That Night - Schuldig für immer (eBook)
464 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-400680-2 (ISBN)
Chevy Stevens ist die einzige Kanadierin unter den internationalen Top-Thrillerautor:innen. Sie lebt in Nanaimo auf Vancouver Island mit seiner beeindruckenden Natur. Ihre eindrücklichen Thriller um Frauen, die ums Überleben kämpfen, stehen weltweit auf den Bestsellerlisten. Chevy Stevens ist auf einer Ranch aufgewachsen und liebt Wandern, Paddeln und Zelten mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihren Hunden.
Chevy Stevens ist die einzige Kanadierin unter den internationalen Top-Thrillerautor:innen. Sie lebt in Nanaimo auf Vancouver Island mit seiner beeindruckenden Natur. Ihre eindrücklichen Thriller um Frauen, die ums Überleben kämpfen, stehen weltweit auf den Bestsellerlisten. Chevy Stevens ist auf einer Ranch aufgewachsen und liebt Wandern, Paddeln und Zelten mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihren Hunden. Maria Poets übersetzt seit vielen Jahren Belletristik, darunter viele Spannungstitel, und zeichnet sich u.a. durch Dialogstärke und ihr Gespür für Ton und Tempo aus. Sie lebt als freie Übersetzerin und Lektorin in Norddeutschland.
liest sich zuerst wie ein Pubertätskrimi, entwickelt sich aber nach und nach zum Thriller, der bis in die tiefsten Abgründe des menschlichen Daseins dringt.
Fesselnd: ein aufregender Pageturner!
ungewöhnlich fesselnd
Ein Thriller wie ein Donnerschlag. Jedes Umblättern lässt einen nur noch schneller werden.
Stevens beherrscht das ›Du auf Tuchfühlung mit dem Grauen‹-Genre meisterlich.
Ein knackig geschriebener Thriller und ein ausgefeiltes psychologisches Drama mit lebensechten Dialogen.
Chevy Stevens hat mit ›That Night – Schuldig für immer‹ einen packenden Roman geschrieben, der irgendwo zwischen Krimi und Thriller anzusiedeln ist
2. Kapitel
Woodbridge Highschool, Campbell River Januar 1996
Ich schwänzte die letzte Stunde und traf mich mit Ryan auf dem Parkplatz hinter der Schule, wo das coole Partyvolk herumhing. Neben dem Café in der Arena war es der einzige Ort auf dem Schulhofgelände, an dem wir rauchen konnten. Den nächsten Anwohnern gefiel es nicht, aber sie machten uns selten Ärger, solange niemand seinen Motor aufheulen ließ oder den Ghettoblaster voll aufdrehte. Dann kämen die Cops vorbei, um zu überprüfen, ob wir tranken oder kifften – was irgendwer eigentlich immer machte, aber ich nicht, jedenfalls nicht in der Schule.
Die Woodbridge High war alt und hätte eine gründliche Renovierung dringend nötig gehabt. Die Mauern waren von einem verwaschenen Blau, zumindest dort, wo sie nicht von Graffiti bedeckt waren, die der Hausmeister ständig wegzumachen versuchte. Mehr als fünfhundert Jugendliche besuchten die Schule von der achten bis zur zwölften Klasse. In meinem Abschlussjahrgang waren über hundertzwanzig Schüler, von denen mir neunundneunzig Prozent schnurzegal waren.
Heute waren wir nur wenige, grüppchenweise standen wir um unsere Autos herum. Die Mädchen mit ihren langen Haaren und hochtoupierten Ponys trugen zu viel dunkles Make-up und die Lederjacken ihrer Freunde. Die Jungs mit ihren Kurt-Cobain-Frisuren und ihren Kapuzen hockten auf ihren Trucks und redeten über Vergaser und Hemi-Motoren. Die meisten von uns waren grungemäßig gekleidet mit Flanellhemden, zerrissenen Jeans, zerlumpten Pullovern, und alle trugen dunkle Farben.
Ryan lehnte an seinem Truck und unterhielt sich mit ein paar Freunden. Als er mich sah, lächelte er und gab mir seine Kippe. »Hey, Babe.«
Ich lächelte zurück und nahm einen Zug. »Hey.«
Seit letztem Juli war ich mit Ryan Walker zusammen, seit es in der Kiesgrube zwischen uns gefunkt hatte, dort, wo die Jungs am Wochenende immer mit ihren Geländewagen rumgurkten und Lagerfeuer machten. Er fuhr einen coolen Chevy-Truck, an dem er die ganze Zeit herumbastelte – das Einzige, worüber wir uns je stritten. Ich kannte ihn schon eine ganze Weile und hatte ihn schon immer süß gefunden mit dem braunen, zerzausten Haar und den dicken Brauen, den fast schwarzen Augen mit den langen Wimpern und einem umwerfenden Lächeln, bei dem sich nur die eine Hälfte vom Mund hob. Und dieser Blick, mit dem er einen unter dem Rand seiner Baseballkappe hervor ansah, war einfach supersexy. Ein paar Monate lang hatte er eine Freundin gehabt, eine blonde Tussi. Nachdem sie sich getrennt hatten, schien er sich für niemand anders zu interessieren, als würde er lieber sein eigenes Ding machen oder mit den Jungs abhängen. Er hatte den Ruf, ziemlich hart drauf zu sein, und das fand ich cool. Er prügelte sich nicht grundlos, aber wenn jemand den großen Macker raushängen ließ oder Mist über seinen Dad erzählte, der, seit Ryan klein war, immer wieder mal im Knast saß, machte er denjenigen fertig. Wenn er nicht mit mir zusammen war, verbrachte er seine Zeit meistens mit seinen Freunden, schraubte mit ihnen zusammen an den Trucks herum, angelte oder raste mit dem Geländemotorrad oder Quad durch die Gegend.
Sehr viel mehr gab es auch nicht zu tun. Campbell River ist ein kleiner Küstenort am Nordende der Insel, keine Ahnung mit wie vielen Einwohnern. Ich war dort aufgewachsen, aber Ryans Familie war erst vor zwei Jahren aus dem Norden von British Columbia hierhergezogen. In Campbell River arbeitete man entweder als Holzfäller, in der Papiermühle, den Minen oder auf einem Fischerboot. Ryan jobbte stundenweise in einem der Läden für Outdoorbedarf. Früher war ich dort manchmal hingegangen und hatte getan, als sähe ich mich um, wobei ich vor allem versuchte, seinen Blick einzufangen. Doch er war immer damit beschäftigt, Kunden zu bedienen, so dass ich es schließlich aufgab.
Eines Abends im letzten Sommer war ich mit Freunden zusammen in der Kiesgrube gewesen, wir hatten abgehangen und einen Joint geraucht, als Ryan zu uns kam und anfing, sich mit mir zu unterhalten. Er fragte mich, wie mein Sommer so sei. Ich versuchte, cool zu bleiben, als wäre das gar nichts Besonderes, aber mein Herz pochte wie verrückt. Er sagte: »Hast du Lust, ’ne Runde mitzufahren?« Wir rasten die Kiesabhänge hoch, der Matsch spritzte hinter uns hoch, der Motor war genauso laut wie die Musik – AC/DC, Back in Black. Ich lachte, fühlte mich lebendig und erregt. Er sagte: »Du bist echt total cool.« Später am Lagerfeuer nippten wir zusammen am Southern Comfort, sein Arm ruhte warm an meinem Rücken, während wir über unsere Familien sprachen, über meine ständigen Streitereien mit meiner Mutter und seine Probleme mit seinem Dad. Seit dem Abend waren wir zusammen.
Ich inhalierte den Rauch. Ryan lehnte an seinem Truck, beobachtete mich und lächelte sein träges Lächeln. Ein Auge war halb geschlossen, das Haar lugte unter der Baseballkappe hervor. Seine Freunde hatten sich verzogen. Es war die erste Januarwoche und kalt, aber er trug keine Jacke, nur einen dicken braunen Pullover, der seine Augen aussehen ließ wie dunkle Schokolade. Er schob die Finger in die vorderen Taschen meiner Jeans und zog mich näher heran, bis ich an ihm lehnte. Er trieb nicht oft Sport, aber er leistete viel körperliche Arbeit – sein Körper war fest, die Bauchmuskeln hart. Er war einen Meter achtzig groß, so dass ich mich strecken musste, um ihn zu küssen. Wir knutschten eine Weile, der rauchige, bittere Geschmack des Tabaks auf unseren Zungen vermischte sich, sein unrasiertes Kinn kratzte an meinem. Wir hörten auf, uns zu küssen, und ich legte mein Gesicht in seine warme Halsbeuge, roch seinen Körpergeruch, spürte einen Schmerz in meinem ganzen Körper und wünschte, es gäbe für immer nur uns beide, so wie jetzt.
»Kannst du heute Abend kommen?«, flüsterte er mir ins Ohr.
Ich lächelte an seiner Haut. »Vielleicht.«
Obwohl ich Ende Dezember achtzehn geworden war, musste ich unter der Woche abends pünktlich zu Hause sein. Am Wochenende waren meine Eltern nicht ganz so streng – ich musste nur anrufen, wo ich hinwollte, damit sie wussten, dass mit mir alles in Ordnung war, aber ich durfte nicht die ganze Nacht wegbleiben, es sei denn, ich schlief bei einer Freundin. Meine Mutter war echt ein harter Brocken und machte einen Riesenstress, wenn ich nur eine Minute zu spät kam. Ich versuchte, so viel Zeit wie möglich mit Ryan zu verbringen, wir fuhren durch die Gegend, trieben es in seinem Truck, seinem Keller und wo wir sonst noch allein sein konnten. Nachdem wir zwei Monate zusammen waren, hatten wir das volle Programm durchgezogen – er war der erste Junge, mit dem ich je geschlafen hatte. Sein Dad saß in der Kneipe, seine Mutter, eine Krankenschwester, arbeitete in der Spätschicht im Krankenhaus. Wir rauchten einen Joint, dann machten wir auf seinem Bett herum. Im Hintergrund lief leise Nirvana, süßer Kerzenduft vermischte sich mit dem des Marihuanas. Ich war aufgeregt, in meinem Kopf drehte sich alles vom Kiffen. Ich rieb meinen Körper an seinem, meine nackte Brust lag warm auf seiner. Die restliche Kleidung zogen wir ganz schüchtern unter der Decke aus. »Möchtest du, dass ich aufhöre?«, flüsterte er.
»Nein«, sagte ich und starrte bewundernd in sein Gesicht. Wie konnte ein Junge nur so schön und seine Art zu sprechen, seine Stimme, die weichen Lippen, dunklen Augen, einfach alles, nur so verdammt sexy sein? Und ich fühlte mich ebenfalls schön, als richtige Frau, so wie er mich ansah, als könnte er nicht glauben, dass ich da war, in seinem Bett. Ich war nervös und verlegen, doch dann übernahm einfach mein Körper das Kommando, drängte und zog und packte ihn. Er stöhnte mir in den Mund, und ich hielt den Atem an, um nicht vor Schmerz aufzuschreien. Unsere Blicke ließen einander nicht los. Ich spürte, wie er sich in mir bewegte, und wusste, dass er der einzige Junge war, mit dem ich zusammen sein wollte, mit dem ich das hier tun wollte.
Hinterher war er total lieb, fragte, ob es mir gutgehe, brachte mir ein Handtuch und ein Glas Wasser. Wir kuschelten uns aneinander, ich legte den Kopf auf seine Brust und zeichnete seine Rippen mit den Fingern nach. Der feine Schweißfilm glänzte im Kerzenlicht, ich küsste die Narbe an seiner Seite, die geblieben war, nachdem sein Dad ihn aus dem Truck gestoßen hatte. Schüchtern sagte er: »Ich liebe dich, Toni.«
Ich hörte Gelächter und schaute nach links. Shauna McKinney und ihre Mädels hockten auf der Heckklappe des Trucks von einem der Typen. Ich hasste es, wenn sie hier herumhingen. Kim, Rachel und Cathy waren nicht ganz so schlimm wie Shauna, aber zusammen waren sie ein Haufen fiese Zicken; die Sorte »Geht-mir-alles-wo-vorbei-und-du-vor-allem«-Zicken. Shauna mit ihrem langen, kastanienbraunen Haar und den großen blauen Augen war hübsch und beliebt, trieb viel Sport und hatte einen superathletischen Körper.
Sie schien immer das aktuellste technische Spielzeug und ständig neue Klamotten zu haben, und sie war die Erste in unserer Klasse, die ein anständiges Auto hatte, einen weißen Chevrolet-Sprint, den ihr Dad ihr gekauft hatte. Sie strotzte vor Selbstbewusstsein und hatte etwas an sich, als würde sie sich von niemandem einschüchtern lassen. Klug war sie auch noch und hatte richtig gute Noten, aber hinter dem Rücken der Lehrer zog sie über diese her, so dass die anderen Jugendlichen sie trotzdem total cool fanden.
Die meisten Mädchen in unserem Jahrgang hatten entweder Angst vor ihr oder wollten unbedingt ihre Freundin sein, was meiner Meinung nach auf dasselbe hinauslief. Rachel Banks war ihre treuste Anhängerin. Früher als kleines...
Erscheint lt. Verlag | 25.6.2015 |
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Reihe/Serie | Kanada-Thriller | Kanada-Thriller |
Übersetzer | Maria Poets |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Amerika • Angst • Charlotte Link • Claire Douglas • Erinnerung • Ermittlung • Familie • Freundin • Freundschaft • Gefängnis • Harlan Coben • Judith Merchant • Kanada • Kanada Thriller • karen dionne • Karin Slaughter • Kindheit • Krimi • Krimi Bestseller • louise penny • Mord • Mörderin • Nervenkitzel • Psychothriller • Rache • Romy Hausmann • Schule • Schwester • Spannung • Thriller • Thriller Bestseller • Tochter • Tod • Unschuldig • Vancouver • verurteilt • Verzweiflung |
ISBN-10 | 3-10-400680-6 / 3104006806 |
ISBN-13 | 978-3-10-400680-2 / 9783104006802 |
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