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Brennender Hibiskus (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1., Auflage
272 Seiten
Piper ebooks (Verlag)
978-3-492-98333-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Brennender Hibiskus - Sujata Massey
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Hawaii ist die Hölle - stellt Rei Shimura fest, die auf die paradiesische Insel zu einer Geburtstagsfeier ihres japanischen Familienclans eingeladen ist. Als nach dem Fest ein verheerendes Feuer ausbricht, scheint der Brandstifter aus Reis Verwandtschaft zu kommen. Aber auch ihr Herz steht in Flammen: Vor der Küste legt ihr ehemaliger Chef Michael mit einem Segelboot an. Verwirrt versucht die Hobbydetektivin ihre Gefühle zu ordnen und mit Michaels Hilfe Licht in die dunklen Familienangelegenheiten zu bringen - ein brandgefährliches Unterfangen!

Sujata Massey, geboren 1964 als Tochter einer Deutschen und eines Inders in Sussex, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in den USA und lebte dann mehrere Jahre in Hayama, Japan. Ihr Krimi-Debüt »Die Tote im Badehaus« wurde mit dem renommierten Agatha-Award ausgezeichnet. Dem folgten weitere Romane mit Rei Shimura: »Zuflucht im Teehaus«, »Bittere Mandelblüten«, »Tödliche Manga«, »Der Brautkimono«, »Die Tochter des Samurai«, »Japanische Perlen«, »Der japanische Liebhaber« und »Der Tote im Sumida«. Zuletzt erschien »Brennender Hibiskus«, ihr zehnter Rei Shimura-Krimi. Sujata Massey lebt in Baltimore und kehrt so oft wie möglich nach Japan zurück.

Eins

Als mein Vater fast starb, machte ich einen Deal mit Gott: Wenn er genas, würde ich mich bessern.

Mit Deals kenne ich mich aus; anfangs handelte ich nur mit japanischen Antiquitäten, seit einiger Zeit beschäftige ich mich auch mit internationalen Geheimnissen, allerdings nur nebenbei. Der erwähnte Deal hatte nicht allzu viel Aussicht auf Erfolg angesichts der Prognose der Ärzte und meiner eigenen Vorgeschichte als gescheiterte Buddhistin/Episkopalistin. Trotzdem wollte ich mein Bestes geben.

Falls mein Vater sich erholte, würde ich ruhiger werden, nicht mehr so viel trinken, mich bei Klamottenkäufen einschränken und meine Sehnsucht nach Männern aufgeben, die ich nicht haben konnte, denn es gab ja bereits einen Mann in meinem Leben, Otoosan, meinen ehrenwerten Herrn Vater.

Mein Vater war erst ein paar Tage zuvor aus dem General Hospital in San Francisco nach Hause gekommen, als der Brief eintraf. Trotz der traurigen Umstände freute es mich, wieder in meinem Elternhaus in der Octavia Street zu sein, jenem edwardianischen Gebäude, in dem immer ein Geruch nach Möbelpolitur und Narzissen in der Luft lag. Jedoch fehlte der nach Sojasoße, weil mein Vater die ihres hohen Natriumgehalts wegen nicht mehr zu sich nehmen durfte.

Über solche und andere Dinge unterhielten mein Psychiater-Vater und ich uns während unseres nachmittäglichen Spaziergangs durch Pacific Heights. Da er sich nicht zu sehr anstrengen durfte, mieden wir die Hügel. Als wir nach Hause kamen, lag ein Stapel Post auf dem tibetischen Läufer im Eingangsbereich. Mein Vater wollte sie aufheben.

»Du sollst dich doch nicht bücken!«, ermahnte ich ihn und tat es selbst. Mein Vater hatte eine Hirnblutung erlitten, weshalb er den Rest seines Lebens Einschränkungen würde hinnehmen müssen. Leise vor sich hinbrummelnd setzte er sich auf eine mit chinesischen Schnitzereien verzierte Ulmenholzbank, um aus den Straßen- in die Hausschuhe zu schlüpfen, während ich die Post durchging. Eine Rechnung vom Designerkaufhaus Neiman Marcus: die würde ich ihm nicht zeigen. Weniger problematisch gestalteten sich die von Pacific Gas and Electric sowie der Rundbrief der San Francisco Opera. Beim Entsorgen der Werbung fiel ein schmaler Brief auf den Boden.

Die Schrift kannte ich genauso wenig wie den fremd anmutenden Namen der Straße – Laaloa – und des Orts – Kapolei. Doch auf dem Umschlag klebte eine amerikanische Briefmarke. Ich sah sie mir genauer an: Sie war in Honolulu auf Hawaii abgestempelt.

Ich kannte Hawaii von einem Botanikkurs am Ende meiner Highschool-Zeit. Jener Sommer in den Parks, Gärten und Bars von Waikiki war einer meiner schönsten überhaupt gewesen, obwohl mein Vater sich darüber beklagt hatte, dass ich auch danach noch nicht zwischen Frangipani und Tiaré-Blume unterscheiden konnte.

»Otoosan, hier ist ein Brief aus Hawaii für dich.« Ich reichte ihm das Schreiben mit großer Geste.

»Honto? Tatsächlich?«, fragte mein Vater. Er lebte seit mehr als dreißig Jahren in den Staaten und sprach fließend Englisch, auch wenn er sich mit mir lieber auf Japanisch unterhielt. Ich spielte mit dem Gedanken, auf Japanisch zu antworten, entschied mich dann aber fürs Englische, weil ich das als weniger anstrengend empfand.

»Wahrscheinlich ein Haustauschangebot für die Ferien oder so was Ähnliches.«

»Auf dem Umschlag steht ›Shimura‹ …«

»Setz dich doch an den Tisch und sieh dir den Brief genauer an. Ich mach dir inzwischen eine Tasse grünen Tee.«

Während ich wartete, bis das Wasser kochte, und die Teekanne wärmte, dachte ich darüber nach, wie ruhig mein Leben geworden war. Ich hätte nie gedacht, dass das Eintreffen eines Briefs einmal das aufregendste Ereignis meines Tages werden könnte. Wenige Monate zuvor hatte ich noch im Rahmen meiner Tätigkeit für die Organization for Cultural Intelligence, einen Ableger des amerikanischen Geheimdiensts, in einer feuchten Tokioter Garage um mein eigenes und das Leben meines Chefs gekämpft. Die Frau mit dem winterweißen Trenchcoat von Yves Saint Laurent und den Lacklederstiefeln von damals unterschied sich deutlich von meinem heutigen Ich in dem T-Shirt der Japan-America Society und der Jogginghose. Jetzt hatte ich genug Zeit für Sport, Schlafen und Lesen, langweilte mich aber.

Ich stellte das Wasser, ein Sieb und mein Lieblings-cha-wan, eine grobe Teeschale von einem bekannten japanischen Töpfer, auf ein Tablett. Als ich das Esszimmer betrat, hatte mein Vater den Brief bereits gelesen und auf meinen Platz gelegt.

»Erstaunlich. Zum ersten Mal seit meiner Operation fühle ich mich richtig gut«, sagte mein Vater mit einem lebhaften Blick. »Sieh dir den Brief mal an.«

Als ich die erste Zeile des Schreibens las, wurde mir klar, warum der Umschlag so fremdartig wirkte: Toshiro, der Name meines Vaters, war mit einer kurzen Linie über dem ersten »o« versehen, ein Zeichen, mit dem man einen langen Doppelvokal markiert. Mein Vater schrieb seinen Namen nicht so, weil es in »Toshiro« kein solches Doppel-o gibt.

Aloha, Toshiro!

Darf ich mich vorstellen? Ich bin der Sohn von Yoshitsune Shimura, der vor 88 Jahren das Licht der Welt erblickte und sich glücklich schätzen kann, am 6. Juli dieses Jahres beiju zu feiern. Unsere Familien sind durch die Mutter meines Vaters, die verstorbene Harue Shimura, verbunden, die 1918 nach Oahu kam, um zu heiraten.

Nach fast einem Jahrhundert der Trennung wird es Zeit, dass unsere Familien sich wieder annähern. Die meisten Leute freuen sich ja, Verwandte auf Hawaii zu haben! Wenn Du möchtest, helfe ich Dir, eine passende Unterkunft zu finden. Ich würde Dir raten, mindestens einen Monat zu bleiben, weil es jede Menge Familienfeierlichkeiten rund um den Geburtstag herum geben wird. Bitte bring, wenn es geht, Deinen ältesten Sohn mit, und ruf mich an, sobald Du diesen Brief erhalten hast, damit wir etwas ausmachen können.

Dein Cousin

Edwin Shimura

Ich hob fragend die Augenbrauen. »Was für eine Überraschung.«

»Wie schön, dass ich das noch erleben darf!«

»Ja, aber …«

Ich wusste nicht so recht, wie ich meine Bedenken in Worte fassen sollte. »Vor ein paar Jahren habe ich mich doch mit unserer Familiengeschichte befasst, und soweit ich mich erinnere, hatte dein Großvater keine anderen Geschwister als seinen Bruder Koizumi, der nach Kioto ins Kloster gegangen ist.«

»Es gab immer Gerüchte über eine jüngere Schwester in der Familie meines Großvaters, die schon in den Kindertagen meines Vaters nicht mehr zur Familie gehörte.«

»Gerüchte?«, fragte ich interessiert.

»Einmal habe ich meinen Großvater darauf angesprochen, ihn dadurch aber so aus der Fassung gebracht, dass ich es später nie wieder gewagt habe, etwas davon zu erwähnen.«

»Warum sollte diese Großtante von dir, falls es sie tatsächlich gibt, ausgerechnet nach Hawaii gegangen sein?«

»Ich könnte mir vorstellen, dass sie eine Fotobraut war. Tausende japanischer Frauen mussten im ersten Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts japanische Auswanderer heiraten, die auf den Zuckerplantagen arbeiteten. Ich glaube, es gab auch koreanische Fotobräute.«

»Stimmt. Darüber habe ich mal einen Film gesehen.«

»Harue Shimura, meine mittlerweile verstorbene Großtante«, sagte mein Vater nüchtern. »Jetzt wissen wir, dass ein weiterer Zweig unserer kleinen Familie auf Hawaii existiert.«

»Wie kann der Familienname immer noch Shimura lauten, wenn sie geheiratet und einen Sohn bekommen hat?«

»Wie du weißt, nehmen japanische Männer bei der Heirat den Namen der Frau an, wenn dies die einzige Möglichkeit ist, die Familienlinie fortzuführen.«

»Es gab aber doch zwei Brüder, die den Namen hätten weiterführen können – deinen Großvater und deinen Großonkel Koizumi, obwohl der natürlich keine Kinder hatte. Vielleicht ist Harue eine Shimura geblieben, weil sie nicht wirklich geheiratet hat.«

»Warum so negativ? Das wird sich klären, sobald wir dort sind.«

»Du spielst ernsthaft mit dem Gedanken hinzufahren?«, rief ich entsetzt aus. »Wir hören heute zum ersten Mal von diesen Leuten, und du bist noch in der Rekonvaleszenz.« Ich fügte lieber nicht hinzu, dass die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls im folgenden Monat bei dreißig Prozent lag.

»Es geht um beiju, einen sehr wichtigen Geburtstag. Kennst du seine Bedeutung?«

»Doppelglück«, antwortete ich. »Wenn man das kanji-Zeichen für die Zahl Acht auf den Kopf stellt, sieht es genauso aus wie das für Glück. Zwei umgedrehte Achten bedeuten folglich doppeltes Glück.«

Mein Vater nickte.

»Der Achtundachtzigste ist ein wunderbarer Geburtstag – ich kann meinen eigenen kaum erwarten – und Hawaii ein wundervoller Ort zum Feiern. Ich sehe, dass du den Kopf schüttelst, aber bitte vergiss nicht, Dr. Chin hat gesagt, du sollst dich entspannen.«

Der Neurologe hatte meinem Vater tatsächlich Ruhe angeraten. Doch ich interpretierte das eher als gesunde Ernährung, Spaziergänge und leichte körperliche Übungen. »Der Flug nach Hawaii dauert sechs Stunden. Was ist, wenn du unterwegs gesundheitliche Probleme bekommst?«

»Fast immer befindet sich unter den Passagieren ein Arzt, der in einer solchen Situation helfen kann.«

»Der bist üblicherweise du, das weißt du doch.« In Notfällen war mein Vater meist der Einzige, der sich als Mediziner zu erkennen gab.

»Na...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2017
Reihe/Serie Ein Fall für Rei Shimura
Ein Fall für Rei Shimura
Übersetzer Sonja Hauser
Sprache deutsch
Original-Titel Shimura Trouble
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Brand • Brandstiftung • Bücher • Cosy Crime • Familiengeheimnis • Hawaii • Japan • Japan Roman • junge Heldin • Krimireihe • Mystery Award • Rei Shimura • spannend • Starke Frau • weibliche Ermittlerin
ISBN-10 3-492-98333-2 / 3492983332
ISBN-13 978-3-492-98333-4 / 9783492983334
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