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Und plötzlich klopft mein Herz (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015
cbj (Verlag)
978-3-641-13681-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Und plötzlich klopft mein Herz - Kat Spears
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Jesse erledigt alles - für Geld! Drogen verticken, Prüfungen fälschen, Losern zu einem Date verhelfen, alles kein Problem. Der Rest ist irrelevant. Denn Jesses Mutter ist tot, sein Vater eine Null und die Welt ein Ort, an dem man sich besser nicht zu viele Gedanken macht. Als der Footballkapitän und ausgemachte Idiot Ken Jesse 200 Dollar bietet, damit er ihn mit der engelsgleichen Bridget verkuppelt, stimmt also der Preis. Doch der Auftrag ist heikel: Jesse muss sich ins Altersheim schmuggeln, einen Opa »borgen« und sich auch noch mit Bridgets behindertem Bruder Pete anfreunden, um einen Blick hinter die perfekte Fassade dieses Mädchens zu erhaschen. Was dabei herauskommt? Bridget ist tatsächlich perfekt und Jesse hoffnungslos in sie verliebt ...

Kat Spears hatte bereits viele Jobs: Sie war Barkeeperin, Museumsdirektorin, Haushälterin, Parkaufseherin, Businessmanagerin und Malerin im nicht künstlerischen Sinne. Sie studierte Anthropologie und brachte mit dem dabei erlangten Wissen ihre Karriere als Barkeeperin voran. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Richmond, Virginia. 'Und plötzlich klopft mein Herz' ist ihr Debütroman.

Sechs

Unangenehme Aufgaben schiebt man gern vor sich her, aber ich hatte Ken zugesagt, dass ich ihn mit dem Mädchen seiner Träume verkuppeln würde. Als Erstes besorgte ich mir über meinen Kontakt im Schulsekretariat ihren Stundenplan und sah mir in der Bibliothek ihr Foto im letzten Jahrbuch an. Darauf hielt sie ihr Kinn gesenkt und schaute von unten in die Kamera. Sie wirkte ernst, und offensichtlich war es ihr ein bisschen unangenehm, dass sie fotografiert wurde. Ihr Lächeln war betreten, so als wollte sie kein Aufhebens um sich machen. Sie war auf jeden Fall hübsch, aber ich hatte auch nichts anderes erwartet.

Bridget hatte an dem Tag in der letzten Stunde Chemie, und ich ging zufällig an ihrem Klassenzimmer vorbei, als sie herauskam. Ich hatte ihr Foto gesehen und wusste, wie sie aussah, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie in Wirklichkeit so viel hübscher war. Sie gehört zu den Leuten, deren Schönheit die Kamera nicht erfasst. Einen guten Teil ihrer Anziehungskraft machen zwei Dinge aus: die Art, wie sich ihr Gesichtsausdruck verändert, und das Mitgefühl in ihren Augen. Außerdem konnte man auf dem Foto ihre Haut- und Haarfarbe nicht richtig erkennen, die wirken, als seien sie von einem barocken Meister gemalt.

Ihr Haar ist honigfarben, nur wenn man nicht genau hinsieht, nimmt man an, es sei blond. Es hat einen ganz besonderen Ton, und es ist wirklich schwierig, das genaue Wort dafür zu finden, das erfordert Fantasie. Ich kann mir vorstellen, dass ein Mann tagelang an nichts anderes denkt. Ihre Augen haben die Farbe von flüssiger Schokolade, ihre Haut war an dem Tag sonnengebräunt, aber ungleichmäßig, es konnte sich nur um natürliche Bräunung handeln; an den Wangenknochen war die Haut leicht gerötet.

Als ich sie so sah, war ich überrascht, dass Ken ihre unauffällige Schönheit überhaupt wahrgenommen hatte – was Frauen anging, war er ein Banause. Aber das ging mich nichts an. Im Augenblick war es meine Aufgabe, die Lage zu sondieren.

Am folgenden Dienstag hängte ich mich nach der Schule an Bridgets Fersen. Das war gar nicht so einfach, denn sie bestieg einen öffentlichen Bus, der durch die gewundenen Straßen der Altstadt kurvte. Der Bus setzte sie in einem malerischen Viertel ab und sie lief auf das Gebäude des Altenheims mit dem schönen Namen Sunrise Assisted Living zu. Heime für Alte haben immer solche Namen wie Morgenröte, um anzudeuten, dass die Bewohner in ihrem Leben ein neues Kapitel aufschlagen, dabei geht es nur noch ums Warten auf den Tod.

Als ich endlich einen Parkplatz gefunden hatte und auf den Eingang zusteuerte, war Bridget bereits im Gebäude verschwunden. An der Rezeption saß eine Angestellte in rosa Krankenhausklamotten, und dabei handelte es sich um eine Variante mit aufgedruckten Motiven – die Kätzchen, Garnknäule, Teddybären und kleinen Herzen ließen ihre Berufskleidung eher aussehen wie einen Schlafanzug. Sie war noch jung, vielleicht um die zwanzig, und als ich auf sie zuging, antwortete sie lediglich mit einem Lächeln. Ich hatte mir einen Grund für mein Erscheinen zurechtgelegt, aber mir wurde augenblicklich klar, dass sie mich nicht ansprechen würde, und so nickte ich ihr nur kurz zu und ging weiter. Wenn man einen sicheren und zielgerichteten Eindruck macht, kann man fast überall ohne Probleme seines Weges gehen.

Am Ende eines kurzen Flurs befand sich ein großer freundlicher Raum. An einer Seite stand ein Fernseher, und überall waren Tische verteilt, an denen alte Leute mit Karten, Würfeln und Dominos beschäftigt waren. Mein Blick überflog kurz die Runde, und ich sah, dass Bridget ebenfalls hier war und mit einer alten Frau im Rollstuhl sprach.

Vom Aufenthaltsraum ging ein langer Flur ab, an dessen Wand Rollstühle und Gehhilfen standen. Beim Entlanggehen blickte ich rasch in die Räume, deren Tür offen stand, vermutlich waren das Privatzimmer. In einigen sahen Leute fern oder schliefen. Als ich wieder in den Aufenthaltsraum zurückkehrte, sah ich gerade noch, wie Bridget den Rollstuhl durch eine gläserne Automatiktür in einen Innenhof schob.

In der Nähe eines Fensters saß ein alter Mann in einem Rollstuhl, sein Kopf war nach unten gesackt, als würde er schlafen. Er hielt sich abseits von den anderen. Ich ging auf ihn zu und fragte mich, ob er vielleicht so weit weggetreten war, dass er gar nicht mitbekam, wenn ich mit ihm eine kurze Runde im Hof drehte.

»Hey«, sagte ich, »hören Sie mich?«

»Was zum …?« Sein Kopf fuhr hoch, er war wach und hatte mich offenbar sehr wohl gehört. »Wer zum Teufel bist du?« Mit einem Ruck setzte er sich auf und stützte die Hände auf den Lehnen des Rollstuhls ab, als wollte er jeden Moment aufspringen und mich in den Schwitzkasten nehmen.

»Entspannen Sie sich. Tut mir leid, ich dachte, Sie würden schlafen.«

»Das hab ich auch!« Er klang wütend.

»Ich habe mich ja gerade bei Ihnen entschuldigt. Eigentlich wollte ich nur kurz eine ältere Person ausleihen.«

»Ausleihen? Einen von uns Alten?«

»Genau.« Ich blickte in die Runde und hielt Ausschau nach einem besseren Kandidaten.

»Und was hast du dann mit dem Alten vor? Bist du vielleicht pervers?«

»Wie kommen Sie auf die Idee?«, antwortete ich. »Nein, ich brauche einfach nur einen Grund, warum ich hier bin.«

»Und warum? Willst du die Hütte hier ausräumen?«

»Was?« Ich hatte nicht richtig zugehört. Dann dämmerte mir, was er gefragt hatte. »Nein. Darum geht es nicht. Schauen Sie, ich kann Ihnen das nicht im Detail erklären, aber ich brauche einfach einen Vorwand, um kurz im Garten herumzukurven. Lust auf einen Spaziergang?«

»Mit dir?«, fragte er mich, als ob der Gedanke etwas leicht Abstoßendes hätte.

»Vielleicht könnten Sie die nächsten zehn Minuten so tun, als wären Sie mein Großvater. Ich bezahle Sie dafür.«

»Du bezahlst mich dafür, dass ich dein Großvater bin?« Er fuhr sich mit einem seiner dicken, knotigen Finger übers Kinn, die Nägel hatten weiße Linien. »Interessant. Es geht dir also nicht darum, hier alles auszuräumen?«

»Nein.«

»Weißt du, all diese Leutchen hier sind alt und klapprig.« Er machte eine ausholende Geste. »Die Hälfte von ihnen weiß nicht mal, in welchem Jahrzehnt wir leben. Hier kann jeder reinkommen und alles Mögliche erzählen. Kein Problem. Am Empfang passt keiner auf.«

»Ja, das ist mir auch aufgefallen. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, ihre Mitbewohner zu beklauen?«

»Nicht der Mühe wert. Was man hier an Wertsachen findet – meistens Schmuck oder elektronische Geräte –, müsste man weiterverhökern. Vielleicht ein paar Kreditkarten, aber die sind auch nicht viel wert. Ich bräuchte einen, der mitmacht.«

Ich nickte. »Sie haben das ja alles schon richtig durchdacht.«

»Na ja. Mehr als Nachdenken bleibt einem hier auch nicht. Ich kann diesen fetten Arsch nicht ausstehen, der derzeit The Price Is Right moderiert. Er hat zwar ziemlich abgenommen, aber er sieht immer noch aus wie ein fetter Arsch. Dafür hätte er nicht abnehmen müssen, wenn du mich fragst.« Es war völlig klar, dass ich sein sinnloses Gebrabbel unterbrechen musste, wenn wir nicht bis spätnachts hier stehen und uns über irgendwelche Gameshows und die magere Beute in Altenheimen unterhalten wollten.

»Hören Sie«, begann ich in einem ruhigen geduldigen Tonfall, »ich möchte nur für ein paar Minuten nach draußen in den Innenhof und mit jemandem reden. Wollen Sie mich begleiten, so tun, als wären Sie mein Großvater, und mir eine gute Entschuldigung dafür liefern, dass ich hier bin?«

»Dein Großvater? Was meinst du, wie alt ich bin?«

»Alt genug, um mein Großvater zu sein«, unterbrach ich sein Fragespiel, bevor er richtig loslegen konnte. »Und ehrlich gesagt habe ich es ein bisschen eilig.«

»Und warum sollte ich dir diesen Gefallen tun?«

»Ich kann Ihnen Geld dafür geben.«

»Und was soll ich damit?« Offenbar hörte er sich gerne reden. »Denkst du vielleicht, ich müsste mir neue Creme für meine Hämorrhoiden besorgen?«

»Wie eklig. Hören Sie auf damit, mir wird ganz schlecht. Wir können später über den Preis verhandeln. Im Augenblick brauche ich nur für die nächsten zehn Minuten einen Großvater – machen Sie mit?«

Er verschränkte die Arme vor der Brust, und die drahtigen grauen Haare, die oben aus dem Hemd hervorquollen, waren ein Kontrast zu den braunen Altersflecken an seinen Unterarmen. Er kniff ein Auge zusammen und starrte mich aus dem anderen an, es war milchig vom Grauen Star. »Was hast du vor?«

»Nichts Illegales.«

»Okay.«

Ich nahm die Griffe seines Rollstuhls und schob ihn den Flur herunter und hinaus in die Kühle, die typisch war für einen Nachmittag Ende September – ein krasser Gegensatz zu den saunaähnlichen Temperaturen im Heim. Bridget und die alte Dame saßen in der Nähe eines Stahlbrunnens, der vergnüglich Wasser über aufgeschüttete Felsbrocken spritzte. Die alte Frau war in ihrem Wollpullover in sich zusammengesunken, ihr Kopf hing in Raubvogelmanier herab.

Ich setzte ein freundliches Lächeln auf, und wir bewegten uns auf die Bank zu, auf der Bridget mit ihrer Großmutter saß, die aus der Nähe aussah wie Mister Magoo aus der alten Zeichentrickserie. »Hallo.« Ich tat so, als wäre ich überrascht, Bridget hier zu begegnen. Meinen Alten stellte ich neben der Bank ab, von wo aus er Aussicht auf den Brunnen hatte.

»Hallo.« Bridget blinzelte, weil ihr die Sonne direkt in die Augen schien. »Du gehst doch auch auf die Wakefield,...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2015
Übersetzer Sylvia Spatz
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Sway
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • Anti-Held • Coming of Age • eBooks • Erste Liebe • Highschool • Jugendbuch • Jugendbücher • Jungsperspektive • Liebesgeschichte • ungewöhnliche Lebensgeschichte • Young Adult
ISBN-10 3-641-13681-4 / 3641136814
ISBN-13 978-3-641-13681-9 / 9783641136819
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