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Täuschung (eBook)

Meyer und Palushi ermitteln in Thailand. Kriminalroman. Meyer und Palushi ermitteln (3)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
368 Seiten
Unionsverlag
978-3-293-30946-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
(CHF 12,65)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
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Was ist das Geheimnis um Jasmin Meyers Vater? Er hat sie verlassen, als sie noch ein Kind war, hat sich nach Thailand abgesetzt, war dort in dubiose Geschäfte verwickelt und gilt seit nunmehr zehn Jahren als verschollen. Die Mutter verstummt, wenn die Rede auf ihn kommt, und wirft so immer drängendere Fragen auf, anstatt sie zu beantworten. Jasmin beschließt, nach Thailand zu reisen und sich auf die Suche zu machen. Die Reise stellt sie und ihren Freund Pal Palushi vor ungeahnte Herausforderungen. Sie sucht im ganzen Land, unter Einheimischen und Schweizer Auswanderern, in geheimnisvollen Höhlen und dubiosen Bars nach Puzzlestücken der Vergangenheit. Mächtige Clans wollen sie ausschalten. Zuletzt stößt sie auf Dinge, die sie und ihre Familie im Innersten erschüttern.

Petra Ivanov verbrachte ihre Kindheit in New York. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz absolvierte sie die Dolmetscherschule und arbeitete als Übersetzerin, Sprachlehrerin und Journalistin. Heute ist sie als Autorin tätig und gibt Schreibkurse an Schulen und anderen Institutionen. Ihr Debütroman Fremde Hände erschien 2005. Ihr Werk umfasst Kriminalromane, Thriller, Liebesromane, Jugendbücher, Kurzgeschichten und Kolumnen. Petra Ivanov hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. zweimal den Zürcher Krimipreis (2010 und 2022).

Petra Ivanov verbrachte ihre Kindheit in New York. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz absolvierte sie die Dolmetscherschule und arbeitete als Übersetzerin, Sprachlehrerin und Journalistin. Heute ist sie als Autorin tätig und gibt Schreibkurse an Schulen und anderen Institutionen. Ihr Debütroman Fremde Hände erschien 2005. Ihr Werk umfasst Kriminalromane, Thriller, Liebesromane, Jugendbücher, Kurzgeschichten und Kolumnen. Petra Ivanov hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. zweimal den Zürcher Krimipreis (2010 und 2022).

3


Sechs Wochen zuvor

Drei Anrufe in Abwesenheit. Alle von ihrer Mutter. Jasmin steckte das Handy in die Innentasche ihrer Lederjacke und verließ den Baumarkt, in dem sie seit Kurzem arbeitete. Ihr stand nur eine halbe Stunde Mittagspause zu, ihre Mutter würde warten müssen. Edith Meyer hatte sich noch nicht an Jasmins neuen Tagesablauf gewöhnt. Fast ein Jahr lang war Jasmin jederzeit erreichbar gewesen. Als private Ermittlerin hatte sie nur einen einzigen Personenschutzauftrag an Land gezogen. Noch immer wurde ihr kalt, wenn sie daran dachte. Der Auftrag hatte sie zurück an den Abgrund geführt, an dem sie stand, nachdem sie Opfer eines Verbrechens geworden war – und sie beinahe alles gekostet, was ihr etwas bedeutete.

Die Schiebetür ging auf, und Jasmin trat ins Freie. Kühle Winterluft schlug ihr entgegen. Jasmin schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Unvorstellbar, dass der erste Advent bereits vor der Tür stand. Gerade noch hatten sich die Blätter an den Bäumen zu verfärben begonnen. Sie überquerte die Straße und schlenderte auf einen Imbissstand zu, aus dem sich der Duft von Grillhähnchen verbreitete. Im Industrieviertel herrschte kaum Betrieb, der Großteil der Kunden würde die Möbelhäuser und Einkaufszentren erst am späten Nachmittag aufsuchen, wenn sich die Dämmerung über die Agglomeration von Zürich legte und die Lichterketten Weihnachtsstimmung aufkommen ließen.

Den Morgen hatte Jasmin damit zugebracht, Regale für Baumschmuck aufzubauen, leuchtende Rentiere und Weihnachtsmänner ans Stromnetz anzuschließen und künstlichen Schnee für die Dekorateure herbeizuschaffen. Zu ihrem Erstaunen hatte ihr die Arbeit gefallen. Obwohl die Tätigkeit kaum Fachwissen voraussetzte, genoss Jasmin das starke Drehmoment des Akkuschraubers, den Geruch des verdampfenden Öls und das Klicken des Seitenschneiders beim Kürzen der Drähte. Dass man das Ergebnis der Arbeit sah, befriedigte sie ebenfalls. Als Polizistin hatte sie über Monate hinweg die gleichen Fälle bearbeitet, der Abschluss war oft alles andere als zufriedenstellend gewesen.

Vor dem Imbissstand hatte sich eine Gruppe Möbelauslieferer versammelt. Jasmin studierte die Tafel, die neben der Theke angebracht war, und bestellte ein halbes Hähnchen mit Pommes frites. Sie setzte sich an einen der Kunststofftische und riss einen Ketchupbeutel auf. Die Möbelauslieferer beobachteten sie unverhohlen. Sie klopften Sprüche in ihre Richtung, doch Jasmin ignorierte sie. Sie schob sich eine Handvoll Pommes in den Mund, spülte sie mit Cola herunter, dann nahm sie das Hähnchen in beide Hände und biss hinein. Fett lief ihr über das Kinn und tropfte auf den Kartonteller. Als einer der Möbelauslieferer mit geschwellter Brust an ihr vorbeistolzierte, kehrte sie ihm den Rücken zu.

Die Arbeit im Baumarkt war bis Weihnachten befristet. Vielleicht würde sie sich anschließend um eine Feststelle bewerben, überlegte Jasmin. Mal schauen. Ein Schritt nach dem anderen. So hatte es ihre Therapeutin ihr eingeschärft. Erst wenn Jasmin sicher sei, dass sie der Boden unter ihren Füßen trage, solle sie den nächsten wagen. Sie hatte eine beachtliche Strecke zurückgelegt, seit sie die Klinik verlassen hatte. Sie war bei Pal eingezogen, schaffte es, die Wohnung ohne Panikattacken zu verlassen, nun ging sie sogar einer geregelten Arbeit nach. Pal war der Meinung gewesen, sie unternehme zu viel aufs Mal, und hatte ihr angeboten, für ihren Unterhalt zu sorgen, aber Jasmin wollte nichts davon wissen. Sie hatte fast alles verloren, an das bisschen Selbstachtung, das ihr geblieben war, klammerte sie sich hartnäckig.

Ihr Handy klingelte. Jasmin biss sich auf die Zunge. Verärgert legte sie das Hähnchen auf den Teller zurück. Obwohl sie verstand, dass sich ihre Mutter Sorgen machte, meinte sie manchmal, an der Fürsorge zu ersticken. Edith Meyer war nie eine Glucke gewesen. Nachdem ihr Mann sie kurz nach Jasmins Geburt verlassen hatte, hatte sie alle Energie darauf verwendet, die Familie durchzubringen. Sie nahm eine Stelle im »Hirschen« an, wo sie meist bis Mitternacht servierte, und da sie sich keine Kinderbetreuung leisten konnte, lernte Jasmin früh, für sich selbst zu sorgen. Ihre Brüder passten zwar auf sie auf, Fußball interessierte Bernie und Ralf jedoch weit mehr.

Jasmin riss dem Hähnchen einen Flügel ab. Öl spritzte über den Tisch. Sie dachte an Pal. Seine Drei-Zimmer-Wohnung bestand fast ausschließlich aus schwarzem Leder, Chrom und Glas; jedes Staubkorn war auf den Designermöbeln sichtbar, jeder Fleck fiel auf. Sein Schlafzimmer schimmerte zwar in warmen Rot- und Brauntönen, doch auch dort herrschte penible Ordnung. Jasmin war erst eingezogen, nachdem Pal ihr ein eigenes Zimmer zugesichert hatte, doch sie wusste, dass bereits der Gedanke an das Chaos hinter der Tür genügte, um ihn zu beunruhigen.

Als ihr Handy erneut klingelte, nahm sie den Anruf seufzend entgegen.

»Ich arbeite«, sagte sie, das letzte Wort betonend. »Hast du das schon wieder vergessen?«

»Komm mir nicht in diesem Tonfall, Mädchen! Ich versuche schon den ganzen Morgen, dich zu erreichen! Ist es zu viel verlangt, ans Telefon zu gehen, wenn die eigene Mutter anruft? Ich weiß, dass du arbeitest, aber Kaffeepausen sind wohl auch im Baumarkt erlaubt. Und so viel hast du morgens nicht zu tun, das hast du selber gesagt.«

Jasmin ließ den Redeschwall über sich ergehen. Edith zu unterbrechen, war sinnlos. Als es am anderen Ende endlich still wurde, fragte sie: »Und, was ist nun so dringend?« Sie hörte, wie ihre Mutter langsam die Luft ausstieß. »Hast du wieder angefangen zu rauchen?«, fragte sie überrascht.

»Ich möchte, dass du heute Abend zum Essen kommst«, sagte Edith.

Unbehagen stieg in Jasmin auf. »Was hast du? Ist etwas passiert?«

»Darf ich meine Kinder nicht zum Essen einladen? Muss etwas passiert sein?«, fragte Edith.

»Bernie und Ralf kommen auch?« Jetzt war Jasmin sicher, dass etwas nicht stimmte.

»Wie lange arbeitest du?«, wollte Edith wissen.

»Bis acht.«

»Gut, wir sehen uns dann.«

Jasmin wollte noch etwas sagen, aber Edith hatte schon aufgelegt. Erschrocken starrte Jasmin auf das Display. Sie dachte an den letzten Besuch bei ihrer Mutter und überlegte, ob damals etwas anders gewesen war als sonst. Nichts fiel ihr ein. Sie war an ihrem ersten Arbeitstag nach Ladenschluss vorbeigegangen, um zu berichten, dass es gut gelaufen war. Sie glaubte, es ihrer Mutter schuldig zu sein. Nachdem sie so knapp dem Tod entronnen war, hatte sie fast ein Jahr in ihrem ehemaligen Kinderzimmer verbracht. Ihre Mutter war einfach für sie da gewesen. Nicht ein einziges Mal hatte sie ihr Vorwürfe gemacht, oder durchblicken lassen, dass es ihr zu viel war. Dabei hätte sie allen Grund dazu gehabt. Nach über zehn Jahren bei der Polizei hatte Jasmin die elementarste Sicherheitsregel gebrochen. In ihrem Eifer, einen Serienmörder aufzuspüren, war sie im Alleingang einer Spur gefolgt – und in eine Falle getappt. Drei Monate lang hatte der »Metzger«, wie er von der Presse genannt wurde, sie an ein Bett gefesselt.

Der Nachmittag kroch viel langsamer dahin als der Morgen. In Gedanken ging Jasmin die letzten Begegnungen mit ihrer Mutter durch, suchte nach Anzeichen einer Krankheit oder eines Gebrechens. Hatte Edith einen Arzttermin erwähnt? Über Schmerzen geklagt? Sich ungewöhnlich verhalten? Jasmin war keine Veränderung aufgefallen, doch das musste nichts heißen. Edith war gut darin, ihre Gefühle zu verbergen, und ließ sich nie eine Schwäche anmerken. Jahrelang hatte sie trotz eines Bandscheibenschadens weitergeackert, bevor sie sich endlich dazu durchrang, eine Invalidenrente zu beantragen. Sie war ihren Kindern Mutter und Vater zugleich gewesen, hatte sie beschützt und für sie gekämpft.

Jasmin griff nach einem Stecker und schloss eine Lichterkette ans Stromnetz an, um zu überprüfen, ob sie leuchtete. Anschließend wandte sie sich einem kletternden Weihnachtsmann zu, den sie an der Wand montieren sollte.

Sie hatte es immer als selbstverständlich betrachtet, dass ihre Mutter funktionierte. Edith war stark und entschlossen. Sie wusste, was sie wollte: selbstständige Kinder, die Recht von Unrecht unterscheiden konnten. Wie oft hatte Jasmin diese Worte gehört! Doch manchmal vergaß sie, dass die Welt ihrer Mutter nicht ausschließlich aus ihr, Bernie und Ralf bestand. Sie fragte sich, wie Ediths Leben ausgesehen hätte, wenn sie nicht verlassen worden wäre. Hätte sie Hobbys gehabt? Freundschaften gepflegt? Sich vielleicht sogar zu einer Weiterbildung entschlossen? Wie hatte sie sich ihre Zukunft vorgestellt, als sie Erwin Meyer kennenlernte?

Über ihren Vater wusste Jasmin wenig. Seit sie zurückdenken konnte, war sein Name tabu, ihn zu erwähnen, kam einem Verrat gleich. Als Erwin Edith sitzen ließ, verwirkte er das Recht, in den Erinnerungen seiner Kinder weiterzuleben. So sah es Jasmin zumindest. Dachte ihre Mutter noch viel an ihn? Jasmin stellte sich vor, Pal würde eines Morgens die Wohnung verlassen und nie wieder zurückkehren. Sie biss auf den Bleistift, den sie zwischen den Zähnen hielt.

Als sie sich kurz nach acht auf ihre Monster setzte, war sie auf das Schlimmste gefasst. Während der Fahrt nahm sie die Umgebung kaum wahr. Der Feierabendverkehr hatte nachgelassen, nur auf der Autobahnausfahrt stauten sich die Fahrzeuge. Viel zu schnell kam sie in Schwamendingen an, wo...

Erscheint lt. Verlag 28.7.2016
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alter • Altersheim • Auswanderer • Familiendrama • Jasmin Meyer • Kriminalroman • Pal Palushi • Schweiz • Thailand • Tochter • Vater • Zürich
ISBN-10 3-293-30946-1 / 3293309461
ISBN-13 978-3-293-30946-3 / 9783293309463
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