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Der Talisman. Posse mit Gesang in drei Akten (eBook)

Nestroy, Johann - Deutsch-Lektüre, Deutsche Klassiker der Literatur - 14112
eBook Download: EPUB
2012 | 2. Auflage
117 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-960021-5 (ISBN)

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Der Talisman. Posse mit Gesang in drei Akten -  Johann Nestroy
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Titus Feuerfuchs - mittellos und wegen seiner roten Haare ausgegrenzt - schwindelt sich mit Maskerade, geschickten Täuschungsmanövern und sprachlicher Wendigkeit in die höchsten Kreise der feinen Gesellschaft empor. Komisch und bitterböse zugleich entlarvt er dabei deren Dummheit, Geldgier und Geltungssucht. Die satirische Posse, 1840 mit Nestroy in der Hauptrolle uraufgeführt, ist bis heute eines der meistgespielten Stücke des Wiener Dramatikers. Mit neuem Nachwort. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Johann Nepomuk Nestroy (7. 12. 1801 Wien - 25. 5. 1862 Graz) war Sänger, Schauspieler und Theaterdirektor; er schrieb für sich über 80 Stücke, die als Possen, Parodien oder Komödien erfolgreich waren, deren treffender Sprachwitz aber auch auf Gesellschafts- und politische Kritik zielte.

Johann Nepomuk Nestroy (7. 12. 1801 Wien – 25. 5. 1862 Graz) war Sänger, Schauspieler und Theaterdirektor; er schrieb für sich über 80 Stücke, die als Possen, Parodien oder Komödien erfolgreich waren, deren treffender Sprachwitz aber auch auf Gesellschafts- und politische Kritik zielte.

Der Talisman

Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Literaturhinweise
Nachwort

[5] Erster Akt


Die Bühne stellt einen Dorfplatz vor. In der Mitte gegen den Hintergrund ein Brunnen mit zwei sich gegenüberstehenden Steinsitzen, links eine Gartenmauer mit einer kleinen offenstehenden Tür, welche in den Herrschaftsgarten führt.

Erste Szene


Bauernmädchen, darunter Hannerl, treten während dem Ritornell des folgenden Chores aus dem Hintergrunde links auf; Bauernbursche, unter ihnen Cristoph, Seppel und Hans.

Chor

DIE MÄDCHEN.
Au’m Nachkirtag tanzt man schon in aller Fruh’,
Dort kommen die Burschen und holen uns dazu.

DIE BAUERNBURSCHE (von der Seite rechts auftretend).
Wo bleibt’s denn? Laßt keine sich sehn, das ist schön,
Au’m Tanzboden tut’s drüber und drunter schon gehn.

DIE MÄDCHEN. Wir sind schon bereit.

DIE BURSCHE. So kommt’s, es is Zeit.

ALLE. Es hat jeds sein’ Gegenteil, die Wahl is nit schwer,
D’ Musikanten, spielt’s auf, heut’ geht’s lustig her.

CHRISTOPH (zu einem Bauernmädchen). Wir zwei tanzen miteinand’!

HANS (zu einer anderen). Wir zwei sein schon seit zehn Kirtäg’ ein Paar.

HANNERL (zu einem Burschen). Ich tanz auf der Welt mit kein’ andern als mit dir.

CHRISTOPH (nach links in den Hintergrund sehend). Da schaut’s, da kommt die Salome.

HANNERL. Mit die baßgeig’nfarbnen Haar’!

CHRISTOPH. Was will denn die auf ’m Kirtag?

HANNERL. Eure Herzen anbrandeln, das is doch klar!

[6] Zweite Szene


Salome. Die Vorigen.

SALOME (in ärmlich ländlichem Anzug, mit roten Haaren, kommt aus dem Hintergrunde links). Da geht’s ja gar lustig zu; wird schon auf ’m Tanzboden gangen, nit wahr?

CHRISTOPH (kalt). Is möglich!

SALOME. Ös werd’t’s doch nix dagegen haben, wenn ich auch mitgeh?

HANS. No ja – warum nit – hingehn kann jeds.

CHRISTOPH (mit Beziehung auf ihre Haare). Aber ’s is weg’n der Feuersg’fahr!

HANS (ebenso). ’s is der Wachter dort –

CHRISTOPH (wie oben). Und der hat ein’ starken Verdacht auf dich; du hast deine Gäns’ beim Stadl vorbei’trieben, der vorgestern ab’brennt is.

HANNERL. Und da glaubt man, du hast’n an’zund’n mit deiner Frisur.

SALOME. Das is recht abscheulich, was ihr immer habt’s über mich; aber freilich, ich bin die einzige im Ort, die solche Haar’ hat. Für die Schönste wollt’s mich nicht gelten lassen, drum setzt’s mich als die Wildeste herab.

DIE MÄDCHEN. Ah, das is der Müh’ wert, die wollt’ die Schönste sein!

CHRISTOPH (zu Salome). Schau halt, daß d’ ein’ Tänzer find’st.

SEPPEL (ein sehr häßlicher Bursch). Ich tanz mit ihr, was kann mir denn g’schehn?

CHRISTOPH. Was fallt dir denn ein? Ein Kerl wie du wird doch wohl eine andere kriegen?

SEPPEL. Is auch wahr, man muß sich nit wegwerfen.

HANS. Vorwärts! Brodelt’s nit so lang herum!

ALLE. Auf ’n Tanzboden! Juhe! Zum Tanz! (Alle rechts im Hintergrunde ab.)

[7] Dritte Szene


Salome.

SALOME. Ich bleib halt wieder allein z’ruck! Und warum? Weil ich die rotkopfete Salome bin. Rot ist doch g’wiß a schöne Farb’, die schönsten Blumen sein die Rosen, und die Rosen sein rot. Das Schönste in der Natur ist der Morgen, und der kündigt sich an durch das prächtigste Rot. Die Wolken sind doch g’wiß keine schöne Erfindung, und sogar die Wolken sein schön, wann s’ in der Abendsonn’ brennrot dastehn au’m Himmel; drum sag ich: Wer gegen die rote Farb’ was hat, der weiß nit, was schön is. Aber was nutzt mich das alles, ich hab doch kein’, der mich auf ’n Kirtag führt! – Ich könnt’ allein hingehn – da spotten wieder die Madeln über mich, lachen und schnattern. Ich geh zu meine Gäns’, die schnattern doch nicht aus Bosheit, wann s’ mich sehn, und wann ich ihnen ’s Futter bring, schaun s’ mir auf d’ Händ’ und nit auf ’n Kopf. (Sie geht rechts im Vordergrunde ab.)

Vierte Szene


Flora und Plutzerkern kommen aus dem Hintergrunde links. Plutzerkern trägt einen bepackten Korb.

FLORA (ärgerlich). Nein, das is wirklich arg! Das bisserl Weg von der Stadt fünf Viertelstund’ herausfahren! Schamen soll sich so ein Stellwagen!

PLUTZERKERN. Warum denn? Er heißt ja deßtwegen Stellwagen, weil er von der Stell’ nicht weiterkommt.

FLORA. Schad’, daß du mit deiner Langsamkeit kein Stellwag’n worden bist.

PLUTZERKERN. Dazu fehlet mir die Pfiffigkeit. Ein Stellwagen is das pfiffigste Wesen auf der Welt, weil er ohne Unterschied des Standes jeden Menschen aufsitzen laßt.

[8] FLORA. Ich glaub, du hast wieder dein’ witzigen Tag, da bist du noch unerträglicher als gewöhnlich.

PLUTZERKERN. Schimpfen S’ zu, lassen S’ Ihre Gall’ aus an mir! Lang wird’s so nit mehr dauern.

FLORA. Willst du etwa aus dem Dienst der gnädigen Frau gehn? Das wär’ g’scheit.

PLUTZERKERN. O nein; aber Sie werden gewiß bald heiraten, dann ist Ihrer Sekkatur ein neues Feld eröffnet, und ich bin nicht mehr der Spielraum Ihrer Z’widrigkeit.

FLORA. Dummer Mensch! Ich werd mich nie mehr verheiraten, ich bleib meinem Verstorbenen getreu.

PLUTZERKERN. Vielleicht sieht er’s ein nach sein’ Tod; bei Lebzeiten hat er’s nie recht glauben wollen.

FLORA. Wenn ich die gnädige Frau wär’, ich hätt’ Ihn schon lang gejagt.

PLUTZERKERN (mit Beziehung). Wenn ich die gnädige Frau wär’, blieb auch nicht alles im Haus.

FLORA. Wer weiß, ob Er nicht bald springt! Ich hab die Erlaubnis, einen flinken, rüstigen Burschen aufzunehmen.

PLUTZERKERN. Das is recht, dann is doch die Plag’ nicht mehr so groß! Ich gieß den Winterradi, mehr Einfluß verlang ich mir nit.

FLORA. Geh Er jetzt zum G’vatter Polz, der will mir einen Gartenknecht rekommandieren.

PLUTZERKERN. Gut, vielleicht wird aus dem Knecht Ihr künftiger Herr.

FLORA. Warum nicht gar! Von mir bekommt jeder einen Korb.

PLUTZERKERN. Leider, das g’spür ich! Jetzt müssen Sie ihn aber wieder nehmen, wenn ich zum G’vattern soll. (Gibt ihr den bepackten Korb.)

FLORA. Mach Er geschwind, langweiliger Mensch! (Ab in die Gartentüre.)

PLUTZERKERN (allein). Hm, hm! Der Garten ist doch nicht so verwahrlost, und wie’s die treibt um den flinken, rüstigen Gartenknecht – hm, hm! (Geht rechts ab.)

[9] Fünfte Szene.


Titus Feuerfuchs tritt während des Ritornells des folgenden Liedes erzürnt von rechts vorne auf,

Lied

1

Der hat weiter nit g’schaut,
Beinah’ hätt’ ich’n g’haut;
Der Spitzbub’, ’s is wahr,
Lacht mich aus weg’n die Haar’!
Wen geht’s denn was an,
Ich hoff doch, ich kann
Haar’ hab’n, wie ich will,
Jetzt wird’s mir schon z’viel!

Rote Haar’ von ein’ falschen Gemüt zeig’n soll’n?

’s is’s Dümmste, wann d’ Leut’ nach die Haar’ urteil’n woll’n.

’s gibt G’schwufen g’nug mit ein kohlrab’nschwarzen Haupt,

Und jede is ang’schmiert, die ihnen was glaubt;

Manch blondg’lockter Jüngling is beim Tag so still

Und schmachtend – warum? Bei der Nacht lumpt er z’ viel!

Und mit eisgraue Haar’ schaun die Herrn aus so g’scheit

Und sein oft verruckter noch als d’ jungen Leut’!

Drum auf d’ Haar’ muß man gehn,
Nachher trifft man’s schon schön.

2

(Drohend in die Szene blickend, von woher er gekommen.)

Mir soll einer traun,
Der wird sich verschaun,
Auf Ehr’, dem geht’s schlecht,
Denn ich...

Erscheint lt. Verlag 10.10.2012
Reihe/Serie Reclams Universal-Bibliothek
Reclams Universal-Bibliothek
Mitarbeit Kommentare: Jürgen Hein
Nachwort Maria Piok
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Alt-Wiener Volkstheater • Biedermeier und Vormärz • Deutsch • Deutsch-Unterricht • gelb • gelbe bücher • Klassenlektüre • Lektüre • Literatur Klassiker • Nestroy Drama • Nestroy Komödie • Nestroy Theater • Prosadrama • Reclam Hefte • Reclams Universal Bibliothek • Reclams Universal-Bibliothek • Schullektüre • Schullektüre; Reclams Universal-Bibliothek; Biedermeier und Vormärz; Prosadrama • Weltliteratur • Wiener Volkstheater
ISBN-10 3-15-960021-1 / 3159600211
ISBN-13 978-3-15-960021-5 / 9783159600215
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