Tote gehen nicht den Eifelsteig (eBook)
264 Seiten
KBV Verlags- & Medien GmbH
978-3-95441-026-2 (ISBN)
Carola Clasen schreibt seit 1998 Kriminalromane, die in der Eifel spielen. Darunter ist auch die Reihe um ihre eigenwillige Kriminalkommissarin Sonja Senger. Auch mit ihren Kurzgeschichten und Lesungen hat Carola Clasen sich einen Namen unter den deutschen Krimiautorinnen gemacht. Sie ist Mitglied im 'Syndikat' und lebt und arbeitet in Hürth.
Carola Clasen schreibt seit 1998 Kriminalromane, die in der Eifel spielen. Darunter ist auch die Reihe um ihre eigenwillige Kriminalkommissarin Sonja Senger. Auch mit ihren Kurzgeschichten und Lesungen hat Carola Clasen sich einen Namen unter den deutschen Krimiautorinnen gemacht. Sie ist Mitglied im "Syndikat" und lebt und arbeitet in Hürth.
Prolog
10. Januar, 9.15 Uhr
Klinik am Wald, Euskirchen
Meine Herren«, sagte Marius Hagen, Verwaltungs-Chef der Klinik am Wald, und zeigte auf die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch, »setzen Sie sich doch.«
Dr. Lutz Winkelmann und Dr. Edgar Schramm tauschten einen Blick. Sie waren nervös. Sie wussten, warum Hagen sie mitten aus der Visite geholt und zu einem Gespräch gebeten hatte. Heute sollte die Entscheidung fallen.
Hagen saß im feinen Zwirn vor ihnen, sah von einem zum anderen und schwieg zunächst bedeutungsvoll. Seine Hände lagen ineinander verschränkt auf dem Schreibtisch. Seine Stirn war sorgenvoll zerklüftet.
Die Kollegen wechselten wieder einen Blick und nickten sich fast unmerklich zu. Wenn sie Hagens Miene richtig deuteten, war der worst case eingetreten: einer der vielen Bewerber von außerhalb war ihnen vorgezogen worden.
Das lasse ich mir nicht gefallen, dachte Lutz.
Da kann man nichts machen, dachte Edgar.
Sie wären am liebsten sofort aufgestanden und gegangen. Hagen konnte sich seine warmen Worte sparen.
Der Verwaltungschef räusperte sich, biss sich auf die Unterlippe und wackelte mit dem Kopf, als wäge er noch ab, wie er es den Herren denn nun erklären sollte, wozu es gut sei, dass sie einen fremden Schnösel als Chef vor die Nase gesetzt bekamen.
Das hätte er sich früher überlegen müssen, dachte Edgar und kontrollierte seine Armbanduhr.
Er wird sehen, was er davon hat, dachte Lutz und kontrollierte die Wanduhr, links neben Hagens Kopf.
Hagen löste seine Hände und trommelte leise auf den Schreibtisch. »Meine Herren«, hob er an, »wie wir alle wissen, geht unser sehr geschätzter Professor Dr. Heribert Röhl Ende dieses Jahres in den wohlverdienten Ruhestand und mit ihm der Chef der Inneren, nicht wahr?«
Beifallheischend sah er von Winkelmann zu Schramm, die beide nicht willens schienen, ihm bei seiner schweren Aufgabe entgegenzukommen. Sie fixierten ihn mit finsteren Blicken.
»Wir, das heißt die Verwaltung, haben die Stelle ordnungsgemäß ausgeschrieben, eine Vielzahl höchst vielversprechender Bewerbungen aus der ganzen Bundesrepublik erhalten und eine Reihe hochinteressanter Gespräche geführt.« Hagen hörte mit dem Fingertrommeln auf und ballte seine Hände zu Fäusten. »Andererseits ist es Professor Dr. Röhls ausdrücklicher Wunsch, dass die Stelle mit einem Arzt aus unserem Hause besetzt wird. Ich denke, er hat mit Ihnen darüber gesprochen, dass er sich am liebsten eine Doppelspitze mit Ihnen beiden wünscht. Ha. Ha.«
Lutz und Edgar grinsten selbstgefällig. So genau hatte Röhl ihnen gegenüber es nicht formuliert, er hatte nur betont, dass er sich dafür einsetzen werde, dass einer von ihnen seine Nachfolge antrat. Aber Doppelspitze – das wäre geradezu ideal! Würde Hagen es wagen, sich über Röhls Wunsch hinwegzusetzen?
Hagen holte die Daumen aus den Fäusten und reckte sie nach oben. »Gerne berücksichtigen wir Dr. Röhls Wunsch. Aber eine Doppelspitze geht schon aus rein finanziellen Gründen nicht. Wir haben ihn also gebeten, sich für einen von Ihnen«, Hagen sah von Lutz zu Edgar, »zu entscheiden.«
Lutz und Edgar verging das Grinsen.
»Prof. Dr. Röhl hat es sich wirklich nicht leicht gemacht. Wenn ich Ihnen hier einige Einzelheiten des Entscheidungsprozesses kurz darlegen dürfte. Sie, Herr Dr. Schramm, haben sozusagen ein gewisses Vorrecht auf den Posten. Sie haben – mit Verlaub – die besseren Examensnoten, sind zwei Jahre länger in unserem Hause und haben Ihrem Mitbewerber erst die Türen geöffnet. Ihnen Dr. Winkelmann sozusagen vor die Nase zu setzen, wäre also nicht besonders kollegial.«
Zwischen Edgar und Lutz breitete sich plötzlich Kälte aus. Sie vermieden es, sich anzusehen.
Hagens Blick schwenkte zu Winkelmann. »Andererseits scheinen Sie, Herr Dr. Winkelmann, ein wenig besser ins Team zu passen. Dr. Röhl hat nicht übersehen, dass die Patienten große Stücke auf Sie halten und zu strahlen beginnen, sobald Sie ein Zimmer betreten. Solche Leute brauchen wir.«
Die Temperatur im Büro sank auf minus 15 Grad. Edgar begann zu frösteln. Lutz schauderte.
»Und es gibt noch viele andere Gründe für oder gegen den einen oder den anderen. Dr. Röhl erklärte sich nach langer Bedenkzeit zu einer Entscheidung außerstande.« Hagen lehnte sich zurück und wartete die Wirkung seiner Worte ab. Edgar lehnte sich ebenfalls zurück, als wolle er das Problem aussitzen.
Lutz dagegen sprang auf und rief: »Dann nehmen Sie in Gottes Namen einen Ihrer vielversprechenden Kandidaten von außerhalb!«.
»Das werden wir auch tun«. Hagen zeigte pikiert auf den Stuhl, und Lutz setzte sich widerstrebend. Dann tauchte ein listiges Lächeln auf Hagens Lippen auf. »Es sei denn, einer von Ihnen ist bereit zu verzichten?«
»Ich nicht«, sagten Edgar und Lutz unisono.
»Das klingt ziemlich entschieden. Wollen Sie nicht wenigstens eine Nacht darüber schlafen?«
Unisono: »Auf keinen Fall!«
»Gut«, fasste Hagen zusammen. »Dann können wir also frei entscheiden, ohne Ihnen in ...«
»Moment!«, unterbrach Lutz ihn. Edgar trat ihm unter dem Schreibtisch gegen das Schienbein. Er ignorierte es. »Sie haben recht. Wir werden darüber nachdenken. Wie viel Zeit geben Sie uns?«
»Bis gestern, nein, Spaß beiseite. Spätestens Mitte des Jahres muss ich es wissen.«
»Gut.«
Hagen erhob sich und streckte Dr. Winkelmann die Hand entgegen: »Ich freue mich sehr über Ihre Bereitschaft zur Mitarbeit, Herr Dr. Winkelmann, und ich bin sicher, Sie werden zu einer guten und vor allem weisen Entscheidung kommen.«
Für Edgar blieben ein schlaffer Händedruck und das Gefühl, wieder einmal seine Unfähigkeit zur Teamarbeit unter Beweis gestellt zu haben. Kaum hatte Hagen die Tür ins Schloss gedrückt, fuhr er Lutz an: »Du willst also verzichten, sehe ich das richtig?«
»Ich denk nicht dran!«
»Ich auch nicht.« Edgar überholte ihn.
»Mensch, warte doch. Irgendetwas wird uns schon einfallen!«
»Was soll uns schon einfallen?«, rief Edgar ohne sich umzusehen.
Es war ein Freitagabend, zehn Tage nach der Besprechung mit Hagen, und Lutz und Edgar hockten wie so oft im Bistro ParaGraf auf der Kölner Straße, zogen wie üblich über Kollegen und Patienten her, als Lutz plötzlich unvermittelt sagte: »Wenn ich verliere, ziehe ich meine Bewerbung zurück und du hast den Job.«
Edgar verschluckte sich fast, stellte sein Bierglas ab und wischte sich über den Mund. »Wenn du was verlierst?«
»Die Wette.«
»Was für eine Wette?«, stieß Edgar hervor. Er versuchte, seine Gedanken zu sammeln und ein gewisses Stadium der Nüchternheit zu erreichen.
»Unser Fachgebiet«, verriet Lutz.
»Sport?«
Lutz nickte.
Edgar war schon jetzt einverstanden. Er ging selbstredend davon aus, dass er jede Wette der Welt gegen Lutz gewinnen würde. So wie früher.
Sie hatten sich 1997 an der Uni in Köln kennen gelernt. Sie hatten beide zur gleichen Zeit mit dem Medizinstudium angefangen und zusammen gearbeitet und gefeiert und Sport getrieben. Lutz hatte nach dem fünften Semester die Uni gewechselt. Er war wegen einer Frau nach München gegangen, und die beiden hatten sich aus den Augen verloren. Edgar war nach dem Examen an die Klinik am Wald in Euskirchen gegangen. Er war ein Eifeler Junge, er wollte es bleiben. Sein Elternhaus stand in Schleiden.
Als die Klinik am Wald im letzten Jahr eine zweite Facharztstelle für die Innere ausgeschrieben hatte, da hatte sich Lutz bei Edgar gemeldet und gefragt, ob er sich nicht aus alter Freundschaft in Sachen Bewerbung für ihn einsetzen könne. Natürlich hatte Edgar das getan. Er legte für seinen früheren Kommilitonen die Hand ins Feuer. Die Klinik vertraute Dr. Edgar Schramms Urteil, und die Zeugnisse des Kandidaten waren exzellent. Und – wie praktisch – Dr. Lutz Winkelmann hatte in der Zwischenzeit seinen Facharzt für Innere Medizin gemacht.
Edgar war froh, Lutz wieder in seiner Nähe zu haben. Die alte Freundschaft blühte wieder auf, sie arbeiteten zusammen, und sie feierten zusammen. Nur mit dem gemeinsamen Sport war es vorbei. Lutz war bequem geworden. Er begann schon einen Bauch anzusetzen und hatte sich mit Haut und Haar seiner Karriere verschrieben. Während Edgar noch immer gut in...
Erscheint lt. Verlag | 4.1.2013 |
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Reihe/Serie | Sonja Senger |
Verlagsort | Hillesheim |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Aachen • Ärzte • Eifel-Krimi • Eifelsteig • Eifelstieg • einruhr • Ermittlerin • Euskirchen • Forsthaus • Hauptkommissarin • Kriminalroman • Mord • Senger • Sonja Senger • Trier • Wette • Wettlauf |
ISBN-10 | 3-95441-026-5 / 3954410265 |
ISBN-13 | 978-3-95441-026-2 / 9783954410262 |
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