Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Mädchen aus dem Moor (eBook)

Psychothriller
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
400 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45163-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mädchen aus dem Moor -  S. K. Tremayne
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
(CHF 6,80)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Jetzt im Taschenbuch: der neue Psychothriller von S. K. Tremayne, der mit »Eisige Schwestern« und »Stiefkind« die Bestseller-Listen stürmte! Kath und Adam leben bescheiden, aber zufrieden mit ihrer neun­jährigen Tochter Lyla im Dartmoor - in einem alten Steinhaus voller Charakter und Geschichte. Kath liebt das Moor, in all seiner Düsternis und Einsamkeit, und sie liebt ihre Familie. Für sie bricht daher eine Welt zusammen, als sie eines Tages nach ihrem schweren Unfall aus der Ohnmacht erwacht und in abweisende Gesichter blickt. Sie hat kaum Erinnerung an das Geschehene, mysteriöse Bilder und Eindrücke beginnen sie zu quälen: Verhält ihr Ehemann sich nicht seltsam aggressiv? Welches Geheimnis verbirgt ihr Bruder vor ihr? Und was ist es, das ihre sensible, ganz besondere Tochter nachts im Moor zu sehen glaubt? Verliert Kath den Verstand - oder ist sie einer furchtbaren Wahrheit auf der Spur ... Grusel-Atmosphäre aus England - »Es gibt sie tatsächlich noch, diese Psychothriller, die einem förmlich das Blut in den Adern gefrieren lassen.« Booksection.de »Tremaynes Psychothriller punkten mit Atmosphäre, Geheimnissen und dem, was im Kopf passiert.« Börsenblatt - Krimi-Spezial

S.K. Tremayne wurde in Devon geboren und lebt heute in London. Sein ursprünglicher Beruf als Reisejournalist bringt es mit sich, dass er die Schauplätze seiner Romane bestens kennt. Ihm gefällt es dort, wo normale Orte plötzlich bedrohlich werden - und wo das Unheimliche ins Leben normaler Menschen tritt. Sein erster Thriller Eisige Schwestern wurde sofort zum Bestseller. Heute werden seine Bücher in dreißig Sprachen übersetzt.

S.K. Tremayne ist ein englischer Bestsellerautor und preisgekrönter Reisejournalist, der regelmäßig für internationale Zeitungen und Magazine schreibt. Er wurde in Devon geboren und lebt heute mit seinen beiden Töchtern in London.

Huckerby


Samstagvormittag


Die toten Vögel liegen ordentlich aufgereiht. Warum sind sie tot? Vielleicht von einer Katze gerissen, auf diese grausame kätzische Art: nicht aus Hunger, sondern zum Spaß. Nur kenne ich niemanden, der eine Katze hätte; weit und breit nicht. Wir haben jedenfalls keine. Adam ist mehr für Hunde: Tiere, die arbeiten und jagen und apportieren; Tiere, die treu sind.

Wahrscheinlicher ist, dass die kleinen Vögel vor Hunger und Kälte eingegangen sind. Der Dartmoor-Winter ist lang und hart. Während der letzten Wochen hat der Frost sich in den Boden gefressen, hat an den knorrigen Bäumen genagt, die Leute vom Dorf Christow bis zur Tavy-Klamm eilig nach Hause huschen lassen und die schmalen Moorlandstraßen in Eisbahnen verwandelt.

Allein der Gedanke jagt mir einen Schauer über den Rücken. Den Kaffeebecher in beiden Händen, stehe ich am Küchenfenster und schaue hinaus. Eine Zeit lang war das Eis auf den Straßen eine ernste Gefahr. Ja, ich hätte vorsichtiger sein müssen, aber war es wirklich meine Schuld? Einen winzigen Augenblick habe ich nicht hingeschaut, war irgendwie abgelenkt. Und da ist es passiert, auf der dunklen Straße, die am Ufer des Burrator Reservoirs entlangführt.

Ein kleiner Eisklumpen. Das hat gereicht. Eben noch war ich gemütlich auf dem Weg nach Hause, und plötzlich saß ich in einem Auto, über das ich keine Kontrolle mehr hatte, drehte mich im Kreis, stieg auf die nutzlose Bremse und schlitterte im Dezemberdämmerlicht schneller und immer schneller aufs Wasser zu. Das Einzige, woran ich mich erinnere, ist ein seltsames Gefühl von Unausweichlichkeit; der Gedanke, dass das immer für mich vorgesehen war: ein plötzlicher Tod mit sechsunddreißig.

So war es immer gedacht: dass ich im steigenden schwarzen Wasser erstarre, dass die Wagentüren blockieren und ich eingesperrt bin. Immer schon war klar, dass mein letztes Nach-Luft-Schnappen an einem kalten Dezemberabend in den Ausläufern des Moors, wo die kahlen Felskuppen und Hügel sich nach Plymouth hin absenken, von eisigem Nass ersäuft wird.

Aber es hat mich nicht umgebracht. Ich habe gekämpft, bin, blutüberströmt, geschwommen – und habe überlebt. Irgendwie, wie auch immer. Ja, meine Erinnerung ist schwach, noch sind es nur Fetzen, aber sie werden deutlicher, und auch mein Körper erholt sich. Der blaue Fleck in meinem Gesicht verblasst.

Ich habe einen beinahe tödlichen Unfall überlebt, und nun liste ich mir auf, was gut ist in meinem Leben, wie ein Kind Dinge an den Fingern abzählt.

Das erste Glück: Ich habe einen Mann, den ich liebe. Adam Redway. Es scheint, als liebe er mich auch, und er ist mit seinen achtunddreißig Jahren immer noch sehr attraktiv: leuchtend blaue Augen, rabenschwarzes Haar. Fast schwarz, nicht ganz. Es gibt Momente, da könnte er als zehn Jahre jünger durchgehen, als sei er alterslos, und das, obwohl er einen harten Job hat. Vielleicht weil er einen harten Job hat.

Er verdient nicht besonders gut als Nationalpark-Ranger, aber er liebt das Moor, denn er kommt von hier. Und er macht seine Arbeit gern: vom Ausbessern der Mauern, damit die Dartmoor-Ponys nicht allzu weit davonstieben können, bis zu den geführten Wanderungen mit Schulkindern, denen er die Narzissen an der Steps Bridge zeigt, oder mit Touristen, die er durch die Lydford-Klamm geleitet und gern ein bisschen das Gruseln lehrt, indem er ihnen von den finsteren Gesellen erzählt, die sich im sechzehnten Jahrhundert da versteckt haben, den Gubbins, die in Höhlen lebten, zu Kannibalen wurden und schließlich an Inzucht und Wahnsinn zugrunde gegangen sind.

Adam steht auf das alles, er liebt die Poesie und die Strenge des Moors. Er mag das Raue, das Fremde, er ist damit aufgewachsen. Und mit der Zeit hat er mich in diese Welt aufgenommen; unsere Ehe ist glücklich, jedenfalls glücklicher als viele andere. Ja, alles ist eingespielt, normal, absehbar. Bis hin zum Sex.

Meine Freundinnen aus Studienzeiten würden sich über dieses schlichte Leben lustig machen, natürlich, aber ich fühle mich darin zutiefst sicher und wohl. Die Dinge gehen ihren Gang, alles hat seinen Rhythmus, auf alles ist Verlass. Ich begehre und werde begehrt. Seit dem Unfall haben wir uns noch kaum geliebt, aber das kommt wieder, da bin ich sicher. Es kommt immer wieder.

Wofür kann ich noch danken? Warum sonst bin ich heilfroh, am Leben zu sein? Ich muss es mir ins Gedächtnis rufen. Denn die Flashbacks sind schrecklich.

Oft kriege ich urplötzlich beängstigende Kopfschmerzen: schneidend und so grausam, dass ich schreien könnte. Als knirsche etwas in meinem Hirn, als schabe Knochen über Nerven.

Jetzt zum Beispiel. Ich zucke zusammen. Stelle den großen Kaffeebecher neben die Spüle und lege die Hand an die Stirn, an die empfindliche Stelle, wo ich so heftig gegen das Lenkrad geprallt bin, dass Knochen und Hirn und die Erinnerungen einer ganzen Woche zersprungen sind wie die Eisschicht auf einem Moorlandteich.

Tief atmen. Lange, tiefe Atemzüge.

Auf das Positive konzentrieren, hat die Ärztin gesagt. Dankbar sein, jeden Tag. Das beschleunigt die Heilung. Lässt das Gehirn schneller gesunden.

Ich mag meine Arbeit im Tourismusbüro des Nationalparks. Es ist keine Archäologenstelle, wie ich sie mir nach dem Abschluss an der Uni von Exeter gewünscht habe. Es ist nicht mein Traumjob, und die Bezahlung lässt zu wünschen übrig, aber ich kann die Texte für die Prospekte schreiben, interessierten Tagestouristen etwas über Geschichte erzählen und, mit Erlaubnis der Parkleitung, während der Saison an Grabungen teilnehmen; in der Erde wühlen auf der Suche nach Bronzezeit-Grabstätten oder tief im Boden versunkenen Steinkisten – Truhen mit Schädeln und Gebeinen aus der Steinzeit, Überresten von Menschen, die hier gelebt haben, als es im Moor noch wärmer und trockener war. Milder.

Und, noch besser: Ich liebe das Granithaus, in dem wir zur Miete wohnen, acht Kilometer südlich von Princetown, weit oben im Moor, anderthalb Kilometer vom nächsten bewohnten Gebäude entfernt, dem Hof der Spaldings, und drei vom nächstgelegenen Weiler mit seinem Pub und dem Lädchen, in dem man verarbeiteten Schinken und Holzkohle bekommt und sonst nicht viel.

Mir gefallen die Abgeschiedenheit, der hohe Sternenhimmel, die besondere Stille. Mir gefallen die verträumten, arthritischen, moosbewachsenen Ebereschen an den Straßenrändern. Mir gefällt, dass die Moorländer sie Quickbeams nennen oder Witchbeams.

Mir gefällt die Geschichte des Ganzen hier, das Ramponierte, Störrische, Widerständige. Huckerby war einmal ein richtiger Bauernhof; es gibt noch Scheunen und Nebengebäude, die unter dem Dartmoor-Regen immer weiter verfallen und aus denen im Hochsommer Kornblumen und Leimkraut sprießen. In Schuss ist nur noch der Teil, in dem wir wohnen, ein klassisches Moorlandlanghaus, wohl um die sechshundert Jahre alt.

Sicher hat einmal eine große Familie hier gelebt: oben die Menschen, unten das wärmende Vieh, einträchtig unter demselben Devonshire-Reetdach. Inzwischen ist das Haus umgebaut; es hat ein Schindeldach bekommen, und das Innere ist modernisiert. Ja, man kriegt es schwer warm, und es ist immer noch leicht feucht. Aber es hat Charakter. Und wir haben uns darin breitgemacht: Adam und ich, Lyla, unsere Tochter, und unsere beiden Hunde, Felix und Randal.

Die Namen habe ich aus einem Gedicht von Gerard Manley Hopkins. Gedichte mag ich auch: Hin und wieder schreibe ich sogar selbst etwas, aber ich zeige es niemandem. Verstecke es so sorgfältig, wie meine Tochter ihre Geheimnisse hütet. Dichterin wäre ich auch gern geworden, ebenso gern wie Archäologin. Aber es ist in Ordnung so, wie es ist: Denn ich bin glücklich, glaube ich, auf jeden Fall glücklich, am Leben zu sein, und ich wohne in einem Haus, das ich mag, an einem Ort, den ich mag, mit einem Mann, den ich liebe, und zwei Hunden, die ich liebe, und, vor allem, einer Tochter, die ich vergöttere.

Lyla Redway. Das Mädchen, das gern tote Vögel in Reihen und Kreisen anordnet.

Lyla Redway. Das Mädchen da draußen im Hof, mit der blauen Strickmütze und dem dicken schwarzen Anorak; die Neunjährige, die allein spielt, wie sie immer allein gespielt hat – oder mit Felix und Randal, die ihr wahrscheinlich lieber sind als jeder Mensch.

Mich stört das nicht. Sie ist ein besonderes Mädchen: Sie ist, wie sie ist, empfindsam, exzentrisch, lustig, liebenswert. Welches Kind würde sich schon einen frostigen Januarmorgen damit vertreiben, tote Vögel in Reihen anzuordnen?

Manchmal ordnet sie Steine so an oder Zweige oder leuchtend rote Beeren. Manchmal bringt Adam ihr auch Sachen mit, die er auf den Tors gefunden hat, Sachen, von denen er weiß, dass sie ihr gefallen – rosa Miniaturschneckenhäuser und filigrane Vogelknöchelchen und ausgebleichte Schlangenschädel –, und sie fügt diese leicht makabren Schätze zu komplexen Mustern zusammen, zu Mandalas, Sechsecken, einem Tierkreis: Symbolen, die nur sie versteht und mit denen sie ihrer einsamen Moorlandwelt eine poetische Ordnung verleiht. Jener Welt, in der sie die uneingeschränkte Herrscherin ist.

Es kommt auch vor, dass sie gar nichts tut. Stundenlang dasteht, einer unhörbaren Musik lauscht, Dinge sieht, die für andere unsichtbar sind, oder sich an ihre allerfrüheste Zeit erinnert. Ich habe gelesen, dass diese seltsamen Gewohnheiten, dieses intensive Lauschen und die außerordentliche Fähigkeit, sich zu erinnern, ins Bild passen, ja geradezu beweisen, dass es so ist. Dass sie...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2018
Übersetzer Susanne Wallbaum
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Adam Redway • Dartmoor • Domestic Noir • Gedächtnisverlust • Geheimnis • Geister • geisteskrank • Gothic • Grusel • Kath Redway • Lyla Redway • Mutter • Psychothriller • Psychothriller England • Psychothriller Familie • Psychothriller Romane • Selbstmordversuch • Sinnestäuschung • Spannende Bücher für Frauen • Spannung • spannungsromane • Thriller Kinder • Thriller und Psychothriller • Wahnsinn
ISBN-10 3-426-45163-8 / 3426451638
ISBN-13 978-3-426-45163-2 / 9783426451632
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 6,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
CHF 9,75
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
CHF 9,75
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
CHF 9,75