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Shambhala (eBook)

Reise ins innerste Geheimnis
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
424 Seiten
Kamphausen Media GmbH (Verlag)
978-3-95883-051-6 (ISBN)
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Caroline von Teubner wünscht sich sehnlichst der Routine ihres journalistischen Alltags in Berlin durch eine neue Herausforderung zu entfliehen, als ihr Wunsch unerwartet in Erfüllung geht und sie nach Neu Delhi, Indien, versetzt wird. Dort beginnt für sie eine abenteuerliche Reise, die sie weit in den sagenumwobenen Himalaja führt und immer tiefer in das Geheimnis um den buddhistischen Mythos des heiligen Königreiches von Shambhala eindringen lässt. Im abgelegensten Winkel Tibets angekommen, kann die junge Frau das Geheimnis nur entschlüsseln, wenn sie bereit ist, der Wahrheit im eigenen Innern vorurteilslos zu begegnen.

Daniela Jodorf, geb. 1969, ausgebildete Juristin. Sie lebt und schreibt in Düsseldorf. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit unterschiedlichen Methoden der Achtsamkeitsschulung und Meditation sowie verschiedenartigen Erkenntniswegen, wie sie zum Beispiel im Buddhismus und Hinduismus gelehrt werden. Seit 1997 schreibt sie spirituelle Romane. Dies ist ihre erste Veröffentlichung.

Daniela Jodorf, geb. 1969, ausgebildete Juristin. Sie lebt und schreibt in Düsseldorf. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit unterschiedlichen Methoden der Achtsamkeitsschulung und Meditation sowie verschiedenartigen Erkenntniswegen, wie sie zum Beispiel im Buddhismus und Hinduismus gelehrt werden. Seit 1997 schreibt sie spirituelle Romane. Dies ist ihre erste Veröffentlichung.

1


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Die Tür knallte hinter mir ins Schloss, und ich raste die Stufen hinunter. Als ich auf die windige Straße trat, flogen meine Haare in alle Himmelsrichtungen. Während ich mit der rechten Hand versuchte, meine Jacke zuzuknöpfen, durchwühlte ich mit der linken die Handtasche nach meinem Handy. In zehn Minuten war ich am anderen Ende der Stadt mit Julie auf einer Auktion verabredet. Ich hatte mich nach dem Mittagessen nur kurz hinlegen wollen, doch als ich endlich aufgewacht war, war es schon viertel vor drei gewesen, und die Auktion sollte um drei beginnen. Es klingelte nur ein Mal, und schon hatte ich Julie am Ohr.

„Julie, ich bin‘s“, schrie ich hektisch. „Ich bin gleich bei dir. Halte mir einen Platz frei. Ich habe verschlafen.“

„Caro?! Beeil dich. Wann wirst du endlich lernen, pünktlich zu sein?“

Dann hörte ich nur noch glucksendes Lachen. Ich warf das Handy zurück in die Tasche und sprang in mein Auto.

Zwanzig Minuten später hatte ich mich mit meinem Presseausweis auf einen reservierten Parkplatz direkt vor dem Auktionshaus gemogelt und betrat mit energischem Schritt den Versteigerungsraum, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die Versteigerung war bereits in vollem Gange, und der Auktionator näselte in sein Mikrophon. Die Stimmung im Saal war anders als sonst. Es war ruhiger, und die Leute wirkten gespannter und konzentrierter. Verwundert blieb ich an der Tür stehen und suchte die Sitzreihen nach Julie ab. Im Grunde war ich ihretwegen hier. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich den Samstagnachmittag verschlafen, statt ihn mir im Angesicht unbezahlbarer Kunst um die Ohren zu schlagen. Und eigentlich langweilten mich diese Auktionen. Sie waren Julies liebster Zeitvertreib.

Endlich entdeckte ich Julie ganz vorn in der zweiten Reihe. Und war das nicht Michael neben ihr? Oh, nein! Mein erster Impuls war, auf dem Absatz kehrtzumachen. Aber da hatte Julie mich schon entdeckt und winkte mir fröhlich zu. Der ganze Saal schien sich missbilligend nach mir umzudrehen. Ich fühlte mich wie ein Störenfried. Verlegen winkend signalisierte ich Julie, dass ich sie gesehen hatte, und wartete auf eine Gelegenheit, mich unauffällig nach vorn zu schleichen. Wieder bemerkte ich die außergewöhnliche Stille im Raum. Niemand hustete, niemand flüsterte. Alle starrten gebannt auf den Auktionator, als erwarteten sie etwas sehr Besonderes.

Der Hammer fiel, und während die nächsten Versteigerungsobjekte auf die Bühne gebracht wurden, entstand eine kurze Pause, die ich nutzte, um zu Julie zu gelangen. „Na endlich!“ Julie schüttelte den Kopf. Sie hasste meine chronische Unpünktlichkeit. Ich hasste sie auch, konnte aber nichts daran ändern. Deshalb machte ich gar nicht erst den Versuch, mich zu entschuldigen. Auch Julie war sofort bereit, das Thema zu wechseln. Mit zuckersüßem Lächeln sagte sie: „Ich habe Michael mitgebracht.“ Ich schnitt eine Fratze, als Michael gerade wegschaute, und zischte: „Hab‘ ich gesehen, du Luder!“

Julie wusste genau, dass ich Michael nicht ausstehen konnte. Er war ein lieber Kerl, aber er langweilte mich. Seit mehr als zwei Jahren glaubte er, in mich verliebt zu sein. Er lud mich ein, er schickte mir Blumen, er war nett, zu nett… Ich war ein oder zwei Mal mit ihm ausgegangen, aber ich empfand nichts für ihn. Das hatte ich ihm auch zu verstehen gegeben, aber er wollte von Ablehnung nichts hören. Zwar war er nicht der Typ, der eine Frau belästigte, aber seine bloße Gegenwart hatte etwas Devotes, das mich abstieß und sogar körperliche Abneigung in mir auslöste. Julie wusste das, aber es schien ihr Spaß zu machen, mich immer wieder an meiner empfindlichen Stelle zu kitzeln, indem sie regen Kontakt mit Michael pflegte und ihn oft zu unseren Treffen mitbrachte. Ich war wütend auf Julie. Aber ich ließ mir nichts anmerken und grüßte freundlich, sobald er zu mir herübersah.

Dann schwoll die Stimme des Auktionators wieder an, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf die nächsten Versteigerungsobjekte zu lenken: „Und nun kommen wir zum Höhepunkt der heutigen Auktion. Wir sind sehr stolz, Ihnen aus einer ungewöhnlichen Privatsammlung eine Reihe von Temperabildern des russischen Malers Nicholas Roerich anbieten zu können. Er malte sie Anfang diesen Jahrhunderts von Eindrücken inspiriert, die er auf einer Himalaja-Expedition sammelte. Die Gemälde sprechen in ihrer Technik und Schönheit für sich.“

Sechs Bilder wurden auf die Bühne getragen. Ihre Farben vibrierten mit einer Leuchtkraft, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte. Sie berührten das Auge, aber ich glaubte sie sogar mit den Ohren hören und mit den Händen fühlen zu können. Alle Sinne schienen von der Schönheit dieser Bilder gleichermaßen verzaubert. Mein Geist, der noch eben unruhig und getrieben gewesen war, wurde plötzlich ruhig und gelassen. Anspannung und Stress der vergangenen Tage waren ebenso vergessen wie sämtliche Verpflichtungen, die vor mir lagen. Die Zeit schien stehen zu bleiben oder sich auf eigenartige Weise auszudehnen. Ich konnte nicht genau benennen, was ich erlebte, so fremd und neu war es. Die Bilder erlaubten mir, nur die Gegenwart wahrzunehmen, wie einen winzigen Punkt, der sich ausdehnte, solange und soweit die Bilder meine voll konzentrierte Aufmerksamkeit gefangen nahmen. Instinktiv fühlte ich, dass es vielen der Anwesenden ebenso erging. Mein Blick glitt über die Bilder, die in vibrierendem Grün, Braun, Blau und Gelb gemalt waren, bis er auf dem zweiten Bild von links zur Ruhe kam. Ich tauchte in tiefe Blautöne ein, in die klare Luft einer gigantischen Gebirgslandschaft. So hatte ich mir den Himalaja immer vorgestellt: erhaben, kühl und irgendwie unberührt. Mir schien, als breite sich die angenehme Kühle des Bildes in meinem Körper aus, begleitet von einer unbeschreiblichen Klarheit der Gedanken, die ich noch nie zuvor so intensiv erlebt hatte. Das Bild wirkte auf mich und meinen Geist, und ich beobachtete mich selbst dabei, wie ich auf das Bild reagierte. Noch immer hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Da war nur ein einziger, ewiger Moment. Auch der Raum, der mich umgab, kam mir anders vor, völlig fremd ob seiner unendlichen Weite, in der es keine Begrenzungen gab. Tiefer Frieden erfüllte mich, und ich hatte das Gefühl, als sei alles an seinem Platz und als gäbe es nichts, worum ich mir Sorgen machen musste, weil alles gut war, so wie es war. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gesagt: Ich habe mich verliebt! Ja, es war Liebe, die mich durchdrang, und ich wusste nicht, ob das Bild dieses Gefühl in mir auslöste oder ob das Gefühl in mir das Bild zum Leben erweckte. Da war nichts in mir als selbstvergessene Freude, wacher und aufmerksamer als alles, was ich bisher erlebt hatte. Ich war glücklich und konnte es selbst kaum fassen. Ich war absolut glücklich beim Anblick jener blauen Berge auf dem Gemälde von Nicholas Roerich. Glücklich und in Frieden mit mir selbst.

Doch dieser Zustand der friedvollen Selbstvergessenheit dauerte nur kurz. Die Stimme des Auktionators, der das erste Mindestgebot nannte, holte mich zurück in die Realität. War mir zuvor gewesen, als gäbe es kein Wünschen und kein Wollen in mir, so dachte ich jetzt nur eines: „Ich muss dieses Bild haben, koste es, was es wolle!“

Der Auktionator bezifferte das Mindestgebot für jedes Bild mit 5.000 Euro. Ein Raunen ging durch die Menge und mir stockte der Atem, als ich diesen Preis hörte. Meine Kehle verengte sich und Nervosität breitete sich erneut in mir aus. Aber ich hatte nur einen Gedanken: „Ich will das Bild mit den blauen Bergen!“

Für das erste Bild fiel der Hammer bei 12.000 Euro. „Es wird mir nicht leicht fallen, soviel Geld aufzutreiben“, dachte ich. Doch als gleich darauf „mein“ Bild zum Verkauf stand, schob ich jeden Gedanken an seine Finanzierung beiseite. Gedanklich gehörte das Bild bereits mir, emotional erst recht. Julie sah mich herausfordernd an. Sie wusste nur zu gut, was in mir vorging. Auf all den vielen Auktionen, die ich mit ihr besucht hatte, hatte ich nie etwas gekauft. Julie hingegen wollte den Nervenkitzel spüren, die Gier, das Verlangen, das immer stärker wurde, bis der Hammer fiel und sie das begehrte Objekt endlich ihr eigen nennen konnte. Wie oft hatte Julie etwas ersteigert, das sie weder brauchte noch wirklich wollte. Manchmal glaubte ich, dass sie mich vor allem aus einem Grund mit auf diese Auktionen nahm: um sich besser unter Kontrolle zu haben. Meine Gegenwart wirkte irgendwie ernüchternd auf sie.

Doch heute war das anders, heute hatte mich das Verlangen gepackt. Als der Auktionator anfing, den Preis in die Höhe zu treiben, stieg ich bei 7.000 Euro ein. Es war mir egal, ob ich mir das Bild leisten konnte oder nicht. Es gab kein Wenn und Aber. Schneller als ich denken konnte, stieg der Preis höher und höher. Ich handelte nicht mehr bewusst oder rational, sondern wie im Rausch, nur noch von dem Wunsch getrieben, dieses Bild und mit ihm die Klarheit und Freiheit des unbezahlbaren Glücks,...

Erscheint lt. Verlag 5.4.2016
Verlagsort Güllesheim
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Geisteswissenschaften Philosophie Östliche Philosophie
Schlagworte Abenteuer • Bewusstsein • Buddhismus • buddhistische Paradies • buddhistische Religion • Himalaja • Indien • Kalachakra-Tantra • Spirituelle Reise • Spirituelle Suche • tantrischen Initiation
ISBN-10 3-95883-051-X / 395883051X
ISBN-13 978-3-95883-051-6 / 9783958830516
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