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Mordswatschn (eBook)

Ein Bayern-Krimi
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
304 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1107-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mordswatschn -  Stefan Limmer
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Was für ein Stress - und das am heiligen Sonntag! Erst wird Kommissar Dimpfelmoser im Wirtshaus bei seinen geliebten Bratwürstl gestört. Dann macht ihm seine Haushälterin Eva eine peinliche Szene. Und schließlich wird auch noch eine Leiche gefunden. Welcher Verrückte kommt auf die Idee, seinem Opfer das Blut aus den Adern zu saugen? Während der raubeinige Kommissar auf Hochtouren ermittelt, wird eine zweite Leiche gefunden - ausgerechnet auf dem Gelände des geplanten »Begegnungszentrums für spirituell Suchende«. In der erzkatholischen Kleinstadt im Bayerischen Wald rumort es, denn der Pfarrer macht mobil gegen das »teuflische Zentrum«. Dimpfelmoser setzt Himmel und Hölle in Bewegung, damit die Situation in seiner Heimatstadt nicht eskaliert ...

Stefan Limmer ist verheiratet und hat vier Kinder. Er wohnt zwischen Regensburg und Cham, in der Gegend, in der auch der Kommissar Dimpfelmoser ermittelt. Hauptberuflich ist er als Heilpraktiker, Seminarleiter und Dozent tätig.

Stefan Limmer ist verheiratet und hat vier Kinder. Er wohnt zwischen Regensburg und Cham in der Gegend, in der auch der Kommissar Dimpelmoser ermittelt. Hauptberuflich ist er als Heilpraktiker, Seminarleiter und Dozent tätig.

Kapitel 1

Sonntag, 11.00 Uhr

Auf dem Weg zum Schorsch-Wirt begegnen mir nur wenige Menschen, was nicht besonders verwunderlich ist. Die Messe vom Pfarrer Eberdinger, die ich wegen kleiner Meinungsverschiedenheiten zwischen uns konsequent meide, ist noch nicht zu Ende, weshalb die Straßen der Stadt relativ leer sind. Außerdem regnet es in Strömen, was mir aber nix ausmacht. An einem Sonntagvormittag gibt es praktisch nichts, was mir meine gute Laune verderben kann. Ich habe zwar Rufbereitschaft, aber nachdem bei uns eh nie was passiert, nehme ich auch an solchen Tagen kein Diensthandy mit, wie es eigentlich Vorschrift ist. Das hat zumindest mein Vorgesetzter, der Hauptkommissar Huber, bei unserem letzten Dienstgespräch behauptet. Der muss es ja wissen, der alte Paragraphenreiter. Der versteht überhaupt keinen Spaß und schaut immer so, als würde gleich die Welt untergehen. Seit ihn seine Frau vor einem halben Jahr sitzen hat lassen wegen eines anderen, sind seine Mundwinkel noch weiter nach unten gewandert. Wer kann es der armen Frau schon verdenken. Kein Mensch hält es mit so einem aus, der zum Lachen in den Keller geht. Unser letztes Gespräch ist dementsprechend auch wieder ziemlich unerfreulich verlaufen. Ich wollte ihn halt etwas aufmuntern und habe ein paar Witze über seine Frau und ihren neuen Lover gerissen. Das fand er gar nicht lustig. Stattdessen hat er mir eine Abmahnung ­erteilt, weil sich so ein Depp beschwert hat, dem ich bei einer Verkehrskontrolle die Ohren langgezogen habe – natürlich nur ein bisschen, so dass er gerade noch auf den Zehenspitzen stehen konnte. Ich bin ja kein Unmensch. Aber wo kommen wir denn da hin, wenn jeder dahergelaufene Porschefahrer meint, für ihn gilt keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Und dann kommt er mir auch noch ganz blöd, von wegen er hat das Schild nicht gesehen. Ja wenn ich so schnell fahre, dann sehe ich auch keine Schilder mehr. Jedenfalls habe ich ihn nur ein bisschen ermahnt und ihm klargemacht, dass er eine Amtsperson vor sich hat. Dass dabei sein Sakko zerrissen ist, war nun wirklich keine Absicht von mir. Was muss er auch so rumzappeln, anstatt einfach stillzuhalten. Ich habe ihm ja auch angeboten, dass ich seine Jacke mit zur Oma nehme. Die kann ganz wunderbar nähen, aber das wollte er auch nicht, da kann man dann halt nichts machen. Jedenfalls hat er sich in Regensburg beim Polizeipräsidenten, der ein Spezi von ihm ist, beschwert. Und das fand der Huber wiederum gar nicht lustig, aber wie gesagt, der versteht eh keinen Spaß.

Beim Schorsch-Wirt ist um diese Zeit noch nicht viel los, nur die paar üblichen Gesichter hängen wie jeden Sonntagvormittag schon am Stammtisch und spielen Schafkopf, was das Zeug hält. Ich gehe zu meinem Stammplatz ins hinterste Eck. Da kann ich immer noch in Ruhe mein Bier trinken, wenn die Kirchgänger hernach einfallen und den vorderen Teil der Gaststube bevölkern.

»Servus, Dimpfelmoser«, begrüßt mich die Heidi, die seit ein paar Monaten an den Wochenenden als Bedienung beim Schorsch arbeitet.

Die ist ein echter Augenschmaus, großer Vorbau, ein wundervolles Lächeln, blonde Haare, die ihr immer so ins Gesicht fallen, dass sie sie mit einer Handbewegung wieder hinter die Ohren schieben muss. Und auch der Rest von der Heidi ist einwandfrei. Da wird einem ganz warm ums Herz – und nicht nur ums Herz.

»Servus, Heidi, du bist ja wieder fesch heute«, sag ich zu ihr und schaue dabei ganz ungeniert in ihren Dirndl­ausschnitt, so wie ich es jeden Sonntag mache, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.

Sie lächelt mich an, und da wird mir gleich noch wärmer.

»Das Übliche, Dimpfelmoser?«

Ich kann gar nichts sagen und nicke nur, während ich schnell zu meinem Platz gehe und mich setze. Von hier aus kann ich der Heidi ganz in Ruhe zuschauen, wie sie wie ein Engel durch die Wirtsstube schwebt und beim Schorsch an der Theke mein Bier holt. Aus der Küche rieche ich den Duft der Bratwürste. Die Heidi kommt mit meinem Bier, und beim Abstellen ergattere ich noch einen tiefen Einblick. Dann bringt die Lisel aus der Küche auch schon die zwölf Würste und eine Schüssel mit Sauerkraut. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Genüsslich nehme ich einen tiefen Schluck, dann zerteile ich die erste Wurst und wälze sie im Bratenfett, das auf dem Teller schwimmt, so wie ich es am liebsten mag. Als ich die Gabel langsam zum Mund führe, schließe ich kurz die Augen, um mich ganz auf den Geschmack zu konzentrieren. Da fehlt mir nichts, aber auch rein gar nichts mehr zu meinem Glück. So ein Sonntag beim Schorsch-Wirt, das ist wie im Paradies, besonders seit die Heidi hier ist. Gerade will ich den ersten Bissen genießen, da haut mir doch einer von hinten auf die Schulter, dass ich vor Schreck die Gabel fallen lasse. Die landet im Fett auf meinem Teller, und das spritzt auch gleich auf mein von der Eva frisch gewaschenes, blaukariertes Lieblingshemd.

»Ja Herrschaftszeiten, du Depp du blöder«, schreie ich, während ich aufspringe und mich umdrehe, um dem Störenfried eine zu langen.

»Langsam, langsam, Dimpfelmoser«, ruft mein Kollege, der Harald Reindl, erschrocken und springt einen Schritt zurück, so dass mein Schlag ins Leere geht.

Er kennt mich halt schon und weiß, dass ich manchmal etwas überreagiere. Aber das ist ja wohl absolut gerechtfertigt. So schändlich von so einem Deppen aus dem Paradies gerissen zu werden, da ist eine angemessene Reaktion ja wohl das Mindeste. Also hole ich noch mal aus, aber der Reindl weicht zurück bis in das hinterste Eck des Gastraumes.

»Der Huber hat gerade angerufen und rumgebrüllt, wenn du dich nicht sofort bei ihm meldest, dann schickt er dich als Streifenpolizist nach München.«

Oha, das ist eine böse Drohung. München ist für mich so etwas wie die irdische Hölle, und das weiß der Huber, darum droht er mir auch immer wieder damit. Gott sei Dank verfüge ich ja über ein paar kleine Informationen, die ich ihm gegenüber bis jetzt noch nicht erwähnt habe. Heute ist wohl der richtige Zeitpunkt, um meine Be­ziehung mit ihm auf eine neue Basis zu stellen. Sofort verraucht meine Wut, und gemächlich setze ich mich wieder hin.

»Sag ihm einen schönen Gruß von mir, ich möchte mich mit ihm übers ›La Luna‹ unterhalten, dann gibt er Ruhe. Ich melde mich in einer halben Stunde bei ihm«, sag ich zum Reindl, der immer noch völlig angespannt in der Ecke steht, obwohl ich ihm doch gar nichts mehr tun will.

Aber er ist halt aus der Großstadt und kann die Reaktionen der Einheimischen hier immer noch nicht richtig einschätzen.

»Wenn du unbedingt nach München willst«, brummt er und trottet aus dem Wirtshaus.

Ich grinse in mich hinein und widme mich endlich ungestört meinen Bratwürsten. Das wäre ja noch schöner, wenn mir der Huber meinen Sonntag ruinieren würde. Nach der dritten Halben und einigen ausgiebigen Blicken auf die Heidi zahle ich und mache mich auf den Weg zu unserer Polizeistation. Die ist nur ein paar Schritte neben dem Schorsch-Wirt in der Ludwigsstraße untergebracht. Meine provisorische Außenstelle der Kripo, die nun schon seit zwei Jahren besteht, ist inzwischen zur geduldeten Dauereinrichtung geworden. Mir ist das ganz recht. Ich habe ja überhaupt keine Lust, wieder mit dem Huber in unsere alte Polizeiinspektion in der Regensburger Straße umzuziehen. Und der Huber sieht das wohl genauso. Der ist, glaube ich, heilfroh, dass er mich nicht mehr vor der Nase sitzen hat. Die Chemie stimmt halt einfach nicht zwischen uns. Und darum, vermute ich, sind unsere alten Räume nicht ­renoviert und unsere jetzige Station auch nie mehr aufgelöst worden. Seitdem sitzt der Huber in Regensburg im Präsidium und ich hier in meiner Polizeistation. Wahrscheinlich hat der Huber, der alte Schisser, einfach nur Angst, dass ich noch mal Jagd auf Ratten mache. Hätte er halt selber mal was unternommen, anstatt den Mistviechern einfach zuzuschauen, wie die sich wie die Karnickel vermehren und unsere Akten anfressen.

»Huber«, habe ich ihm immer wieder gesagt, »wir müssen was unternehmen. Einen Kammerjäger brauchen wir, der die Bestien vernichtet.«

Aber er hat immer nur gejammert, das wäre in seinem Etat nicht drin, und stattdessen hat er ein paar Lebendfallen aus dem Baumarkt besorgt und aufgestellt. Aber die Ratten sind ja nicht deppert. Warum hätten sie dem Huber seinen vergammelten Käse fressen sollen, wenn doch überall was viel Besseres rumliegt – wie eben meine Bratwurstsemmeln. Da hört dann der Spaß auf. Da war es doch die beste Entscheidung, sie einfach in flagranti abzuknallen, was ich dann – auch an einem Sonntag ­übrigens – getan habe. Außer mir und den zwei Kollegen von der Bereitschaft war ja eh niemand da. Dass ich bei meiner Rattensäuberungsmission die Hauptwasserleitung durchlöchert habe, ja mei, so was passiert halt mal im Einsatz, dafür kann ich ja wirklich nichts. Und dann macht der Huber einen Aufstand wegen den gefluteten Diensträumen, das war halt völlig übertrieben. Dabei war das doch alles ein Heidenspaß, nicht ganz billig für den Staat, das gebe ich zu. Da wäre der Kammerjäger günstiger gewesen, aber der Huber wollte ja nicht auf mich hören. Anstatt sich bei mir zu bedanken, dass ich der Plage ein Ende gesetzt habe, schickt der Arsch mich zum Psychologen, von wegen Gefahr für die Allgemeinheit und lauter so einen Schmarrn. Ich bin halt nur nicht feige und mache das, was ein Mann eben tun muss. Das gilt im Dienst und auch privat. Immer voller Einsatz, koste es, was es wolle. Der Psychologe, dieses bornierte, arrogante Bürscherl von der Universität, der überhaupt keine Ahnung hat vom richtigen Leben, der fand mein Verhalten dann auch bedenklich und hat gemeint, ich gehöre in psychologische...

Erscheint lt. Verlag 10.7.2015
Reihe/Serie Ein Kommissar-Dimpfelmoser-Krimi
Ein Kommissar-Dimpfelmoser-Krimi
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bayern • Humor • Oberpfalz • Regiokrimi • Regionalkrimi
ISBN-10 3-8437-1107-0 / 3843711070
ISBN-13 978-3-8437-1107-4 / 9783843711074
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