Nur noch ein einziges Mal (eBook)
416 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43283-2 (ISBN)
- Spiegel Jahres-Bestseller: Belletristik / Taschenbuch 2022 — Platz 3
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 45/2024) — Platz 19
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 44/2024) — Platz 12
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 43/2024) — Platz 8
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 42/2024) — Platz 6
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- Spiegel Jahres-Bestseller: Belletristik / Taschenbuch 2023 — Platz 7
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 02/2024) — Platz 16
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- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 45/2023) — Platz 15
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 44/2023) — Platz 10
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 43/2023) — Platz 8
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- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 49/2022) — Platz 4
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 48/2022) — Platz 3
Colleen Hoover ist nichts so wichtig wie ihre Leserinnen. Seit der Veröffentlichung von »Weil ich Layken liebe« hat sie eine riesige Fangemeinde. Inzwischen ist sie die erfolgreichste Autorin der Welt und stürmt mit all ihren Romanen die Bestsellerlisten. 2023 wurde sie auf die Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt des »Time«-Magazins aufgenommen. Colleen Hoover lebt mit ihrem Mann und ihren Söhnen in Texas.
Erster Teil
1.
Ich sitze auf der gemauerten Brüstung einer Dachterrasse, blicke zwölf Stockwerke tief auf Boston hinunter und denke an Selbstmord.
Um Gottes willen, nicht an meinen eigenen – dazu mag ich mein Leben viel zu sehr und möchte keinen einzigen Moment davon verpassen.
Nein, ich denke darüber nach, was Menschen dazu bringt, sich in den Tod zu stürzen, und ob sie in den wenigen Sekunden des freien Falls einen kleinen Stich der Reue verspüren. Schießt ihnen so was wie »Scheiße, war wohl doch keine so gute Idee« durch den Kopf, während sie dem Ende entgegenrasen?
Hoffentlich nicht.
Ich denke viel über den Tod nach. Heute zumindest. Was vermutlich damit zu tun hat, dass ich vor knapp zwölf Stunden auf dem Friedhof von Plethora im Bundesstaat Maine die grandioseste Trauerrede gehalten habe, die dort je zu hören gewesen ist. Okay, vielleicht war sie auch nicht grandios, sondern einfach nur total daneben, das kommt ganz darauf an, wen man fragt: mich oder meine Mutter. Meine Mutter, die sich nach dem, was ich getan habe, wahrscheinlich die nächsten zwölf Monate weigern wird, mit mir zu sprechen.
Meine Rede hat niemanden zu Tränen gerührt wie die, die Brooke Shields für Michael Jackson gehalten hat, und sie war auch nicht so bewegend wie die von Steve Jobs’ Schwester. Aber auf ihre Art war sie definitiv einzigartig.
Ich habe vor Nervosität gezittert, als ich nach vorn zum Rednerpult gegangen bin. Immerhin handelte es sich bei dem Toten, der betrauert wurde, um Andrew Bloom, den hoch angesehenen Bürgermeister meiner Heimatstadt Plethora. Um den Eigentümer des bezirksweit erfolgreichsten Immobilienbüros. Um den Ehemann von Jenny Bloom, der von unzähligen Schülergenerationen heiß geliebten Hilfslehrerin der Grundschule von Plethora. Und um den Vater von Lily Bloom – der rothaarigen Einzelgängerin, die sich als Fünfzehnjährige in einen obdachlosen Jungen verliebte und Schande über ihre Familie brachte.
Ach ja, Lily Bloom bin übrigens ich. Und Andrew Bloom war mein Vater.
Nach meiner Rede bin ich mit der nächsten Maschine zurück nach Boston geflogen und habe mir eine Dachterrasse gesucht. Nicht weil ich Selbstmordgedanken hätte. Ich habe wirklich nicht vor, mich hier runterzustürzen. Es ist nur so, dass ich dringend Ruhe und frische Luft brauche, und da ich in meiner Wohnung beides nicht bekomme, weil sie a) keinen Balkon hat und b) meine Mitbewohnerin sich furchtbar gern selbst singen hört, musste ich mich hierher zurückziehen.
Leider habe ich nicht bedacht, wie kalt es hier oben sein würde. Man kann es aushalten, aber gemütlich ist doch etwas anderes. Wenigstens sieht man die Sterne. Tote Väter, dauersingende Mitbewohnerinnen und fragwürdige Grabreden kommen einem nicht mehr ganz so schlimm vor, wenn die Nacht so sternenklar ist, dass man die Großartigkeit des Weltalls bis in die letzte Faser spürt.
Ich liebe es, zum Himmel aufzuschauen und mich bedeutungslos zu fühlen.
Es ist ein schöner Abend.
Obwohl … vielleicht sollte ich den Satz lieber in die Vergangenheitsform setzen.
Es war ein schöner Abend.
Gerade eben ist nämlich die Stahltür mit so viel Schwung aufgestoßen worden, dass sicher gleich jemand aus dem Treppenhaus auf die Terrasse gestürmt kommt, und dann ist es mit meiner Ruhe dahin. Bingo. Die Tür knallt zu und ich höre schnelle Schritte. Weil derjenige mich in meiner Nische an der Hauswand höchstwahrscheinlich sowieso nicht bemerken wird, mache ich mir gar nicht erst die Mühe, mich umzudrehen.
Stattdessen schließe ich seufzend die Augen, lehne den Kopf an die Mauer und verfluche das Universum dafür, mich so brutal aus diesem friedvollen Moment gerissen zu haben. Hoffentlich ist der Eindringling wenigstens eine Frau. Wenn ich schon Gesellschaft bekomme, dann lieber weibliche. Mein Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung ist einfach zu groß, um mich so spätabends allein mit einem fremden Mann auf einer Dachterrasse aufzuhalten. Wahrscheinlich würde ich mich so unwohl fühlen, dass ich gehen würde, obwohl ich eigentlich bleiben möchte. Verdammt, ich will doch einfach nur meine Ruhe haben.
Nach einer Weile öffne ich die Augen, drehe den Kopf und lasse meinen Blick zu der Silhouette an der Brüstung gegenüber wandern. Na toll. Vielen Dank, Universum. Natürlich ist es ein Mann. Obwohl er sich vorbeugt, kann ich erkennen, dass er ziemlich groß ist. Er hat den Kopf in die Hände gestützt, was ihn verletzlich wirken lässt und in krassem Gegensatz zu seiner muskulösen Statur und den breiten Schultern steht. Trotz der Dunkelheit sehe ich, wie sein Rücken bebt, während er mehrmals tief Atem holt.
Irgendwie wirkt er ziemlich aufgewühlt. Soll ich ihn ansprechen, damit er mitbekommt, dass noch jemand hier ist? Zumindest räuspern könnte ich mich. Aber bevor ich diesen Gedanken in die Tat umsetzen kann, dreht er sich um und versetzt einem der Kunststoffstühle einen Tritt.
Ich zucke zusammen, als der Stuhl quietschend über den Boden schlittert, und da der Typ sich anscheinend immer noch nicht darüber im Klaren ist, dass er Publikum hat, kickt er noch ein paarmal mit aller Kraft dagegen. Immer und immer wieder. Statt unter der Wucht zu zersplittern, rutscht der Stuhl nur weiter über die Fliesen.
Er muss aus diesem superrobusten Kunststoff hergestellt sein, der auch beim Bau von Hochseejachten verwendet wird und praktisch unzerstörbar ist.
Ich habe mal miterlebt, wie mein Vater mit dem Wagen rückwärts gegen einen Gartentisch aus diesem Material gefahren ist. Seine Stoßstange hatte danach eine Delle, der Tisch nicht einmal einen Kratzer.
Mittlerweile scheint der Typ auch eingesehen zu haben, dass er gegen diesen Wunder-Kunststoff keine Chance hat, jedenfalls hat er aufgehört, dem Stuhl Tritte zu verpassen, und steht mit geballten Händen schwer atmend davor. Ehrlich gesagt beneide ich ihn ein bisschen darum, dass er seine Aggressionen an Terrassenmöbeln auslassen kann. Offensichtlich hatte er einen genauso beschissenen Tag wie ich, aber während ich meine Gefühle in mich hineinfresse, wo sie langsam vor sich hin gären, sucht er sich einfach einen Stuhl und lässt alles raus.
Früher hatte ich auch so ein Ventil. Wenn mich irgendetwas wütend oder traurig gemacht hat, bin ich in den Garten rausgegangen und habe Unkraut gejätet, bis kein Fitzelchen mehr zu finden war. Aber seit ich vor zwei Jahren nach Boston gezogen bin, habe ich keinen Garten mehr. Noch nicht mal einen Balkon. Tja. Nirgendwo auch nur die kleinste Chance auf ein winziges Hälmchen Unkraut.
Vielleicht sollte ich mir wenigstens so einen Stuhl aus unzerstörbarem Kunststoff zulegen.
Ob der Typ sich jemals wieder von der Stelle rühren wird? Er steht einfach nur da und starrt den Stuhl an. Allerdings hat er die Hände jetzt nicht mehr zu Fäusten geballt, sondern in die Seiten gestemmt. Mir fällt auf, wie sehr sein T-Shirt am Bizeps spannt. Er hat einen beeindruckend durchtrainierten Körper. Während ich ihn beobachte, kramt er in den Taschen seiner Jeans, holt etwas heraus und steckt es sich zwischen die Lippen. Als er ein Feuerzeug zückt, dämmert mir, dass er sich wahrscheinlich gerade einen Joint anzündet. Zur Beruhigung, nehme ich an.
Ich bin dreiundzwanzig und war auf dem College. Natürlich habe ich auch schon mal gekifft und finde es überhaupt nicht schlimm, dass dieser Typ hier oben allein einen durchziehen will. Aber genau das ist der Punkt. Er ist nicht allein – er weiß es nur nicht.
Nachdem er den ersten langen Zug genommen hat, dreht er sich um und will wieder zur Brüstung gehen. In dem Moment bemerkt er mich und bleibt abrupt stehen. Er wirkt nicht überrascht oder ertappt, im Gegenteil. Im Mondlicht sehe ich, wie er mich ganz gelassen mustert, ohne dass sein Gesicht verrät, was ihm dabei durch den Kopf geht. Seine Miene ist so undurchdringlich wie die der Mona Lisa.
»Wie heißt du?«, fragt er.
Oh-oh. Ich spüre seine Stimme bis tief in meinen Bauch hinein und das ist nicht gut. Stimmen sollten nur die Ohren erreichen. Allerdings gibt es manche – wenige – Menschen mit Stimmen, die in meinem ganzen Körper nachhallen. Er hat so eine Stimme. Dunkel und selbstbewusst und zugleich butterweich.
Als ich schweige, nimmt er noch einen Zug von seinem Joint.
»Lily«, antworte ich schließlich und hasse meine eigene Stimme, weil sie so dünn klingt, als wäre sie kaum in der Lage, seine Ohren zu erreichen, geschweige denn in seinem Körper nachzuhallen.
Er hebt das Kinn und nickt in meine Richtung. »Okay. Komm bitte da runter, Lily.«
Mir fällt auf, dass er jetzt sehr aufrecht steht und leicht angespannt wirkt. Falls er sich Sorgen macht, ich könnte herunterfallen, ist das komplett unbegründet. Der Sims ist mindestens dreißig Zentimeter breit, ich sitze rittlings darauf und habe ein Bein auf der Terrasse und die Hauswand im Rücken. Außerdem bläst der Wind in Richtung der Dachterrasse.
Ich sehe an mir herunter und dann wieder zu ihm hinüber. »Warum? Ich sitze hier ganz gut.«
Er dreht sich leicht weg, als könnte er nicht mit ansehen, wie ich auf der Brüstung hocke. »Bitte, Lily. Komm runter.« Sein Tonfall lässt keinen Zweifel daran, dass es sich weniger um eine Bitte als einen Befehl handelt. »Hier stehen sieben Stühle herum, auf die du dich setzen kannst.«
»Fast wären es ja nur noch sechs«, sage ich lachend, was er aber anscheinend nicht witzig findet. Er kommt ein paar Schritte auf mich zu.
»Zehn Zentimeter neben dir geht es senkrecht in die Tiefe«, sagt er ernst. »Wenn du das Gleichgewicht verlierst, bist du tot, und ich habe für heute genug Tote gesehen.« Er fordert...
Erscheint lt. Verlag | 10.11.2017 |
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Reihe/Serie | Lily, Ryle und Atlas-Reihe |
Übersetzer | Katarina Ganslandt |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | All Age • Amerika • Bestseller • bestsellerliste spiegel aktuell • Beziehungsdrama • Blake Lively • Bookstagram • Booktok • Boston • Buch für den Urlaub • Cecilia Ahern • Colleen Hoover • currently reading • David Nicholls • Dreiecksbeziehung • Dreiecksgeschichte • Eifersucht • Finding Cinderella • Frauenunterhaltung • Geschenke für Frauen • Geschenk für Freundin • Gewalt gegen Frauen • Gewalt in der Beziehung • Häusliche Gewalt • It ends with us • it ends with us deutsch • Jane the Virgin • Jojo Moyes • Jugendroman • Justin Baldoni • kulturpass • Liane Moriarty • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Lucinda Riley • Mädchenroman • Mona Kasten • New Adult • new adults • Nicholas Sparks • PS ich liebe dich • Romance • Romanze • Sophie Kinsella • Spiegel Bestseller Autorin • TikTok book • tiktok made me buy it • Urlaubslektüre • USA • Weihnachtsgeschenk |
ISBN-10 | 3-423-43283-7 / 3423432837 |
ISBN-13 | 978-3-423-43283-2 / 9783423432832 |
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