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Tante Dimity und der Fremde im Schnee (eBook)

Cosy Crime

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
250 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-3373-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tante Dimity und der Fremde im Schnee - Nancy Atherton
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Lori kann es kaum erwarten, mit ihrem Ehemann Bill und ihren neun Monate alten Zwillingen das Weihnachtsfest in Tante Dimitys Cottage zu feiern. Doch dann macht sie eine beunruhigende Entdeckung: Im verschneiten Garten liegt ein Mann, halberfroren. Wer ist der Fremde? Was will er von Tante Dimity? Leider kann der Mann Loris Fragen nicht beantworten, denn er liegt im Koma. Unterstützt von Tante Dimity, die über ihr blaues Tagebuch mit ihr kommuniziert, macht sich Lori auf die Suche nach dem Geheimnis des Fremden im Schnee ...

Ein gemütlicher Weihnachtskrimi mit Tante Dimity. Jetzt als eBook bei beTHRILLED.

Versüßen Sie sich die Lektüre mit Tante Dimitys Geheimrezepten! In diesem Band: Angel Cookies.

'Diese Krimiserie ist wie ein warmes Kaminfeuer in einer Winternacht.' (The Denver Post)

  Kapitel 1


MEIN VATER STARB, als ich drei Monate alt war. Ich erinnere mich nicht an sein Lachen oder daran, wie er mich im Arm hielt. Meine Erinnerungen stammen alle aus zweiter Hand, aus den Erinnerungen meiner Mutter und aus abgegriffenen Fotoalben.

»Dein Vater war ein Soldat«, erzählte mir meine Mutter, und tatsächlich, da steht er, in körnigem Schwarz-Weiß, mit seinem GI-Grinsen und in einer zerknitterten Uniform, inmitten der Ruinen von Berlin. Kinder in zerlumpter Kleidung scharen sich um ihn und halten die Geschenke in die Höhe, die er aus einem abgewetzten Seesack geholt hat – Schokolade und Kaugummi, Strümpfe und Wollmützen und was sonst er noch aus den Vorratskammern seiner Einheit herausgemogelt hatte. Nie hat ein Weihnachtsmann glücklicher ausgesehen als mein Dad an jenem Tag, umgeben von den Kindern in den Ruinen Berlins.

»Weihnachten war das Fest, das dein Vater am meisten liebte«, sagte meine Mutter, und gut die Hälfte aller Fotos in den Alben bestätigt das. Da ist er wieder, Jahre später, diesmal spielt er den Weihnachtsmann in unserer Kirche auf der West Side von Chicago. Auf einem Bild backt er Angel Cookies – Vanilleplätzchen – für Freunde und Nachbarn, auf einem anderen befestigt er die Spitze am Christbaum. Als mein Vater noch lebte, begann das Weihnachtsfest bereits am 14. Dezember, dem Geburtstag meiner Mutter. Höhepunkt war eine ausgelassene Party am Heiligabend.

Der erste Feiertag diente zur Erholung.

Nach dem Tod meines Vaters schränkte meine Mutter den Umfang der Festlichkeiten ein. Sie hatte weder die Kraft noch das Geld dazu. In meiner Kindheit hing stets ein Hauch von Trauer in der kalten Winterluft. Mir war klar, dass die unspektakulären Feiertage, die ich erlebte, nichts mit den ausgelassenen Festen zu Zeiten meines Vaters zu tun hatten, und insgeheim schwor ich mir, dass ich eines Tages ein Weihnachtsfest ausrichten würde, das denen auf den Fotos alle Ehre machen würde.

»Und nun ist der Tag endlich gekommen«, murmelte ich. Mit untergeschlagenen Beinen saß ich auf einem Kissen auf der Fensterbank und schaute versonnen zum Himmel hinauf. Ich war eine erwachsene Frau mit zwei eigenen Kindern, und die mageren Zeiten, die ich nach dem Tod meiner Mutter durchgemacht hatte, waren vorbei und vergessen. Dank einer unerwarteten Erbschaft einer Freundin der Familie besaß ich nun ein Cottage in England und ein Vermögen, dass es mir erlaubte, Weihnachten so verschwenderisch zu feiern, wie es mir einfiel. Ich schwor mir, dass das Lieblingsfest meines Vaters in diesem Jahr wieder eine Zeit der Freude werden würde, frei von jedem Gedanken an harte Zeiten.

Die Sichel des Mondes glitt sachte zwischen niedrigen Wolken dahin, und ein bitterkalter Wind aus Nordosten wirbelte die abgestorbenen Blätter der Buchenhecke auf. Ich betrachtete die schweren, grauen Wolken und fröstelte erwartungsvoll. Noch knapp zwei Wochen bis Weihnachten – mein erstes Weihnachten in England und das erste Weihnachten meiner Söhne. Alles sollte perfekt werden.

Unglücklicherweise hatte mein Kindermädchen ihren Posten zeitweilig verlassen, um mit ihrem Bräutigam in Italien einen verlängerten Urlaub zu genießen. Die Zwillinge waren neun Monate alt und erschreckend rastlos. Es war keine leichte Aufgabe, sie vor Verletzungen oder Schlimmerem zu bewahren oder sie davon abzuhalten, das Cottage abzureißen. Mein Schwiegervater hatte allerdings keine Sekunde gezögert und sich der Herausforderung gestellt.

William Willis senior erschien einen Tag nach der Abreise meines Kindermädchens und bestand darauf, ihre Pflichten zu übernehmen. Willis senior war kein Schönwetter-Großvater. Er stammte aus den besten Kreisen Bostons, ein fast aristokratisch wirkender Jurist von hohem Ansehen, ein äußerst anspruchsvoller Mittsechziger, dessen Liebe zu maßgeschneiderter Kleidung nur noch von der für seine Enkelsöhne übertroffen wurde.

Er schlief auf einer Liege im Kinderzimmer, machte die Jungen morgens fertig, las ihnen abends Gute-Nacht-Geschichten vor und ertrug gelassen schmutzige Windeln, Wolken von Babypuder und Planschbecken. Einmal erkundigte ich mich nach dem Grund seiner Hingabe. Er habe nie geglaubt, dass er es noch erleben würde, dass sein Sohn Kinder haben würde, antwortete er, und nun habe er vor, jeden Augenblick mit seinen Enkeln zu genießen.

Solange Willis senior die Geschäfte übernahm, konnte ich mich voll und ganz meinen Feiertagsplänen widmen. Ich inspizierte meine Wintergarderobe und befand sie für komplett inakzeptabel. Meine Bluejeans und die Pullover von der Heilsarmee erinnerten mich allzu sehr an die schlechten alten Zeiten. Ich brachte sie in einem Schwung zu Oxfam und füllte meine Kleiderschränke mit seidengefütterten, maßgeschneiderten Hosen und Oberteilen aller Art, von rohseidenen, aus handgewebter Wolle gefertigten bis hin zu edel schimmernden aus Samt. Ich ersetzte meine zerschlissenen Turnschuhe durch handgefertigte italienische Stiefel aus butterweichem Leder oder Wildleder und meinen noch viel verschlisseneren Bademantel durch einen Hausmantel im Stil der Vierziger, in einem delikaten Grau, vermischt mit Hellblau. Außerdem leistete ich mir einen prächtigen schwarzen Swing-Mantel aus Kaschmirwolle mit einem Schalkragen, den ich um meinen Hals schlingen konnte, wenn der Wind allzu heftig blies. Eigentlich war ich nie ein Modepüppchen gewesen, aber ich lernte offenbar schnell.

Nachdem ich meine Garderobe erneuert hatte, begleitete ich meinen Mann nach Oxford. Während ihm bei seinem Schneider ein Weihnachtsmannkostüm angefertigt wurde, zog ich los und erbeutete antiken Christbaumschmuck und eine Baumspitze aus Glasgespinst. Wohl ein Dutzend Mal begaben Bill und ich uns auf einen Einkaufsbummel nach London, wo wir Geschenke für alle kauften, die wir kannten.

Wir durchstreiften den Eichenwald in der Nähe des Cottages und sammelten Immergrün, Stechpalmen und Mistelzweige. Aus einer Baumschule bei Oxford brachten wir einen Weihnachtsbaum mitsamt Wurzeln nach Hause. Ich lud Bills englische Verwandte zu unserer Heiligabendparty ein und sorgte dafür, dass sie die Nacht auf Anscombe Manor verbringen konnten. Das geräumige Anwesen gehörte meiner Nachbarin und besten Freundin Emma Harris. Ich bestellte eine Gans, einen Truthahn und zwei Schinken für die Feier, dazu diverse Beilagen und bevorratete mich mit den Zutaten für etliche Backrunden, die das Cottage bis Weihnachten täglich aufs Neue mit Feiertagsduft erfüllen sollten.

Morgen, am 14. Dezember, dem Geburtstag meiner verstorbenen Mutter, würde alles beginnen, das Schmücken, das Backen, das Einpacken der Geschenke, das Schmettern von Weihnachtsliedern. Ich konnte es kaum abwarten.

Schon jetzt sah ich das festliche Cottage vor mir, das Wohnzimmer, den Flur, die Treppe, herausgeputzt mit Girlanden aus Immergrün und Mistelzweigen. Und überall Kerzen. Vor allem aber sah ich meine Familie – Mann, Schwiegervater und Söhne –, wie sie vor dem brennenden Kamin saßen, Becher mit heißer Schokolade und Teller voller Angel Cookies neben sich und den Frieden der Weihnachtszeit genießend.

Nur eines fehlte, um die Feiertage vollkommen zu machen. Ich beugte mich vor, hauchte auf die Fensterscheibe und schrieb ein Wort auf die beschlagene Stelle: Schnee. Ich sehnte den Schnee so sehr herbei, dass ich ihn fast riechen konnte. Ich wollte, dass es nicht mehr aufhörte zu schneien, bis die Straßen und die Stoppelfelder mit dem weißen, reinen Pulver verzaubert waren. Ich wollte die staunenden Augen meiner Söhne sehen, wenn die weiße Pracht vor den Fensterscheiben wirbelte. Als die schwer beladenen Wolken sich vor die Mondsichel schoben, schaute ich hoffnungsvoll zum Himmel hinauf.

Mein Ehemann räusperte sich, und ich wandte mich um. Bill saß in seinem Lieblingssessel, in Pullover und Cordhose. Willis senior hatte in einem Sessel auf der anderen Seite des Kamins Platz genommen und las einen Roman. Er trug einen Pyjama mit Bügelfalte, Lederslipper und einen prächtigen Schlafrock mit Paisleymuster. Die Zwillinge schliefen bereits in ihren Bettchen, und wir hatten ein Feuer entzündet, das fröhlich prasselte und einen rosigen Glanz in dem gemütlich eingerichteten Raum mit der niedrigen Decke verbreitete.

Ich seufzte zufrieden und betrachtete Bill liebevoll. Er würde einen ganz hervorragenden Weihnachtsmann abgeben. Wenn ein Mensch für die Rolle des Geschenke verteilenden Heiligen geboren war, dann mein sanftmütiger, großherziger Gatte.

Bill räusperte sich ein zweites Mal und legte die Hände über dem Bauch zusammen. »Weihnachten«, verkündete er ohne Vorwarnung, »sollte abgeschafft werden.«

»Was?« Ich schreckte auf.

»Weihnachten sollte abgeschafft werden«, wiederholte Bill und betonte jede Silbe. »Ich kann es nicht mehr ertragen.«

»Aber es hat doch noch nicht mal angefangen«, entgegnete ich.

Bill blinzelte. »Noch nicht mal angefangen? Und was haben wir dann in den letzten vier Wochen gemacht?«

»Uns in Stimmung gebracht«, erwiderte ich.

»Lori«, begann Bill bedächtig. »Ist dir bewusst, dass wir in den letzten zehn Tagen auf fünfzehn Partys waren?«

»So viele?«, fragte ich. »Ich habe...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2016
Reihe/Serie Ein Wohlfühlkrimi mit Lori Shepherd
Ein Wohlfühlkrimi mit Lori Shepherd
Ein Wohlfühlkrimi mit Lori Shepherd
Ein Wohlfühlkrimi mit Lori Shepherd
Übersetzer Thomas Hag
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Aunt Dimity's Christmas
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Agatha Christie • agatha raisin • brit • Britisch • Camilieri • cherringham • COSY • Cotswolds • Cozy • Cozy Crime • Crime • Detektiv • Dimity • Dorf • England • England / Großbritannien • Gemütlich • Holmes • Krimi • Kriminalroman • Krimi ohne Blut • Krimis • Landhauskrimi • Liebesroman (modern) • Lokalkrimi • Lu • Miss Marple • Mord • Mördersuche • Mystery Bestseller • Mystery Bücher • Mystery Romane • Paranormal • Poirot • rätselhaft • Regionaler Krimi • Regionalkrimi • Rezept • Serienkrimi (Serienermittler) • Sherlock • Spannung • Tante • Teatime • Tee • Tot
ISBN-10 3-7325-3373-5 / 3732533735
ISBN-13 978-3-7325-3373-2 / 9783732533732
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