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Mord ohne Mörder (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Aufl. 2018
336 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-4325-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
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England 1939: Eine illustre Gesellschaft hat sich auf Lady Ermyntrudes Landsitz versammelt: ein russischer Fürst, die exzentrische Tochter der Lady und eine Reihe mehr oder weniger wohlgesonnener Herrschaften aus der Nachbarschaft. Als Höhepunkt der Zusammenkunft findet eine Jagd auf dem Anwesen statt. Doch der Ausflug endet abrupt, als Lady Ermyntrudes Ehemann Wally erschossen wird. Inspektor Hemingway steht vor einem Rätsel. Keiner der Anwesenden hat etwas gesehen oder war in der Nähe, als der Mord geschah. Aber fast alle haben ein Motiv ...

Ein raffiniert ersonnener Mordfall mit angelsächsischem Witz und knisternder Spannung - jetzt als eBook bei beTHRILLED.

'An Heyers Figuren und Dialogen habe ich immer wieder meine helle Freude.' Dorothy L. Sayers


1. Kapitel


»Der Fürst kommt mit dem Einuhrfünfundvierzig. Das heißt, er wird rechtzeitig zum Tee hier sein. Ist das nicht nett?«

Da hierauf keine Antwort erfolgte, wiederholte die Dame, die am Frühstückstisch präsidierte, ihre Frage und setzte hinzu: »Er wird dir bestimmt gefallen. Er ist durch und durch ein Gentleman – verstehst du?«

Miss Cliffe hob den Blick von ihrer eigenen Post. »Entschuldige, Tante Ermyntrude – ich habe nicht aufgepasst. Der Fürst – ja richtig! Dann muss der große Wagen zum Bahnhof geschickt werden. Ich werde dafür sorgen.«

»Ja, mein Liebes, tu das.« Mrs. Carter steckte den Brief des Fürsten in den Umschlag zurück und reckte den molligen Arm nach dem Toastständer. Sie war eine stattliche Frau, die sich in ihrer Jugend goldblonden Haars und eines rosigweißen Teints erfreut hatte. Die Zeit war an diesen beiden Attributen nicht unbemerkt vorübergegangen, aber der reichliche Gebrauch von Wasserstoffsuperoxyd und den Produkten einer berühmten Kosmetikfirma hatte wirklich Wunder vollbracht. Vielleicht schimmerte der Goldton ihres sorgfältig gewellten Haares ein wenig metallisch, doch die Farbe ihrer Wangen war genauso blühend – wenn nicht blühender – wie eh und je. Künstliches Licht war vorteilhafter für sie als Tageslicht – eine ärgerliche Tatsache, die sie aber nicht hinderte, allmorgendlich großzügig, aber gekonnt ihr Rouge aufzulegen, eingedenk jener Zeit, da sie in der ersten Reihe des Chors gestanden hatte, und ihre Wimpern mit Mascara oder in kühneren Augenblicken mit einem lebhaften Blau zu färben, um das natürliche Blau ihrer Augen noch zu vertiefen.

Die Anstrengungen dieser Gesichtstoilette schienen ihre morgendlichen Kräfte zu erschöpfen, denn sie legte ihr Korsett nie an, ehe sie nicht ein stärkendes Frühstück eingenommen hatte, und erschien im Frühstückszimmer stets in einem Gewand aus Seide und Spitzen, das sie ihr Negligé nannte. Mary Cliffe konnte den Anblick von Ermyntrudes Ärmel, die lässig die Butterdose streiften oder, wenn ihre Tante besonders unachtsam war, in ihren Kaffee stippten, nur schwer ertragen und hatte ihr darum einmal mit vollendetem Takt vorgeschlagen, im Bett zu frühstücken. Doch Ermyntrudes heiterer und geselliger Gemütsart entsprach es mehr, den Vorsitz am Frühstückstisch zu führen und sich über die Pläne zu informieren, die ihre Familie für den Tag hatte.

Mary Cliffe nannte Ermyntrude zwar Tante, war aber nicht ihre Nichte, sondern die Cousine ihres Mannes Wally Carter, der zugleich ihr Vormund war. Sie war eine gutaussehende junge Frau von Anfang zwanzig mit einer tüchtigen Portion gesunden Menschenverstands und von aufrechter Gesinnung – Eigenschaften, die durch die jahrelange Verbindung mit Wally Carter nur noch gestärkt worden waren. Sie brachte Wally eine gemäßigte Sympathie entgegen und war keineswegs blind für seine Fehler und hatte auch nicht die geringste Eifersucht empfunden, als er vor fünf Jahren ziemlich überraschend Ermyntrude Fanshawe heiratete. Dank eines kleinen, aber sicher angelegten eigenen Vermögens war sie in einem angesehenen Pensionat erzogen worden, während sie die Ferien, da Wally ein unstetes Leben führte und häufig insolvent war, in verschiedenen schäbigen Pensionen verbringen musste, nur belebt durch die Besuche von Gläubigern und die immer wiederkehrende Befürchtung, dass Wally den Reizen der einen oder anderen Pensionswirtin erliegen könnte. Als er während einer kurzen Periode relativen Wohlstands in einem eleganten Badeort ein großes Hotel frequentiert und das Glück gehabt hatte, die außerordentlich reiche Witwe Ermyntrude Fanshawe für sich zu gewinnen, hatte Mary mit dem ihr eigenen gesunden Menschenverstand diese Heirat als ein Gottesgeschenk betrachtet. Ermyntrude war zweifellos etwas auffallend und mitunter ein wenig ordinär, aber gutmütig und äußerst großzügig; weit entfernt davon, an Marys Existenz Anstoß zu nehmen, kam sie dem jungen Mündel ihres Mannes äußerst freundlich entgegen und wollte nichts davon hören, dass Mary ihren Vormund verließ, um sich selbst ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Wenn Mary arbeiten wolle, sagte sie, könne sie es ja als ihre Sekretärin und Hausdame in Palings tun. »Und außerdem, mein Liebes«, hatte sie hinzugesetzt, »wirst du für meine Vicky eine richtig nette Gesellschafterin sein.«

Mary hatte das Arrangement annehmbar gefunden, wenn sie auch, als sie Vicky Fanshawe kennen lernte – ein frühreifes Pensionsgänschen, fünf Jahre jünger als sie –, nicht das Gefühl hatte, dass sie zu Herzensfreundinnen bestimmt wären.

Vicky hatte eine ungeheuer kostspielige Erziehung genossen, erst in einer vornehmen Schule an der Südküste Englands und später in einem noch vornehmeren Pensionat in der Schweiz. In den letzten beiden Jahren war sie in den Ferien mit Ermyntrude ins Ausland gereist, so dass Mary ihr kaum begegnet war. Jetzt, da ihre Erziehung als abgeschlossen galt, lebte sie zu Hause, für ihre Mutter eine ständige Quelle des Stolzes und der Freude, aber für Mary, die sich über sie abwechselnd amüsierte und ärgerte, nicht gerade die ideale Gefährtin.

An diesem warmen Septembermorgen überlegte sie, dass die Anwesenheit eines russischen Fürsten Vickys ärgerlichsten Possen Vorschub leisten würde, und nichts Gutes ahnend, erkundigte sie sich nach dem Alter des erlauchten Gastes.

»Nun, ich würde nicht direkt sagen, dass er jung ist«, antwortete Ermyntrude, sich Marmelade nehmend. »Ich finde, er ist gerade im richtigen Alter, verstehst du? Du kannst dir nicht vorstellen, wie distinguiert er ist – und dann seine Manieren! Also, diese Art Schliff sucht man in England vergebens – nicht dass ich mein Land schlechtmachen will, aber es ist nun einmal so.«

»Die Russen sind mir nicht besonders sympathisch«, sagte Mary ein bisschen störrisch. »Ich finde, sie reden viel und tun wenig.«

»Sei nicht so engherzig, Liebes. Übrigens ist er gar kein richtiger Russe, das habe ich dir schon ein Dutzend Mal gesagt. Er ist Georgier – er hat früher ein schönes Besitztum im Kaukasus gehabt, irgendwo am Schwarzen Meer, glaube ich.«

In diesem Augenblick trat Wally Carter ein. Er war von mittlerer Größe, mochte als junger Mann gut ausgesehen haben, hatte aber jetzt seine besten Tage hinter sich. Seine blauen Augen waren häufig blutunterlaufen, und der Mund unter dem hängenden Schnauzbart war schlaff. Damals, als er Ermyntrude umworben hatte, war seine Vorliebe für harte Getränke noch nicht so ausgeprägt, dass er sein Äußeres vernachlässigt hätte, aber fünf Jahre im Wohlstand hatten einen beklagenswerten Verfall bewirkt. Er war von Natur aus schlampig, seine Anzüge schienen nie richtig zu sitzen, sein Haar war nie ordentlich gebürstet. Im Allgemeinen war er liebenswürdig, aber oft brummig, nicht aus schlechter Laune, sondern eher in sanfter Beschwerde, worauf aber keines von den Familienmitgliedern reagierte.

»Da bist du ja!«, begrüßte ihn seine Frau. »Klingle doch mal, Mary, sei so gut! Wir könnten kein schöneres Wetter haben, nicht wahr, Wally? Obgleich Palings natürlich am schönsten ist, wenn der Rhododendron blüht, wie ich immer sage.«

»Wen erwartest du denn?«, erkundigte sich Wally, mit einem glanzlosen Blick zum Fenster.

»Aber Wally! Als ob du nicht genauso gut wüsstest, dass heute der Fürst kommt!«

Diese Mahnung schien Wallys Verdruss zu besiegeln. Er ließ die Zeitung, hinter der er sich verschanzt hatte, sinken und fragte: »Doch nicht der Kerl, den du in Antibes aufgelesen hast?«

Ein Fünkchen Ärger glomm in Ermyntrudes Augen. »Es gibt, soweit ich sehe, nicht den geringsten Anlass zu solch ordinärer Ausdrucksweise. Ich will doch sehr hoffen, dass ich in meinem Alter es nicht darauf anlege, Männer aufzulesen! Alexis ist mir durch Lady Fisher vorgestellt worden, damit du’s nur weißt!«

»Alexis!«, stieß Wally hervor. »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich den Kerl mit diesem blöden Namen anreden werde.«

»Du wirst ihn mit Fürst Warasaschwili anreden, und damit ist der Fall erledigt«, sagte Ermyntrude streng.

»Das werde ich nicht. Erstens gefällt mir der Name nicht, und zweitens kann ich ihn nicht behalten.«

»Ich muss schon sagen, daran kann man sich die Zunge zerbrechen«, bemerkte Mary. »Du wirst mir den Namen aufschreiben müssen, Tante Ermy.«

Wally fragte: »Was hat dieser Bursche denn in Antibes gemacht? Sich von irgendeiner reichen Frau aushalten lassen, schätze ich!« Er merkte, dass sein Mündel ihn mit einem raschen Blick streifte; vor Verlegenheit errötend fügte er hinzu: »Ja, ich weiß, was du denkst, aber ich werde eines Tages ein reicher Mann sein – es ist also ein ganz anderer Fall. In dem Moment, wo meine Tante Clara stirbt, werde ich Ermyntrude jeden Penny zurückzahlen.«

Mary enthielt sich jeder Bemerkung. Sie...

Erscheint lt. Verlag 9.1.2018
Reihe/Serie Georgette-Heyer-Krimis
Georgette-Heyer-Krimis
Georgette-Heyer-Krimis
Übersetzer Susanna Rademacher
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel No Wind of Blame
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Agatha Christie • Britisch • British • Butler • Camilieri • cherringham • Cozy Crime • Dedektiv • Detektiv • Deutsche Krimis • Downton Abbey • England / Großbritannien • Englisch • Englischer Krimi • Ermittler • Herrenhaus • Historischer Kriminalroman • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimi Bestseller • krimi lustig • Kriminalroman • Krimi ohne Blut • Krimis • Landhauskrimi • Lokalkrimi • Miss Marple • Mord • Mörder • Mystery Bestseller • Mystery Bücher • Mystery Romane • Poirot • Polizei • Polizist • Regionaler Krimi • Regionalkrimi • Retro • Scotland Yard • Serienkrimi (Serienermittler) • Sherlock • Spannung • Spannungsroman • Tante Dimity • Tatort • Thriller • Verbrechen • Whodunnit
ISBN-10 3-7325-4325-0 / 3732543250
ISBN-13 978-3-7325-4325-0 / 9783732543250
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