmann zu den erfolgreichsten und beliebtesten Unterhaltungsautorinnen Deutschlands.
Gaby Hauptmann, geboren 1957 in Trossingen, lebt als freie Journalistin und Autorin in Allensbach am Bodensee. Ihre Romane "Suche impotenten Mann fürs Leben", "Nur ein toter Mann ist ein guter Mann", "Die Lüge im Bett", "Eine Handvoll Männlichkeit", "Die Meute der Erben", "Ein Liebhaber zuviel ist noch zuwenig", "Fünf-Sterne-Kerle inklusive", "Hengstparade", "Yachtfieber", "Ran an den Mann", "Nicht schon wieder al dente", "Rückflug zu verschenken", "Ticket ins Paradies", "Hängepartie", "Liebesnöter", "Zeig mir was Liebe ist", " Die Italienerin, die das ganze Dorf in ihr Bett einlud" und "Scheidung nie - nur Mord!" sind Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erfolgreich verfilmt. Außerdem erschienen die Erzählungsbände "Frauenhand auf Männerpo" und "Das Glück mit den Männern", ihr ganz persönliches Buch "Mehr davon. Vom Leben und der Lust am Leben", das Kinderbuch "Rocky der Racker", die mehrbändigen Jugendbuchreihen "Alexa, die Amazone" und die "Kaya"-Reiterbücher, sowie "Wo die Engel Weihnachten feiern" und die von ihr herausgegebene Anthologie "Gelegenheit macht Liebe". Zuletzt erschien "Plötzlich Millionärin - nichts wie weg!". 2019 moderierte Gaby Hauptmann die Runde "Talk am See" im SWR, in der sie wöchentlich mit Prominenten und Gästen aus der Region zu aktuellen Themen sprach.
SECHZIG IST DOCH KEIN ALTER, bestätigt sich Günther an seinem Geburtstag und beobachtet aus den Augenwinkeln seinen fast gleichaltrigen Freund Klaus, der eng umschlungen mit Regine tanzt. Zumindest war heute Morgen, als er aufwachte, alles wie immer. Bloß, dass er ein Jahr älter war, sonst nichts. Oder fast nichts, bis er zum Frühstückstisch kam. Irritierend deutlich stand ihm da zum ersten Mal die Sechzig vor Augen: aufgespritzt auf der Geburtstagstorte, fast genüsslich in rosaroter Schrift auf brauner Schokosahne. Es versetzte ihm einen Stich, seine gute Laune sank, aber es war noch nicht entscheidend. Erst jetzt, hier auf seiner eigenen Gartenparty, nachdem er sich sechzig Mal »herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag« hat anhören müssen, oder »na, altes Haus, geht’s noch?« oder »willkommen im Klub, alter Kumpel«, da wird es ihm schlagartig klar: Er wird nicht mitspielen, er wird sich aus dem allgemeinen Älterwerden ausklinken. Und wie er so überlegt, ob mit Sport, einer Insel in der Südsee oder einem neuen Hobby, und gleichzeitig Regine und Klaus, seinen Vermögensberater, beobachtet, weiß er plötzlich, wie er es anstellen wird: Er braucht eine neue Frau!
Der Gedanke durchzuckt Günther wie ein Blitz. Vor Aufregung schließt er kurz die Augen. Seine Gedanken wirbeln durcheinander, er spürt schon jetzt, wie sich sein Puls beschleunigt, seine Sinne erwachen.
Klaus lacht ihm zu: »He, Günther, was ist los? Stehst du Probe für ein Wachsfigurenkabinett? Du wirkst wie festgeklebt!« Günther löst sich aus seiner Starre, winkt ihm zu: »Mir ist eben etwas eingefallen, was ich dich dringend fragen muss!«
»Der Kerl hat nur Geschäfte im Kopf!« Klaus schüttelt spöttisch missbilligend den Kopf, und Regine lacht.
Ich muss ihn fragen, wie er das mit Regine eingefädelt hat, denkt Günther und geht, ohne etwas um sich herum wahrzunehmen, zum Büfett. Er weiß noch genau, welchen Aufschrei es vor einem Jahr gegeben hat, als sich Klaus von heute auf morgen von seiner Frau getrennt und gleich darauf seine um sechsundzwanzig Jahre jüngere Sekretärin geheiratet hat. Alle waren schockiert. Die gesamte Kleinstadt-Frauenliga beschloss, ihn mitsamt seiner neuen Frau für diese Tat zu ächten, links liegen zu lassen, auf keine Gesellschaft mehr einzuladen. Alle saßen sie damals bei Monika, um die so schmählich Verlassene zu trösten und über Klaus und Regine herzuziehen. Und jetzt? Wo war Monika?
Bei ihm würde das auch nicht anders laufen.
Zufrieden holt er sich ein Glas Champagner und stößt innerlich mit sich selbst an, auf sein eigenes geheimes Geburtstagsgeschenk.
Dann greift er nach einem Lachskanapee und schaut sich um. Seine Frau hat alles perfekt arrangiert, ein kaltes Büfett aufbauen lassen, einen ausgezeichneten Barkeeper verpflichtet und einen Alleinunterhalter mit eigenem Synthesizer. Überall hängen bunte Lampions und Glühbirnen, und alles, was in der Kleinstadt Rang und Namen hat, hat sich eingefunden.
Günther gähnt. Wie langweilig. Genau wie Marion, seine Frau. Perfekt und langweilig. Er nimmt sich ein weiteres Lachskanapee und lässt wieder seinen Blick schweifen. Die Kleine da, die neben Klaus und Regine mit dem Sohn vom Oberbürgermeister tanzt, wäre seine Kragenweite. Schlank, sexy, keine dreißig. Die würde Feuer ins Bett bringen! Er mustert sie genauer. Ihr kurzes Kostüm rutscht bei manchen Tanzschritten etwas über die schwarzen Strümpfe nach oben. Sie lacht, biegt ihren Kopf zurück. Er sieht sie vor sich. In dieser Stellung, nackt, die vollen Brüste frei über ihm, während sie hingebungsvoll auf ihm reitet.
Ein Schlag auf den Rücken lässt ihn fast sein Brötchen verschlucken. »Na, alter Kumpel, wie fühlst du dich mit sechzig?«
Sein Parteifreund aus vergangenen Tagen, Manfred, steht neben ihm. Er spielt sich jetzt nur so auf, weil er zwei Jahre jünger ist. »Nicht anders als sonst auch! Vielleicht ein bisschen ärmer, weil ihr alle so viel trinkt!«
Manfred lacht süßlich und leert zur Bestätigung sein Bierglas in einem Zug. »Du hast es wahrhaftig nötig.« Er wischt sich mit dem Handrücken über den Mund und wirft einen demonstrativen Blick zu Günthers neuem Haus hinüber, einem Dreieinhalb-Millionen-Bau.
Es ist später Nachmittag, das Wetter hat mitgespielt, obwohl Gewitter gemeldet waren. Marion schaut sich zufrieden um. Der Landschaftsarchitekt hat Wort gehalten, der Garten ist geradezu wie geschaffen für repräsentative Feste, er ist abwechslungsreich und doch großzügig angelegt. Wären die Bäume schon größer und würden Schatten spenden, dann hätte der Garten mit der Tanzfläche aus hellem Marmor, mit der kleinen Ebene für Büfett und Bistrotische und dem putzigen Goldfischteich mit Holzbrücke durchaus das Flair der Jahrhundertwende. Marion holt tief Luft. Und allen scheint es zu gefallen, alle unterhalten sich, stehen an den Bistrotischen oder tanzen. Sie lächelt befreit. Alles klappt, sie hat alles tadellos organisiert, sie kann stolz auf sich sein. Und Günther auch! Sie schaut sich nach ihrem Mann um und sieht ihn bei Manfred stehen. Marion schenkt ihm einen zärtlichen Blick. Sechzig ist er heute geworden. Fünfunddreißig Jahre sind sie jetzt schon verheiratet, haben so manches gemeinsam durchgemacht, er vorn, an der Geschäftsfront, sie dahinter, unsichtbar, aber unerschütterlich. Stets war sie da, hat ihm den Rücken freigehalten, seinen Willen gestärkt und seinen Kampfgeist geschärft. Jetzt ist es vollbracht, die Saat aufgegangen, jetzt würde die verdiente Erntezeit kommen. Ein Gefühl des Glücks und der Geborgenheit durchflutet sie, hinterlässt ein angenehm warmes Gefühl in der Magengegend. Sie hat den richtigen Weg im Leben gewählt, sie hat einen wunderbaren, dazu noch attraktiven Mann, der von allen geachtet wird, der sie liebt und verehrt – was kann sich eine Frau vom Leben mehr erhoffen?
Linda tanzt noch immer, obwohl die Musik nicht gerade ihrem Geschmack entspricht. Aber sie tanzt lieber einen Foxtrott nach dem anderen, statt irgendwo mit einem Sektglas in der Hand auf der Wiese herumzustehen. So registriert sie, während sie sich pausenlos mit Dirk im Rhythmus dreht, wer alles zu der Geburtstagsfeier gekommen ist, und sieht, was um sie herum geschieht. Auch Günthers musternde Blicke sind ihr nicht entgangen. Es stört sie nicht. Was kann der schon wollen, der alte Sack, denkt sie und schlingt ihre Arme etwas fester um Dirks Hals.
Dirk spürt es und sucht ihren Mund. Er wird ihr einen ganz altmodischen Heiratsantrag machen, nimmt er sich vor. Diesen Sommer noch, irgendwo unten am Fluss, wird er unter einer Trauerweide einen Tisch aufstellen lassen, einen großen Tisch, mit einer bis zum Boden reichenden weißen Tischdecke aus Leinen und Spitzen. Auf dem Tisch werden ein riesiger Sektkübel mit einer Magnumflasche Champagner, zwei geschliffene, langstielige Gläser, ein silberner Leuchter mit brennenden Kerzen und ein gigantischer Strauß roter Rosen stehen. Und er wird in seinem weißen Anzug vor ihr ins Gras sinken, sie mit einem Dichtervers bitten, seine Frau zu werden, und vielleicht würden sie sich dort dann auch lieben – nein, sicher sogar, denn er wird ihr ein hingebungsvoller Mann sein, ein Mann, der immer für sie da sein wird. Hingerissen schmiegt er sich an sie, küsst sie leidenschaftlich, verpasst dabei den Takt und tritt ihr auf den Fuß. Linda lacht laut auf. Ihr Blick begegnet dem von Günther. Sie beginnt Dirk am Ohrläppchen zu knabbern. Soll der Alte nur glotzen, sie ist jung, sie ist begehrenswert, ihr Leben ist im Fluss, komme, was wolle, es wird gut.
Sechzig Gäste hat Marion zu Günthers rundem Geburtstag eingeladen, und exakt sechzig Gäste sind gekommen. Keiner hat abgesagt, keiner hat einen Überraschungsgast mitgebracht. Alle wissen, dass Marion ihre Feste strategisch plant und überaus ernst nimmt. Manchmal lächelt sie selbst darüber, aber sie kann nicht anders, sie kommt aus einer preußischen Familie, ihr Vater und dessen Vater und Großvater hatten alle eine militärische Laufbahn eingeschlagen und zielstrebig Orden und Titel gesammelt, waren stets Vorbilder an Kampfgeist, Disziplin und Geradlinigkeit. Sie war zur Enttäuschung der gesamten Familie als Mädchen auf die Welt gekommen. Eigentlich konnte sie ja nichts dafür, aber es wurde ihr früh beigebracht, dass sie von den wirklich wichtigen Dingen des Lebens durch ebendiese Misslaune der Natur ausgeschlossen sei. Marion litt lange darunter, denn unglücklicherweise blieb sie auch noch das einzige Kind – dann aber fand sie ihren Weg, diese Schmach und ihr mangelndes Selbstbewusstsein zu kompensieren: Was immer sie plante, es wurde generalstabsmäßig durchgeführt!
Günther wird von seinen neuen Nachbarn in ein Gespräch verwickelt, und Manfred schlendert auf das Haus zu. Es ist zu protzig, zu weiß, neureich eben. Trotzdem. Wenn auch ungern, so muss er sich selbst eingestehen, dass Günther ihn um ein Vielfaches überflügelt hat. Der Gedanke hinterlässt ein seltsam nagendes Gefühl. Er ist sich nicht sicher, aber er befürchtet, dass es Neid ist. Purer, bloßer, nackter Neid. Dabei kann er Günther eigentlich ganz gut leiden. Lange Jahre saßen sie gemeinsam im Gemeinderat, bis Günther sich aus Zeitmangel nicht mehr aufstellen ließ. Sie hatten sich während dieser Jahre so manchen Ball zugespielt, und der Informationsvorsprung hatte sich oftmals für beide ausgezahlt. Sie profitierten gemeinsam. Doch trotz allem – er hätte sich diebisch gefreut, wenn Günthers letzte Spekulationen nicht ganz so präzise ins Schwarze getroffen hätten. Als Günther kurz nach der Wende seine Hoch- und Tiefbaufirma in den Osten ausweitete und sofort durch waghalsige Investitionen die Zahl seiner Maschinen...
Erscheint lt. Verlag | 11.1.2019 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | ebooks günstig • Frauen • Gaby Hauptmann • Humor • Männerfang • reifer Mann • Romantische Komödie |
ISBN-10 | 3-492-98545-9 / 3492985459 |
ISBN-13 | 978-3-492-98545-1 / 9783492985451 |
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