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Das unvollendete Leben der Addison Stone (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015
cbt (Verlag)
978-3-641-15310-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das unvollendete Leben der Addison Stone - Adele Griffin
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Sie lebte für die Kunst und für die Liebe
Addison Stone ist eine hochbegabte, dynamische Künstlerin, die in New York lebt und gewagte Kunstwerke in Szene setzt - ein gefeiertes Wunderkind in der Szene. Doch ihr Leben endet viel zu früh, als sie eines Abends von der Manhattan Brücke stürzt. Sie war erst achtzehn Jahre alt. War es Selbstmord? Ein Unfall? Oder Mord? Anhand von Interviews mit ihrer Familie, ihren Freunde, ihrer hippen New Yorker Entourage und ihren vergangenen Liebhabern, einer Vielzahl von Kunstwerken und Fotos gerät man in den atemberaubenden Sog von Addison Stones faszinierendem und enigmatischem Leben ...

Adele Griffins von der Presse hochgelobte Kinder- und Jugendromane wurden mehrfach für den National Book Award nominiert und gewannen unter anderem den ALA Best Book for Young Adults Award. Sie lebt und arbeitet in New York.

JONAH LENOX: Ich war Addisons erster Freund. Wir lebten beide in Peacedale und gingen eine Weile miteinander, aber als ich im Sommer dann nach Boulder in Colorado zog, ging Addison nach New York. Sie liebte diese Stadt, die sie dann am Ende das Leben kostete. Nachdem Addisons Leichnam von New York hierher überführt worden war, damit sie in Rhode Island bestattet werden konnte, meinte ich fast sie frotzeln zu hören: »Das ist doch nicht zu fassen, Lenox. Gerade als ich dachte, ich wäre entkommen, karren sie mich wieder hierher zurück.«

Am Tag vor der Beerdigung bin ich von Boulder hergeflogen und sofort zu unserem Strand am Point Judith gefahren. Dorthin, wo wir immer saßen und über die Sandbank schauten. Ich habe den Himmel betrachtet und das Wasser, ganz grau bis zum Horizont, und alles sah so echt aus und so unendlich weit, und da wusste ich es. Ich sagte es sogar laut: »Sie ist frei.«

Der Strand bei Point Judith, Rhode Island, mit freundlicher Genehmigung von Jonah Lenox

LUCY LIM: Ich heiße Lucy und bin – ich meine, ich war – Addys beste Freundin. Wir kannten uns schon seit dem Kindergarten. Ich dachte, sie würde mal meine Mitbewohnerin sein, meine Trauzeugin, die Taufpatin meiner Kinder. Stattdessen ist sie gestorben. Am 28. Juli. Laut den Wetteraufzeichnungen war es der heißeste Tag in diesem Jahr. Am Morgen ihrer Beerdigung lag die Hitze immer noch über der Stadt. Heißer als die Achselhöhle eines Schafscherers, hätte meine Großmutter Lim gesagt. Niemand mit auch nur einem Funken Verstand würde an so einem Tag wegen einer Beerdigung aus dem Haus gehen und gelangweilt in einer stickigen Kirche herumstehen. Dachte ich zumindest.

Doch schon als Mom und ich in die Columbia Street einbogen, sahen wir die Autos. Hunderte säumten die Straße bis zum Kirchentor und noch mehr parkten schräg auf dem Rasen und vor dem Friedhof. Dazu noch Fotografen, Nachrichtenteams und so viele Jugendliche, wie ich noch nie auf einem Haufen gesehen habe. Alle standen schweigend da, dunkelviolette Iris in den Händen, Kopien von Fotos von ihr, dieses Catch-Foto von ihr und Lincoln im Aufzug, Ausdrucke von ihren Bildern, Kerzen, sogar Teddybären. Und ich weiß noch, wie ich dachte: Ach du Scheiße, Addy! Wenn du das sehen könntest!

JONAH LENOX: Vor dem Gottesdienst hab ich bei meiner Großmutter noch ein paar Schnäpse gekippt. Ich wollte eigentlich nicht hin. Addison war mein Mädchen gewesen. Die andere Addison Stone, wegen der sich jetzt die ganze Stadt in die Kirche quetschte, die kannte ich gar nicht. Aber ich hab mir eine Krawatte umgebunden, obwohl es mindestens hundert Grad im Schatten waren. Und ich trug die rote Strickmütze, die sie mir mal geschenkt hat. Diese Mütze – also, die würde ich sogar aus ’nem brennenden Haus rausholen.

WILMA PLANO, Mitarbeiterin bei Allens-Plano, Bestattungsunternehmen und Krematorium:

Seit fünfunddreißig Jahren kümmere ich mich um die Verstorbenen hier in Peacedale. Ich habe alte Menschen zurechtgemacht, Kinder, manchmal sogar winzige Babys, Gott sei ihren kleinen Seelen gnädig. Die meisten in meiner Branche wissen, dass bei dieser Arbeit nur eines wichtig ist: Es muss so aussehen, als würden sie schlafen. Aber in meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viel Leben im Gesicht einer Toten gesehen. Sie schien förmlich zu strahlen. Als hätte sie der Welt einen Streich gespielt und würde sich jeden Moment aufsetzen und lachen. Nachdem mir dieser Gedanke gekommen war, konnte ich ihn nicht mehr abschütteln. Hat mir eine Heidenangst eingejagt, wenn ich ehrlich sein soll. Dabei hab ich immer gedacht, mir würde vor nichts gruseln. Aber da hab ich mich geirrt.

HAILEY REISS, Reporterin von The Times: Ich erhielt den Auftrag, über Addison Stones Beerdigung zu berichten. Das war eine ziemlich heiße Sache, weil es zu dem Zeitpunkt schon jede Menge Gerüchte über ihren Tod gab. Manche meinten, es sei ein missglückter Streich von Zach Frat gewesen, andere berichteten von einem Streit mit Lincoln Reed und von einer tragischen Dreiecksbeziehung.

Unfall, Selbstmord – die Leute tratschten, egal worüber. Es gab zu viel Rätselhaftes an dieser Nacht, was nicht zusammenpasste. Deshalb war ich neugierig, wer alles auftauchen würde und wer nicht: Freunde, Feinde, die üblichen Spinner … Und ich wollte unbedingt ein Zitat von Lincoln Reed als Aufhänger für meinen Artikel, aber der war gar nicht da.

Addison Stone war – und ist es bis heute – ein heißes Thema.

Mein Redakteur wollte auch unbedingt ein paar gute Bilder haben. Zum Beispiel einen Schnappschuss von Lincoln, auf dem er schuldbewusst guckt. Oder tieftraurig. Oder wie Carine Fratepietro Addison Stones Mutter umarmt. Oder von diesem exotischen Riesen Gil Cheba, wie der völlig zugedröhnt herumwankt. Oder wie einer der Lutz-Brüder auf einer Hollywoodschaukel sitzt und Cola trinkt.

Meine Zeitung dachte, sie hätte als Einzige die geniale Idee gehabt, einen Promi-Bericht über die Beerdigung zu bringen, doch als ich ankam, sah ich die anderen schon: New York Post, Vanity Fair, New York, Daily Beast, Gawker, TMZ, People, Star, ArtRightNow. Und ich entdeckte Julie Jernigan, die schließlich diesen Artikel für Art & Artists schrieb, der längst zu einem Klassiker geworden ist. Alle waren da. Und alle wetteiferten wir um eine gute Platzierung auf Reddit. Doch wir mussten unsere Kameras abgeben. Es sah so aus, als wären sämtliche Polizisten der Gegend ausgeschwärmt, um nur für einen Tag Addisons Privatsphäre zu schützen. Niemand wird also je Fotos von der Feier zu Gesicht bekommen, weil keiner welche machen durfte.

Addisons Beerdigung lief ganz anders ab, als ich erwartet hatte. Da drängten wir uns alle, um über den spektakulären Tod einer Prominenten zu berichten, zu jung, zu schön, zu begabt und zu früh gestorben – ich meine, wer hätte über eine solche Beerdigung nicht berichten wollen?

Aber wissen Sie was? Es war wirklich furchtbar traurig. Addisons Gäste hatten dieses Mädchen wirklich alle sehr geliebt. Das spürte man. Wie eine riesige knisternde Woge der Trauer.

OFFICER SEAMUS RIORDAN von der South Kensington Police: Ich bin jetzt schon seit fünfzehn Jahren bei der Polizei, aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Man hatte uns schon vorgewarnt, als wir etwa um Viertel nach elf mit sechs Streifenwagen abgestellt wurden: Wegen der Beerdigung eines Mädchens, das irgendeine Berühmtheit gewesen war, könnte es zu einem Massenauflauf kommen. Also, ihr Name sagte mir nichts. Jon Bon Jovi, LeBron James – das sind berühmte Leute. Aber offenbar hatten viele das tote Mädchen gekannt, denn wir steckten erst mal in einem Riesenstau fest, von der Columbia Road bis ganz rüber zur Kirche.

Und dann diese Massen. Jugendliche, die auf Autodächern saßen, Kränze um Hydranten legten und mit roter Kreide Botschaften auf den Gehweg und an Telefonzellen schrieben. Junge Leute, die Bäume mit Klopapier umwickelten.

Wir hatten Pfefferspray dabei, Taser, das ganze Programm. Man muss auf alles vorbereitet sein. Aber dann wurde uns klar, dass es nur Fans von ihr waren. Harmlose Kids. Sie durften nicht in die Kirche und wollten einfach nur irgendwie dabei sein. Man muss sich das so vorstellen wie bei dem Open-Air-Konzert bei unserem Sommer-Festival drüben in Pawtucket. Wir brauchten keine Verstärkung. Und als es doch mal kurz brenzlig wurde, war das wegen einem Familienstreit beim Empfang hinterher, und da war sowieso keiner von uns dabei.

Ein paar Tage später bin ich an ihr Grab gegangen. Wollte es mir ganz in Ruhe allein ansehen. Alle Blumen blühten im Sonnenschein. Es sah richtig hübsch aus. Und wissen Sie was? Man konnte den Geist des Mädchens immer noch spüren. Man konnte immer noch die Liebe spüren, die sie umgab.

Addison Stones Grab auf dem St.-Martin-in-the-Fields-Friedhof in Peacedale, Rhode Island, mit freundlicher Genehmigung von Adele Griffin

CHARLIE STONE, Addisons Bruder: Ich bin sechzehn Monate jünger als Addison. Wir hatten keine anderen Geschwister. Und nur dass Sie es wissen: Ich hasse es, über die Beerdigung meiner Schwester zu sprechen. Aber natürlich erinnere ich mich noch ganz genau an alles. Meine Eltern und ich saßen in der ersten Reihe. Dann kamen unsere Cousinen Maddy und Morgan mit Tante Jen und Onkel Len, dann Gam-Gam, meine Großmutter väterlicherseits, und unsere Großeltern aus Bristol, Gran und Pop O’Hare. Ich wollte das nicht mit dem offenen Sarg. Aber in dem Punkt waren meine Eltern ein bisschen verrückt. Sie waren so stolz auf Addisons Aussehen. Ein offener Sarg – das war so ziemlich das Einzige, worauf Mom und Dad sich einigen konnten.

Mom hatte Addison ganz falsch angezogen. Ich musste die ganze Zeit daran denken, dass Addison sich total aufgeregt hätte wegen ihrem letzten Outfit: einer weißen Bluse und einem langen schwarzen Rock, den sie höchstens mal zu einer Chorprobe in der neunten Klasse getragen hatte. Schwarze Schuhe, die sie nicht mal mit nach New York nehmen wollte. Die standen schon seit zwei Jahren bei uns im Flur im Schrank und dann schickt Mom sie mit diesen Schuhen an den Füßen zu Petrus in den Himmel? Ach du lieber Gott!

Ich bin einfach sitzen geblieben. Ich habe schönere Erinnerungen an meine Schwester als ihr totes Gesicht auf einem Spitzenkissen. Wie ich so allein dasaß, habe ich durch die offene Tür die vielen Leute gesehen. Da hab ich erst kapiert, wie wichtig Addisons Beerdigung war. Noch viel...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2015
Übersetzer Anja Hansen-Schmidt
Zusatzinfo Mit fbg. Fotos
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Unfinished Life of Addison Stone
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 • Biografie • eBooks • Glamour • Jugendbuch • Jugendbücher • Kunst • Manhattan • Mode • Model • New York • Young Adult
ISBN-10 3-641-15310-7 / 3641153107
ISBN-13 978-3-641-15310-6 / 9783641153106
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