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Tiefe Wunden (eBook)

Der dritte Fall für Bodenstein und Kirchhoff

(Autor)

eBook Download: EPUB
2010 | 2. Auflage
480 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-548-92091-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tiefe Wunden -  Nele Neuhaus
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Drei Morde und ein dunkles Geheimnis Der 92-jährige Holocaust- Überlebende David Josua Goldberg wird in seinem Haus im Taunus mit einem Genickschuss getötet. Bei der Obduktion macht der Arzt eine seltsame Entdeckung: Goldbergs Arm trägt die Reste einer Blutgruppentätowierung, wie sie bei Angehörigen der SS üblich war. Dann geschehen zwei weitere Morde, die Hinrichtungen gleichen. Welches Geheimnis verband die Opfer miteinander? Die Ermittlungen führen Hauptkommissar Oliver von Bodenstein und seine Kollegin Pia Kirchhoff weit in die Vergangenheit: nach Ostpreußen im Januar 1945 ...  

Nele Neuhaus, geboren in Münster / Westfalen, lebt seit ihrer Kindheit im Taunus und schreibt bereits ebenso lange. Ihr 2010 erschienener Kriminalroman Schneewittchen muss sterben brachte ihr den großen Durchbruch, heute ist sie die erfolgreichste Krimiautorin Deutschlands. Außerdem schreibt die Pferdeliebhaberin Jugendbücher und Unterhaltungsliteratur. Ihre Bücher erscheinen in über 30 Ländern. Vom Polizeipräsidenten Westhessens wurde Nele Neuhaus zur Kriminalhauptkommissarin ehrenhalber ernannt.

Nele Neuhaus, geboren in Münster / Westfalen, lebt seit ihrer Kindheit im Taunus und schreibt bereits ebenso lange. Ihr 2010 erschienener Kriminalroman Schneewittchen muss sterben brachte ihr den großen Durchbruch, seitdem gehört sie zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen Deutschlands. Außerdem schreibt die passionierte Reiterin Pferde-Jugendbücher und, unter ihrem Mädchennamen Nele Löwenberg, Unterhaltungsliteratur. Ihre Bücher erscheinen in über 30 Ländern. Vom Polizeipräsidenten Westhessens wurde Nele Neuhaus zur Kriminalhauptkommissarin ehrenhalber ernannt.

Montag, 30. April 2007

»Ich hab getanzt heut’ Nacht, die ganze Nacht heut’ Nacht! Ach wär’s doch nie vorbei! Ich möcht noch so viel mehr, auch wenn es Sünde wär!«

Es war kurz nach sieben, als Bodenstein verblüfft in der Tür des Besprechungsraumes stehen blieb und seine Kollegin beobachtete, die vor sich hin trällerte und mit einem imaginären Tanzpartner zwischen Tisch und Flip-Chart herumtanzte. Er räusperte sich. »War Ihr Zoodirektor nett zu Ihnen? Es scheint Ihnen ja richtig gutzugehen.«

»Mir geht’s blendend!« Pia Kirchhoff drehte sich in einer letzten Pirouette, ließ die Arme sinken und deutete mit einem Grinsen eine Verbeugung an. »Und er ist immer nett zu mir. Soll ich Ihnen einen Kaffee holen, Chef?«

»Ist etwas passiert?« Bodenstein hob die Augenbrauen. »Wollen Sie sich etwa einen Urlaubsantrag unterschreiben lassen?«

»Mein Gott, sind Sie misstrauisch! Nein, ich hab einfach gute Laune«, erwiderte Pia. »Ich habe am Samstagabend eine alte Freundin wiedergetroffen, die Goldberg persönlich gekannt hat, und …«

»Goldberg ist kein Thema mehr«, unterbrach Bodenstein sie. »Warum, erkläre ich Ihnen später. Sind Sie so gut und rufen die anderen zusammen?«

Wenig später saß das ganze Team des K11 Hofheim um den Besprechungstisch und lauschte erstaunt Bodensteins knapper Mitteilung, dass der Fall Goldberg für sie abgeschlossen sei. Kriminalkommissar Andreas Hasse, der heute statt einem seiner üblichen braunen Anzüge ein dottergelbes Hemd und einen gemusterten Pullunder zur Cordhose trug, nahm diese Neuigkeit ohne sichtbare Gemütsregung auf. Ihm fehlte jeder Elan, und obwohl er erst Mitte fünfzig war, zählte er schon seit Jahren die Tage bis zu seiner Pensionierung. Auch Behnke kaute gleichgültig auf seinem Kaugummi weiter, in Gedanken offenbar ganz woanders. Da nichts Dringendes anstand, war Bodenstein damit einverstanden, dass seine Mitarbeiter die Kollegen vom K10 bei den Ermittlungen gegen eine osteuropäische Autoschieberbande, die seit Monaten ihr Unwesen im Rhein-Main-Gebiet trieb, unterstützten. Ostermann und Pia Kirchhoff sollten sich um die Aufarbeitung eines ungeklärten Raubüberfalles kümmern. Bodenstein wartete, bis er mit den beiden alleine war, und berichtete ausführlich von seinen Erkenntnissen über Goldbergs Vergangenheit und den seltsamen Ereignissen am Sonntagmorgen, die dazu geführt hatten, dass es für das K11 keinen Fall Goldberg mehr gab.

»Das heißt, wir sind wirklich raus?«, fragte Ostermann ungläubig.

»Offiziell ja.« Bodenstein nickte. »Weder die Amerikaner noch das BKA zeigen ein Interesse an irgendeiner Art der Aufklärung, und Nierhoff ist einfach nur erleichtert, die Angelegenheit vom Hals zu haben.«

»Was ist mit der Auswertung der Spuren im Labor?«, wollte Pia wissen.

»Ich würde mich nicht wundern, wenn sie die vergessen hätten«, entgegnete Bodenstein. »Ostermann, setzen Sie sich gleich mal mit dem Kriminallabor in Verbindung und forschen unauffällig nach. Sollte es schon Ergebnisse geben, holen Sie die persönlich in Wiesbaden ab.«

Ostermann nickte.

»Die Haushälterin hat mir erzählt, dass Goldberg am Donnerstagnachmittag Besuch von einem glatzköpfigen Mann und einer dunkelhaarigen Dame hatte«, sagte Pia. »Am Dienstag war am frühen Abend ein Mann da, dem die Haushälterin noch begegnet ist, als sie gerade gehen wollte. Er hatte sein Auto direkt vor dem Tor geparkt, einen Sportwagen mit Frankfurter Kennzeichen.«

»Na, das ist doch schon mal was. Haben Sie noch mehr?«

»Ja«, Pia sah in ihren Notizen nach. »Goldberg bekam zweimal in der Woche frische Blumen. Am Mittwoch brachte sie nicht wie üblich der Blumenhändler, sondern ein ziemlich ungepflegter Mann, etwa Anfang bis Mitte vierzig. Die Haushälterin hat ihn hereingelassen. Der Mann ist direkt zu Goldberg gegangen und hat ihn geduzt. Das Gespräch konnte sie nicht hören, weil der Mann die Tür zum Wohnzimmer zugemacht hatte, aber dieser Besuch hatte den alten Herrn ziemlich aufgeregt. Er hat der Haushälterin befohlen, demnächst die Blumen an der Haustür entgegenzunehmen und niemanden mehr ins Haus zu lassen.«

»Gut.« Bodenstein nickte. »Ich frage mich nur immer noch, was diese Zahl auf dem Spiegel bedeutet.«

»Eine Telefonnummer«, überlegte Ostermann. »Oder die Nummer eines Schließfachs, ein Passwort, ein Schweizer Nummernkonto oder eine Mitgliedsnummer …«

»Eine Mitgliedsnummer!«, unterbrach Pia ihren Kollegen. »Wenn das Motiv für den Mord tatsächlich in Goldbergs Vergangenheit liegt, könnte die 16145 seine Mitgliedsnummer bei der SS gewesen sein.«

»Goldberg war zweiundneunzig«, gab Ostermann zu bedenken. »Jemand, der seine Mitgliedsnummer von früher kennt, müsste ja fast genauso alt sein.«

»Nicht zwangsläufig«, erwiderte Bodenstein nachdenklich. »Es würde reichen, dass er über Goldbergs Vergangenheit Bescheid weiß.«

Er erinnerte sich an Fälle von Mördern, die an Tatorten oder ihren Opfern ganz offensichtliche Botschaften hinterließen, als makabres Markenzeichen. Täter, die mit der Polizei ein Spielchen spielen und damit ihre Intelligenz und Raffinesse unter Beweis stellen wollten. War es in diesem Fall genauso? War diese Zahl am Spiegel in Goldbergs Diele ein Zeichen? Wenn ja, was bedeutete es? War es ein Hinweis oder absichtliche Irreführung? Bodenstein konnte sich ebenso wenig einen Reim darauf machen wie seine Kollegen, und er fürchtete, dass der Mord an David Josua Goldberg tatsächlich unaufgeklärt bleiben würde.

Marcus Nowak saß am Schreibtisch seines kleinen Büros und sortierte sorgfältig die Unterlagen, die er für die Besprechung übermorgen brauchte. Endlich schien Bewegung in das Projekt zu kommen, in das er so viel Zeit investiert hatte. Vor kurzem hatte die Stadt Frankfurt das Technische Rathaus zurückgekauft, das im Zuge einer umfangreichen Altstadtsanierung abgerissen werden sollte. Bereits im Sommer 2005 hatte man im Frankfurter Stadtparlament heftig darüber debattiert, welche Architektur an der Stelle des hässlichen Betonklotzes entstehen sollte. Geplant war der Wiederaufbau von Teilen der früheren Altstadt zwischen Dom und Römerberg; sieben der im Krieg zerstörten Fachwerkhäuser von stadthistorischer Bedeutung sollten möglichst originalgetreu rekonstruiert werden. Für einen begabten, aber noch ziemlich unbekannten Restaurator wie Marcus Nowak bedeutete eine solche Aufgabe mehr als nur eine unglaubliche berufliche Herausforderung und eine Auslastung seiner Firma auf Jahre hinaus. Ihm bot sich die einmalige Chance, seinen Namen weit über die Region hinaus bekannt zu machen, denn das ehrgeizige Projekt würde zweifellos große Aufmerksamkeit erregen.

Das Klingeln seines Handys riss Marcus Nowak aus seinen Gedanken. Er suchte unter den Bergen von Plänen, Skizzen, Tabellen und Fotos nach dem Gerät, und sein Herz schlug schneller, als er die Nummer im verkratzten Display erkannte. Auf diesen Anruf hatte er gewartet! Sehnsüchtig und zugleich mit entsetzlich schlechtem Gewissen. Er zögerte einen Moment. Eigentlich hatte er Tina fest versprochen, später zum Sportplatz zu kommen, wo der SV Fischbach wie jedes Jahr ein Festzelt aufgebaut und eine große Party zum Tanz in den Mai organisiert hatte. Nowak betrachtete das Handy und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe, aber die Versuchung war zu stark.

»Verdammt«, murmelte er leise und nahm das Gespräch entgegen.

Er hatte den ganzen Tag keinen Tropfen Alkohol getrunken, na ja, fast keinen. Die beiden Prozac hatte er vor einer Stunde mit einem Schlückchen Wodka runtergespült, den roch man nicht. Er hatte Kurti versprochen, nichts zu trinken, und jetzt fühlte er sich richtig gut und glasklar im Kopf. Seine Hände zitterten nicht. Robert Watkowiak grinste sein Spiegelbild an. Was ein ordentlicher Haarschnitt und anständige Klamotten doch ausmachten! Der liebe Onkel Herrmann war ein richtiger deutscher Beamtenspießer und legte größten Wert auf ein sauberes, korrektes Aussehen. Es war also besser, ordentlich gekleidet und glatt rasiert bei ihm aufzutauchen, ohne Schnapsfahne und rote Augen. Zwar wäre er auch so an das Geld gekommen, aber es erschien ihm besser, seinen Wunsch höflich zu äußern.

Nur durch puren Zufall war er vor ein paar Jahren auf das dunkle Geheimnis des Alten gestoßen, das dieser geschickt vor aller Welt verbarg – und seitdem waren sie die besten Freunde. Was Onkel Jossi und die Stiefmama wohl dazu sagen würden, wenn sie erfuhren, was der liebe Onkel Herrmann in seinem Keller trieb? Watkowiak lachte glucksend und wandte sich vom Spiegel ab. Er war nicht so dumm, es ihnen zu sagen, denn dann wäre diese Einnahmequelle für immer versiegt. Hoffentlich lebte der alte Sack noch lange! Mit einem Lappen fuhr er über die schwarzen Lackschuhe, die er extra gekauft hatte, zusammen mit dem grauen Anzug, dem Hemd und der Krawatte. Dafür hatte er beinahe die Hälfte des Geldes von Onkel Jossi ausgegeben, aber diese Investition würde sich lohnen. Gut gelaunt machte sich Watkowiak um kurz vor acht auf den Weg. Kurti wollte ihn pünktlich um acht am Bahnhof abholen.

Auguste Nowak mochte die Dämmerung, die Blaue Stunde. Sie saß auf der Holzbank hinter ihrem kleinen Häuschen und genoss die abendliche Ruhe und den würzigen Duft des nahen Waldes. Obwohl die Wetternachrichten einen deutlichen Temperaturrückgang mit Regen angekündigt hatten, war die Luft mild, und die ersten Sterne leuchteten am wolkenlosen Abendhimmel. Im Rhododendron zankten sich zwei Amseln, auf dem...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2010
Reihe/Serie Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi
Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bodenstein • Horror • Kirchhoff • Krimi • Leiche • Mord • Spannung • Taunus • Thriller
ISBN-10 3-548-92091-8 / 3548920918
ISBN-13 978-3-548-92091-7 / 9783548920917
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