Die Lava & Der Fisch (eBook)
700 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1365-5 (ISBN)
Zwei packende Thriller in einem E-Book.
Die Lava.
Explosiv - Eine Vulkan-Katastrophe in der Eifel. Im 2. Weltkrieg ist ein britischer Bomber in den Laacher See in der Eifel gestürzt. An Bord: Bomben mit einem Bakterium, das sich bei hohen Temperaturen vermehrt und absolut tödlich ist. Jeder Versuch, die Bomben zu bergen, ist bislang gescheitert. Nun droht der Vulkan unter dem See wieder aktiv zu werden. Joe Hutter, ein britischer Experte, arbeitet mit der Vulkanologin Franziska Jansen fieberhaft an der Lokalisierung der Bomben. Das Projekt läuft unter strengster Geheimhaltung, doch noch eine andere Macht ist an den Waffen interessiert ...
Ein Thriller über eine Katastrophe, die schnell zur Wirklichkeit werden könnte.
Der Fisch.
Der Tod lauert im Bodensee. Taucher verschwinden spurlos, eine Fähre sinkt unter mysteriösen Umständen. Carl, der am Bodensee forscht, entdeckt auf dem Echolot etwas, das er für einen riesigen Fisch hält. Als er seine Entdeckung veröffentlichen will, stellt man ihn kalt. Mit einer Journalistin ermittelt er im Geheimen weiter. Anscheinend treibt im Bodensee ein Seeungeheuer sein Unwesen. Doch wo kommt es her? Und was hat es vor? Als Carl die Wahrheit erkennt, ist es fast zu spät, um die Katastrophe noch abzuwenden ...
Ein Öko-Thriller - packend und beklemmend zugleich.
Ulrich Magin, Jahrgang 1962, ist Sprachwissenschaftler und lebt in Stuttgart. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit Geschichten über Seeungeheuer, mit der Historie des Bodensees und den Veränderungen des Öko-Systems.Als Aufbau Taschenbuch erschien von ihm bisher 'Der Fisch'.
2
»She’s lost control again, she’s lost control.«
Der Raum war spartanisch eingerichtet: ein großer Konferenztisch, mehrere Bürostühle, Seitentische entlang der Wände für die technischen Apparate. An den Wänden hingen großformatige Konstruktionszeichnungen verschiedener altmodischer Flugzeugtypen, bei denen einzelne Stellen mit Rotstift markiert waren, mit kleinen Berechnungen oder Sachinformationen, die jemand daneben gekritzelt hatte.
»She’s lost control …«
Joe Hutter sah seine beiden Kollegen kurz an. Als sie nickten, drehte er die Lautsprecher noch weiter auf und tänzelte leicht zu den harten Rhythmen der Musik. Er stand vor den Risszeichnungen eines englischen Bombers und zeichnete Sollbruchstellen und potenzielle Bruchstellen ein.
Seine Kollegen machten ihre Auswertungen, wippten mit den Füßen mit und hörten nicht, als MacGinnis eintrat und die Stirn kraus zog.
Er ging geradewegs zu seinem Platz, ließ seinen massigen Körper auf einen Bürostuhl fallen und strich sich dann erst einmal andächtig durch den rotblonden Vollbart, der struppig in alle Richtungen abstand wie bei einem alten Seebär, bis er sich sicher war, dass er die Aufmerksamkeit aller hatte. Er wischte sich die Schweißperlen aus der Stirn, neigte sich dann seufzend nach vorn und klappte seinen Laptop auf.
»… lost control again …«
»Wer hat diesen Lärm angestellt, und wer macht diesen Krach wieder aus?« Reginald MacGinnis wirkte fast noch missmutiger als sonst. Wahrscheinlich war er wieder die halbe Nacht zu einem angeblich guten französischen Restaurant gefahren, hatte aber seiner Meinung nach nur durchschnittliches Essen erhalten.
Joe Hutter schmunzelte. Die Szene erinnerte ihn an viele ähnliche, die sich bei ihm zu Hause abgespielt hatten, wenn sein ernster, calvinistischer Vater ihn wegen seiner Punkmusik getadelt hatte. Musik machte fröhlich, also war Musik strikt verboten. Er hatte seinen Vater, Gott habe ihn selig, niemals lachen gesehen – aber oft schreien, er solle diese teuflische Musik sofort abschalten.
»Das ist kein Krach, das ist Joy Division«, wehrte sich Joe Hutter halbherzig. Er erhaschte einen Blick auf MacGinnis’ breites, ledriges Gesicht mit den tiefsitzenden, wachen Augen und dem wirren roten Vollbart, eilte zum Player und schaltete die Musik ab. Man widersprach dem Chef nicht.
Vermutlich wollte MacGinnis kein Lied über Kontrollverlust hören. Es ging ja im Gegenteil darum, völlige Kontrolle über die Situation zu erlangen, das Problem schnell, effektiv und professionell zu lösen – und keine Spuren zu hinterlassen, nicht im Gelände, nicht in der Erinnerung der Menschen, vor allem nicht bei den Medien. Was sicher auch kein so einfaches Unterfangen würde, wenn er daran dachte, dass irgendwann der Schwerlastkran aufgestellt werden musste, dass man den Touristen irgendeine Geschichte vorsetzen musste, dass eigentlich niemand außer der deutschen Regierung, der britischen Regierung und ihrem Dienst je erfahren durfte, was geschehen war.
We’ve lost control again, dachte Joe, there’s no control again.
»Nun hören Sie mal, was ich Ihnen an Musik vorspielen werde!« MacGinnis zeigte mit dem erhobenen Zeigefinger in die Luft wie ein Oberlehrer. Er beugte sich über seinen Laptop und wählte die betreffende MP3-File.
Zuerst hörte Joe nichts. Das Bild des Monitors wurde auf eine Leinwand projiziert. Dort erkannte er parallele Striche, die zuerst ganz sanfte Zacken ausbildeten. Dann wurden die Zacken wie bei einem EKG immer deutlicher, schossen in Ober- und Unterlängen. Und da hörte er die Musik, die MacGinnis abspielte.
Es war zuerst nur ein leiser und brummender Ton, dann ein knurrender, immer lauter werdender langgezogener und jaulender, fast klagender Laut.
»Walgesänge?«, fragte Joe. »Sind wir jetzt bei Greenpeace?«
»Nein, es gibt in deutschen Seen keine Wale«, antwortete MacGinnis mit finsterer Stimme und ohne eine Miene zu verziehen, so, als hätte Joe seinen Einwurf tatsächlich ernst gemeint.
Nun begannen auch Joes Kollegen zu tuscheln. Sie waren zu dritt, eine kleine Gruppe unter MacGinnis, dem erfahrenen Leiter, der schon so manche heikle Mission mit Bravour erfüllt hatte. Wie viele Menschen mochten ihm sein Leben verdanken? Und wie viele ihren Tod? Joe wusste es nicht, er hatte MacGinnis nie danach gefragt. Vermutlich schlummerte hinter dessen übertrieben harter Oberfläche ein weicher, vielleicht sogar sentimentaler Kern. Aber als Chef mit absoluter Weisungsgewalt konnte er ihn nur dann akzeptieren, wenn er so wenig Privates wie möglich von ihm erfuhr. MacGinnis war ein absoluter Profi, der an den meisten Brandherden der Welt aktiv gewesen war. Es hatte nie ein Gerücht gegeben, zumindest hatte Joe nie davon gehört, dass MacGinnis auch nur ein einziges Mal versagt hatte. Es war sicher, dass MacGinnis ein Geheimnis barg.
Der klagende Ton wurde immer lauter, als hätte MacGinnis den Tonregler auf die höchste Stufe gestellt, und endete dann plötzlich mit einem kratzenden Geräusch, als zöge man eine Nadel quer über eine alte Vinylplatte. Auf dem Monitor sah man nur noch gerade Linien, die sich ab und an leicht und rundlich hoben, wie das friedliche Atemgeräusch eines Babys.
Sie alle blickten MacGinnis fragend an.
»Das«, sagte er in seinem professoralsten Gelehrtenduktus, »waren die hörbaren Schwingungen der Erde. Was hier jault, ist der Laacher Vulkan.«
Jetzt verstanden sie – es hatte also doch mit dem Auftrag zu tun.
»Normalerweise«, fuhr der Chef fort, »hören Sie immer ein Hintergrundbrummen oder -rauschen. Was unsere Messinstrumente hier aufgezeichnet haben, ist etwas anderes. Es stammt von vorgestern, von dem Tag vor dem Erdbeben, ist also noch sehr frisch. Heute haben wir nur ein Rauschen aufzeichnen können. Aber dieser kleine Tonausbruch ist unseren Experten wohlvertraut. So hört sich ein Vulkan an, kurz bevor er ausbricht. Das könnte uns hier auch bevorstehen. Wann genau, können wir aber nicht sagen. Es kann noch Monate dauern oder Wochen oder Tage. Sie wissen, was das bedeutet.«
Sie wussten es: Die Zeit wurde vielleicht bald schon knapp.
Jetzt musste Joe Hutter funktionieren. Jeder Fehler war fatal, Emotionen fehl am Platz. Die Schwere der Aufgabe und die möglichen Konsequenzen durften ihn nicht beirren. Es hing so viel davon ab, das Flugzeug zu finden und es zu bergen. Jeder Fehler, hämmerte er sich immer wieder ein, jede Verzögerung könnte den Tod von Hunderttausenden Menschen verursachen.
Hutter bewunderte MacGinnis – nicht dafür, was er sein Leben lang getan hatte, das waren vermutlich Schweinereien gewesen, die man sich gar nicht vorstellen wollte, sondern wie er es getan hatte. Hutter konnte es jeden Tag ganz deutlich an seinem Chef beobachten: Er war nüchtern, fast kalt, aber immer ganz bei der Sache. Kühl, dennoch mit Feuereifer. Da lag ein Knistern im Raum. Schaute er nicht immer so missmutig drein, als wäre er gerade beleidigt worden, hätte man das Gefühl haben können, er habe überhaupt keine Emotionen. Doch MacGinnis blickte selbst dann missmutig, wenn sie einen Erfolg verzeichnen konnten. Trotz aller zur Schau getragenen gleichgültigen Misanthropie wirkte MacGinnis häufig so, als vibriere er innerlich. Es schien, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis er wie ein Choleriker explodierte. Doch er explodierte nie. Vielleicht war das Beherrschtheit, vielleicht auch nur Resignation.
Es hieß, dies hier sei MacGinnis letzter Auftrag vor seiner Pensionierung. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht. Das wäre auch ungewöhnlich gewesen. Aber MacGinnis selbst hatte so etwas einmal angedeutet.
Als Joe am Tag zuvor mit einem kleinen Echolot, einem Fish-Finder, eine Struktur im See lokalisiert hatte, strahlte er über das ganze Gesicht. Endlich ein Ergebnis! Als sich dann herausstellte, dass es sich nur um einen zerborstenen Lavastrom unter Wasser handelte, konnte jeder die Enttäuschung in seinem Gesicht ablesen.
MacGinnis aber hatte ihn nur mit derselben Mischung aus Missmut, Enttäuschung und Weltekel angeblickt, die er immer zur Schau trug – und ihn dann aufgefordert weiterzusuchen.
»Es geht hier nicht um Ihre Befindlichkeiten«, musste sich Hutter anhören, »es geht um die Halifax!«
Hutter betrachtete die Karte mit den Markierungen. Eines der Kreuze interessierte ihn – es lag ufernah, etwa gegenüber der Abtei im seichten Wasser. Nichts wies darauf hin, dass es die Halifax sein konnte – die wurde ganz woanders vermutet –, aber nachzusehen schadete nichts.
»Ich gehe tauchen!«, verabschiedete sich Hutter. Als er sah, dass MacGinnis die Augenbrauen kurz anhob, fügte er schnell militärisch hinzu: »Melde mich ab zum Tauchgang.«
Er verließ den Raum und trat in den Flur.
Überall lag transparente Plastikfolie auf dem Boden ausgebreitet, die von weißen Farbflecken übersät war. Jemand hatte den Putz von den Wänden geklopft. Er lief um das Handwerkszeug herum, das man dazu benutzt hatte, und öffnete die Tür.
»Betreten verboten – Renovierungsarbeiten« las er auf dem Schild draußen. Alles wirkte so, als würde in dem Flur nach dem Erdbeben kräftig gearbeitet – die perfekte Tarnung.
Joe lächelte. Er wusste es besser.
Joe Hutter hörte ein Knarren hinter seinem Rücken und drehte sich um. Es war Andrew Neal, der die Tür öffnete. Neal bückte sich unter der niedrigen Öffnung durch und folgte ihm.
»Ich komme mit«, meinte er. Neal, über zwei Meter groß, dünn, fast schon ausgemergelt, nickte Hutter zu. Er war, trotz seiner erst vierzig Jahre,...
Erscheint lt. Verlag | 13.2.2017 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | 2. Weltkrieg • Bakterien • Bodensee • Bombe • Bundle • Eifel • Fisch • Geheimnis • Goldschatz • Karl Olsberg • Katastrophe • Laacher See • Lava • Mysterium • Natur • Ökothriller • Öko-Thriller • Schatz • Seeungeheuer • Tod • Verschwinden • Vulkan • Vulkanausbruch |
ISBN-10 | 3-8412-1365-0 / 3841213650 |
ISBN-13 | 978-3-8412-1365-5 / 9783841213655 |
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