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Cahiers / Hefte (eBook)

Die vollständige Pléiade-Edition
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
3968 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403486-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Cahiers / Hefte -  Paul Valéry
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Eines der größten Gedankenexperimente des 20. Jahrhunderts - zum ersten Mal gesammelt in einem E-Book! Zu Lebzeiten galt Paul Valéry als größter französischer Lyriker seiner Zeit. Sein eigentliches Hauptwerk sind aber die postum veröffentlichten ?Cahiers?. Fast täglich und über ein halbes Jahrhundert lang begann er jeden Morgen damit, dass er sich in seine »Denkhefte« Notizen, Beobachtungen und Einfälle notierte. Sie sind ein einzigartiges Denklaboratorium des modernen Menschen und nicht nur ein Paradebeispiel lebensphilosophischer Selbsttherapie, sondern eine Antwort auf die große Frage: »Was kann ein Mensch?« In der E-Book-Edition liegt die gefeierte deutsche Edition der ?Cahiers? wieder geschlossen vor, zum ersten Mal mit Volltextsuche!

Paul Valéry, geboren am 30. Oktober 1871 in Sète, Languedoc-Roussillon, starb am 20. Juli 1945 in Paris. Er war ein französischer Lyriker, Philosoph und Essayist. Seine Gedichtsammlung ?Charme? wurde 1925 von Rainer Maria Rilke ins Deutsche übertragen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören, neben den ?Cahiers?, ?Monsieur Teste? und ?Mein Faust?.

Paul Valéry, geboren am 30. Oktober 1871 in Sète, Languedoc-Roussillon, starb am 20. Juli 1945 in Paris. Er war ein französischer Lyriker, Philosoph und Essayist. Seine Gedichtsammlung ›Charme‹ wurde 1925 von Rainer Maria Rilke ins Deutsche übertragen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören, neben den ›Cahiers‹, ›Monsieur Teste‹ und ›Mein Faust‹.

DIE HEFTE


Federzeichnung Paul Valérys von seinem Schreibtisch,

im Besitz von Herrn und Frau Julien Cain

Der Text über der Zeichnung lautet:

»Passe dans mes regards sans briser leur absence.« –

»Geht durch meinen Blick hindurch, ohne seine Abwesenheit zu brechen.

*

Hier soll keiner von mir betört werden.

(18971899. Tabulae meae Tentationum – Codex Quartus, I, 180.)

*

Selbsterörterung ohne Ende. (Ebenda, I, 229.)

*

Wenn je dies Suchen hier an die Öffentlichkeit soll, dann noch am ehesten in der Form: ich habe dies gemacht und das. Einen Roman, wenn man will, und wenn man will, auch eine Theorie.

Die Theorie von einem selbst. (Ebenda, I, 276.)

*

» … Diese Arbeiten präsentiere ich als – einen Versuch, und diesen Versuch als das Zeichen der Verwunderung, die mich überkam, als ich feststellte, daß man ihn niemals zuvor unternommen hatte.« (1898. Ohne Titel, I, 369.)

*

Um dieses Unternehmen zu verstehen, müßt ihr alle literarische Gewohnheit abstreifen – selbst die schlichte Logik –

jede Seite – da fängt etwas an, das mit der vorhergehenden nur durch das Ziel verbunden ist – Und es ist dennoch ein einziger durchgehender Satz, worin ein anderer, ein Hauptsatz steckt.

Kunstwerk aus den Fakten des Denkens selber.[1] (1899. Ohne Titel, I, 765.)

*

Wenn meine Arbeit nicht wertlos ist – dann ist sie sehr kostbar: und ich behalte sie für mich. Taugt sie nichts – hat sie für keinen irgendwelchen Wert, und ich behalte sie – für niemanden. (19001901. Ohne Titel, II, 163.)

*

Wie ein vernunftbegabtes Tier – sein Geist läuft – malmt – im Kreise wie ein starkes Tier. (1900 – 1901. Ohne Titel, II, 191.)

*

Ich empfinde all dies, was ich hier niederschreibe – diese Beobachtungen, diese Annäherungen, als einen Versuch, einen Text zu lesen, und dieser Text enthält eine Menge klarer Fragmente. Das Ganze ist schwarz. (1902. Ohne Titel, II, 479.)

*

Versuche, Skizzen, Studien, Entwürfe, Kladden, Übungen, Vortasten. (19031905. Ohne Titel, III, 339.)

*

Was immer in diesen meinen Heften steht, hat das Charakteristikum, niemals endgültig sein zu wollen. (1905. Ohne Titel, III, 599.)

*

Oft schreibe ich hier einen absurden Satz hin anstelle eines Blitzes, der sich nicht hat greifen lassen oder der – gar kein Blitz war. (Ebenda, III, 665.)

*

Ich spreche wie … eine Kladde mitsamt dem von mir immer wieder Durchgestrichenen, Darübergeschriebenen, Verworfenen, und bisweilen tritt eine sehr deutliche Linie, ein wesentliches Wort hervor. (19051906. Ohne Titel, III, 750.)

*

Waren mehrere Anläufe fruchtlos, gib nicht auf, insistiere aber auch nicht. Lagere das Problem lieber in den Kellern deines Geistes, wo es heranreift. Wandelt euch beide. (Ebenda, III, 779.)

*

In diesen Heften halte ich nicht »Meinungen« von mir fest, ich schreibe Bildungen in mir auf. Es ist nicht so, daß ich zu dem gelange, was ich schreibe, darauf komme, sondern ich schreibe, was dahin führt – wohin eigentlich? Ich notiere Figuren, die sich von selbst bilden, denen ich manchmal nachgehe – die ich auch nicht deutlicher, harmonischer, genauer finde als andere. Ich höre auf, bevor ich schreibe, daß sie nichts bedeuten, daß ich das Gegenteil sagen werde. Das lohnt gar nicht, denn ich weiß ja, welchen Wert sie für mich haben. (19151916. A, V, 753.)

*

Was in den Sinn kommt, wird erst dann wahrhaft »mein Gedanke«, meine Ansicht – mein Projekt –, wenn es kontrolliert, akzeptiert, zumindest vorläufig aufgenommen worden und zur Entfaltung vorgesehen ist, oder zur Aufbewahrung oder auch zur Anwendung – –

Somit ist das, was ich hier aufschreibe, oft nicht als »mein Gedanke« aufgeschrieben, sondern als möglicher Gedanke, der meiner werden kann oder nicht werden kann und also ausgeschieden wird.

Was sich bei einem Autor kritisieren läßt, ist nur der Richter über solche Eingänge. (1917. E, VI, 563.)

*

Ich vermerke hier die Gedanken, die mir kommen. Aber es ist nicht so, daß ich sie akzeptiere. Das ist ihr Rohzustand. Noch schlaftrunken. (1921, N, VII, 842.)

*

Ich beobachte an diesen Heften, daß mein Denken sich besonders in Transformationen gefällt, die denen der Analyse ähneln und die aus einer spontanen Analogietätigkeit hervorgehen […] (1922. S, VIII, 676.)

*

Es gibt Tage für Gesamtheiten und Tage für Einzelheiten. (192223. V, IX, 75.)

*

Das Problem, vor das ich mich immer dringender gestellt sehe, ist, wie ich meine Gedanken in eine Ordnung bringen kann, allerdings nicht in eine äußerliche, sondern in eine organische und nützliche Ordnung. (1924. E. Faire sans croire, X, 352.)

*

»Ich baue darauf, daß auf dem hier aufgezeichneten Weg bessere Köpfe als der meinige leidlich neue Dinge finden werden.« (1925. η. Jamais en paix!, X, 552.)

*

Ich habe bisweilen einige winzige Bruchstücke dessen gefunden, was ich eigentlich wollte. (Ebenda, X, 608.)

*

Meine Philosophie – ich werde mich wohl dazu entschließen müssen, die Hefte nach Gebieten und nach Themen anzulegen. (1925. θ. Comme moi, X, 776.)

*

Freude – Erregung, um 5 Uhr aufspringen und sich sogleich darauf werfen, eine Menge Gedanken gleichsam simultan niederzuschreibenA,

mit dem Gefühl extremer innerer Geschwindigkeit, die über die ganze verborgene Ausdehnung des geistig-seelischen Feldes hin (das dadurch überhaupt erst freigelegt wird) Verbindungen aufscheinen läßt

(denn in jedermann gibt es solch ein verborgenes Reich)

und die Sprache, selbst die innere, nicht schnell genug, um zu folgen und der Seele mitzuteilen, was sie andrerseits doch schon berührt (das ist das Flimmern des Meeres unter der Sonne –)

identifizierend,

sich spiegelnd, bei jedem Auftreffen eine bestimmte Menge von Dingen in sich beleuchtend, die wechselseitige Antworten der verschiedenen Ordnungen sind – empfindungshafte Antworten oder auch formelle, signifikative oder andere.[2] (1927. U, 27, XII, 207.)

A. [Anmerkungen, die mit Großbuchstaben gekennzeichnet sind, verweisen, wenn sie kursiviert sind, auf Besonderheiten der Eintragungen; wenn sie nicht kursiviert sind, auf Zusätze von Paul Valéry. D.Hrsg.] Ein Pfeil verweist auf die eine Seite vorher aufgezeichneten Gedanken.

*

Es ist eine Penelopearbeit, meine Arbeit in diesen Heften – denn es ist ein Heraustreten aus der gewöhnlichen Sprache und ein Wiederhineingleiten, ein Heraustreten aus der Sprache – im allgemeinen – das heißt dem – bloßen Vorübereilen, und ein Zurückkommen.

So wie die Sticknadel abwechselnd von beiden Seiten her die Webfläche durchsticht, so sticht auch der Geist hindurch und kommt wieder hervor und zeichnet und verknüpft mit seinem Faden die Welt, die die Gitterleinwand ist, der Kategorienkanevas. Er bildet dort Muster und Ansätze zu Mustern … Schmuckstickereien.

– Es gibt etwas in mir, dasA (19271928. X, XII, 606.)

A. Abgebrochener Satz.

*

Im Grunde – das hier (Hefte, Notizbücher), das ist ein Haufen Studien für some »philosophy« (whose name I dislike) – or a Misosophy, better – ein Haufen Entwürfe for an abstract scheme of the complexity of thoughts – in order to recall and possess in the shortest time a clearest sense of the manifold and possibilities involved in the appearance of person, single voiced, Ego – I and Me, that consciousness, at each moment it exists, imposes …[3] (1931. A’O’, XV, 72.)

*

Es ist jemand oder etwas in mir, der will nicht (schon 10 oder 20 Mal hat er verweigert) mit...

Erscheint lt. Verlag 25.5.2016
Übersetzer Bernhard Boeschenstein, Reinhard Huschke, Markus Jakob, Hartmut Köhler, Max Looser, Christine Mäder-Viragh, Jürgen Schmidt-Radefeldt, Corona Schmiele, Erika Tophoven-Schöningh, Karin Wais
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Essays / Feuilleton
Schlagworte Ästhetik • Denker • Eros • Gedankenexperiment • Gedichte • Geist • Geschichte • Kunst • Mathematik • Mensch • Natur • Philosophie • Politik • Selbst • Wissenschaft
ISBN-10 3-10-403486-9 / 3104034869
ISBN-13 978-3-10-403486-7 / 9783104034867
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