Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Hinter dem Ende der Welt gleich links (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015
cbt (Verlag)
978-3-641-16134-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hinter dem Ende der Welt gleich links - Melissa Keil
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
(CHF 8,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Als ein zwielichtiger TV-Wahrsager das Ende der Welt voraussagt, wird Eden Valley von Apokalypse-Freaks überrannt. Vorbei ist Albas Leben, wie sie es vorher kannte: Comics zeichnen und mit ihrem besten Freund Grady rumhängen. Jetzt dreht sich alles um den bevorstehenden Weltuntergang. Dann taucht auch noch ein Freund aus Kindertagen wieder auf - noch heißer, als sie ihn in Erinnerung hatte. Auch wenn es der letzte Sommer ihres Lebens sein könnte*, muss Alba erstmal entscheiden, für wen ihr Herz schlägt, und das ist doch wohl wichtiger, als so ein bisschen Weltuntergang ... *Spoiler: Die Welt geht übrigens doch nicht unter.

Melissa Keil lebt in Melbourne, Australien, und ist ein totaler Buch-Nerd. Nach ihrem Studium der Filmwissenschaften und Volkskunde, arbeitet Melissa heute als Lektorin von Kinderbüchern. Ihre freie Zeit verbringt sie mit lesen, schreiben und YouTube-Videos. Nach ihrem großartigen Debüt Der Beweis, dass es ein Leben außerhalb meines Zimmers gibt, erscheint jetzt mit Hinter dem Ende der Welt gleich links ihr zweites Jugendbuch.

1

Das Haus ist eingeschossig, es steht am Rande einer staubigen Straße, und von der weißen Holzverschalung blättert die Farbe ab. Es ist auf Pfählen errichtet, das ist ungewöhnlich für diese Gegend, und eine wacklige Treppe führt zur Haustür rauf. Glastüren gehen auf die Veranda hinaus, die fleckig vom Eukalyptus ist und voller Tische steht. Auf meinem Zeichenblock schaffe ich es immer, dass das Haus hinreißend aussieht, als wäre es dem Musical Oklahoma! entsprungen oder der fiktiven Kleinstadt Smallville in Kansas, aus der Superman kommt. Und in Wirklichkeit? Da sieht es eher so aus, als würden dort Überlebenskünstler wohnen, die Dosenfleisch und Klopapier horten.

Aber das Haus ist wunderschön, es ist mein liebster Platz im ganzen Universum.

Auf dem Neonschild über dem Spaliergitter steht Albany’s. Damit ist meine Mutter Angela gemeint, aber ich bin auch eine Albany. Auf meinen vielen Urkunden von der Schule heiße ich offiziell Sarah Jane Albany, aber jeder in Eden Valley, fast alle der ungefähr dreihundert Leute hier, nennen mich Alba, seit ich krabbeln kann.

Und wenn ich, noch ehe ich laufen konnte, bereits Alba hieß, dann war Domenic Grady schon ganze Epochen lang mein bester Freund.

Diese Geschichte könnte ich ohne einen Jungen gar nicht erzählen – oder in meinem Fall: ohne zwei Jungs. Aber eins kann ich euch versprechen: Es kommt alles anders, als ihr denkt!

Grady ist sehr schön, so wie das nur ein ganz bestimmter Typ Junge sein kann. Er wäre sauer, wenn er das jetzt lesen würde, denn ich hab ihm versprochen, ich würde damit aufhören, aber er ist einfach unglaublich bezaubernd. Er hat pfirsichzarte Haut, große Rehaugen und die weichsten Locken, die ich je bei einem Jungen gesehen habe. Grady ist für diese Geschichte ziemlich wichtig. Über ihn erzähle ich euch gleich mehr.

Das Albany’s ist die Bäckerei meiner Mutter. Wir backen Kuchen und Brot und den besten Apfelstrudel außerhalb von Melbourne. Eigentlich gehört unser Haus Gradys Mutter Cleo, aber Mr Grady ist abgehauen, als Grady und ich fünf waren, und da hat Cleo uns die Schlüssel überreicht und uns das Haus überlassen. Cleo ist die beste Freundin meiner Mutter. Damit war es auch geradezu vorherbestimmt, dass Grady und ich quasi schon als Embryos die besten Freunde wurden. Die Küche wurde umgebaut und ist jetzt Bäckerei und Café, und dahinter, auf der Seite, die zum Milchbauernhof der Palmers rausgeht, wohnen wir. Dieses Haus ist schon immer mein Zuhause gewesen.

Nicht, dass ihr jetzt meint, das hier wäre die Geschichte eines anmutigen, von der Sonne geküssten Mädchens vom Lande – Irrtum! Diese Art von Mädchen bin ich ganz und gar nicht. Ich habe dunkles Haar und noch dunklere Augen und, falls ihr es eben nicht mitgekriegt habt: Ich wohne in einer Bäckerei! Das meine ich wortwörtlich. Ich schlafe im Duft von Zimt und Vanille und stecke morgens meistens bis zu den Ellbogen in Teig und Gebäck.

Und – hüstel – ich neige dazu, eine ganze Menge davon zu essen. Damit kann ich gut leben. Ich habe nie mein Gesicht aus einem Foto ausgeschnitten, es auf das Bild eines Models geklebt und dabei in eine große Packung Eiscreme geweint. Ich habe Rundungen und einen Busen, und niemand, den ich kenne, hat ein Problem damit. In meinem Abschlussjahrgang in der Schule waren wir vierzehn Leute. Ihr könnt mir glauben: Wenn ich mit dem Busen vor ihnen gewackelt hätte, wäre das ein Grund für großen Jubel gewesen. Zumindest für die Jungs. Vielleicht auch für eins der Mädchen. Egal. Mein Busen ist für diese Geschichte ziemlich irrelevant.

Jetzt schweife ich aber ab. Ich konzentriere mich besser mal auf ein wichtiges Detail.

Also: Bester Freund. Apokalypse.

Man kann eine Geschichte aus allen möglichen Gründen falsch anfangen. Bei einem Comic ist es so, dass die ersten Bilder einen an jeden Ort der Welt führen können, sie können jede Figur einführen, die in der folgenden Geschichte eine Rolle spielt. Aber ich schätze, die meisten Geschichten fangen erst richtig an, wenn man selbst in ihnen auftaucht, oder? Meine Geschichte beginnt jedenfalls damit, dass Domenic Grady an einem irre heißen Sonntag ins Albany’s stürzt, sein iPad in der Hand.

»Alba! Hast du das schon gesehen?«

Er schlängelt sich zwischen unseren verschwitzten Gästen hindurch, klettert auf einen Hocker an der Theke, lässt seine Sporttasche fallen und greift sich ein paar Biscotti von einem Kuchenteller. Das ist ganz typisch für Grady, so war er immer schon: lange Arme, sehr lebhaft und vom Wunsch beseelt, ungefähr hundert Dinge gleichzeitig zu tun. Wenn er eine Figur in einem Comic wäre, dann hätte er ein eigenes Wort, das ihn bei jedem Auftauchen begleiten würde, so was in der Art wie Bazoing! oder Bamf!

Heute trägt er seine Standardkleidung: graue Jeans, Vans und ein dunkelblaues T-Shirt von Threadless, auf dem Zombie Outbreak Response Team steht. Sonntags spielt Grady Basketball, und dafür nimmt er den Bus nach Merindale Creek, die nächstgelegene Stadt, was hin und zurück fast zwei Stunden dauert. Training bedeutet, dass sein Haar frisch gewaschen ist, was wiederum heißt, dass seine dunklen Locken jetzt extraweich von seinem Kopf abstünden, wenn er sie nicht unter eine Baseballkappe gestopft hätte.

Ich mache gerade die Sonntags-Cappuccinos für Mr und Mrs Palmer fertig, und weil Grady mich durcheinanderbringt, hätte ich mir fast den Kaffee über mein neues Kleid gekippt. Ich reiche Paulette, unserer Kellnerin, die Tassen über die Theke, verschränke die Arme vor der Brust und gebe mir alle Mühe, die Stirn zu runzeln.

»Guten Morgen, Grady. Wolltest du mir irgendwas erzählen?«

»Ich dachte, das hätte ich dir schon durch meinen dramatischen Auftritt klargemacht«, sagt er, den Mund voller Biscotti. »Und schau mich nicht so an, Alba. Du kriegst sowieso kein verärgertes Gesicht hin.«

Ich strecke ihm die Zunge raus, er streckt mir die Zunge raus, und dann legt er sein iPad auf die Theke. »Guck dir das mal an!«

»Grady, ist das ein Porno? Ich hab dir gesagt, ich habe kein Interesse, so was zu zeichnen, egal, wie viel die Japaner dafür zahlen!«

Grady schnaubt. »Ich bitte dich, Frau! Wenn ich Pornos wollte, könnte es der Laptop meines Bruders mit allem aufnehmen, was im Internet zu finden ist. Und wie ich Anthony kenne, sind auf seinem Computer sicher auch noch ein paar selbst gemachte Aufnahmen drauf.«

Grady schüttelt sich. Meine Augen werden glasig bei dem Gedanken an Anthonys geschmeidigen Mechaniker-Körper, der sich in einer schlecht ausgeleuchteten Sex-Eskapade betätigt. Grady lehnt sich über die Theke und schlägt mir auf den Arm.

»Alba! Würdest du dich bitte konzentrieren! Das ist möglicherweise echt cool. Und schräg. Guck’s dir mal an!« Er lässt seine langen Finger über das Display gleiten und der Bildschirmschoner mit New York verschwindet. Darunter wartet ein Filmclip bei YouTube, der auf Pause geschaltet ist.

Mum platzt herein, lässt ein Backblech auf die Theke gleiten und schüttelt sich Mehlstaub aus dem Pferdeschwanz.

»Angie!«, ruft Grady fröhlich und ist einen Augenblick von den köstlichen frischen Scones abgelenkt. »Hast du das Abendessen gestern überlebt? Ich hatte da so meine Zweifel.«

Mum verzieht das Gesicht. »Ich hab nur so gerade eben überlebt. Wenn deine Mutter wieder mal vorschlägt, asiatisch zu kochen, könntest du sie dann vielleicht sanft in eine weniger … salmonellenträchtige Richtung lenken?«

Ich schiebe das Backblech unter die Theke und ignoriere die Blicke der Kundschaft, die nach Scones schmachtet und vergeblich versucht, meine Aufmerksamkeit zu erringen. »Sei nicht so gemein zu der armen Cleo. So schlimm war es ja nun auch wieder nicht.«

Grady lacht. »Nein, nach einer Handvoll Rennie und Imodium war es gleich nicht mehr so schlimm.«

Die Weihnachtsdekoration über der Tür klingelt leise, als Tommy Ridley reinkommt und uns zuwinkt. Diesen Sonntag brummt die Bäckerei, wie immer am Wochenende, ehe die Kneipen aufmachen. Die Glöckchen an der Schnur bewegen sich im Luftzug, während Tommy unter der Tür mit Mr Wasileski plaudert, und mein Blick hängt wie gebannt an den wirbelnden Farben des Himmels draußen vor der Tür.

»Dann kümmerst du dich also um den Nachtisch?«, höre ich Mum sagen. »Lass ja nicht zu, dass Cleo irgendwelche Zutaten nimmt, die sie erst im Internet bestellen muss!«

Grady nickt und seine gierigen Hände greifen nach einem Zitronenröllchen. »Ich möchte an Weihnachten nicht den Magen ausgepumpt kriegen, wenn ich es irgendwie verhindern kann.« Er beißt einen gigantisch großen Bissen von dem saftigen Teilchen ab. »Ich hab alles im Griff, mach dir bloß keinen Stress, Angie.«

»Stress ist mein zweiter Vorname, Domenic«, sagt Mum lächelnd. Dann klingeln die Glöckchen erneut, und Mum saust los, um Mr Grey auf die Veranda zu bugsieren, ehe er Mr Bridgeman erblickt und die beiden ihren obligatorischen Schlagabtausch über Biersorten abhalten können. Unsere beiden reizbaren Barbesitzer kommen nicht so gut miteinander aus.

Durch die offenen Fenster sehe ich den Himmel, der sich über der Tankstelle der Wasileskis und über meinen endlosen Feldern erstreckt. Er hat die Farbe von Brotkrumen und Sonnenlicht. So ein Sommerhimmel hat Wahnsinns-Farbtöne, es ist beinahe unmöglich, ihn zu malen …

»Alba? Könnte ich dir jetzt bitte mal diese wichtige Sache zeigen, die ich hier auf meinem iPad habe?«

Mit Acrylfarben würde es vielleicht gehen,...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2015
Übersetzer Larissa Rabe, Edigna Hackelsberger
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Incredible Adventures of Cinnamon Girl
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • ab 13 • Apokalypse • Australien • Coming of Age • eBooks • Erste Liebe • Jugendbuch • Jugendbücher • Liebe • Nerd • Weltuntergang • YA • Young Adult
ISBN-10 3-641-16134-7 / 3641161347
ISBN-13 978-3-641-16134-7 / 9783641161347
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich