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Küss mich unterm Nordlicht (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015
cbt (Verlag)
978-3-641-15467-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Küss mich unterm Nordlicht - Joanna Wolfe
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Seit dem Tod ihrer Mutter betreibt die achtzehnjährige Jenny mit ihrem Vater eine Lodge in Alaska und hilft bei der Husky-Zucht. Sie will unbedingt in die Fußstapfen ihrer Mutter treten und an dem legendären Iditarod-Hundeschlittenrennen teilnehmen. Gemeinsam mit dem gleichaltrigen Mike, der in der Lodge zu Gast ist, unternimmt sie Touren durch Schnee und Eis, aber sie geraten in große Gefahr, als sie militanten Umweltschützern in die Quere kommen ...

Joanna Wolfe reiste mit einer Band durch die USA und Europa und schwärmt vom Hohen Norden, solange sie denken kann. Mit Wölfen verbindet sie eine »Seelenverwandtschaft«. Sie verbringt zahlreiche Monate des Jahres in Alaska und Kanada und lebt die restliche Zeit des Jahres in Chicago und Frankfurt am Main. Unter anderen Namen hat sich die weit gereiste Autorin bereits mit Spannungsromanen und gefühlvollen Liebesgeschichten einen Namen gemacht.

Jenny blieb verwundert auf den Kufen stehen, als sie den Schlitten vor der heimatlichen Lodge bremste. Die Huskys, die zu Hause geblieben waren, begrüßten sie jaulend. Sie beruhigte ihr Hundegespann und blickte nervös auf die offene Eingangstür. »Dad! Bist du zu Hause, Dad?«

Ihr Vater antwortete nicht. Das zweistöckige Blockhaus lag verlassen in der Dunkelheit, inmitten des leichten Schneegestöbers, das am frühen Nachmittag eingesetzt hatte. Es war bitterkalt, sogar für Alaska. Ungefähr zwanzig Grad unter null, schätzte sie. Aus dem Norden wehte ein frostiger Wind heran. Der Mond und die Sterne hatten sich hinter Wolken versteckt.

Seltsam, dachte sie, ihr Vater würde niemals die Eingangstür offen lassen, nicht einmal, um nach den Huskys zu sehen oder etwas aus dem Schuppen hinter dem Haus zu holen. Die Wärme im großen Wohnraum war viel zu kostbar, um sie von einer Windböe vertreiben zu lassen.

Irgendetwas hatte ihn überrascht oder erschreckt und ins Freie gelockt. »Dad!«, rief sie wieder.

Sie verankerte den Schlitten und näherte sich dem Haus. Nur zögernd betrat sie den Vorraum, immer darauf gefasst, einem Einbrecher oder wilden Tier zu begegnen. Es war niemand im Wohnraum, doch der Fernseher lief, und die Wetterfee von Channel 11 erzählte was von einer Kaltfront, die sich über der Alaska Range zusammenbraute. Als ob es nicht schon kalt genug wäre.

»Dad? Wo steckst du, Dad?«

Sie stieg über die offene Treppe in den ersten Stock hinauf und sah in allen Zimmern und den Bädern nach. Es war niemand im Haus. Die nächsten Gäste würden erst am Samstagmorgen eintreffen, ein Journalist mit seiner Familie.

Seit dem Tod ihrer Mutter betrieben ihr Vater und sie eine Guest Lodge. Sie hatte nach der Highschool sogar das College verschoben, um ihrem Vater helfen zu können. Seinen früheren Job als Hotelmanager hatte er aufgegeben.

Enttäuscht stieg sie ins Erdgeschoss hinab. Sie ging in sein Arbeitszimmer und sah, dass er noch vor einer halben Stunde eine Seite im Internet aufgeschlagen hatte. Der halbvolle Kaffeebecher neben seiner Tastatur war warm. Sie rief ihn auf seinem Handy an und hörte es in der Küche klingeln. Wie so oft hatte er sein Handy auf dem Frühstückstisch liegen lassen. »Dad! Sag doch was!«, rief sie, obwohl sie längst wusste, dass er nicht zu Hause war.

Sie warf einen Holzscheit ins Feuer und kehrte nach draußen zurück. Erst jetzt bemerkte sie, dass eines der Snowmobile fehlte. »Oh Dad! Nicht schon wieder!«, seufzte sie.

Sie glaubte zu wissen, warum ihr Vater das Haus verlassen hatte und wohin er mit dem Snowmobil gefahren war. »Das bringt doch nichts, Dad! So holst du Mom auch nicht zurück. Sie ist … sie ist tot!«

Mit Tränen in den Augen stieg sie auf den Schlitten. »Wir müssen noch mal los, Ruby!«, rief sie ihrem Leithund zu. »Wir müssen Dad suchen. Er ist mit dem Snowmobil weggefahren. Euer Fressen bekommt ihr später, okay?«

Die Hunde ließen sich nicht zweimal bitten. Wie alle Huskys rannten sie für ihr Leben gern und konnten sich nichts Schöneres vorstellen, als bei klirrender Kälte durch die verschneite Wildnis zu laufen. Auch ohne ihr »Vorwärts! Go! Go!« wären sie wohl auf den Trail gestürmt. Sie folgte den Snowmobil-Spuren, die im Flockenwirbel allerdings kaum zu sehen waren, in den Wald und weiter nach Nordwesten. Ein alter Trail, der während des Goldrauschs vor über hundert Jahren in die White Mountains geführt hatte.

Sie nahm an, dass ihr Vater auf eine versteckte Lichtung am Chatanika River zuhielt. Das Steilufer des romantisch gelegenen Flusses war einer seiner Lieblingsplätze. Er glaubte, dort am besten nachdenken zu können. Auch während eines gemeinsamen Ausflugs hatte er dort angehalten und sehnsuchtsvoll gen Himmel geblickt.

Ihre Mutter war vor dreieinhalb Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und obwohl weder ihr Vater noch sie dabei gewesen waren, gab er sich noch immer die Schuld daran. Weder Jenny noch die Selbsthilfegruppe, zu der er jeden Donnerstag ging, hatten ihn davon abbringen können. »Erst wenn Mom mir ein Zeichen sendet, weiß ich, dass sie mir verziehen hat«, sagte er. »Ich bin schuld. Ich hätte sie niemals allein nach Fairbanks fahren lassen sollen.«

Dabei war sie eine viel bessere Autofahrerin als er gewesen, und er hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Jenny erinnerte sich noch genau an den verhängnisvollen Tag. Es war ein Herbsttag im September. Ihnen waren die Eier ausgegangen, und ihre Mutter war im strömenden Regen zum Supermarkt in Fairbanks gefahren, um die Lodge-Gäste am nächsten Morgen nicht enttäuschen zu müssen.

Zwei Stunden später war ein State Trooper vorbeigekommen und hatte ihnen mitgeteilt, dass Michelle Sheldon bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Ihr Wagen war auf der regennassen Straße ins Schleudern geraten und gegen einen Baum geprallt. Sie war sofort tot gewesen. Ein schwacher Trost für ihren Vater und sie.

Dann waren sie mit dem State Trooper in die Stadt gefahren und hatten sie identifiziert. Es war einer der traurigsten Tage in ihrem ganzen Leben gewesen. Sie hatte so lange geheult, bis keine Tränen mehr gekommen waren und ihre Augen nur noch gebrannt hatten. Noch schlimmer war die Beerdigung drei Tage später gewesen, als ihr Vater am Grab zusammengebrochen war. Er hatte sie so sehr geliebt.

Die Huskys zogen den Schlitten an einem abgebrochenen Ast vorbei. Sie hatte die Stirnlampe eingeschaltet und vertraute dem Lichtschein, der kegelförmig auf den Trail fiel. An einigen Stellen blieb ihr nichts anderes übrig, als sich nur auf ihre Hunde zu verlassen. Vor allem auf Ruby, ihren erfahrenen Leithund, der jede noch so kleine Gefahr schon lange im Voraus zu wittern schien.

Die anderen Hunde akzeptierten ihn einhellig als ihren Anführer. Waldo und Yukon, die beiden Starken, Atlas und die schnelle Jade, Johnny und Nugget, jung und draufgängerisch. Genau die richtige Mischung für ein Team, das beim Iditarod mitmachen wollte. Am härtesten Hundeschlittenrennen der Welt teilzunehmen, war der größte Wunsch ihrer Mutter gewesen, und sie hatte fest vor, in ihre Fußstapfen zu treten und dieses Rennen für sie zu gewinnen oder zumindest einen respektablen Platz im Mittelfeld zu erringen.

Die Hundezucht war das zweite Standbein der Sheldons und einer der Gründe, warum sie vor sieben Jahren nach Alaska gezogen waren. Jenny war damals elf gewesen. Sie hatten immer Schlittenhunde besessen, und ihre Mutter hatte sogar schon in Minnesota an einigen Rennen teilgenommen, aber Alaska war das Mekka für Husky-Besitzer, und sie hatten nicht lange überlegt, als man ihrem Vater einen Job in Fairbanks angeboten hatte.

Sie hatten das zweistöckige Blockhaus vor der Stadt gekauft und es in eine Guest Lodge umgebaut, die ihnen ein weiteres Standbein geliefert hatte. Damals hatten sie allerdings nur sporadisch Gäste aufgenommen. Inzwischen waren sie im Sommer ausgebucht und im Winter vor allem bei Husky-Freunden und Snowmobil-Fahrern beliebt. Sie besaßen vier Snowmobile, auf denen die Gäste nach einer kurzen Einführung allein fahren durften, und den Hundeschlitten, mit dem Jenny die Lodge-Gäste über gängige Trails spazieren fuhr.

Auf einer Lichtung hielt sie an und lauschte. Es war kein Motorengeräusch zu hören. Lediglich der Wind rauschte in den Schwarzfichten. Der Schnee fiel lautlos vom Himmel herab, selbst die Hunde verhielten sich für einen Augenblick ruhig. Das plötzliche Knacken eines Astes klang störend in der Stille.

Sie fuhr rasch weiter. Der Schnee war dabei, die Spuren vollständig zu bedecken, sodass sie weiter ihrem Bauchgefühl vertraute und auf die Lichtung am Chatanika River zuhielt. Der Trail führte jetzt durch lichten Wald und war leicht befahrbar, ein vertrauter Teil ihrer Trainingsstrecke, die zu ihrer Vorbereitung auf das Iditarod-Rennen gehörte. Weiter nördlich, in den Ausläufern der White Mountains, bot er ähnliche Bedingungen wie der tatsächliche Iditarod Trail im Landesinneren. »Lauft! Lauft!«, rief sie den Huskys zu. »Bloß nicht schlappmachen. Oder seid ihr vielleicht schon müde? Weiter, Ruby!«

Jenny vermisste ihre Mutter sehr und weinte fast jeden Abend, wenn sie daran dachte, wie sie ihr noch in Minnesota immer eine Geschichte vor dem Einschlafen vorgelesen hatte. Und als sie älter war, in Alaska, hatte sie ihr öfter ein Buch geschenkt und dazu gesagt: »Das musst du unbedingt vor dem Einschlafen lesen. Ein tolles Buch.« Oder so ähnlich. Vor allem Abenteuerromane von Jack London und Joseph Conrad, die sie selbst gerne las und die angeblich vorwiegend von Männern gelesen wurden.

Jenny hatte sich immer nach dem großen Abenteuer gesehnt und fühlte sich auch deshalb pudelwohl in Alaska. Hier konnte man auch heute noch viel erleben.

Ihrem Vater machte der Verlust wesentlich mehr zu schaffen. Er würde wohl erst über den Tod seiner Frau hinwegkommen, wenn sie ihm tatsächlich ein Zeichen schickte. Für andere Frauen interessierte er sich herzlich wenig. Als im letzten Sommer zwei attraktive Schwestern in seinem Alter ein Zimmer gemietet und ihn beide umschwärmt hatten, war er regelrecht geflohen. Und die Dates, die seine wenigen Freunde und Bekannten für ihn organisierten, schlug er jedes Mal in den Wind. »Ich weiß selbst, was gut für mich ist«, antwortete er dann, »lasst mich in Frieden!«

Jenny fühlte sich verantwortlich für ihren Vater und hatte auch deshalb ihren College-Besuch verschoben. Sie brauchte eine Auszeit und wollte nach der Highschool erst einmal was ganz anderes machen. Nach dem Tod ihrer Mutter waren ihr die Unterhaltungen mit ihren Mitschülerinnen seltsam hohl und leer...

Erscheint lt. Verlag 9.11.2015
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • ab 13 • Alaska • eBooks • Große Liebe • Hundeschlitten • Husky • Iditarod • Inuit • Jugendbuch • Jugendbücher • Kaminfeuer • Lodge • Polarlicht • Schneemobil • Schneeschuhe • Winterromance • Young Adult
ISBN-10 3-641-15467-7 / 3641154677
ISBN-13 978-3-641-15467-7 / 9783641154677
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