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Housesitter (eBook)

Spiegel-Bestseller
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
496 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-22291-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Housesitter -  Andreas Winkelmann
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Er will dein Haus. Er will deine Frau. Er will dein Leben. Er ist der Housesitter. Stell dir vor, du kommst mit deiner Freundin aus dem Urlaub in dein Haus zurück. Du merkst sofort, dass irgendetwas anders ist: Die Möbel sind verrückt. In der Küche stehen benutzte Töpfe. Die Handtücher riechen fremd. Dann spürst du einen jähen Schmerz - und es wird Nacht um dich. Stell dir vor, du wachst erst nach Tagen im Krankenhaus auf. Deine Freundin ist verschwunden - entführt. Denn da draußen ist jemand, der sich nach einem warmen Heim sehnt. Nach einer liebenden Frau. Nach deinem Leben. Und er ist zu allem entschlossen ...

In seiner Kindheit und Jugend verschlang Andreas Winkelmann die unheimlichen Geschichten von John Sinclair und Stephen King. Dabei erwachte in ihm der unbändige Wunsch, selbst zu schreiben und andere Menschen in Angst zu versetzen. Heute zählen seine Thriller zu den härtesten und meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In seinen Büchern gelingt es ihm, seine Leserinnen und Leser von der ersten Zeile an in die Handlung hineinzuziehen, um sie dann, gemeinsam mit seinen Figuren, in ein düsteres Labyrinth zu stürzen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Geschichten sind stets nah an den Lebenswelten seines Publikums angesiedelt und werden in einer klaren, schnörkellosen Sprache erschreckend realistisch erzählt. Der Ort, an dem sie entstehen, könnte ein Schauplatz aus einem seiner Romane sein: der Dachboden eines vierhundert Jahre alten Hauses am Waldesrand in der Nähe von Bremen.

In seiner Kindheit und Jugend verschlang Andreas Winkelmann die unheimlichen Geschichten von John Sinclair und Stephen King. Dabei erwachte in ihm der unbändige Wunsch, selbst zu schreiben und andere Menschen in Angst zu versetzen. Heute zählen seine Thriller zu den härtesten und meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In seinen Büchern gelingt es ihm, seine Leserinnen und Leser von der ersten Zeile an in die Handlung hineinzuziehen, um sie dann, gemeinsam mit seinen Figuren, in ein düsteres Labyrinth zu stürzen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Geschichten sind stets nah an den Lebenswelten seines Publikums angesiedelt und werden in einer klaren, schnörkellosen Sprache erschreckend realistisch erzählt. Der Ort, an dem sie entstehen, könnte ein Schauplatz aus einem seiner Romane sein: der Dachboden eines vierhundert Jahre alten Hauses am Waldesrand in der Nähe von Bremen.

4 Wochen später

Die weibliche Leiche lag mit eingeschlagenem Kopf auf dem Bett. Am Körperschwerpunkt um die Hüfte, wo ihr Gewicht die Matratze tief eindrückte, hatte sich viel Blut gesammelt, sodass der erste Eindruck eine Wunde in diesem Bereich vortäuschte. Umrundete man das Bett, erkannte man jedoch schnell die verheerende Wunde an der linken Kopfseite. Mit großer Wucht war der eigentlich äußerst stabile Schädelknochen eingeschlagen worden.

Eine Delle wie in einem Kotflügel, dachte Priska Wagner und schluckte alles herunter, was in ihrem Hals aufzusteigen drohte. Sie war einiges gewohnt, ein freiliegendes Hirn und zersplitterte Schädelknochen allerdings nicht. Selbst nach zehn Jahren Polizeiarbeit gab es Dinge, die sie zum ersten Mal sah.

Weil der Anblick sie schockierte und sie ihn kaum ertrug, konzentrierte sie sich auf etwas anderes: die Bettwäsche. Warum schlief eine Frau in Werbebettwäsche des Fußballvereins Bayern München? Schon bei Männern konnte Priska das nicht verstehen, aber eine Frau? Sie fraß sich regelrecht an der Frage fest, obwohl die Antwort sicher nicht zur Klärung des Falles beitrug – ausschließen konnte man es aber auch nicht. Vielleicht hatte der Streit zweier rivalisierender Fußballfanatiker zu dieser grausamen Tat geführt? Die prügelten sich schließlich auch auf offener Straße die Schädel blutig.

Weil sie so genau hinsah, bemerkte Priska einen Abdruck auf der Bettwäsche, der ihr sonst wohl nicht aufgefallen wäre. Er versteckte sich direkt im Emblem des Fußballvereins. Zwei einzelne Blutflecken, voneinander getrennt durch einen etwa zwei Zentimeter breiten, sauberen Streifen. Die Flecken selbst hatten eine eigenartige Form: zwei Rechtecke mit abgerundeten Ecken. Schon auf den ersten Blick war Priska klar, dass die beiden Flecken nicht einzeln entstanden waren, sondern zusammengehörten. Der Täter musste nachlässig gewesen sein oder hatte unter großem Stress gestanden, so etwas führte zu Fehlern. Ebendeshalb wurden Morde wie dieser in der Regel schnell aufgeklärt.

«Was ist das?», fragte Priska in den Raum hinein. Beim Hereinkommen hatten sie Rupert Friedhoff begrüßt, den Spurentechniker. Er stand jetzt hinter ihr. Priska kannte den schweigsamen Mann, von dem der Flurfunk vermeldete, er sei früher ein hervorragender Fechter gewesen und nur knapp an einer Olympianominierung gescheitert. Mehr als Höflichkeiten hatten sie nie ausgetauscht, aber Priska fand, dass das auch reichte. In ihrem Bekannten- und Freundeskreis, der nicht sonderlich groß war, gab es niemanden aus ihrem Berufsleben. Es ging ihr besser, wenn sie diese beiden Welten strikt voneinander trennte.

Friedhoff trat an ihre Seite. Dabei schraubte er ein Stativ unter eine Kamera. Seine Bewegungen waren langsam und effizient, und er beugte sich über den Fleck, wie sich ein kleines Kind über einen interessanten Käfer beugen würde: behutsam, bedacht und konzentriert.

«Ein blutiger Abdruck», bestätigte er.

«Und wovon?»

«Da wir gerade erst anfangen, kann ich das nicht sagen, aber möglicherweise von der Tatwaffe.»

«Auf was tippen Sie?»

Friedhoff wiegte den Kopf von einer Seite auf die andere.

«Hammer?»

«Ein Hammerkopf würde einen geschlossenen Abdruck hinterlassen», wandte Priska ein.

«Möglicherweise hat eine Falte in der Decke zu der Trennung geführt.»

Priska dachte darüber nach. Ihr Blick haftete weiterhin an der auffälligen Bettwäsche. «Sind Sie Fußballfan?», fragte sie den Spurentechniker.

Zum ersten Mal sah Friedhoff sie direkt an.

«Fußball ist dumpf, brutal und ohne jede Eleganz», fällte er sein vernichtendes Urteil.

Priska legte ihm eine Hand auf die Schulter. Der weiße Plastikanzug raschelte unter ihren Fingern.

«Und ich dachte schon, ich stünde ganz allein da mit meiner Einschätzung.»

Ein schüchternes Lächeln zuckte um Friedhoffs Mundwinkel. Er wandte sich ab, kniete sich vor die große Aluminiumkiste mit Ausrüstungsgegenständen und kramte darin herum.

Priska fand, der Mann habe den richtigen Beruf ergriffen. Als Talkmaster wäre er eine Niete gewesen.

Wie auf Kommando trat Hannes Kerkmann an ihre Seite und füllte die Gesprächslücke. Er ignorierte die Leiche, sein Blick haftete auf seinem Notizblock, dabei kaute er auf einem Bleistift herum. Das Ende war bereits ganz zerfasert und feucht, und auf seinen Lippen klebten kleine Splitter der grünen Lackierung. Irgendwann würde Priska diesem Anfänger, den man ihr vor einem halben Jahr an die Seite gestellt hatte, sagen müssen, wie eklig das war und wie abstoßend das Geschmatze klang.

Kerkmann war fast eins neunzig groß und unfassbar dürr. Seine Kleidung schlackerte an seinem Körper herum und war immer zerknittert. Und dann diese Schuhe! Größe vierundfünfzig, wie er ihr verraten hatte. Outdoorqualität, mit umlaufender Schutzleiste und Goretexmembran. Schwer zu bekommen in seiner Größe. Er kaufte sie in einem Internetshop, der auf Schuhe in Übergrößen spezialisiert war. Die Spitzen waren abgeschabt und verbeult, weil er ständig irgendwo gegenstieß. Überhaupt schien er überhaupt keine Kontrolle über seinen Körper zu haben. Immer wenn sie ihn aus der Ferne betrachtete, fiel Priska der Begriff «Passgänger» ein – eine Anomalie bei Pferden, die beim Turnierreitsport in Deutschland unerwünscht war und im Trabrennsport sogar zur Disqualifikation führte. Kerkmann war natürlich ein Mensch, aber sein Gang sah witzig aus, weil er mit dem rechten Fuß immer auch den rechten Arm nach vorn schwang und umgekehrt. Ihn beim Tanzen zu beobachten musste die reinste Offenbarung sein.

Sein schwarzes Haar trug er lang. Priska musste zugeben, dass es schön war, jede Frau hätte ihn darum beneidet. Sie jedenfalls tat es. Er hatte ein jungenhaftes, ebenmäßiges Gesicht, gerade Zähne und ausdrucksstarke dunkle Augen. Ein hübsches Gesicht auf einem merkwürdigen Körper – das war es, was Priska beim ersten Anblick gedacht hatte. Viel zu hübsch und zu offen für den Polizeidienst. Kein Pokerface, nichts Verschlagenes, einfach nur ehrlich, freundlich und meistens positiv. Priska fand, Kerkmann hätte besser Jugendbetreuer werden sollen. Sie stellte ihn sich gern auf einem Baumstumpf sitzend vor, eine Westerngitarre vor dem Bauch, eine Gruppe Kinder vor sich, die sich nicht an seinen schiefen Klängen störten, sich aber von seiner Art und Erscheinung begeistern ließen. Ja, genau das war es: Kerkmann strahlte Begeisterung fürs Leben aus. Es war ihr schleierhaft, wie jemand wie er zur Mordkommission kommen konnte. Zugutehalten musste sie ihm aber, dass seine Gegenwart etwas Erhellendes und Erfreuliches hatte. Blickte man in Kerkmanns Gesicht, konnte man glatt den Fehler begehen und an das Gute im Menschen glauben.

«Das Schloss an der Nebeneingangstür ist tatsächlich manipuliert worden», nuschelte er. «Allerdings mit großem Geschick, es sind kaum Beschädigungen zu erkennen. Das muss ein Profi gemacht haben.»

Priska Wagner ließ die Information auf sich wirken. Kerkmanns Geschmatze und der Anblick des zerstörten Kopfes, sowohl der der Leiche als auch der des Bleistiftes, waren dann aber doch zu viel; sie wandte sich ab und verließ den Schlafraum.

«Sonst noch was?», fragte sie und stieg die Treppe hinunter.

«Der Täter hat Schmutz ins Haus getragen. Sand aus dem Garten, außerdem Grasschnitt, der Rasen wurde wohl gerade erst gemäht. Allerdings nur bis in die Küche, dort hat er die Schuhe ausgezogen und ist auf Socken weitergegangen. Er wird sich dem Haus vom rückwärtigen Grundstück genähert haben. Dort hinten ist es durch den Bewuchs und den kleinen Wald geschützt.»

Das Stichwort kam Priska wie gerufen. Sie steuerte geradewegs die hintere Tür an und trat auf die Terrasse des Einfamilienhauses hinaus. In den vergangenen zwei Tagen hatte es viel geregnet, die Luft war rein, einigermaßen kühl und tat ihr gut. Die Sonne stand um diese Zeit, es war erst kurz nach neun, noch tief am Himmel, ihr Licht fiel in schmalen Lanzen durch das dichte Blätterdach des hundert Meter entfernten Waldes. Von dort schallte ein Vogelkonzert herüber, das kaum zu dem passte, was sich in diesem Haus abgespielt hatte.

Priska ging bis an die Rasenkante vor. Der Garten war groß, und doch gab es keine ungepflegte Stelle. Nirgends spross Unkraut, alles stand in Reih und Glied, die Büsche und Bäume waren akkurat geschnitten. Der Rasen, die Beete, die Wege – alles eingefasst mit Steinen. Priskas Vater hatte auch so einen Garten, mehr Ausstellungsstück als Natur, man erkannte den preußischen Hang zur Pflichterfüllung und Spießigkeit. Priska hatte sich mal erdreistet, es genau so vor ihrem Vater zu formulieren. Danach hatte er ein halbes Jahr nicht mehr mit ihr gesprochen.

Die Leiche oben auf dem Bett war im Alter ihres Vaters oder etwas jünger, also kurz vor der Rente – die sie nun nicht mehr beziehen würde.

«Was wissen wir über das Opfer?», fragte sie ihren artig mitgelaufenen Assistenten. Partner wollte sie ihn noch nicht nennen; das würde noch eine Weile dauern.

«Ulrike Bokelmann, achtundfünfzig, staatlich examinierte Altenpflegerin. In der häuslichen Pflege tätig. Unverheiratet, keine Kinder. Lebte allein hier, es ist ihr Elternhaus. Keine polizeilichen Einträge. Die Nachbarn bezeichnen sie als ruhig, zurückhaltend und freundlich. Nur einer hält sie für eine – ich zitiere – hundsgemeine, halsstarrige Matrone.»

«Na, da haben wir den Täter ja schon.»

«Ich weiß nicht …», das Bleistiftende verschwand wieder in Kermanns Mund, «… der Mann ist knapp achtzig und...

Erscheint lt. Verlag 18.8.2017
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Familie • Hamburg • housesitter • Mörder • Niedersachsen • Psychothriller • Thriller • Thriller Neuerscheinungen 2018 • Überfall
ISBN-10 3-644-22291-6 / 3644222916
ISBN-13 978-3-644-22291-5 / 9783644222915
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