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Bürgermeister Hirsch geht baden (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
288 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1464-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bürgermeister Hirsch geht baden - Thea Fischer
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Ein Bürgermeister liegt im Sarg und grantelt.

Lokalredakteurin Petra Rosenberger soll in einem alten Vermisstenfall recherchieren: Vor Jahren ist Adi Schmidt, ein Jugendfreund des amtierenden Bürgermeisters, spurlos verschwunden. Petras Mutter aus der Seniorenresidenz will ihr bei den Nachforschungen helfen. Was ist damals zwischen den Jugendfreunden vorgefallen? Als beim Bau einer Therme ein grausamer Fund gemacht wird, ahnt Petra, dass sie dabei ist, ein finsteres Geheimnis zu lüften ... 

Ein bayrischer Kriminalfall aus dem Fünfseenland - witzig und skurril.



 Thea Fischer ist das Pseudonym einer Journalistin, die für verschiedene Lokalredaktionen schreibt. Sie wurde in Augsburg geboren und ist in Oberbayern aufgewachsen. Heute lebt sie mit ihrer Familie am Ammersee.

Im Aufbau Taschenbuch ist bisher ihr Kriminalroman »Bürgermeister Hirsch geht baden« erschienen.

Kapitel 1
Friedhof Otterschwing


Das Leichenhaus g’hört auch mal wieder g’weißelt! Theo Hirsch blickt sich in dem kleinen Raum um. Allerdings ist seine Perspektive diesmal nicht die des Bürgermeisters, der das Sach von der Gemeinde begutachtet. Er, Theobald Hirsch, der Bürgermeister von Otterschwing, ist tot. Er liegt in einem mit burgunderrotem Samt ausgepolsterten Eichensarg und schaut durch den geschlossenen Deckel nach oben. So kann er in aller Ruhe die Decke begutachten. Sie weist deutliche Schimmelflecken auf. Da hat der Hiasl wieder g’schlampt, schimpft Theo in sich hinein und nimmt sich vor, dem Hiasl die Leviten zu lesen. Wer tot ist, sollte immerhin in einem schönen Leichenhaus liegen dürfen.

Mit Grausen denkt Theo daran, dass seine behaarte Brust jetzt von einer Y-förmigen Narbe entstellt ist. Die hat er in der Pathologie des Münchener Uniklinikums bekommen, wo es eisigkalt und dunkel war. Theo kann kein Blut sehen, deshalb hat er sich bei der Obduktion aus seinem Körper zurückgezogen. Wie seine Seele durch den Kellergang streifte, sah er einen Staatssekretär, der durch die Flure eilte. Wenn die rechte Hand vom Wirtschaftsminister hier auftauchte, war sein Plan wohl aufgegangen. Theo seufzte zufrieden. Seine Freunde vom exklusiven Libellenclub, einer losen Vereinigung geschätzter Persönlichkeiten, konservativer Politiker und verdienter Unternehmer, hatten wie immer ganze Arbeit geleistet. Die Libellen halten zusammen! Die Narbe ist fürchterlich, mit einem ganz dicken Zwirn hat ihn der Herr Pathologe wieder zusammengeflickt. Aber ansonsten ist er mit seiner Erscheinung zufrieden. Trotz seiner sechsundfünfzig Jahre ist sein Haarschopf noch voll, die grauen Strähnen im braunen Haar lassen ihn seriös wirken. Gut, in den letzten Jahren hat er dank der zahlreichen Hirschgulaschessen bei der Vroni sein Idealgewicht nicht mehr halten können. Mit gut einem Meter achtzig Körperlänge ist er ein stattlicher Mann. Gott sei Dank hat seine Marlene ihm seinen besten dunkelblauen Anzug angezogen, dazu sein blau-weiß gestreiftes Lieblingshemd mit dem weißen Kragen und eine dezent gehaltene Krawatte. Nur die italienischen Schuhe fehlen, er hat Socken an. Ja, soll ich denn strumpfsockert vor den Herrgott treten? Theo regt sich so sehr auf, dass er meint, der Deckel vom Eichensarg hätte sich glatt ein wenig angehoben.

Um die Schuhe hat Marlene verzweifelt mit dem Bestatter gerungen. »Der Theo kann doch nicht ohne seine Schuhe in den Himmel!«, hat sie den Mann angefleht. »Er legt doch so großen Wert auf korrekte Kleidung. Du kennst ihn doch auch!« Der Bestatter nickte und dachte, dass der Theo wohl eher hitzebeständige Sicherheitsschuhe bräuchte und keine handgenähten Slipper. Laut sagte er: »Die Friedhofsordnung in Otterschwing besagt nach Paragraph 13b Absatz 2, dass dem Leichnam keine Ledererzeugnisse beizugeben sind. Das haben dein Theo und die Herren Gemeinderäte selber so beschlossen. Da kann ich auch für deinen Theo keine Extrawurst machen.«

Marlene seufzte. Wohl war ihr nicht dabei. Der Theo konnte ziemlich aufbrausend werden, wenn sein Auftreten nicht perfekt war. Marlene seufzte wieder. Der Theo wird sie aus dem Sarg heraus schon nicht anspringen, beruhigte sie sich.

Theo wird in seinem Sarg langsam langweilig. Die Form der Schimmelflecken hat er jetzt lange genug begutachtet. Jetzt kommt ein erster Sonnenstrahl ins Leichenhaus. Aha, es geht auf zehn Uhr zu, vermutet Theo. Es wird ein schöner Sommertag werden. In einer halben Stunde wird hier der Rummel losgehen. Mit Schrecken sieht er, dass die drei Gebetsschwestern, die drei alten Krähen, sich vor dem Gitter des Leichenhauses aufbauen. Alle drei tragen ihre übliche Trauerkleidung, und offenbar waren alle drei extra beim Friseur. Theo nennt sie die drei Maries. Marie zwei zupft unauffällig an ihrem Kragen. Sie schauen auf den Sarg. Das Sargbukett besteht aus weißen Lilien und blauem Enzian.

»Was ist denn das wieder für eine neumodische Kreation von der Blumen-Elfie? Keine Rosen?«, meint die jüngste Marie.

Die Älteste kommentiert: »Für Rosen hat die Liebe wohl nicht mehr gereicht. Kein Wunder, was man da so alles g’hört hat. Und neulich hab ich den Theo ganz verschwitzt bei der Büchselmadam Tina rauskommen sehen. Ich hab ihn ja noch nie g’mocht, aber der Bledschneider Sepp hätte ihn auch nicht so fest anpacken müssen. Und jetzt liegt der flotte Theo hier im Leichenhaus. Die arme Marlene und die armen Madln!«

»Ja, der Sepp, der ist schon im Gefängnis. Wahrscheinlich in Stadelheim«, sagt die Mittlere. »Abgeführt haben sie ihn, und mit Blaulicht sind sie davon. Und geschrien hat er immer wieder: ›Ich war’s nicht! Es war der Deifi!‹ Wahrscheinlich kommt er in die Geschlossene nach Haar oder ins Allgäu. Das hat der eine Polizist erzählt, als er sich eine Leberkässemmel geholt hat.«

Die Jüngste meldet sich wieder. »Es könnt sein, dass die Blumen-Elfie gemeint hat, dass weiße Lilien und blauer Enzian staatstreu wirken – so bayerisch weiß-blau.« Die Älteste zupft an ihren Locken, da sieht sie den Herrn Pfarrer um die Ecke biegen. »Wir müssen jetzt in die Kirche«, scheucht sie die anderen auf. Die zwei Jüngeren grinsen sich vielsagend an. »Ja, der fesche Herr Pfarrer!« – Dass die Älteste sehr für den Pfarrer schwärmt, ist in Otterschwing nicht verborgen geblieben. Die drei Maries eilen davon und setzen sich auf ihre angestammten Plätze in der Otterschwinger Pfarrkirche.

Theo grinst in seinem Sarg. Der Bledschneider im Gefängnis oder noch besser in der Geschlossenen! Das geschieht dem alten Bettsoacher recht. Er triumphiert. Wenn die drei alten Krähen schon beim Friseur waren, kann er auf ein stattliches Begräbnis hoffen. Vielleicht kommt sogar der Bischof selbst? Obwohl, der ist auch nicht mehr so gut gelitten in Otterschwing, seitdem die katholische Kirche so unter Beobachtung steht. Theo ist der Meinung, so eine Watschen hat noch keinem geschadet. Und dass man ein bisschen strenger sein muss mit den Ministranten – eh klar. Schließlich sollen die Buben dem Bischof nicht den Auftritt versauen. Dass der Bischof gern den Hintern versohlt haben soll, hält Theo für eine bloße Übertreibung hysterischer Mütter. Die wollen doch bloß aus dem Sonderfonds kassieren. Das steht für Theo zweifelsfrei fest, trotzdem hat schon eine Andeutung dieser Beschwerden ausgereicht, um den Bischof für Theos Absichten gefügig zu machen. So wurde die Otterschwinger Pfarrkirche fast zur Gänze mit dem Geld aus der bischöflichen Finanzkammer renoviert. Die Bettelbriefe seiner Kirchengemeinde hat Theo immer an den Bischof geschickt. Er war zwar ein aufrechter Katholik, wie es sich gehört, aber beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Für Theo steht es vierzig zu sechzig, dass der Bischof selbst zur Beerdigung kommt.

Ganz sicher aber würden alle seine Mädels kommen. Um nicht immer mit den Namen durcheinanderzukommen, hat Theo seine kleinen Arrangements immer nur mit »Schatz« angesprochen. Selbstverständlich gilt das auch für seine Ehefrau Marlene. Ist breit geworden, die Gute, aber sie kann bügeln wie keine Zweite, und ihr Zwetschgendatschi ist legendär. Theo hat sich Marlene seinerzeit mit Bedacht als Ehefrau ausgesucht. Sie war nicht die Hübscheste, dafür duldsam und aus gutem Hause. Und sie hatte zwei Pluspunkte verbuchen können: Ihre Familie hatte eine Menge Grundbesitz, und ihr Vater stammte aus einer alteingesessenen Otterschwinger Bauernfamilie. Ihre Mutter Charlotte war eine Flüchtlingsfrau, eine langbeinige Schönheit aus Ostpreußen mit Flausen im Kopf. Sein Schwiegervater, der alte Hölzle, hatte sich auf den ersten Blick in die Noteinquartierung verliebt und sie vom Fleck weg geheiratet. Das hatte böses Blut gegeben in Otterschwing, und Charlotte hatte im Dorf einen schweren Stand gehabt. Marlene war die Alleinerbin, was sich bereits vor Jahren positiv auf die Finanzen von Theo ausgewirkt hatte. Die Schwiegermutter hatte er mit seinem Charme eingewickelt, und Marlene erhielt mehr oder weniger die Anweisung ihrer Mutter, den flotten Theo zu heiraten. Obwohl er ein Schürzenjäger war und obwohl er mit leeren Händen dastand. Mit der Einheirat beim Hölzle-Hof hatte er einen klugen Schachzug gemacht, und seinen Spaß hatte er ja weiterhin haben können.

Immerhin hat er mit Marlene auch zwei Töchter. Seine beiden Augensterne! Als er die kleinen Babys das erste Mal auf dem Arm gehalten hat, hat Theo eine komische Regung in sich wahrgenommen. Bei der kleinen Franziska weinte er sogar. Später kam er drauf, dass das wohl dem vielbeschriebenen Gefühl Liebe am nächsten gekommen war. Zwei Jahre nach Franziskas Geburt kam planmäßig die kleine Anna zur Welt. Danach hatte Marlene sich verweigert. Auf einen Stammhalter musste er deshalb verzichten. Trotzdem ist er auf seine Töchter ganz närrisch und erfüllt ihnen jeden Wunsch.

Theo denkt nach. Wie werden Marlene und die beiden Mädchen jetzt ohne ihn zurechtkommen? Immerhin hat er vorgesorgt. Geld und Haus sind zwar weg, aber da gibt es doch noch die zwei Lebensversicherungen und das alte Bauernhaus. Seine Marlene wird wohl zu einer der alleinstehenden, etwas schrägen Frauen werden, die ihre Tage mit Yoga und Pilates verbringen. Franziska und Anna sind mit einundzwanzig und neunzehn Jahren schon ziemlich selbständig. Die Zeiten, als neben ihm nur noch Pferde das Wichtigste für seine beiden Prinzessinnen waren, sind allerdings so langsam vorbei. In letzter Zeit hatte ihn der Spaß einiges gekostet, sich die Zuneigung der beiden zu sichern.

Sein Nachdenken über seine drei Frauen wird von den ankommenden...

Erscheint lt. Verlag 15.6.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alpenvorland • Ammersee • Bayern • Bürgermeister • Fünfseenland • Jörg Graser • Jörg Maurer • Kriminalroman • Lokalkolorit • Maria Dries • Redakteurin • Regionalkrimi • Rita Falk • Sommer • Sommerbuch • Spannung • Urlaub • Urlaubskrimi • weibliche Ermittlerin
ISBN-10 3-8412-1464-9 / 3841214649
ISBN-13 978-3-8412-1464-5 / 9783841214645
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