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Nachts in meinem Haus (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017
528 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-20232-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nachts in meinem Haus - Sabine Thiesler
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Mord und Intrige in der Toskana
Tom ist ein anerkannter Kunstmaler, dazu reich und glücklich verheiratet. Alles läuft perfekt für ihn. Bis eines Nachts in seinem Haus etwas Schreckliches passiert. Unter Schock flieht er in ein toskanisches Bergdorf. Doch was ihm zunächst wie das Paradies erscheint, entpuppt sich schnell als Hölle. Tom hält das Alleinsein nicht aus, fühlt sich eingesperrt und verfolgt. Als er begreift, dass er niemandem mehr vertrauen kann, auch seinen Freunden nicht, ist es zu spät: Er trifft eine verhängnisvolle Entscheidung . . .

Sabine Thiesler, geboren und aufgewachsen in Berlin, studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. Sie arbeitete einige Jahre als Schauspielerin im Fernsehen und auf der Bühne und schrieb außerdem erfolgreich Theaterstücke und zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen (u.a. Das Haus am Watt, Der Mörder und sein Kind, Stich ins Herz und mehrere Folgen für die Reihen Tatort und Polizeiruf 110). Ihr Debütroman »Der Kindersammler« war ein sensationeller Erfolg, und auch all ihre weiteren Thriller standen auf der Bestsellerliste.

2

Es war keine Freude, mit dem breiten Audi-SUV auf dem engen Parkdeck zu manövrieren, aber Tom war jetzt die Ruhe selbst. Auf der Landstraße würde er irgendwo halten und telefonieren.

Es regnete ohne Unterbrechung, auf den Straßen schwamm das Wasser, der Scheibenwischer arbeitete auf höchster Stufe. Dicke schwarz-violette Wolken lagen über der Stadt, aber noch war kein Donnergrollen zu hören, auch Blitze durchzuckten noch nicht den düsteren Himmel.

Er fuhr langsam. Sechs Tage, bis Charlotte wiederkam, fast eine ganze Woche. Unter anderem würde er viel Zeit zum Malen finden.

Tom war ein renommierter Kunstmaler, der in den letzten zehn Jahren in der Kunstszene sehr bekannt geworden war, seine Bilder erzielten mittlerweile fünfstellige Preise. Aber das interessierte ihn weniger, Geld war nicht sein Problem, er arbeitete einfach leidenschaftlich gerne, weil er das Malen brauchte wie die Luft zum Atmen. Mit seinen Gefühlen konnte er schon immer schlecht umgehen, er hatte nicht sie, sondern sie hatten ihn im Griff. So war er seinen Stimmungsschwankungen und Ängsten, seinen Sehnsüchten und Verzweiflungen hilflos ausgeliefert, es sei denn, er malte und brachte das, was ihn erregte und bewegte, auf die Leinwand.

Charlotte hingegen war eine erfolgreiche Film- und Fernsehproduzentin, eine kühle Geschäftsfrau, die eiskalt verhandeln und den Sendern die Gelder aus den Rippen leiern konnte. Bei Filmstoffen und Drehbüchern verlor sie nie den dramaturgischen Durchblick, merkte sich Details wie ein Hochleistungscomputer, erklärte Redakteuren die Logik und schenkte Autoren so manch eine kreative Idee.

Während sich der sensible Tom seinen Träumen und Fantasien hingab, behielt sie immer die Realität im Blick und verlor nie die Kontrolle.

Die beiden ergänzten sich hervorragend, und das Duo Tom-Charlotte war einfach unschlagbar.

Tom hatte jetzt die Stadtgrenze erreicht und fuhr auf einer schnurgeraden Allee. Er schaltete das Radio ein und gleich wieder aus, Stimmen konnte er im Moment nicht ertragen, und er fand keinen Sender, der Musik spielte, die ihn entspannte.

In einer Ausweichbucht hielt Tom an, schaltete den Motor aus und wählte eine Nummer auf seinem Smartphone.

Sie meldete sich sofort.

»Hallo, Leslie«, sagte Tom, und seine Stimme klang weich und warm. »Wie sieht’s aus? Bleibt es dabei? Heute Abend bei mir?«

»Ist sie weg?«

»Ja. Ich hab sie gerade zum Flugplatz gebracht. Jetzt müsste sie bereits eingecheckt haben.«

»Ist gut. Ich komme.«

»Wann bist du da?«

»Keine Ahnung. Aber ich beeil mich. René ist heute Abend bei seinem geliebten Juristenstammtisch, der nur alle zwei Monate stattfindet. Das geht meist sehr lange, die lassen es immer richtig krachen, vor eins oder zwei ist er sicher nicht zu Hause.«

»Oh wie schön, Leslie, ich freu mich.«

»Bis dann.« Sie legte auf.

Tom startete den Motor und fuhr weiter. Diesmal trotz des Regens wesentlich schneller.

Leslie kam um kurz vor acht. Sie stand in ihren knallbunten Gummistiefeln und einem Regenschirm mit blauem Himmel und Schäfchenwolken, der so riesig war, dass fünf Personen darunter Platz gehabt hätten, vor der Tür, grinste breit, und Tom fand sie unwiderstehlich.

Sie kam herein, zog die Stiefel aus, hängte den tropfenden Monsterschirm an die Garderobe und ließ sich in Toms Arme fallen.

Er küsste sie wild und leidenschaftlich und fuhr ihr dabei sofort mit der Hand unter den Pullover, aber sie drehte sich aus seinem Arm.

»Nun mal langsam, junger Mann. Wir haben schließlich vier Stunden Zeit. Und ich kann mir ja ’ne Menge vorstellen, aber nicht hier im Flur zwischen den nassen Sachen!«

Tom lachte leise und zog sie ins Wohnzimmer.

Als Charlotte vor ungefähr einem halben Jahr in Berlin war und dort eine Krimiserie drehte, kam Leslie eines Abends bei Tom vorbei und hatte eine Quiche Lorraine dabei.

»Du armer Strohwitwer«, sagte sie lächelnd, »wahrscheinlich bist du ohne Charlotte schon fast verhungert. René ist auf einem Kongress. Was hältst du davon, wenn wir zusammen essen?«

»Das ist eine fantastische Idee. Komm rein.« Tom war in der Tat schon fast verhungert, ernährte sich nur von Keksen und Tee und malte den ganzen Tag.

Leslie schob die Quiche kurz in die Mikrowelle, und Tom öffnete eine Flasche Weißwein.

Als sie sich gegenübersaßen und sich zuprosteten, lag eine merkwürdige Fremdheit zwischen den alten Freunden in der Luft. So als träfen sie sich zum ersten Date. Dabei kannten sie sich jetzt seit über zehn Jahren. Leslie spürte, dass sie nervös und verunsichert war, denn sie wollte unbedingt, dass er sie in den Arm nehmen und küssen würde. Aber nicht als Freundin, sondern als Frau.

Und Tom dachte, verflucht noch mal, warum ist mir bisher nie aufgefallen, wie schön sie ist?

Sie aßen fast schweigend. Wussten nicht so recht, was sie sagen sollten.

In ihrer Not fragte Leslie: »Wie geht es Charlotte?«

»Gut. Sie ruft jeden zweiten Tag an.«

»Und? Wie laufen die Dreharbeiten?«

»Prima. Sie sind im Zeitplan, die Kosten bleiben anscheinend im Rahmen, der Regisseur hat die Sache im Griff, und die Schauspieler sind entspannt. Besser geht’s nicht.«

»Ach, das freut mich aber.«

Und schon brach die Unterhaltung wieder zusammen.

Aber ihre Blicke wurden tiefer. Und länger.

Bis Tom sein Besteck aus der Hand legte und fragte: »Sag mal, Leslie, würdest du mir Modell sitzen?«

Leslie wurde flammend rot.

»Ja … ja, warum nicht, aber … – nun ja – komisch ist das schon – wie kommst du denn jetzt darauf?«

»Ich stelle mir gerade vor, wie du aussiehst, wenn du nichts anhast.« Er lächelte. »Und ich glaube, du bist so schön, dass ich dich malen möchte.«

»Oh!« Leslie war völlig verwirrt. Wenn sie jetzt beide aufgestanden wären, sich ausgezogen hätten und im Schlafzimmer verschwunden wären – hätte sie kein Problem damit gehabt. Im Gegenteil. Denn eigentlich war sie nur deswegen gekommen. Sie wollte Tom. Sie wollte ihre Attraktivität testen. Sie wollte wissen, ob sexuelle Lust auch zwischen so alten, vertrauten Freunden möglich war.

Aber jetzt wollte er, dass sie nackt vor ihm posierte, und plötzlich schämte sie sich wie eine Sechzehnjährige, der ein junger Mann zum ersten Mal in ihrem Leben die Bluse aufknöpft.

Schließlich sagte sie einfach die Wahrheit: »Ich glaube, ich geniere mich vor dir, Tom.«

Er stand auf und nahm ihre Hand. »Komm.«

Tom bat sie, sich auszuziehen und auf eine lindgrüne Couch zu legen, die in seinem Atelier stand.

Zögernd und langsam zog sie sich aus und legte sich hin. Mit dem Rücken zu ihm.

»Nein«, sagte er, »bitte dreh dich um.«

Sie tat es, vorsichtig, und wurde sich in diesem Moment ihres Körpers vollkommen bewusst. Ihre Brüste waren fest und voll, ihre Taille schmal, aber ein kleiner Bauch hing nun ein wenig schlapp herab, und sie versuchte ihn einzuziehen, war sich aber bewusst, dass sie das nicht lange durchhalten würde. Ihre Scham war rasiert, und sie fragte sich, was Tom darüber denken würde. Ihre Oberschenkel waren ein klein wenig zu dick, dafür waren ihre Knie schmal und ihre Waden wunderschön geformt. Sie konnte es nicht ändern, jetzt wusste er, wie sie aussah, und sie schämte sich entsetzlich.

»Bleib so«, sagte er, »aber stütze den Kopf auf den rechten Arm.«

Sie tat es und entspannte sich ein klein wenig. Es ist doch wirklich nichts dabei, versuchte sie sich immer wieder einzureden, wir sind doch dicke Freunde, und in einer Berghütte würden wir bestimmt auch in einem Zimmer übernachten.

Was für eine prachtvolle Frau, dachte Tom, eigentlich das komplette Gegenteil von Charlotte. Die üppige, große und brünette Leslie konnte man mit der schmalen, zierlichen, blonden Charlotte überhaupt nicht vergleichen.

Ganze drei Minuten zeichnete er, dann hielt er es nicht mehr aus. Das ist unprofessionell, aber richtig gut, dachte er, während auch er sich auszog und sich zu ihr auf die breite Couch legte.

Und sie reagierte, als hätte sie die ganze Zeit nur darauf gewartet, und küsste ihn.

In den kommenden Wochen und Monaten trafen sie sich immer, wenn es nur irgendwie möglich war. Es war ein Spiel. Ein Spiel mit der Lust und der Ahnungslosigkeit der Ehepartner. Denn eines war beiden klar: Leslie liebte René, und Tom liebte Charlotte. Ihre Ehen waren ihnen heilig, sie wollten sie nicht gefährden, aber wenn sie sich sahen und miteinander ins Bett gingen, hatten sie das Gefühl, ein großes, lustvolles Abenteuer zu erleben, das sie nicht mehr missen wollten.

Tom stand in der Küche, schwenkte Garnelen...

Erscheint lt. Verlag 9.1.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Absturz • eBooks • Ehebruch • Einbrecher • Hamburg • Inspektor Neri • Intrigen • Psychothriller • Rache • Thriller • Toskana
ISBN-10 3-641-20232-9 / 3641202329
ISBN-13 978-3-641-20232-3 / 9783641202323
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