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Endgültig (eBook)

Thriller | »Ein rasanter, atemloser Super-Krimi, der seinesgleichen sucht. Ein sensationelles, geniales Buch.« WDR

*****

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
459 Seiten
Suhrkamp (Verlag)
978-3-518-74492-5 (ISBN)
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9,99 inkl. MwSt
(CHF 9,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
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Jenny Aaron war Mitglied einer international operierenden Eliteeinheit der Polizei - hochintelligent, tödlich effektiv. Doch vor fünf Jahren endete ein Einsatz in Barcelona mit einer Katastrophe. Seitdem ist Aaron blind. Damals dachte sie, es sei der schlimmste Tag ihres Lebens. Sie hat sich geirrt. Der schlimmste Tag ihres Lebens ist heute.

Seit Jenny Aaron bei einem missglückten Einsatz vor fünf Jahren das Augenlicht verlor, arbeitet sie als Verhörspezialistin beim BKA. Sie versteht es perfekt, zwischen den Worten zu tasten und das dahinter Verborgene zu erspüren. Als ihre früheren Berliner Kollegen sie bei einem Mordfall um Mithilfe bitten, wird Aaron jäh in ihre Vergangenheit gerissen: Reinhold Boenisch, für dessen Verurteilung sie als junge Polizistin sorgte, soll im Gefängnis eine Psychologin getötet haben. Aaron nimmt den Fall an und muss schon bald erkennen, dass Boenisch nur der Anfang ist - eine Schachfigur in einem Komplott. Nach und nach wird ihr offenbar, dass ihr bisheriges Leben eine einzige Vorbereitung auf die folgenden beiden Tage war. Um dieses Leben wird Aaron kämpfen müssen wie nie zuvor.



Andreas Pflüger wurde 1957 in Thüringen geboren. Er wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Sein umfangreiches Werk umfasst Dokumentarfilme, Arbeiten für das Theater, Hörspiele, Drehbücher sowie Romane. Pflüger setzt sich literarisch auf eine hochspannende Weise mit der Geheimdienstwelt auseinander und schöpft dabei aus einem verblüffenden Insiderwissen. Seine Romane wurden vielfach mit Preisen bedacht; zuletzt erhielt er 2023 den Deutschen Krimipreis für <em>Wie Sterben geht.</em>

Andreas Pflüger wurde 1957 in Thüringen geboren. Er wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Zu seinen Werken gehören Theaterstücke, Drehbücher für Kino- und Fernsehfilme, Hörspiele und Romane. Niemals ist der zweite Band seiner Trilogie um die blinde Polizistin Jenny Aaron.

LA SAGRADA FAMILIA

Nichts beruhigt sie so wie das Reinigen ihrer Waffe. Jeder andere müsste die Patronenkammer kontrollieren, um sicherzugehen, dass sie leer ist. Sie nicht. Sie kennt das Gewicht des Magazins, das in ihre Hand gleitet, aufs Gramm genau. Sie weiß, dass keine Patrone im Lauf der Browning High-Power ist, wie sie weiß, dass ihre Augen grün sind. Und manchmal schwarz.

In vier Sekunden hat sie den Abzugsbügel heruntergeklappt, den Verschluss entriegelt, ihn abgenommen und die Feder flüssig vom Lauf gezogen. Belgische Wertarbeit.

Wie oft war sie dankbar dafür.

Das erste Mal tötete sie mit zweiundzwanzig, als ein Drogendealer ihr das Leben nehmen wollte und nicht bedachte, dass es dazu zwei braucht.

Ein Jahr später war sie bei der Lösegeldübergabe auf den Moment vorbereitet, in dem die Tasche mit den Zeitungsschnipseln geöffnet wurde, aber nicht auf den Zwei-Zoll-Revolver, den der Entführer des kleinen Jungen in einem Wadenholster hatte. Die nächsten Monate konnte sie nur mit Licht schlafen.

Er war nicht der Letzte.

Sie wird sich für alle Zeit an jeden erinnern.

In Moskau fand sie der Killer, der sie von Ilja Iwanowitsch Nikulin grüßen sollte. Er spielte in der Tiefgarage des Hotels Aralsk Katz und Maus mit ihr, bis sie die Katze war und er die Maus und sie ihn fiepen hörte. Sein Bauchschuss kümmerte sie nicht. Aber noch heute starrt die junge Hotelangestellte sie an, die ein Querschläger aus ihrer Browning ins Herz getroffen hatte, sieht sie die Augen der Frau, deren Hand sie hielt, so lange es dauerte.

Über dem Waschbecken des luxuriösen Badezimmers pinselt sie Lauf und Verschluss sorgsam mit Waffenöl ein und denkt daran, dass sie ihre Pistole ein einziges Mal nicht gereinigt hat.

Neapel. Die Gasse bei der Basilica di Santa Chiara, wo der Capo des Mazzarella-Clans wartete, mit dem sie über den Scheinankauf von zehn Millionen Euro Falschgeld verhandelt hatten. Als das hingerotzte Wort »Puttana« ihr verriet, dass sie enttarnt war, spielte es keine Rolle, wie schnell sie war.

Sie drückte ab, aber der Schuss löste sich nicht.

Am Vortag hatten Niko und sie für einige Stunden nach Berlin zurückfliegen müssen. Der Innenstaatssekretär verlangte, persönlich über den Stand der Dinge informiert zu werden; ein Schildkrötenmensch, der nie verstehen würde, was der Unterschied zwischen einer Aktennotiz und dem Kaliber .357 Magnum ist. Hinterher reagierte sie sich im Schießkino ab, dreihundertfünfzig Patronen, musste in aller Eile zum Flughafen, wieder nach Neapel zu ihrem Treffen mit dem Capo, wo die Browning wegen der Kondensate, der Verbrennungsgase und Pulverrückstände eine Ladehemmung hatte.

Das wird ihr für immer eine Lehre sein.

Der Lauf seiner Luger saß auf ihrer Nasenwurzel. Verwundert wurde sie gewahr, dass sie keine Angst hatte. Sie dachte nur, dass die Zahnlücke des Capos, die er wölfisch entblößte, das Letzte war, was sie in ihrem Leben sehen würde.

Doch er fiel vor ihre Füße ohne einen Laut.

Niko.

Ein Kopfschuss aus hundert Metern mit einem Colt.

So was kann man nicht lernen.

Sie schrubbt alle Teile der Waffe mit einer Kinderzahnbürste ab, achtet darauf, dass sie keine Ritze auslässt, sieht zufrieden, dass das Öl tiefschwarz wird; nur dann ist es richtig. Sie schiebt die Zahnbürste in den Lauf und reinigt ihn von innen. Es ist ihr bewusst, wie gern sie den Stahl anfasst, der unzerstörbar ist und dabei weich und warm.

So war es, seit ihr Vater sie als zwölfjähriges Mädchen zum ersten Mal in den alten Steinbruch mitgenommen hatte. Er lehrte sie alles übers Schießen, was ein Polizist seiner Tochter weitergeben kann.

Ihre erste eigene Waffe bekam sie an ihrem achtzehnten Geburtstag. Eine gebrauchte, aber gepflegte Starfire 9 mm, die nur vierhundert Gramm wog und sich in ihre Hand schmiegte. Sie liebte diese Pistole, ein Tausendschönchen.

Jetzt reibt sie den Stahl ab und schnuppert daran.

Genießt den Geruch. Nussig. Süß. Rein.

Vier Sekunden, um die Browning wieder zusammenzusetzen.

Das satte Schmatzen, mit dem der Schlitten einrastet, ist der beste Betablocker.

Aber nicht heute.

Jenny Aaron geht ins Schlafzimmer der Suite. Niko Kvist liegt auf dem Bett. Er studiert zum dritten Mal das Dossier. Aaron muss das nicht. Ihr Gedächtnis ist eine Hochleistungssoftware; sie brauchte nur fünf Minuten, um alles abzuspeichern:

Im Februar 1912 malte Marc Chagall in Paris »Die Traumtänzer«; zwei Liebende, engumschlungen auf einem schwindelerregend hohen Seil zwischen den Türmen von Notre Dame. Er mochte das Bild so sehr, dass er es behielt. Als er kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges in seine russische Heimat zurückkehrte, schenkte er es seiner Muse und späteren Frau Bella.

Anfang der Zwanzigerjahre nahmen sie es mit nach Berlin, wo es in ihrem Schlafzimmer hing und Bella verzückte. Doch als Chagall ihr eine Affäre beichtete, verkaufte sie »Die Traumtänzer« einem jüdischen Galeristen, um ihren Mann zu strafen.

Vier Jahre nach ihrer Machtergreifung ließen die Nazis alle Werke Chagalls, deren sie habhaft wurden, konfiszieren und verspotteten sie im Münchner Haus der Kunst als »entartet«. Anschließend sollten die Ausstellungsstücke in Luzern verscherbelt werden. Aber der Nachtwächter des Museums, einsam seit dem frühen Tod seiner Frau, hatte sich in »Die Traumtänzer« verliebt und betrachtete sie in vielen Stunden. Er war kein mutiger Mann. Dennoch war ihm der Gedanke, das Bild nie mehr anschauen zu können, so unerträglich, dass er es vor dem Abtransport verschwinden ließ und sich erfolgreich dumm stellte. Bis zum Kriegsende versteckte er es auf seinem Dachboden. Danach hing es in seinem Wohnzimmer gegenüber einer Schrankwand im Gelsenkirchener Barock.

Als er hochbetagt gestorben war, ließen seine Kinder das Gemälde schätzen. Natürlich durften sie »Die Traumtänzer« nicht behalten. Sie fielen der wohlhabenden Enkelin des Galeristen zu, der sie von Bella Chagall erworben hatte. Sie wusste, was ihrem Großvater dieses Bild bedeutet hatte, und wollte sein Andenken in Ehren halten; darum überließ sie es der Berliner Nationalgalerie als Dauerleihgabe.

Dort wurde es gestohlen. Mitten am Tag aus dem Rahmen geschnitten. Kaltblütig. Präzise. Spurlos.

Zwei Jahre: nichts.

Anfang November erhielt Niko den Tipp eines Informanten: Ein Mann namens Egger habe den Chagall. Niko benötigte drei Wochen, um in Brügge den Kontakt herzustellen.

Seine Legende: Investmentbanker, kunstverrückt.

Egger wollte drei Millionen Pfund Sterling. In Barcelona.

Deshalb sind sie hier. Zwei Verdeckte Ermittler mit einer Tasche voll Geld.

Aarons Legende: die Expertin, die das Bild begutachten soll.

Niko steht auf. Er legt den Arm um Aaron und streicht zärtlich über ihre Wange. Er riecht gut. Sie sind seit einem Jahr zusammen. In der Abteilung darf keiner davon wissen, sonst wäre es ihnen verboten, gemeinsam zu arbeiten. Sie können gut mit Geheimnissen. Aber sie haben so wenig Zeit füreinander. Dreimal war Niko in diesem Jahr auf Einsätzen, die es ihm nicht erlaubten, nach Berlin zurückzukehren. Und Aaron zweimal. Warschau, Helsinki. In den vierzehn Tagen Urlaub kamen sie in Marrakesch aus dem kleinen Riad am Djemaa el Fna kaum heraus. Sie waren Traumtänzer in der Gluthitze der Tage und der Kälte der Nächte. Eisig drängte der Wind vom Atlas in die Gassen. Es war ihnen ebenso egal wie Essen und Trinken.

Barcelona ist nach Neapel erst ihr zweiter gemeinsamer Auftrag. Aber damals in Neapel schlichen sie noch umeinander herum wie zwei Katzen, die sich einen Milchtopf teilen. Sie weiß jetzt: Es macht einen Unterschied, ob man mit dem Mann, den man liebt, im Urlaub schläft oder vor einem Einsatz. Warum ist sie so verkrampft? Sie versteht es nicht. Barcelona ist Routine, sie hat schwierigere Missionen ausgeführt. Und doch konnte sie letzte Nacht nicht schlafen, war beherrscht von einem Zittern, während Niko neben ihr atmete wie ein Kind.

Einsam suchte sie nach der Zahl hinter diesem Zittern.

Jeder Zahl von eins bis zehn hat sie ein Gefühl zugeordnet. Die Eins steht für die Lust; zwei bedeutet Dankbarkeit; vier ist die perfekte Kontrolle; fünf sagt Verachtung; sechs Mitleid; sieben, etwas nicht erwarten zu können; acht meint den Stolz; neun heißt fast glücklich sein. Die Zehn ist das Adrenalin.

An die Zahl Drei versucht sie nie zu denken.

Es wird Zeit.

Sie legt die Browning zu Nikos Colt in den Zimmersafe. Wo sie hingehen, können sie keine Waffen mitnehmen.

Die Fahrstuhltür schließt sich. Drei Stockwerke. Aaron verlagert ihr Gewicht von einer Seite auf die andere und wieder zurück, dehnt ihren Nacken, schiebt die Schulterblätter zusammen, lässt sie kreisen, dreht die Arme, spreizt die Zehen in den Ballerinas, lockert sich, um Körperspannung aufzubauen.

Ohne dass es ihr bewusst ist, fasst sie an die Narbe auf ihrem linken Schlüsselbein. Nicht ihre einzige. Aber die Eine.

Niko sagt: »Ich kenne ein tolles Restaurant am Park Güell. Wie wär’s, wenn wir einen Tag dranhängen und morgen feiern?«

»Andermal.« Nicht ums Verrecken bleibt sie länger hier.

In der Lobby sitzt ein Junge neben seiner Mutter. Er hat ein uraltes Gesicht, Augen wie Steine, auf denen Meersalz trocknet. Er liest einen Comic. Daredevil, der blinde Rächer. Aaron spürt den Blick des Jungen im Rücken. Sie schaut zurück. Seine Mutter ist aufgestanden und will ihn zum Fahrstuhl ziehen,...

Erscheint lt. Verlag 7.3.2016
Reihe/Serie Jenny Aaron
Jenny Aaron
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
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ISBN-10 3-518-74492-5 / 3518744925
ISBN-13 978-3-518-74492-5 / 9783518744925
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