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Verschwörung beim Heurigen (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2009 | 1. Auflage
400 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-40011-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Verschwörung beim Heurigen -  Paul Grote
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Ein weiterer Weinkrimi Der Mensch, der Wein - und das Böse. Eine Lüge, eine zerrüttete Ehe und der tödliche Unfall der Winzerin Maria - oder war es Mord? Kein guter Start für den Urlaub am Neusiedler See. Dabei ist Carl Breitenbach, Mitglied des Stuttgarter Weinclubs, nur wegen Maria hier. Seine Frau Hanna, eine passionierte Surferin, rächt sich auf ihre Weise, und als Carl ins Visier der Polizei gerät, begreift er, dass er den Fall selbst lösen muss.

Paul Grote ist Deutschlands bekanntester Weinkrimi-Autor. Als Reporter in Südamerika entdeckte er sein Interesse für Wein und Weinbau und machte ihn zu seinem Thema. Seitdem hat er die wichtigsten europäischen Weinbaugebiete bereist und 18 Weinkrimis veröffentlicht.

Paul Grote ist Deutschlands bekanntester Weinkrimi-Autor. Als Reporter in Südamerika entdeckte er sein Interesse für Wein und Weinbau und machte ihn zu seinem Thema. Seitdem hat er die wichtigsten europäischen Weinbaugebiete bereist und 18 Weinkrimis veröffentlicht.

1


»Er ist ein Blender!«

»Wer? Wen meinen Sie?« Carl Breitenbach blickte sein Gegenüber bestürzt an, dann begriff er. »Ach so«, sagte er gedehnt, »ich dachte, Sie meinen ...«, er zögerte wieder unentschlossen.

Der Fremde kicherte vor sich hin. »Den Winzer?« Er neigte abwägend den Kopf. »Nein ... ich meinte natürlich den Wein.«

Carl blickte den Fremden an, dann in sein halbvolles Glas, er war sich nicht sicher, was er von ihm zu halten hatte. Ton und Gesichtsausdruck des Mannes ließen ihn zweifeln, besonders sein süffisantes Lächeln. Man hätte es als überheblich deuten können, oder als eine Art Abgeklärtheit, ein solches Urteil mit so viel Selbstverständlichkeit auszusprechen. Da war er viel vorsichtiger, schon aus Unsicherheit. In seinem Beruf konnte er sich zwar nicht um Entscheidungen drücken, aber beim Wein war er nur zu schnell bereit, sein Urteil zu revidieren. Verlegen wich er dem Blick des Fremden aus, hob das Glas an die Nase und nahm so viel wie möglich von dem fruchtigen Duft des Weins in sich auf.

Er kostete, bewegte den Wein im Mund, kaute ihn, wie er es gelernt hatte, ließ sich auf den Geschmack ein, auf Süße und Säure, die man nur schmecken konnte – und kam zum selben Ergebnis. Dieser Chardonnay war ein Blender. Und Carl sagte, ohne sich anbiedern zu wollen: »Gewiss, ein Blender. Nur komisch«, er hielt kurz inne, »dass ich nicht gleich darauf gekommen bin.«

»Wäre ein schlechter Blender, wenn man ihm sofort auf die Schliche käme«, erklärte ihm der Fremde, »so ein Wein hätte den Namen nicht verdient. Auch ein negatives Prädikat muss man sich erarbeiten. Blender muss man machen können. Das schafft nur ein fähiger Winzer – oder Önologe.« Jetzt schnüffelte der Fremde seinerseits am Glas, zuerst mit dem linken und dann mit dem rechten Nasenloch.

Carl nickte mehrmals, als müsse er seinen eigenen Eindruck bestätigen, er runzelte die Stirn. »Sie meinten doch den Winzer, ist es nicht so?«

Sein Gegenüber lachte. »Beantwortet sich diese Frage nicht von selbst?«

Da war wieder diese Sicherheit in der Stimme des anderen, die Carl zuvor bereits verunsichert hatte, die aber nicht aufgesetzt schien. Es verwirrte ihn immer aufs Neue, mit welcher Selbstverständlichkeit, ja, Nonchalance war als Begriff eigentlich besser, mit welcher Lässigkeit andere Leute, ob vom Fach oder nicht, Urteile über Wein abgaben. Carls Neugier dem Mann gegenüber war geweckt.

Er mochte Anfang vierzig sein, im dunklen, lockigen Haar zeigten sich erste graue Strähnen. Er hatte ein schmales, sympathisches Gesicht und blaue Augen, die er hinter einer kleinen, kreisrunden Brille verbarg. Er trug Jeans, ein helles Hemd und ein zerknittertes Leinensakko. Wie der Einkäufer eines Weinimporteurs sah er nicht aus, beileibe nicht wie ein Sommelier, schon eher wie ein Weinhändler; unter denen traf man die merkwürdigsten Typen. Viele waren Quereinsteiger, hatten weder eine Lehre im Weinbau noch ein Studium als Agronom hinter sich. Es waren ehemalige Ingenieure, Lehrer und Polizisten – sogar einen Mathematiker hatten sie zu Hause unter den Weinhändlern in Stuttgart.

Der Unbekannte unterbrach Carls Überlegungen. »Glauben Sie, dass ein korrekter Winzer, einer, dem seine Weine wichtig sind, einen Blender produziert?«, fragte er leise, um nicht die Aufmerksamkeit der Herren vom Nebentisch zu erregen.

Klar, die Frage war rhetorisch gemeint: Wem an seinem Beruf etwas lag, und das sollte man bei den Winzern, die heute im Schloss versammelt waren, voraussetzen, der übte seinen Beruf mit Hingabe aus. So jemand wollte ernst genommen werden, war stolz auf das, was er tat. Carl erinnerte sich an einen aufgeschnappten Satz: Es bedarf schon eines Dichters, um einen großen Wein zu machen! Bauern waren das, Bauern-Dichter.

»Hinter einem Blender steht eine Absicht«, fuhr der Fremde fort und schien nicht im Geringsten verstimmt. »So ein Wein gelingt einem nicht durch Zufall. Da will einer seine Kunden sozusagen an der Nase herumführen, im wahrsten Sinne des Wortes.«

Das war eine harte Unterstellung, die Carl als ziemlich gewagt empfand. Das mochte auf jemanden zutreffen, dem lediglich etwas an Verkaufszahlen lag, am Einkommen, am Prestige – aber nichts am Wein, weder an den Stöcken noch am Weinberg selbst, nichts an der Arbeit, die er lieber andere machen ließ, auf jemanden, der es nicht genoss, durch die Rebzeilen zu gehen und sich zu freuen, dass im Mai wie immer der Austrieb begann – diese Selbstverständlichkeit und gleichzeitig ein Wunder. So jemandem lag auch nichts an den Menschen, denen er mit seinem Wein Freude machte.

Carl schaute verlegen ins Glas, er schwenkte es, damit der Wein sein Aroma entfalten konnte, und hielt die Nase darüber. »Dazu muss man erst einmal die Fähigkeit haben zu unterscheiden, ob man einen Blender vor sich hat oder nicht.«

»Und was sagt Ihnen Ihr Gefühl, beziehungsweise Ihre Nase? Ist das nun ein Blender?«, fragte der Fremde provozierend. »Glauben Sie, dass ein korrekter Winzer auf einer Verkostung wie dieser einen Blender vorstellt?«

»Nein, eher unwahrscheinlich, Sie haben Recht«, Carl stöhnte. Er wunderte sich über sein radikales Urteil, betrachtete die vielen Tische im Saal, das Gewimmel der Besucher davor und die geschäftigen Winzer hinter ihren aufgereihten Flaschen. »Woran haben Sie’s bemerkt, das mit dem Blender?«

»Das sagt mir meine Nase, beim Wein wie bei den Menschen. Geht Ihnen das nicht auch so? Sie treffen jemanden, stehen ihm gegenüber – und auf einmal haben Sie ein komisches Gefühl. Das ist beim Wein nicht anders. Nennen Sie es Erfahrung, nennen Sie es Intuition, Instinkt, jeder hat ihn, ich glaube, man wird damit geboren, aber Intellekt und Wissenschaft gewöhnen es uns ab, darauf zu vertrauen.« Jetzt steckte der Unbekannte seine Nase tief ins Glas, atmete ein und lächelte versonnen. »Der Winzer versteht sein Geschäft, er ist so gut, dass er eigentlich niemanden verarschen müsste. Der Wein ist hervorragend gemacht, der Mann ist ein ausgezeichneter Handwerker, aber der Wein ist und bleibt ein Blender. Es wäre interessant zu wissen, warum der Mann lügt, weshalb er andere hinters Licht führt.«

»Möglicherweise bleibt ihm nichts anderes übrig«, entgegnete Carl und wunderte sich, wieso er ein derart persönliches Gespräch, und als solches betrachtete er diese Unterhaltung, mit einem Fremden führte. Mit wem sprach man schon über Ehrlichkeit, über Lüge, Wahrheit und Charakter? Carl hatte den Mann vor fünf Minuten zum ersten Mal gesehen, ihn beobachtet, wie er sich diskret durch die Menschenmenge im Barocksaal geschoben hatte, ohne irgendwen anzustoßen, was fatale Folgen gehabt hätte, denn fast alle, die sich im Haydn-Saal des Schlosses Esterházy drängten, hielten ein zumindest halb gefülltes Weinglas in der Hand. Weißweinflecken ließen sich noch rauswaschen, aber Rotwein hinterließ dramatische Spuren auf der Garderobe – dem Gewand – wie die Österreicher sagten.

War es das, was ihm an dem Fremden aufgefallen war, die legere Kleidung? Das zerknautschte Sakko, die verwaschenen Jeans? Und als sie nebeneinander vor dem Tisch desselben Winzers gestanden hatten und sich nacheinander den Chardonnay hatten einschenken lassen, waren ihm die feinen, gepflegten Hände aufgefallen, der Ehering. Schon interessant, was man alles an einem Menschen entdecken konnte, wenn man nur sein Äußeres genau betrachtete. Raum für unendlich viele Spekulationen ...

»Aufdringlich ist er. Mit Chardonnay kann man vieles machen. Tropische Früchte, Birne, Honigmelone, vielleicht – es könnte Himbeere sein, ganz unterschiedliche Aromen, der reine Obstladen, sogar Zimt. Alles so deutlich, dass es manchmal aufdringlich wirkt. Dieser hier überdeckt etwas, er ist in eine bestimmte Richtung gezogen, fast parfümiert; er will was sein, was er nicht ist, verstehen Sie? Ich glaube, es liegt an der Hefe, Reinzuchthefe. Überbetonung, die Eigenschaften stehen für sich allein, sind nicht verbunden, kein einheitliches Ganzes. Gleich beim ersten Eindruck ist er opulent, zu wuchtig, aber der Eindruck täuscht, er vergeht schnell und macht – tja, wie soll ich sagen – einer gewissen Leere Platz. Der ist spätestens in zwei Jahren hin.«

Jetzt war es an Carl, den Fremden lachend zu fragen: »Wen meinen Sie denn jetzt wieder – den Wein oder den Winzer, der ihn gemacht hat?« Ihm gefiel das Gespräch, die Andeutungen, das Vage und zugleich Eindeutige.

»Ich spreche vom Wein, aber für den Winzer wird das auch gelten. Natürlich nicht das mit den Düften. Möglicherweise nimmt ...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2009
Reihe/Serie Europäische-Weinkrimi-Reihe
Europäische-Weinkrimi-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Beziehungsprobleme • Burgenland • Cosy Crime • deutschsprachige Kriminalromane • Deutschsprachige Krimis • Ehekrise • Korruption • Krimi • Krimis Deutschland • Krimi Urlaub • Kulinarischer Krimi • Neusiedler See • Österreich • Spannung • Surfen • Umweltschutz • Ungarn • Urlaubslektüre • Wein • Weinanbau • Weingut • Weinkrimi • Winzer
ISBN-10 3-423-40011-0 / 3423400110
ISBN-13 978-3-423-40011-4 / 9783423400114
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