Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Nacht ohne Sterne (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015
cbt (Verlag)
978-3-641-15061-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nacht ohne Sterne - Gesa Schwartz
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
(CHF 8,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Romantisch, düster und aufregend fantastisch
Die 16-jährige Naya ist Tochter einer Elfe und eines Menschen. Ein Mischwesen, das keine Magie zu beherrschen scheint und sich weder der geheimnisvollen Elfenwelt New Yorks noch der Welt der Menschen gänzlich zugehörig fühlt. Ihr bester Freund Jaron ist ein Lichtelf, der New York vor den Machenschaften der Dunkelelfen bewahren soll. Doch dann wird Naya mitten hinein gezogen in den jahrhundertealten Krieg zwischen den beiden Völkern. Und als sie den Dunkelelf Vidar kennenlernt, wird all ihr bisheriges Wissen auf den Kopf gestellt. Welche Ziele verfolgt Jaron, welche Geheimnisse verbirgt Vidar? Wem kann sie trauen? Naya muss auf ihr Herz hören, doch das ist leichter gesagt als getan ...

Gesa Schwartz wurde 1980 in Stade geboren. Sie hat Deutsche Philologie, Philosophie und Deutsch als Fremdsprache studiert. Nach ihrem Abschluss begab sie sich auf eine einjährige Reise durch Europa auf den Spuren der alten Geschichtenerzähler. Für ihr Debüt »Grim. Das Siegel des Feuers« erhielt sie 2011 den Deutschen Phantastik Preis in der Sparte Bestes deutschsprachiges Romandebüt. Zurzeit lebt sie in der Nähe von Hamburg in einem Zirkuswagen.

1

Der Regen hüllte New York in graue Schleier. Naya wich den Menschen aus, die der Wind durch die abendlichen Straßen trieb, während der Karton in ihren Händen zusehends schwerer wurde. Er war so groß, dass sie nur mit Mühe über ihn hinwegsehen konnte, und bei jeder Gelegenheit schlug der Wind ihr den Regen mit einer Leidenschaft ins Gesicht, als hätte er sich den ganzen Tag darauf gefreut. Sie seufzte. So hatte sie sich den Start in die Ferien nicht vorgestellt.

Dabei waren die Vorzeichen wirklich gut gewesen. Ihr Vater war auf Geschäftsreise gefahren, und da es in seinem Antiquariat für gewöhnlich ruhig zuging, hatte sie vorgehabt, in den ersten Tagen nichts anderes zu tun, als im Bett zu bleiben und zu lesen. Aber stattdessen brachte der verfluchte Vollmond sie um den Schlaf, und ihr Vater schickte aus den entlegensten Teilen der Welt mit solchem Feuereifer weitere Bücher, dass ihre Wohnung inzwischen aussah wie ein Warenlager. So war sie an diesem Abend auf die glorreiche Idee gekommen, wenigstens etwas Platz zu schaffen und einen Teil der Bücher ins Geschäft zu bringen. Natürlich war auf halber Strecke der Himmel aufgebrochen, und nun hetzte sie mit mörderisch schwerem Karton durch den Regen und sah zu, wie die Lichter der Schaufenster vor ihrem Blick verschwammen. Ihr Atem ließ ihre Brillengläser beschlagen, aber sie hatte keine Zeit, um stehen zu bleiben und sie zu putzen. Der Karton löste sich in der Nässe auf, und sie konnte sich die Reaktion ihres Vaters vorstellen, wenn den Büchern darin etwas zustieß. Sie musste sie so schnell wie möglich ins Trockene bringen. Im Strom der Passanten kam sie allerdings nur langsam voran. Nicht jeder hatte einen Blick für einen wandelnden Karton auf zwei Beinen.

Unvermittelt streifte ein eisiger Windstoß ihre Wange und ließ sie schaudern. Diese Kälte kam nicht vom Regen. Schon seit zwei Blocks spürte sie die frostigen Luftzüge, die immer wieder durch die Menge glitten, und jetzt hörte sie das Wispern, das wie ein in fremder Sprache gerauntes Geheimnis klang. Ihre Miene verfinsterte sich. Sie hatte sich also nicht geirrt. Nicht nur Menschen waren bei diesem Wetter auf den Straßen Brooklyns unterwegs.

Noch bevor Naya sie sah, fühlte sie ihre Nähe wie einen elektrischen Impuls auf ihrer Haut. Sie schaute über ihren Karton hinweg und da waren sie, kaum wenige Schritte von ihr entfernt. Drei hochgewachsene junge Männer in silbernen Uniformen, die Haut außergewöhnlich hell, die Gesichter makellos. Trotz der Reglosigkeit inmitten der Menge strahlten sie eine intensive Präsenz aus, und während die Passanten an ihnen vorbeieilten, als wären sie leblose Statuen, genügte Naya ein Blick in ihre unnatürlich blauen Augen, um zu wissen, dass der Schein der Menschlichkeit eine Lüge war.

Carmeo Lhunis, so nannten sie sich selbst: das Volk des Lichts. Früher waren sie den Menschen als Elfen bekannt gewesen, doch diese Zeiten waren lange vorbei. Die Menschen hatten sie vergessen, aber das bedeutete nicht, dass sie nicht mehr existierten. Die Askari, wie sie in der Sprache des Lichts hießen, lebten noch immer in der Welt der Menschen, verborgen vor ihren Augen, und nährten sich von ihren Träumen. Doch diese drei waren nicht gekommen, um menschliche Träume zu rauben. Naya hatte ihn schon oft gesehen, diesen Frost in deren Augen. Er war ebenso kalt wie der Wind, der sie begleitete, und sie wusste, was er bedeutete. Die Krieger des Lichts waren auf der Jagd.

Naya beobachtete, wie die Askari sich in Bewegung setzten. Sie waren noch jung, Rekruten vermutlich, und sicher auf der Suche nach unbedarften Elfen, die die Regeln der Königin missachtet hatten. Ihre Gesetze waren streng und unmissverständlich, ebenso wie die Konsequenzen, die bei Nichtbeachtung folgten. Naya hatte immer wieder erlebt, wie ein einfaches Vergehen wie das Hören menschlicher Musik zu schweren Strafen geführt hatte, und sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Askari dort vor ihr hart mit den Delinquenten ins Gericht gingen. Stolz bewegten sie sich durch die Menge, und sicher konnten sie sich Besseres vorstellen, als bei diesem Wetter nach jugendlichen Übeltätern zu fahnden. Es war, als würden sie jede Nuance ihrer Umgebung mit ihren geschärften Sinnen wahrnehmen und dann tiefer dringen – bis weit hinab in das Labyrinth der Unterwelt, das sich unter den Straßen New Yorks erstreckte und das von den Feinden des Lichts bevölkert wurde.

Naya erinnerte sich daran, wie sie erstmals von diesen Kreaturen gelesen hatte, von ihrer Grausamkeit, ihrer Stärke, ihrem Zorn, und noch immer fröstelte sie beim Klang ihres Namens: Carmeo Dhakar – das Volk der Nacht. Ihre Krieger nannten sich Bharassar, und früher, so hieß es, hatten sie mit den Askari in Frieden gelebt. Doch dann war Krieg über die Völker gekommen, den der mächtige Lichtelf Lyrion mit einer magischen Grenze zwischen Ober- und Unterwelt beendet hatte. Seither bewohnte das Volk des Lichts das magische Refugium Valdurin, das wie ein verborgener Traum in der Welt der Menschen lag, während die Dunkelelfen sich in die Unterwelt Rascadon, die voll düsterer Schönheit sein sollte, zurückgezogen hatten. Nur hin und wieder gelang es Einzelnen, durch die wechselhafte Magie der Grenze in die Oberwelt zu gelangen, doch meist kamen sie nicht weit. Jeder Krieger des Lichts strebte danach, seine Macht an einem Bharassar zu erproben. Gegen eine solche Kreatur zu bestehen, sie niederzustrecken oder in die Schatten zurückzutreiben – das war eine Heldentat, die von den Askari hoch geachtet wurde. Denn die Elfen der Dunkelheit galten als gefährliche Bestien, und es gab nichts, das in der Welt des Lichts stärker gefürchtet wurde als sie.

Die Luft legte sich eiskalt auf Nayas Wangen, so nah war sie den Askari gekommen. Sie hatte gerade beschlossen, unbemerkt an ihnen vorbeizuhuschen, als die Elfen abrupt stehen blieben. Sie fixierten das Zwielicht eines Hinterhofs und Naya bemerkte die plötzliche Anspannung in ihren Gliedern. Wie Raubtiere kurz vor dem Sprung, schoss es ihr durch den Kopf, und noch ehe das kalte Lächeln auf die Gesichter der Elfen trat, wusste sie, dass sie fündig geworden waren.

Gefährlich langsam setzten die Askari sich in Bewegung. Naya kniff die Augen zusammen. Im ersten Moment erkannte sie nichts als den spärlich beleuchteten Hintereingang zu einem Wohnblock, doch plötzlich glomm ein Augenpaar hoch oben in einer Häuserecke auf und erhellte den Umriss eines mit schwarzem Fell bedeckten, etwa katzengroßen Körpers. Scharfe Krallen hatten sich in die Fassade gegraben, während die großen Augen zu den Elfen hinabschauten. Auf den ersten Blick musste Naya an einen Affen denken. Doch das, was da oben hockte, war kein Tier. Es war überhaupt kein Geschöpf der Oberwelt. Dieses Wesen stammte aus den Schatten.

Naya hielt den Karton so fest, dass ihre Knöchel schmerzten. Seit sehr langer Zeit hatte sie keine Kreatur der Unterwelt mehr zu Gesicht bekommen. Doch ihr letztes Erlebnis dieser Art hatte ihr eine lange Narbe im Nacken und jede Menge Albträume beschert, und sie erkannte das Wesen sofort. Es war ein Schattenkobold. Ein Bote, der die Träume der Menschen in die Unterwelt brachte. Ein Dieb, tückisch, verschlagen und gefährlich. Ein Diener der Bharassar.

Einer der Askari rief etwas, seine Worte trafen den Kobold wie Geschosse. Er zuckte zusammen, aber seine Stimme war rau und furchtlos, als er eine wüste Beschimpfung in der Sprache seines Volkes zu den Elfen hinabschleuderte. Fast musste Naya über deren Empörung lachen, doch sie gab keinen Laut von sich. Eine Auseinandersetzung mit den Askari konnte schmerzhaft enden und das hatte ihr an diesem Abend gerade noch gefehlt. Sie sollte einfach verschwinden, es ging sie nichts an, wenn die Elfen einem bösartigen Kobold zu Leibe rückten. Kaum hatte sie das gedacht, bemerkte sie das Blut, das aus seiner Brust rann. Offenbar waren die Askari nicht die ersten Kreaturen der Oberwelt, die ihre Kräfte an ihm erprobten. Jetzt lachten sie leise, ihre Stimmen trieben den Kobold noch enger an die Hauswand. Er zitterte bereits. Bald würden ihn die Kräfte verlassen und dann … Naya sah noch, wie einer der Askari nach dem Dolch an seinem Gürtel griff. Im nächsten Moment setzte sie sich in Bewegung, hielt den Karton wie einen Schild vor sich – und lief mitten in die Elfen hinein.

Der Zusammenprall war so schmerzhaft, als wäre sie gegen eine Wand gelaufen. Die Askari wichen ärgerlich zurück, doch sie selbst stolperte auf dem nassen Boden und landete mitsamt ihrem Karton vor den Füßen des Dolchträgers. Ihre Bücher verteilten sich auf dem nassen Asphalt und die Kapuze rutschte ihr vom Kopf. Kühl rann der Regen ihren Nacken hinab. Sie konnte den Blick des Elfs spüren, der über ihr Haar glitt. Weiß, beinahe silbern war es, wie sein eigenes.

»Kind des Lichts«, sagte er fast lautlos, und doch verstummte auf der Stelle jedes andere Geräusch. Naya schien es, als würde seine Stimme direkt in ihren Kopf fliegen und jeden Gedanken darin auslöschen. »Du kennst die Gesetze unseres Volkes. Es ist gefährlich, bei Anbruch der Dämmerung allein auf den Straßen unterwegs zu sein, wenn Lyrions Wall sich so stark wandelt wie in den vergangenen Wochen. Zu viel Bosheit dringt aus der Unterwelt zu uns. Mit welchem Recht missachtest du das Gebot unserer Königin?«

Naya grub ihre Finger in den Karton. Sie fühlte ihren Herzschlag in der Kehle, als sie sich zu dem Elf umdrehte, aber sie zwang sich, ihn direkt anzuschauen. Seine Gefährten standen hinter ihm, der eine so schmächtig, dass seine Uniform sich locker um seine Hüfte legte, der andere mit raspelkurzem Haar, und auch sie hoben erstaunt die Brauen, als sie ihre Brille bemerkten und die Augen, die...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2015
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 • Dunkelelfen • eBooks • Elfen • Fantasy • Jugendbuch • Jugendbücher • Lichtelfen • Liebe • New York • Romantasy • Romantische Fantasy • Urban Fantasy • Young Adult
ISBN-10 3-641-15061-2 / 3641150612
ISBN-13 978-3-641-15061-7 / 9783641150617
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich