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Der Kunstsammler (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ein Gabriel-Allon-Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
416 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0743-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Kunstsammler - Daniel Silva
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Actiongeladener Spionagethriller in bewährter Silva-Manier!
General Cesare Ferrari wartet mit eiligen Neuigkeiten auf Gabriel Allon: Die Carabinieri haben in der Villa eines ermordeten südafrikanischen Schifffahrtsmagnaten in Amalfi ein geheimes Gewölbe entdeckt. Dieses verbirgt einen leeren Rahmen und einen Keilrahmen, der den Maßen des wertvollsten verschwundenen Gemäldes der Welt entspricht. Allons Fähigkeiten sind gefragt, und so macht er sich auf, das fehlende Meisterwerk aufzuspüren. Schon bald wird klar, dass es sich bei diesem Diebstahl um eine Verschwörung handelt, die die Welt in einen Konflikt apokalyptischen Ausmaßes stürzen könnte. Um das Komplott zu vereiteln, muss Gabriel selbst einen gewagten Raubüberfall durchführen, bei dem Millionen von Menschenleben auf dem Spiel stehen.

Daniel Silva ist der preisgekrönte SPIEGEL-Bestsellerautor von 24 Romanen. Seine Bücher sind weltweit von Kritikern gelobte Bestseller und erscheinen in über 30 Sprachen. Er lebt mit seiner Frau, der TV-Journalistin Jamie Gangel, und ihren beiden Zwillingen Lily und Nicholas in Florida.

2


CANNAREGIO

»Wo bist du?«

»Wenn ich mich nicht irre, sitze ich mit meiner Frau auf dem Campo di Ghetto Nuovo.«

»Nicht körperlich, Darling.« Sie legte einen Finger auf seine Stirn. »Hier.«

»Ich denke nach.«

»Worüber?«

»Nichts Bestimmtes.«

»Das ist unmöglich.«

»Wie kommst du bloß auf diese Idee?«

Dies war eine besondere Fähigkeit, die Gabriel schon in frühester Jugend zur Perfektion entwickelt hatte: die Gabe, alle Gedanken und Erinnerungen abzuschalten, um ein privates Universum ohne Licht oder Geräusche oder andere Personen zu erschaffen. Dort, in der Leere seines Unterbewusstseins, stellte er Gemälde fertig, die er im Kopf hatte: glänzend in ihrer Ausführung, revolutionär in ihrer Themenwahl und gänzlich frei von dem dominierenden Einfluss seiner Mutter. Dann brauchte er nur noch aus seiner Trance zu erwachen und die Bilder rasch auf Leinwand zu übertragen, bevor sie verloren gingen. In letzter Zeit hatte er die Fähigkeit zurückgewonnen, seinen Verstand von störendem Ballast zu befreien – und damit die Gabe, befriedigende Originale zu malen. Chiaras Körper mit seinen vielen Kurven und Facetten war sein bevorzugtes Motiv.

In diesem Augenblick war er eng an seinen gepresst. Der Nachmittag war kalt geworden, und ein böiger Wind pfiff um die Randbebauung des Campo. Gabriel trug erstmals seit vielen Monaten wieder einen Wollmantel. Chiaras stylische Wildlederjacke und ihr Chenilleschal waren für dieses Wetter nicht warm genug.

»Trotzdem musst du über irgendetwas nachgedacht haben«, drängte sie.

»Ich sollte’s vermutlich nicht laut sagen. Die Alten erholen sich vielleicht nie mehr.«

Die Bank, auf der sie saßen, war nur wenige Schritte vom Eingang der Casa Israelitica di Riposo entfernt, einem Seniorenheim für die dahinschwindende jüdische Gemeinde Venedigs.

»Unsere zukünftige Adresse«, bemerkte Chiara und fuhr mit einer Zeigefingerspitze durch das silberne Haar an Gabriels Schläfen. So lang hatte er’s seit vielen Jahren nicht mehr getragen. »Für manche von uns früher als für andere.«

»Besuchst du mich?«

»Jeden Tag.«

»Und was ist mit ihnen?«

Gabriel sah zur Mitte des weiten Platzes hinüber, wo Irene und Raphael sich mit einigen anderen Kindern aus dem Sestiere eine spielerische Art Wettkampf lieferten. Die Wohngebäude hinter ihnen, die höchsten Venedigs, leuchteten im Licht der untergehenden Sonne sienabraun.

»Worum geht es um Himmels willen bei diesem Spiel?«

»Das habe ich mich auch schon gefragt.«

Eine wichtige Rolle bei diesem Wettkampf spielten ein Ball und der alte Brunnen des Campo, aber nach welchen Regeln gespielt und wie Punkte vergeben wurden, war für Unbeteiligte nicht erkennbar. Im Augenblick schien Irene einen kleinen Vorsprung zu haben, obwohl ihr Zwillingsbruder seine Mitspieler zu einem energischen Gegenangriff organisiert hatte. Der Junge hatte Gabriels Gesichtszüge und seine unnatürlich grünen Augen geerbt. Er war mathematisch außerordentlich begabt und bekam seit Kurzem Unterricht von einem Privatlehrer. Die Klimaaktivistin Irene, die befürchtete, Venedig werde bald im Meer versinken, hatte beschlossen, Raphael solle seine Fähigkeiten dafür gebrauchen, die Welt zu retten. Sie selbst hatte noch keine Berufswahl getroffen. Vorläufig hatte sie den größten Spaß daran, ihren Vater zu piesacken.

Nach einem Fehlschuss rollte der Ball auf den Eingang des Seniorenheims zu. Gabriel sprang auf, stoppte ihn und beförderte ihn mit dem linken Fuß geschickt ins Spiel zurück. Nachdem er den matten Applaus des schwer bewaffneten Carabiniere, der das Heim bewachte, mit einem Nicken quittiert hatte, wandte er sich den sieben Basreliefs des Holocaustdenkmals im Ghetto zu. Es erinnerte an die 243 venezianischen Juden – darunter 29 Bewohner des Altenheims –, die im Dezember 1943 verhaftet, in Konzentrationslagern interniert und später nach Auschwitz deportiert worden waren. Unter ihnen auch Adolfo Ottolenghi, der Oberrabbiner von Venedig, der im September 1944 ermordet worden war.

Das heutige Oberhaupt der jüdischen Gemeinde, Rabbi Jacob Zolli, stammte von sephardischen Juden ab, die im Jahr 1492 aus Andalusien vertrieben worden waren. Seine Tochter saß in diesem Augenblick auf einer Bank auf dem Campo di Ghetto Nuovo und beobachtete ihre spielenden Kinder. Wie der berühmte Schwiegersohn des Rabbis war sie eine ehemalige Agentin des israelischen Geheimdiensts. Gegenwärtig war sie Geschäftsführerin ihrer Tiepolo Restauration Company, dem prominentesten Fachbetrieb dieser Art im Veneto. Gabriel, ein Restaurator von Weltruf, leitete die Abteilung Gemälderestaurierung. Das bedeutete, dass er im Grunde genommen ein Angestellter seiner Frau war.

»Woran denkst du jetzt?«, fragte sie.

Er fragte sich, übrigens nicht zum ersten Mal, ob seine Mutter in jenem schrecklichen Herbst des Jahres 1943 bemerkt hatte, dass mehrere Tausend italienische Juden in Auschwitz angekommen waren. Wie viele Überlebende der Lager hatte sie sich geweigert, über die albtraumhafte Welt zu sprechen, in die sie gestoßen worden war. Stattdessen hatte sie ihre Erinnerungen auf mehreren Seiten Florpost niedergeschrieben und im Archiv der Gedenkstätte Jad Waschem deponiert. Von der Vergangenheit gepeinigt – und unter hartnäckigen Schuldgefühlen leidend, weil sie überlebt hatte –, war sie außerstande gewesen, ihr einziges Kind wirklich zu lieben, weil sie fürchtete, es könnte ihr genommen werden. Sie hatte ihm ihr künstlerisches Talent, ihren Berliner Akzent im Deutschen und vielleicht ein wenig von ihrem Mut vererbt. Und dann hatte sie ihn verlassen. Gabriels Erinnerungen an sie wurden von Jahr zu Jahr diffuser. Sie war eine vor einer Malerstaffelei stehende ferne Gestalt mit verbundenem linken Unterarm, die ihm ständig den Rücken zukehrte. Aus diesem Grund hatte Gabriel für kurze Zeit seine Frau und seine Kinder ignoriert: Er hatte erfolglos versucht, das Gesicht seiner Mutter zu sehen.

»Ich denke«, antwortete er mit einem Blick auf seine Uhr, »dass wir bald gehen sollten.«

»Und das Ende des Spiels verpassen? Kommt nicht infrage! Außerdem«, fügte Chiara hinzu, »beginnt das Konzert deiner Freundin erst um acht.«

Dabei handelte es sich um die jährliche festliche Gala der Venice Preservation Society, einer gemeinnützigen Gesellschaft mit Sitz in London, die sich dem Schutz und der Restaurierung der fragilen Kunstschätze und Bauwerke der Stadt verschrieben hatte. Gabriel hatte die berühmte Schweizer Geigerin Anna Rolfe, mit der er einmal eine kurze Affäre gehabt hatte, dazu bewogen, bei der Spendengala aufzutreten. Am Abend zuvor war sie Gast in dem Luxusapartment der Familie Allon im piano nobile eines Palazzos mit Blick auf den Canal Grande gewesen. Gabriel war nur froh, dass seine Frau, die wunderbares Essen gekocht und serviert hatte, wieder mit ihm sprach.

Als er zu der Bank zurückkam, sah sie mit einem Mona-Lisa-Lächeln geradeaus. »An diesem Punkt unseres Gesprächs«, sagte sie nüchtern, »musst du mich daran erinnern, dass die berühmteste Geigerin der Welt nicht mehr deine Freundin ist.«

»Das hielt ich für überflüssig.«

»Irrtum.«

»Sie ist’s nicht mehr.«

Ihr Daumennagel grub sich in seinen Handrücken. »Und du hast sie nie geliebt.«

»Niemals«, schwor Gabriel.

Chiara rieb jetzt sanft den halbmondförmigen Eindruck in seiner Haut. »Sie hat deine Kinder verhext. Irene hat mir heute Morgen anvertraut, dass sie Geige spielen lernen möchte.«

»Sie ist sehr charmant, unsere Anna.«

»Sie ist eine Chaotin.«

»Aber eine außergewöhnlich begabte.« Gabriel war nachmittags bei Annas Probe im Teatro La Fenice, dem größten Opernhaus Venedigs, gewesen. Er hatte sie noch nie so gut spielen gehört.

»Komisch«, sagte Chiara, »aber in Person ist sie nicht so hübsch wie auf den Hüllen ihrer CDs. Für Aufnahmen von älteren Frauen benutzen Fotografen spezielle Filter, glaube ich.«

»Das war deiner nicht würdig.«

»Das steht mir zu.« Chiara ließ einen dramatischen Seufzer hören. »Hat die Chaotin schon entschieden, was sie spielen will?«

»Schumanns Violinsonate Nummer 1 und das Violinkonzert in D-Dur von Brahms.«

»Das Brahms-Konzert hast du immer geliebt, vor allem den zweiten Satz.«

»Wer täte das nicht?«

»Bestimmt müssen wir uns als Zugabe wieder mal den Teufelstriller anhören.«

»Spielt sie ihn nicht, könnte’s Unruhen geben.«

Giuseppe Tartinis technisch anspruchsvolle Violinsonate in g-Moll, die Teufelstriller-Sonate, war Anna Rolfes Erkennungsmelodie.

»Eine titanische Sonate«, sagte Chiara. »Man kann sich gut vorstellen, wieso deine Freundin sich zu einem Stück dieser Art hingezogen fühlt.«

»Sie glaubt nicht an den Teufel. Übrigens glaubt sie auch Tartinis Geschichte nicht, er habe diese Sonate im Traum gehört.«

»Aber du leugnest nicht, dass sie deine Freundin ist.«

»Darüber habe ich mich ziemlich klar geäußert, denke ich.«

...

Erscheint lt. Verlag 19.11.2024
Reihe/Serie Gabriel Allon
Übersetzer Wulf Bergner
Sprache deutsch
Original-Titel The Collector
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Kunst / Musik / Theater Malerei / Plastik
Schlagworte action thriller buch • Agententhriller • agententhriller buch • daniel silva buch • daniel silva gabriel allon reihe • Diebstahl • Gabriel Allon 23 • Gabriel Allon Reihe • Geheimdienst • gute Thriller • Kunshändler • Kunst • Kunstdiebstahl • Kunsthandel • Kunst Italien • Kunstraub • Malerei • Murano • New York Times Bestseller Autor • Norditalien • Politthriller • Spionagethriller • Thriller Bücher Bestseller • Thriller Krimi
ISBN-10 3-7499-0743-9 / 3749907439
ISBN-13 978-3-7499-0743-4 / 9783749907434
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