Dornenkleid (eBook)
928 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-42827-6 (ISBN)
Karen Rose studierte an der Universität von Maryland, Washington, D.C. Ihre hochspannenden Thriller sind preisgekrönte internationale Topseller, die in zahlreiche Sprachen übersetzt worden sind und regelmäßig u. a. auf den Bestsellerlisten der New York Times, der USA Today und der Sunday Times stehen. Fürzwei ihrer Thriller gewann die Autorin den begehrten RITA-Award. In Deutschland finden sich ihre Bücher regelmäßig in den Top 10 der SPIEGEL-Bestsellerliste.
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 52/2016) — Platz 20
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 51/2016) — Platz 19
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 50/2016) — Platz 13
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 49/2016) — Platz 12
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 48/2016) — Platz 10
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 47/2016) — Platz 9
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 46/2016) — Platz 6
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 45/2016) — Platz 8
Karen Rose studierte an der Universität von Maryland, Washington, D.C. Ihre hochspannenden Thriller sind preisgekrönte internationale Topseller, die in zahlreiche Sprachen übersetzt worden sind und regelmäßig u. a. auf den Bestsellerlisten der New York Times, der USA Today und der Sunday Times stehen. Fürzwei ihrer Thriller gewann die Autorin den begehrten RITA-Award. In Deutschland finden sich ihre Bücher regelmäßig in den Top 10 der SPIEGEL-Bestsellerliste.
1. Kapitel
Dienstag, 4. August, 2.49 Uhr
Detective Scarlett Bishop ließ ihre Jacke absichtlich im Auto liegen. Einerseits war es so heiß und stickig, dass es vollkommen indiskutabel war, mehr Stoff am Leib zu tragen als unbedingt nötig. Andererseits aber war es ihr wichtig, dass man die Waffe in ihrem Schulterholster sehen konnte – am besten schon von weitem.
Ihr stand heute Nacht nicht der Sinn nach Ärger.
Stirnrunzelnd sah sie sich um. Die Straße war wie ausgestorben. Normalerweise wimmelte es hier von Dealern und Prostituierten, und dass jetzt keine einzige Menschenseele zu sehen war, gefiel ihr gar nicht. Etwas hatte das übliche Volk vertrieben, und was immer es gewesen war – etwas Gutes ganz sicher nicht.
Von dem Mann, der sie angerufen und gebeten hatte, allein zu kommen, fehlte jede Spur. Unter normalen Umständen hätte sie das misstrauisch genug gemacht, um Verstärkung anzufordern. Doch auch wenn sie es niemandem eingestehen würde, hatte es sie gründlich aus der Bahn geworfen, nach so langer Zeit seine Stimme zu hören. Obwohl er sie aus dem Tiefschlaf gerissen hatte, war sie sofort hellwach gewesen. Neun Monate lang hatten sie kein Wort miteinander gesprochen. Wozu auch? Sie konnte ihm und seiner Familie ja doch nur in Erinnerung rufen, was sie verloren hatten.
Eben jedoch hatte er sie angerufen. »Könnten Sie sich mit mir treffen? Allein? So bald wie möglich?«
»Und wieso?«
»Es ist … wichtig.«
»Also gut«, hatte sie geantwortet. »Und wo?« Doch da hatte er bereits aufgelegt. Eine Sekunde später war eine SMS eingegangen, in der er ihr diese Straßenecke genannt hatte.
Sein letzter Anruf vor Monaten hatte sie zu vier Leichen geführt. Also hatte sie sich, ohne zu zögern, auf den Weg gemacht.
Aber wo war er?
Die einzigen sichtbaren Lebewesen auf der Straße waren zwei ältere Obdachlose, die sie mit unverhohlener Neugier beobachteten. Sie hatten ihr Nachtlager im Eingang eines mit Brettern vernagelten Hauses aufgeschlagen. Scarlett holte zwei Wasserflaschen aus dem Kofferraum ihres Wagens und überquerte die Straße. Sie kannte Tommy und Edna seit vielen Jahren. Die beiden hatten ihre gesamte Habe in einem Einkaufswagen verstaut und waren meistens hier anzutreffen.
Sie reichte den beiden die Flaschen. »Heiß heute«, sagte sie freundlich.
»Und wie«, antwortete Tommy. Seine Zähne blitzten in seinem dunkelhäutigen Gesicht auf, als er sich mit dem Schraubverschluss abmühte. »Was machen Sie denn so spätnachts noch hier draußen, Miss Scarlett?«, fragte er und zog ihren Namen mahnend in die Länge.
Scarlett schüttelte nachsichtig den Kopf und blickte die Straße entlang. Noch immer keine Spur von ihrem Anrufer. »Und Sie? Was machen Sie bei dieser Hitze hier draußen? Sie wissen ganz genau, dass das nicht gut für Ihr Herz ist.«
Tommy seufzte theatralisch. »Ach, mein Herz ist sowieso kaputt. Sie haben’s mir schon längst gebrochen, Miss Scarlett. Denken Sie doch noch mal über meinen Antrag nach.«
Scarlett grinste. Tommy war ein Schlitzohr, aber sie mochte ihn. »Das würde Ihrem Herzen auch nicht bekommen. Sie verkraften mich gar nicht.«
Tommys Lachen war von jahrelangem Kettenrauchen heiser. »Da haben Sie allerdings recht.« Warnend hob er den Zeigefinger. »Und sagen Sie mir jetzt bloß nicht, ich soll zur Meadow gehen. Da war ich diese Woche schon dreimal. Die kleine Hübsche – Dr. Dani – hat gesagt, ich bin fit wie’n Turnschuh.«
Die Siebzigjährige neben ihm schnaubte. Edna lebte schon so lange auf den Straßen Cincinnatis, wie Scarlett Polizistin war. »Der Kerl redet nur Schrott, aber das stimmt wenigstens – er war letzte Woche in der Meadow. Allerdings nur einmal.«
Scarlett zog die Brauen hoch. »Und hat Dr. Dani tatsächlich behauptet, er sei fit wie ein Turnschuh?«
Edna zuckte die Achseln. »Wie’n ausgelatschter vielleicht.«
Die Meadow war eine städtische Notunterkunft mit angeschlossener Klinik. »Die kleine Hübsche«, Dr. Danika Novak, Ärztin der Notfallambulanz und Schwester von Scarletts Partner Deacon, arbeitete in der Einrichtung und hatte inzwischen fast ihren gesamten Freundeskreis in ehrenamtliche Tätigkeiten eingebunden. Auch Scarlett.
Scarlett schüttelte den Kopf, ließ das Thema aber fallen. Es hatte keinen Sinn. In den vergangenen Jahren hatte sie Edna und Tommy schon mehrmals in Wohnheimen untergebracht, doch die beiden kehrten immer wieder auf die Straße zurück. Was ihrer Gesundheit nicht guttat, Scarletts Ermittlungen aber häufig nützte. Wer die ganze Nacht draußen war, bekam viel mit.
Wieder blickte Scarlett die Straße auf und ab. »Hat es heute Nacht hier irgendwo Ärger gegeben?«
Edna steckte die Wasserflasche in die Tasche ihres Kittels, den sie niemals abzulegen schien, und zeigte nach links. »Vielleicht sollten Sie mal drei Straßen weiter schauen, Herzchen. Da wurde geschossen. Dreimal.«
Scarletts Herz stolperte. »Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt?«
»Sie haben nicht danach gefragt«, erwiderte Edna mit einem Schulterzucken.
»Hier knallt es öfter«, fügte Tommy hinzu. »Wir scheren uns nicht drum, solange niemand auf uns schießt.«
Scarlett unterdrückte ihre aufkommende Verärgerung. »Wann war das?«
»Erst vor ein paar Minuten«, sagte Tommy. »Aber ich weiß es nicht genau. Hab keine Uhr.« Den letzten Satz brüllte er ihr hinterher, da Scarlett bereits losgelaufen war.
Ihr Telefon hatte vor dreizehn Minuten geklingelt. Wenn man auf ihn geschossen hatte, war er vielleicht jetzt schon tot. Bitte nicht! Bitte lass ihn nicht tot sein.
Schlitternd kam sie zum Stehen, als sie die Gasse erreicht hatte und augenblicklich die reglose Gestalt am Boden sah. Das ist er nicht! Das Opfer war zu klein für einen Mann seiner Statur.
Die Waffe in der einen, die Taschenlampe in der anderen Hand, näherte sie sich vorsichtig der Gestalt. Eine Frau, offenbar asiatischer Herkunft. Wer war sie? Und wo war er? Sie leuchtete mit der Lampe in die Gasse, doch niemand sonst war zu sehen.
Scarlett ging neben der Gestalt in die Hocke, und schlagartig sank ihr der Mut. Das Opfer war ein junges Mädchen. Es lag auf dem Rücken und starrte mit weit geöffneten Augen blicklos in den Himmel. Scarlett legte die Taschenlampe auf die Straße, so dass der Strahl auf das Gesicht des Opfers gerichtet war, und zog sich einen Handschuh über die Linke, ohne die Waffe in der Rechten abzulegen.
Sie drückte der jungen Frau zwei Finger an den Hals, fühlte jedoch keinen Puls, was sie nicht überraschte. Lange war sie allerdings nicht tot – die Haut war noch warm.
Der Bauch der Frau war entblößt; jemand hatte das weiße Polohemd unterhalb der Rippen abgetrennt. Eine Kugel war ein paar Zentimeter unter ihrem Brustbein eingedrungen, doch gemessen an dem ausgetretenen Blut, war die Wunde vermutlich nicht unmittelbar tödlich gewesen. Als Todesursache kam sehr viel wahrscheinlicher das kleine Loch in der linken Schläfe in Frage; die Austrittswunde hinter dem rechten Ohr hatte die Größe von Scarletts Faust.
Die Kleine war sehr hübsch gewesen, bevor ihr jemand ein Stück aus dem Kopf geschossen hatte.
Aber er ist es nicht gewesen. Das konnte Scarlett nicht glauben. Du willst es bloß nicht glauben. Na schön, dann eben so. Aber das änderte nichts. Und wo war er?
Sie griff nach der Taschenlampe und leuchtete den Körper des Mädchens ab. Neben der Hüfte lag ein blutdurchtränkter zusammengeknüllter Stofffetzen; jemand hatte mit dem abgeschnittenen T-Shirt das Blut stillen wollen.
»Er hat versucht, dich zu retten«, murmelte Scarlett.
»Leider vergeblich.«
Ihr Kopf fuhr hoch. Er war hier. Der Mann, der seit Monaten ihre Gedanken, ihre Träume beherrschte. Der Mann, der sie nun schon zum zweiten Mal aus heiterem Himmel zu einem Tatort in einem Mordfall gerufen hatte.
Marcus O’Bannion.
Die Waffe in der einen Hand, die Taschenlampe in der anderen, erhob sie sich, drehte sich um und richtete den Lichtstrahl auf die tiefen Schatten der Hausmauern. Er war ganz in Schwarz gekleidet und lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an einer Hauswand. Sein Gesicht war unter dem Schirm einer Baseballkappe verborgen, sein Blick zu Boden gerichtet.
Doch als er nun den Kopf hob, geriet ihr Herz erneut ins Stolpern. Sein Gesicht war aschfahl, seine Miene grimmig. Ohne zu blinzeln, sah er in den Schein der Lampe.
Sie hatte ihn nicht kommen hören, hatte nicht einmal geahnt, dass er dort stand. Nicht viele Menschen konnten sich so lautlos bewegen wie er. Sie wusste, dass er eine Weile beim Militär gewesen war, und was immer er im Dienste für Onkel Sam getan hatte, seine Ausbildung war anscheinend gründlich gewesen.
»Wo kommen Sie denn so plötzlich her?«, fragte Scarlett ruhig, obwohl ihr Puls heftig in ihrer Kehle pochte.
»Von dort drüben«, antwortete er und deutete mit dem Kopf in die Richtung, aus der sie gekommen war.
»Okay – und wieso?«
»Ich bin dem Kerl nachgerannt, der das getan hat«, sagte er tonlos und deutete diesmal mit dem Kopf auf das Mädchen.
Er hatte sich fast nicht bewegt. Scarlett trat einen Schritt auf ihn zu. Aus der Nähe konnte sie sehen, dass er den Rücken krümmte und die Schultern hochzog. Feine Linien zeichneten sich um seine Mundwinkel ab. Er hatte Schmerzen. »Sind Sie verletzt?«
»Nein. Nicht wirklich.«
»Was ist passiert?«
Er blinzelte noch immer nicht. Sein Blick blieb unbeirrt auf das Mädchen gerichtet. »Sie waren sehr...
Erscheint lt. Verlag | 26.10.2016 |
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Reihe/Serie | Die Dornen-Reihe | Die Dornen-Reihe |
Übersetzer | Kerstin Winter |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Agent • amerikanische thriller • Bestseller • Cincinnati • Deacon Novak • Detectives • Dornen-Reihe • Drogen • Drogenhandel • FBI • Journalist • Karen Rose Bücher • Karen Rose deutsch • Karen Rose Dornenreihe • Ladycrime • Ladythriller • Marcus O'Bannion • Menschenhandel • Menschenhändlerring • Menschenschmuggel • Ohio • Romantic Suspense • Romantic Thrill • Romantische Thriller • Scarlett Bishop • Sklavenhandel • Spannung • Thriller • Thriller Autorinnen • Thriller Bestseller • Thriller für Frauen • Thriller Karen Rose • Thriller mit Liebesgeschichte • thriller reihe • Thriller Romantik • Thriller und Psychothriller • Thriller USA |
ISBN-10 | 3-426-42827-X / 342642827X |
ISBN-13 | 978-3-426-42827-6 / 9783426428276 |
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