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Leberkäsjunkie (eBook)

Spiegel-Bestseller
Der siebte Fall für den Eberhofer - Ein Provinzkrimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 2. Auflage
320 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42816-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Leberkäsjunkie -  Rita Falk
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Schluss mit Fleischpflanzerln von der Oma: Die Cholesterinwerte vom Eberhofer sind so hoch wie die Laune im Keller. Dazu macht die Susi ihm Stress mit dem Sprössling: knallhart durchorganisierte Besuchszeiten, da kennt sie kein Pardon. Und dann noch dieser grausame Mord an einer Frau in der Pension von der Mooshammer Liesl. Warum wollte man sie so brutal aus dem Weg schaffen? Als ausgerechnet der angolanische Fußballspieler Buengo vom FC Rot-Weiß Niederkaltenkirchen unter Mordverdacht gerät, nimmt der Eberhofer die Ermittlungen auf.

Rita Falk wurde 1964 in Oberammergau geboren. Ihrer bayrischen Heimat ist sie bis heute treu geblieben. Mit ihren Provinzkrimis um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer und ihren Romanen >Hannes< und >Funkenflieger< hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben - weit über die Grenzen Bayerns hinaus.  
Spiegel-Bestseller

Rita Falk wurde 1964 in Oberammergau geboren. Ihrer bayrischen Heimat ist sie bis heute treu geblieben. Mit ihren Provinzkrimis um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer und ihren Romanen ›Hannes‹ und ›Funkenflieger‹ hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben – weit über die Grenzen Bayerns hinaus.  

Kapitel 1


»Bei der Mooshammerin brennt’s, Bub«, schreit mich die Oma vom Türrahmen her an, dass ich beinah vom Kanapee flieg. »Jetzt komm schon, steh auf und zieh dir was an!«

»Ich bin bei der Polizei, Oma, das weißt doch, und nicht bei der Feuerwehr. Außerdem ist München jetzt mein Revier und nicht Niederkaltenkirchen«, schrei ich aus meinen Federn her zurück und fuchtle dabei auch noch mit Händen und Füßen, weil die Ohren von der Oma seit geraumer Zeit eher dekorative Zwecke erfüllen als funktionale. Ich schau auf den Wecker, es ist Viertel nach zwei. Der Ludwig liegt vor mir am Boden und blickt von der Oma zu mir und wieder zurück, gähnt einmal tief durch, dreht sich ab und schläft seelenruhig weiter. Hund müsste man sein.

»Bei der Mooshammerin brennt’s, Franz«, brummt jetzt auch noch der Papa, grad wie er zur Türe reinschlurft.

»Und was, bitte schön, soll ich da machen? Drüberpieseln, oder was?«, frag ich ehrlich genervt und setze mich auf. »Herrschaftszeiten, bin ich denn hier für alles verantwortlich!?«

»Ja, hinfahren vielleicht, immerhin bist ja bei der Polizei«, sagt er weiter und krault dem Ludwig übern Schädel.

»Du sagst es, bei der Polizei und nicht bei der Feuerwehr. Vielleicht rufst einfach mal bei denen an, was meinst?«

»Die sind schon vor Ort.«

»Dann ist ja alles paletti, oder? Und jetzt raus hier, ich muss in drei Stunden zum Dienst«, knurr ich noch so, leg mich wieder nieder und zieh mir die Decke übern Kopf. Die zwei verziehen sich nörgelnd, und dann kehrt endlich wieder Ruhe ein. Aus der Ferne kann ich durchs Fenster hindurch das Blaulicht erkennen. Das ist schön, irgendwie beruhigend, wie es so leuchtet und kreist, und schon schlaf ich wieder ein. Allerdings wohl nur ein paar Atemzüge lang. Weil dann läutet mein Telefon. Es ist zum Verrücktwerden in diesem Kaff hier, es geht praktisch zu wie am Stachus. Der Ludwig sendet mir vorwurfsvolle Blicke. Ich schau ihn kurz an und zuck mit den Schultern.

»Hm?«, grunze ich in den Hörer.

»Eberhofer«, kann ich unseren werten Herrn Bürgermeister sofort eindeutig erkennen. »Sie müssen umgehend kommen, bei der Mooshammerin brennt’s!«

»Seid ihr jetzt allesamt komplett narrisch, oder was? Für Brände bin ich nicht zuständig, zefix! Rufen S’ mich an, wenn irgendwo eingebrochen wird. Bei einem Verkehrsunfall, Raubüberfall, einer Geiselnahme oder Vergewaltigung meinetwegen. Im Idealfall bei einem glasklaren Mord! Aber nicht, wenn’s bloß irgendwo brennt, verstanden? Ausnahmefälle sind einzig und allein die Metzgerei Simmerl und das Wirtshaus vom Wolfi. Ende der Durchsage!«

Dann häng ich ein.

Mein sehnlichster Wunsch auf eine kurze Privataudienz mit dem Sandmännchen bleibt leider unerhört, einfach weil beim erneuten Anruf des Bürgermeisters die Welt gleich ganz anders ausschaut. Gut, sagt er nämlich, mit einem glasklaren Mord kann er vielleicht nicht direkt dienen, zumindest nicht hundertprozentig. Es könnte sich auch durchaus nur um einen Unfall handeln. Eine Leich allerdings, die hätte er schon im Angebot. Genauer gesagt eine Brandleich. Und zwar exakt bei diesem depperten Feuer im Haus von der Mooshammer Liesl. Sie selber, sagt er weiter, scheidet als Opfer allerdings Gott sei Dank aus. Weil sie derzeit nämlich grad für ein paar Tage in Bad Wörishofen zum Wellnessen verweilt. Deshalb kann es eigentlich nur einer von ihren Untermietern sein. Na bravo!

Was mich jetzt erwartet, weiß ich leider genau. Und schön ist es nicht, das kannst du mir glauben. Immerhin gehören Brandleichen garantiert mit zu den unerfreulichsten Fällen, die wo es überhaupt gibt. Außer Wasserleichen vielleicht, die schon ein Weilchen so vor sich hingelümmelt haben. Das ist dann auch nicht lustig, keine Frage. Bei Brandleichen aber ist es eben neben den optischen Zuständen auch noch dieser Geruch, der mich schier wahnsinnig macht. Wobei es da jedoch freilich drauf ankommt, wie lange der Körper schon den Flammen ausgesetzt war. Im Härtefall aber, da riecht es nach Schweinebraten. Ja, im Ernst. Es riecht exakt wie der hammermäßige Schweinebraten von der Oma. Optisch aber natürlich keinerlei Ähnlichkeit. Nullkommanull. Und das ist dann echt gruselig. Da duftet es weit und breit nach dem besten Essen diesseits und jenseits der Isar, und vor dir liegt ein verkohlter Leichnam. Gruselig, wirklich!

»Ja, wo bleiben S’ denn, Eberhofer? Und wie schaun S’ denn eigentlich aus?«, begrüßt mich der Bürgermeister, kaum dass ich aus dem Streifenwagen gestiegen bin, und beginnt auch gleich, an meinem Bandana zu zupfen, das ich mir vorsorglich um Nase und Mund gebunden habe. »Machen S’ jetzt einen auf Cowboy, oder was, hähä?«

»Finger weg«, sag ich und deute mit dem Kinn rüber aufs Haus. »Ist der Tote da noch drinnen?«

Ein paar Feuerwehrler sind grade im Schein ihrer Stirnlampen ganz eifrig damit beschäftigt, ihre Siebensachen im Vorgarten zu ordnen, und grüßen mich der Reihe nach freundlich. Und trotz meiner ganzen Mumifizierung dringt der Schweinebratenduft langsam, aber sicher bis in meinen Riechkolben vor.

»Die Tote«, verbessert mich der Bürgermeister und tupft sich mit einem Taschentuch über die Stirn. »Es handelt sich um eine Frau, hat der Brunnermeier gesagt.«

Und wie auf Kommando tritt der Doktor Brunnermeier just in diesem Moment durch die Haustür hindurch und eilt gleich prompt auf uns zu.

»Sie sehen ja vielleicht dämlich aus, Eberhofer. Aber ja, das ist korrekt, Leiche weiblich, mittleres Alter, Hautfarbe weiß, äh, ja, also jedenfalls vorher. Sie liegt oben im ersten Stock, genau vor der Badezimmertür, also praktisch im Flur. Alles andere erfahren Sie von den Kollegen in der Pathologie. Also, Herrschaften, ich muss jetzt leider schon los, mir pressiert’s. Hab nämlich ein wichtiges Schachspiel heute Vormittag und muss mich davor noch ein bisschen aufs Ohr hauen«, lässt er uns im Vorbeieilen noch kurz wissen, hockt sich dann ins Auto und schon düst er davon. Er muss sich aufs Ohr hauen, weil er ein wichtiges Schachspiel hat! Aber gut, dazu muss man vielleicht wissen, der Brunnermeier, der ist ja eigentlich schon a.D. Will heißen, ist nicht mehr der Jüngste und hat sich mittlerweile auf sein Altenteil zurückgezogen. Und drum gibt er den Dorfarzt nur noch in Notfällen ab, so wie halt jetzt. Einen Nachfolger hat er leider nicht. Da will wohl keiner raus zu uns. Vermutlich gibt’s einfach nicht genug Privatpatienten hier bei uns auf dem Land draußen. Aber wurst. Meine Aufgabe ist es jetzt jedenfalls, erst mal nach der Leiche zu sehen, auch wenn’s hundertmal nach Schweinebraten riecht. Also geh ich ins Haus und prompt rauf in den ersten Stock und achte bei jedem einzelnen Schritt darauf, nicht zu tief einzuatmen. Oben angekommen, kann ich die Frau sofort sehen, und ganz offensichtlich liegt sie auf dem Bauch. Und sie muss wohl längere Zeit den Flammen ausgesetzt gewesen sein, jedenfalls hat sie bereits die berühmt-berüchtigte Fechterstellung eingenommen. Das bedeutet, dass sich all ihre Gliedmaßen durch den enormen Wasserverlust irgendwie zusammenziehen, was freilich irgendwie grotesk und auch ziemlich unheimlich ausschaut. Und nachdem ich die Geschichte von vorn und hinten und allen Seiten her ausgepeilt hab, mach ich nur noch schnell ein paar Fotos, und dann will ich nix wie weg hier.

»Glücklicherweise ist ja das Opfer nicht unser Dings. Also unser Bengo sozusagen!«, sagt der Bürgermeister, gleich wie ich wieder bei ihm im Garten aufschlag. Dazu muss man wohl wissen, dass der »Bengo« ja auch bei der Mooshammerin wohnt.

»Unser wer?«, frag ich, weil ich grad nicht recht weiß, von wem er eigentlich spricht.

»Mei, Eberhofer, unser Bengo halt. Das wissen S’ doch noch, oder? Unser Fußballgott Rot-Weiß-Niederkaltenkirchen. Unser Lokalmatador mit Maximalpigmentierung. DER Fuß Gottes …«, sagt er zunächst ganz versonnen und zeigt schließlich rüber zur Haustür. Dort schau ich dann auch gleich mal hin, kann aber gar nichts erkennen. Doch wenigstens fällt bei mir jetzt der Groschen.

»Ach, Sie meinen den Buengo.«

»Ja, sag ich doch. Der Bengo! Der hat den Brand übrigens auch gemeldet, gell, Bengo? Geh, komm doch einmal her zu uns. Der Herr Polizist hat vielleicht ein paar Fragen an dich«, ruft er, und zwar wieder in die Richtung vom Haus, und so kneif ich mal meine Augen zusammen. Und tatsächlich, dort neben der Türe kann ich unseren maximalpigmentierten Fußballgott dann auch wirklich erkennen, wenn auch nicht besonders deutlich. Er lehnt da praktisch in der Dunkelheit an dieser rußigen Hauswand und ist offensichtlich auch noch in eine ziemlich dunkle Decke gehüllt. Wie soll man den dann noch sehen? Aber nachdem er nun kurz zu uns hergeschaut hat, kommt er auch schon angetrippelt.

»Du, Bengo, jetzt tust dem Franz einmal schön erzählen, was so alles passiert ist heut Nacht, gell«, sagt der Bürgermeister und hat dabei einen Tonfall drauf, als würde er mit einem geistig Umnachteten reden. »Und danach tust schön …«

»Ja, ja«, muss ich hier aber gleich unterbrechen, lege meinen Arm um den leicht verwirrten Buengo, begleite ihn dann zu meinem Wagen und öffne die Beifahrertüre. »Der Buengo tut jetzt dem Franz alles schön erzählen und der Herr Bürgermeister tut in sein Büro reinfahren und tut Niederkaltenkirchen schön regieren, gell. Servus, miteinander«, sag ich noch so, und schon brausen wir los.

Viel zu erzählen hat er dann aber gar nicht, unser Buengo. Er war abends im Training wie immer und hinterher noch im Vereinsheim Rot-Weiß, ebenfalls wie immer. Also quasi am Stammtisch und hat mit ein paar Mannschaftskollegen...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2016
Reihe/Serie Franz Eberhofer
Franz Eberhofer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 7. Fall • bayerische Küche • Bayern • Bayernkrimi • Bestseller • Brandanschlag • Brandleiche • Cholesterin • Deutschsprachige Krimis • Diät • Ed Herzog • Franz Eberhofer • Heimatkrimi • Humor • Krimiparodie • Krimis Deutschland • Kultkrimi • Niederbayern • Niederkaltenkirchen • Oma Eberhofer • Provinzkrimi • Rassismus • Regiokrimi • regiokrimi bayern • Regionalkrimi • Rezepte Bayern • Rudi Birkenberger • Sebastian Bezzel • siebter Fall • Simon Schwarz • Susi • Verfilmte Bücher
ISBN-10 3-423-42816-3 / 3423428163
ISBN-13 978-3-423-42816-3 / 9783423428163
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