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Lebenslust mit Kurt Tucholsky (eBook)

(Autor)

Christine M. Kaiser (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2012 | 1., Originalausgabe
120 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-73115-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lebenslust mit Kurt Tucholsky - Kurt Tucholsky
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»Glück ist der Zustand, den man nicht spürt, sagt der Weise.« Doch wenn Kurt Tucholsky in der Phantasie seiner Leserinnen und Leser sprachgewaltig einen Walzer zum Erklingen bringt und dazu ein verliebtes junges Paar ausgelassen einen Abhang hinunterwirbeln lässt, wenn er augenzwinkernd beschreibt, wie einer auf Reisen »Frankreich von innen« erkundet und erschöpft, völlig ramponiert und hutlos aus einer Feengrotte kriecht, oder wenn er in seinen absurden »Rezepten gegen Grippe« empfiehlt, Homöopathen »am besten täglich je dreimal eine Fünf-Pfennig-Marke« lecken zu lassen, dann gelingt es ihm auf unnachahmliche Art und Weise, Glücksmomente spürbar zu machen, Lust am Leben zu evozieren und unbändige Heiterkeit zu erzeugen.



<p>Kurt Tucholsky, geboren 1890 in Berlin, studierte Jura in Berlin, Jena und Genf. Als politisch engagierter Journalist und zeitweiliger Mitherausgeber der Wochenzeitschrift <em>Die Weltb&uuml;hne</em> z&auml;hlt er zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik. Zugleich war er Satiriker, Kabarettautor, Romancier und Lyriker. 1929 ging er nach Schweden, wo er sich 1935 das Leben nahm.</p>

Cover 1
Informationen zum Buch/Inhalt 2
Impressum 6
Inhalt 9
Lebenslust mit Kurt Tucholsky 7
An guten Ratschlägen fehlts nicht 11
Ratschläge für einen guten Redner 16
Rezepte gegen Grippe 17
Das ist eine Lebensweisheit 21
Peter Panter 31
Jedes Ich sucht ein Du 33
Das Liebesgespenst 34
Sie schläft 36
Liebespaar im Zuschauerraum 40
Konjugation in deutscher Sprache 40
Die Macht der Wissenschaft 41
Aus! 44
Stationen 45
Frauen sind eitel. Männer? Nie –! 47
Was tun Frauen, bevor sie ausgehen? 49
Frauen sind eitel. Männer? Nie –! 55
Frauen von Freunden 58
[. . .] ich badete in einer tiefen Badewanne von Freundschaft 59
Pause auf dem Töpfchen 60
Moment beim Lesen 63
Der Dichter muß dichten, und der Leser will lesen 65
Wo lesen wir unsere Bücher? 69
Avis an meinen Verleger 71
Vorsätze 73
Die Sprache kobolzt 74
Sehnsucht 77
Deutsch für Amerikaner 83
Ankunft 83
Begrüßungen 83
Im Restaurant 84
Auf dem Postamt 84
Im Theater 85
Des Nachts 85
Konversation 86
Wenn einer eine Reise tut . . . 87
Die Kunst, richtig zu reisen 87
Koffer auspacken 98
Der Floh 105
Denn man kann über alles lächeln . . . 106
Von morgen ab fängt ein neues Leben an 116
Editorische Notiz 119

Das ist eine Lebensweisheit*


Dies ist, glaube ich, die Fundamentalregel alles Seins: »Das Leben ist gar nicht so. Es ist ganz anders.«

[WB, 18. 8. 25, 262]

Glück ist der Zustand, den man nicht spürt, sagt der Weise.

[WB, 14. 6. 23, 702]

Jeder ist halb so wichtig, wie er glaubt –

[GW 6, 1928, 233]

Einmal hatte es ein Deutscher sehr eilig in Paris, als er bei Tisch saß, und er sagte das auch dem Kellner... Darauf jener: »Wenn Sie keine Zeit haben, dann müssen Sie nicht frühstücken –!« Das ist eine Lebensweisheit.

[GW 8, 1930, 177]

Zuhörenkönnen ist überhaupt die halbe Lebensweisheit.

[GW 8, 1930, 244]

Geld will ernst genommen werden; sonst kommt es nicht zu dir.

[GW 8, 1930, 172]

Vom Stationsvorsteher aus gesehn sieht der tägliche Abschied der Reisenden an den Zügen recht stereotyp aus. Von der Krankenschwester aus gesehn hat der Tod ein andres Gesicht als vom Trauernden aus gesehn. Alles, was man regelmäßig und berufsmäßig tut, versteinert. Man sollte auch seine eignen Erlebnisse vom Stationsvorsteher aus sehen können.

[WB, 24. 5. 32, 785]

Schlange vor dem Schalter. Alles geht, wenn auch langsam, so doch regelmäßig; du ruckst voran. Bis der Mann vor dir herankommt. Der Mann vor dir macht stets ungeahnte Schwierigkeiten, er will Herrn Eisenbahn persönlich sprechen und braucht für sich allein so viel Zeit wie alle andern Vormänner zusammen. So ist das Leben.

[WB, 5. 7. 32, 21 f.]

Man fällt selten über seine Fehler. Man fällt meistens über seine Feinde.

[WB, 8. 3. 32, 378]

Es gibt Glückspilze und Unglücksraben – Unglück ist dauerhafter.

[WB, 30. 6. 25, 966]

Die Seele jeder Ordnung ist ein großer Papierkorb.

[WB, 19. 7. 32, 98]

Man soll nie jemand nach dem fragen, was man wissen will, das ist eine alte Weisheit. Dann sagt ers nicht.

[SG, 93]

Ich erkenne immer mehr die tiefe Weisheit des seligen Ringelnatz, der gesagt hat: »Wenn ich so reich wäre und so mächtig, daß ich alles ändern könnte – dann ließe ich alles so, wie es ist.«

[BA, 23. 3. 35, 451]

Wo gibt es noch reine Freuden? Ich glaube: nur noch in dem alleinseligmachenden Zustand, wo jener, glücklich lächelnd, in der Droschke saß und den Kutscher fragte, wieviel Uhr es sei. Und der Kutscher antwortete: »Elf Uhr, Herr!« Und jener, im Vollbewußtsein der irdischen Seligkeit: »Gestern – oder – heute?« Siehe, das ist das Glück. Aber der hat am nächsten Morgen einen unfreundlichen Kater und muß büßen, daß er den Flug von der Erde versucht hat. Und kraucht wieder unten –

[WB, 14. 6. 23, 702]

Hat es einen Wert, die Zeit anzuhalten? Ist es nicht viel, viel schöner, die Zeit auskosten zu müssen, hastig, gierig, schlürfend – weil man Angst hat, daß sie zerrinnt und verfliegt? Besteht nicht darin der Wert aller großen und kleinen Freuden, daß sie vergänglich sind? Vergänglich die paar glücklichen Wochen in dem kleinen Försterhaus und vergänglich ein Vierundzwanzigstundenglück?

[GW 2, 1919, 128]

Es ist beinah dieselbe Frage: ob man lebt oder ob man im Dienste eines Apparats gelebt wird. Ein weiser Mann des fernen Ostens, dem eine solche Frage vorgelegt wurde, sann lange nach. Und dann sprach er: »Wenn Sie mich so fragen – muß ich Ihnen antworten: Ja.«

[GW 8, 1930, 180]

Fruchtbar kann nur sein, wer befruchtet wird. Liebe trägt Früchte, Frauen befruchten, Reisen, Bücher...

[WB, 27. 12. 27, 965]

Charakteristisch für einen Menschen ist das, was ihm selbstverständlich ist.

[WB, 2. 10. 28, 522]

Nun liegt das tief im Menschen begründet: ohne Achtung seiner selbst kann er kaum leben, ohne Verachtung eines andern nie. Die gibt ihm erst das nötige Relief. »Ich grüße ihn nicht mehr...« das gibts allerdings in keiner andern Sprache. Ausgelöscht ist der andre und tot, »in meinen Augen« – er ist also eine subjektive Leiche; wir sind allesamt solche Opfer von irgendeinem Sieger, den wir vielleicht gar nicht kennen. Der Sieger macht das so, daß er das feindliche Milieu nicht nur nicht achtet – er erkennt es überhaupt nicht an; es gibt das nicht mehr; es wird nicht in den Listen geführt – item: ist es nicht da.

[WB, 2. 7. 29, 2]

– ich glaube, daß man erst durch Himmel und Hölle hindurch muß, ehe man frei und gescheit ein Mädchen küßt, eine Frau liebt und eine Sommernacht lang vergnügt ist.

[WB, 23. 9. 20, 336]

Es tut wohl, die eigne Not auch von andern gefühlt zu wissen.

[WB, 27. 10. 21, 422]

Protektion ist eine Hauptstütze der Welt.

[GW 2, 1920, 251]

Dies, mein Sohn, in einem Satze ist des Lebens Sinn:

Kommt schon mal ne leere Droschke – dann sitzt einer drin!

[WB, 13. 1. 21, 57]

Selbsthaß ist der erste Schritt zur Besserung.

[WB, 26. 7. 23, 83]

Das Leben ist eine Wartehalle.

[DT, 1929, 719]

[...] solange es Menschen auf der Erde gibt, werden sie Stunden haben, in denen sie den ganzen Kram um sich herum vergessen und selig anfangen zu spielen. Mit dem Leben zu spielen, mit Blumen, mit Mädchen, mit den Dingen, und mit den Erinnerungen. Stunden, in denen es ihnen klar wird, daß es ja schließlich – bei aller Achtung vor den Metaphysikern – nicht darauf ankommt, einer Idee zu dienen, sondern, entschuldigen Sie das verpönte Wort, zu leben. Und glücklich zu sein. Und dazusein.

[RW, 1920, 114]

In der vollkommenen Stille hört man sich selbst.

[WB, 2. 8. 27, 183]

In der vollkommenen Stille hört man die ganze Welt.

[GW 5, 1927, 326]

Mit welchem Resultat könnte man studieren, wenn man nicht es mehr müßte! Wenn man es will! Wenn die Lehre durch weitgeöffnete Flügeltüren einzieht, anstatt durch widerwillig eingeklemmte Türchen, wie so oft in der Jugend!

[GW 7, 1929, 38]

Große Dinge ereignen sich nicht mittags um zwölf Uhr zehn. Sie wachsen langsam.

[WB, 30. 9. 20, 373]

Aber so ist das im Leben:

Das Schönste vom Sonntag ist der Sonnabend Abend.

[GW 6, 1928, 123]

Eine Wand ist die Mutter des Astlochs.

[DT, 1912, 44]

Man kann sie nicht mehr besichtigen, die Welt – man muß mit ihr leben oder gegen sie.

[GW 9, 1931, 21]

Da ist diese Geschichte von den beiden Musikern, die wohnten in einer gemeinsamen Wohnung. Und der eine spielte noch spät abends vor dem Schlafengehen Klavier, und er spielte eine ganze große Melodie, mit allen Variationen, und zum Schluß noch einmal das Grundthema, aber das spielte er nur knapp bis zum Schluß, da hörte er auf, und den Schlußakkord, den spielte er nicht mehr. Sondern ging zu Bett.

Nachts um vier aber erhob sich der andere Musiker, schlich leise zum Klavier und schlug den fehlenden Grundakkord an. Und dann ging er beruhigt und erlöst schlafen.

Der Mensch will alles zu Ende machen.

[GW 9, 1931, 267]

[...] wesentlich an einem Menschen ist das, was ihm selbstverständlich ist, das, wovon er überhaupt kein Wesens macht, weil es ihm Natur ist.

[WB, 17. 11. 21, 512]

Als einer der deutschen Kaiser, derentwegen ich im Abiturientenexamen durchgefallen bin, einmal ein Kloster besuchte, sagte er zu dem Prior: »Ihr habts hier aber schön! Welch herrlicher Garten! Welch herrliches Refektorium!« Und einer der Mönche erwiderte: »Ja – herrlich – transeuntibus!« – Was etwa heißt: für die, die nur vorübergehen! – Das ist ein wahres Wort.

[GW 3, 1924, 484]

Der schönste Augenblick am Tag ist doch der, wo man morgens unter der Brause hervorkriecht und das Wasser von einem abtropft. Was dann noch kommt, taugt eigentlich nicht mehr viel.

[WB, 30. 12. 30, 999]

Ob man die Wahrheit sagt oder nicht: sie besteht.

[GW 4, 1925, 84]

Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte, weil eine Wahrheit niemals in der Mitte liegt – die Wahrheit liegt darüber.

[DT, 1929, 690]

Einmal, einmal muß man hinter jeden geschlossenen Vorhang sehen – das ist so.

[WB, 26. 4. 27, 683]

Nur Dummköpfe sind im Beruf feierlich.

[WB, 19. 1. 32, 100]

Kulanz ist immer ein gutes Geschäft.

[DT, 1929, 678]

Lehren heißt: vom innern Reichtum abgeben; man muß am Ende stehen, wenn man andern den Anfang zeigen will.

[WB, 14. 10. 30, 578]

Wir werden die Welt nicht ändern, nicht einmal, wenn wir einen Verein gründen.

[GW 1, 1917, 265]

An einem Rausch ist das schönste der Augenblick, in dem er anfängt, und die Erinnerung an ihn.

[WB, 9. 8. 32, 205]

Einer, mit dem man lacht, wird leicht einer, über den man...

Erscheint lt. Verlag 17.9.2012
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Anthologien
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 50plus • aktuelles Buch • Anthologie • Aphorismen • Berlin • Best Ager • bücher neuerscheinungen • Exil • Generation Gold • Geschenkbuch • Gesellschaftskritik • Glück • Golden Ager • Humor • insel taschenbuch 4987 • IT 4987 • IT4987 • Kurt • Lebensweisheit • Lesebuch • Loriot • Neuerscheinungen • neues Buch • Rentner • Rentnerdasein • Ruhestand • Senioren • Sprüche • Tucholsky • Tucholsky, Kurt
ISBN-10 3-458-73115-6 / 3458731156
ISBN-13 978-3-458-73115-3 / 9783458731153
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