Der verhängnisvolle Brief (eBook)
212 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-392-5 (ISBN)
Julian Hawthorne (22.06.1846-21. Juli 1934) war ein amerikanischer Schriftsteller, Journalist und Sohn des Schriftstellers Nathaniel Hawthorne und der Schriftstellerin Sophia Peabody. Er schrieb zahlreiche Gedichte, Romane, Kurzgeschichten, Krimis, Essays, Reisebücher, Biografien und Novellen. Als Journalist berichtete er für das New York Journal u.a. über den Spanisch-Amerikanischen Krieg.
Julian Hawthorne (22.06.1846–21. Juli 1934) war ein amerikanischer Schriftsteller, Journalist und Sohn des Schriftstellers Nathaniel Hawthorne und der Schriftstellerin Sophia Peabody. Er schrieb zahlreiche Gedichte, Romane, Kurzgeschichten, Krimis, Essays, Reisebücher, Biografien und Novellen. Als Journalist berichtete er für das New York Journal u.a. über den Spanisch-Amerikanischen Krieg.
Erstes Kapitel. – Im Bibliothekzimmer
Zweites Kapitel. – Ein moderner Finanzmann
Drittes Kapitel. – Ein Bündel Briefe
Viertes Kapitel. – Beratschlagung
Fünftes Kapitel. – Im Klub
Sechstes Kapitel. – Nachrichten
Siebentes Kapitel. – Talbot im Freundeskreise
Achtes Kapitel. – Cunliffe's Sorgen
Neuntes Kapitel. – Eine Tasse Tee
Zehntes Kapitel. – Eine Schlittenfahrt
Elftes Kapitel. – General Weymouth
Zwölftes Kapitel. – Großstädtisch
Dreizehntes Kapitel. – Aus den Fugen
Vierzehntes Kapitel. – In der Irre
Fünfzehntes Kapitel. – Verschwunden
Sechzehntes Kapitel. – Vermutungen
Siebzehntes Kapitel. – Auf dem Eise
Achtzehntes Kapitel. – Cunliffe's Wohltäter
Neunzehntes Kapitel. – Ungewissheit
Zwanzigstes Kapitel. – Eine Börsenpanik
Einundzwanzigstes Kapitel. – Verhaftet
Zweiundzwanzigstes Kapitel. – Der Postbezirk E
Dreiundzwanzigstes Kapitel. – Kitty Clive
Erstes Kapitel. – Im Bibliothekzimmer
Frisch gefallener Schnee lag in den Straßen New Yorks. Das Gewand der Reinheit, in welches der Schnee die Erde kleidet, ist für uns kein Bild von Jugend und Leben, sondern von Alter und Tod. Die Sommerhitze ist vergessen, die prächtigen Färbungen des Herbstes haben sich in eintöniges Braun verwandelt, das zarte Frühlingsgrün schwebt uns nur als ferner Hoffnungsschimmer vor, der Winter deckt alles zu mit seiner kalten weißen Hülle. Über den steinhart gefrorenen Boden weht ein eisiger Wind; in der Außenwelt reizt uns nichts mehr – was Wunder, wenn wir den Blick nach innen wenden und am traulichen Kamin Ersatz suchen für die entschwundenen Freuden der Natur! Die kalte Jahreszeit weckt ohnehin, mehr als die anderen, alle Triebe der Selbsterhaltung, ja des selbstsüchtigen Behagens; bei warmem Sonnenschein geht das Herz auf, der Mensch ist weit leichter zur Großmut gestimmt. Darum ist es ein Segen für Seele und Gemüt, dass das Weihnachtsfest mitten in den Winter fällt und durch seine Liebeswärme neues Leben schafft in der erstarrten frostigen Welt.
Die Begüterten wissen sich auch zur Winterszeit das Dasein erfreulich zu gestalten. Sie schmücken ihre Häuser mit allem Glanz, den der Reichtum verleiht, der rauen Wirklichkeit zum Trotz schwelgen sie in Genuss und Vergnügen. Die Armen dagegen drückt der Mangel doppelt schwer und seufzend zählen sie, ob ihre geringe Barschaft genügt, ihnen neben Nahrung und Kleidung auch einen warmen Ofen zu verschaffen. Und die Feinde der Gesellschaft, die Verbrecher? – Die wissen, dass die Vorräte eingeheimst sind, Geld und Gut angehäuft und die Besitzer sich in Sicherheit wiegen. So entwickeln sie denn gerade im Winter eine fieberhafte Tätigkeit, um sich auf ihre Weise die Güter der Erde anzueignen. Auch der Dieb kann sich im Sommer leichter durchbringen, während der Winter ihn in die Stadt treibt, wo ohne Geld nichts zu haben ist.
Zum Kampf gegen die kühnen Missetäter rüstet sich jedoch auch die Polizei mit besonderer Wachsamkeit. Vom Monat November an bis gegen Ende März findet man sie stets bereit auf diesem Plan. Die Gerichte sind in voller Arbeit, die Gefängnisse werden nicht leer; mit allen Mitteln wird das Verbrechen gewaltsam niedergehalten – aber nicht ertötet. Dem alten Drachen wächst stets ein neues Haupt an Stelle des abgeschlagenen. Wird er jemals ganz überwunden werden und seine Brut vertilgt? – Trotz aller Lehren der Religion, trotz aller Fortschritte der Kultur wächst nach wie vor Gutes und Böses zusammen in der Welt von Jahr zu Jahr, von einem Jahrhundert zum anderen. Wohl klagen wir mit Recht, dass sich das Schlechte und Gemeine selbst dem Edelsten und Besten anheftet, aber wir dürfen uns auch zum Trost sagen, dass das Unkraut die guten Keime nie ganz erstickt und sich selbst im Verworfensten noch Spuren des Guten entdecken lassen. –
Noch lag draußen auf dem Lande über Feldern und Wegen die weiße glatte Schneedecke ausgebreitet, aber in den Straßen der Großstadt hatte sie sich schon in Schmutz und Nässe verwandelt, wie zur ärgsten Regenzeit. Der braune Schlamm war schwarz geworden und strömte in fäulnisartigem Zustand einen wahren Leichengeruch aus, besonders in den Teilen von New York, wo Handel und Wandel den Verkehr am lebhaftesten machten. In der fünften Avenue war die Sache noch erträglich, weil dort der Schnee von den Trottoirs auf den mittleren Fahrweg geschaufelt worden war. Auf der breiten Bahn schossen die Schlitten lustig hin und her, während die Fußgänger in warme Pelze gehüllt schnellen Schrittes dahineilten. Alles war voll Leben und Bewegung, der Verkehr nahm erst ab, als die Nacht hereinbrach, die Laternen angezündet wurden und das Schlittengeläute allmählich verstummte, bis zuletzt nur noch wenige späte Wanderer auf der Straße zu sehen waren.
Zu einem der letzteren wollen wir uns gesellen. Er schreitet am Brunswick-Hotel vorüber auf der rechten Seite der Avenue mit schnellem aber festem Tritt. Es muss ihm wohl eine wichtige Angelegenheit im Sinne liegen, nach dem Ausdruck seiner wohlgebildeten, charaktervollen Züge zu urteilen, in denen sich der klare Geist eines starken tatkräftigen Mannes spiegelt. Seinem ruhigen, doch scharfen Blick entgeht nichts, was in sein Bereich kommt. Sein Leben ist ernst und arbeitsvoll, seine Zeit kostbar, aber alle Obliegenheiten so wohlgeordnet und bedacht, dass von keiner Überstürzung, keiner Hast und Ungeduld die Rede zu sein braucht. Ein runder Filzhut, warme Handschuhe, ein dicker Überrock, der über der Brust zugeknöpft ist, schützen ihn vor der Kälte, die brennende Zigarre verbreitet ein feines Aroma. Offenbar gehört er den höhern Gesellschaftsklassen an, aber in seinem Wesen liegt ein gewisses Etwas, das ihn über die Mehrzahl seiner Standesgenossen erhebt, ihn vor anderen auszeichnet. Gewiss eine bekannte Persönlichkeit – wir haben seinen Namen ohne Zweifel schon oft nennen hören! Wer mag es nur sein?
An einer Straßenecke stand ein großer älterer Herr mit gerader militärischer Haltung. Sein langer Schnauzbart, der schon ins Graue spielte, die dunkeln Augen und die scharfe Adlernase machten ihn zu einer aristokratischen Erscheinung. Er schien vergeblich in seinen Taschen nach etwas zu suchen, und als sich der Fußgänger ihm näherte, trat er rasch auf ihn zu und sagte höflich: »Mir ist die Zigarre ausgegangen, darf ich um Feuer bitten?«
Der andere stand still. »Eine kalte Nacht«, bemerkte er und reichte dem Herrn mit einer Verbeugung seine Zigarre hin.
»Besten Dank«, sagte dieser, sie ihm zurückgebend, dann trennten sie sich.
Eine flüchtige Begegnung! Doch blieb die Gestalt des militärisch aussehenden Herrn dem nächtlichen Wanderer in der Erinnerung haften. Beide ahnten indessen nicht, wie bald und auf wie seltsame Weise das Schicksal sie wieder zusammenführen sollte.
Als der Wanderer sich jetzt einem der großen Klubhäuser näherte, die eine Zierde der Avenue sind, kamen zwei Männer Arm in Arm die Stufen herunter. Er grüßte den stattlichen rotbärtigen Herrn, den er kannte, der andere, ein schlanker junger Mann von angenehmem Äußern war ihm fremd. »Das ist ein kluger Kopf«, dachte er bei sich, »wie deren die Klubgesellschaft nicht viele zählen mag.«
Nun bog er in eine Seitenstraße, stieg die Stufen vor einem hübschen Haus hinan und zog an der Glocke. Die Tür sprang auf und er trat ein.
»Ist Mr. Owens zu sprechen?«
»Jawohl, bemühen Sie sich gefälligst hier herein.«
Der Besucher folgte dem...
Erscheint lt. Verlag | 12.12.2024 |
---|---|
Reihe/Serie | Krimis bei Null Papier | Krimis bei Null Papier |
Übersetzer | Margarete Jacobi |
Verlagsort | Neuss |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Bankraub • Krimi • Mord • Mörder • New York • Serienkiller • Sherlock Holmes • Spannung • True Crime |
ISBN-10 | 3-96281-392-6 / 3962813926 |
ISBN-13 | 978-3-96281-392-5 / 9783962813925 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,6 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich