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Die Malerin Charlotte Berend-Corinth -  Claudia Feldhaus

Die Malerin Charlotte Berend-Corinth (eBook)

Leben und Werk bis zum Zweiten Weltkrieg
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
128 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7557-2569-5 (ISBN)
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Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Malerin Charlotte Berend-Corinth - mit ihrem Leben in Berlin, ihrer Ausbildungssituation als angehende Künstlerin vor dem Hintergrund ihrer Zeit, der künstlerischen Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann und der Analyse ihres Werkes bis zum Zweiten Weltkrieg.

Claudia Feldhaus, Kunsthistorikerin, Garten- und Landschaftsplanerin, Köln. Während ihres Kunstgeschichtsstudiums drängte sich immer mehr die Frage nach der Stellung der Frau als Künstlerin in der Gesellschaft auf. Eine Frage, die in allen Lebensbereichen leider noch immer aktuell ist.

Die kulturelle Situation Berlins


Die Kunst in Berlin zwischen 1871 und 1900


Seit der Reichsgründung 1871 und der Erhebung Berlins zur Reichshauptstadt entwickelte sich die brandenburgisch-preußische Residenz, die bis dahin eine mittelgroße Provinzstadt war, zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum des Reiches. Mit diesem raschen ökonomischen Aufschwung verband sich die Hoffnung auf eine geistige und kulturelle Blüte der neuen Hauptstadt, was sich jedoch aus verschiedenen Gründen bis um 1900 nicht erfüllte: München konnte aufgrund einer renommierten Akademie, eines überdimensionalen Ausstellungsgebäudes und der Verbindung neugegründeter Firmen zum Kunsthandel bis zur Jahrhundertwende weiterhin seine künstlerische Vormachtstellung halten. Die Grundlagen für die wachsende Bedeutung Berlins wurden allerdings durch lokale und nationale Entwicklungen bereits in den siebziger und beginnenden achtziger Jahren gelegt.

Nach der Reformierung der Akademie im Jahre 1875 und der damit einhergehenden Verbesserung des akademischen Unterrichts fungierte sie als ein Instrument des Staates, der den Maßstab für das gesellschaftliche Leben auf mehreren Ebenen bestimmte. Jedoch entfernte sich Unterricht trotz dieser Reformen mehr und mehr von den Entwicklungen der deutschen Kunstproduktivität, was zu Lasten der rigiden Amtsführung des Direktors Anton von Werner geht, der die modernen Kunstströmungen strikt ablehnte. Raummangel, Überforderung der Lehrkräfte, zunehmende Spezialisierung des akademischen Unterrichts und mangelndes Studium nach der Natur führten in den neunziger Jahren zu einer stetig wachsenden öffentlichen Kritik, die mit der Forderung nach einem eigenen Ausstellungsgebäude infolge der Reformen der Akademie einherging.1

Neben der Akademie hatte sich 1841 der konservativ orientierte „Verein Berliner Künstler“ als gesellschaftliche und berufliche Vereinigung der Berliner Künstlerschaft konstituiert und galt in Preußen als einflußreichste und größte Künstlervereinigung. Außer der Akademie und dem „Verein Berliner Künstler“ gab es für nichtberliner Künstler bis auf den Salon Sachse und den Salon Lepke kaum Möglichkeiten, ihre Werke auszustellen, so daß der Kunsthandel in den siebziger Jahren noch als provinziell zu bezeichnen ist. Zugleich stieß der erste Direktor der 1861 gegründeten Nationalgalerie Max Jordan auf den zu starken Widerstand der kaiserlichen akademischen Kunstkommission. Erst Hugo von Tschudi verhalf ab 1896 der Nationalgalerie aufgrund veränderter äußerer Bedingungen zu einem bedeutenden Ruf.2

In den achtziger Jahren traten nun trotz des noch immer herrschenden Akademismus in Berlin Künstler in Erscheinung, die das Klima aufgrund ihrer Freilichtmalerei allmählich veränderten. Dazu gehörten Gründungsmitglieder der Berliner Secession und weitere nicht akademisch gesinnte Künstler, wie z.B. Karl Stauffer-Bern, Wilhelm Trübner, und Lovis Corinth, der 1886 in Berlin debütierte. Auch Max Liebermann, der bereits an der Berliner Inflexibilität gescheitert war, hatte Ende der achtziger Jahre in Berlin großen Erfolg.

Die Ursachen für diese Veränderungen sind in der Wandlung des Kunstmarktes aufgrund der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts zu suchen: Neben dem Staat kaufte nun auch der Mittelstand mehr Kunst.3 Auf diese Weise hatten private Sammler entscheidenden Anteil an der wachsenden künstlerischen Bedeutung Berlins.4 Eine fördernde Mittlerstellung nimmt hier der Direktor der Skulpturensammlung der Nationalgalerie Wilhelm Bode ein, der die örtlichen Sammler beratend unterstützte, ohne die Interessen der Museen zu vernachlässigen. Damit verhalf er dem Berliner Sammel–wesen zu internationalem Ansehen.

Ein weiterer wichtiger Impuls ging von den sich neu etablierenden Kunsthändlern aus, vornehmlich der Galerie Gurlitt, die ihr Hauptinteresse auf die modernen Kunstbestrebungen richtete. Diese Galerie bereitete durch die Ausstellung der französischen Impressionisten der Freilichtmalerei in Deutschland den Boden.5

Seit dem Regierungsantritt Wilhelms II. im Jahre 1888 hatten sich die Kontroversen innerhalb der Berliner Künstlerschaft aus zwei Gründen weiter verschärft: Der zweite deutsche Kaiser lehnte das zeitgenössische Kunstgeschehen mit Vehemenz ab und machte seine Machtansprüche auf allen Ebenen geltend. Er benutzte die Kunst als Werkzeug ideologisch-patriotischer, nationalistischer Erziehung, da er das Volk im Gegensatz zum übrigen Europa für auserwählt hielt, das künstlerische Erbe fortzusetzen.6

Der zweite Grund der Unstimmigkeiten unter den Künstlern liegt in dem wachsenden Verfall der von der Akademie und dem „Verein Berliner Künstler“ veranstalteten Salons, in denen einzelne qualitätvolle Werke von der unübersichtlichen Fülle der 5000 Exponate erdrückt wurden.7

Weiterhin trug zur Zuspitzung der Zwistigkeiten die Munch-Affäre im Jahre 1892 bei. Der „Verein Berliner Künstler“ hatte den Norweger in Unkenntnis seiner Werke eingeladen, diese im Verein auszustellen. Doch die Ausstellung rief eine derartige Empörung hervor, daß sie nach einer Woche geschlossen wurde. Als Folge davon verließ die antiakademische Richtung des Vereins den Saal und gründete die „Freie Künstlervereinigung“.8

Aufgrund dieser Vorgänge war das Entstehen oppositioneller Gruppierungen eine unwillkürliche Folge. Die wichtigste Vereinigung dieser Zeit war die Gruppe der „Elf“, die 1892 von Walter Leistikow, Max Liebermann, und neuen weiteren Künstlern gegründet worden war. Trotz unterschiedlicher Kritik erarbeitete sich die „Elf“ einen festen Platz in der Berliner Kunst und veranstaltete wirkungsvolle Ausstellungen. Obwohl die Gruppe diese Erfolge für sich verbuchen konnte, verringerte sich der Elan zum Ende der neunziger Jahre durch Mitgliederwechsel und die Einsicht, nichts gegen das akademische Kunstdogma ausrichten zu können. Trotz dieser Niederlage bereitete die Gruppe der „Elf“ aufgrund ihrer innovativen Tätigkeit den Boden für die Entstehung der Secession, die sich zunächst z.T. auch aus Mitgliedern der „Elf“ zusammensetzte.

Diese Ereignisse wurden nun in den neunziger Jahren lebhaft von der Presse, durch die Entstehung neuer Kunstzeitschriften und weiteren Etablierungen von progressiven Kunsthändlern unterstützt. Ebenso förderte, wie bereits erwähnt, der zweite Direktor der der Nationalgalerie Hugo von Tschudi die oppositionelle Bewegung. Durch den Aufbau einer Sammlung französischer Impressionisten und den Ankauf von Werken der älteren deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts erhielt die Nationalgalerie internationales Ansehen.9

Die Geschichte der Berliner Secession


Die Gründung von Secessionen in anderen Städten, die Ausstellungsfrage, der Massenandrang an der Akademie und in dem Künstlerverein, die Überhäufung des Salons mit zweit- und drittklassigen Bildern und die Intoleranz der Jury gegenüber zeitgenössischer Kunst mußten unweigerlich zur definitiven Spaltung der modernen und der traditionellen Künstlerschaft führen.

Der unmittelbare Auslöser dafür und somit auch für die Entstehung der Berliner Secession war das Bild „Grunewaldsee“ von Walter Leistikow, das bei der großen Berliner Kunstausstellung des Künstlervereins abgelehnt wurde. Der Künstler ergriff wiederum die Initiative, wie schon bei der Vereinigung der „Elf“, und gründete daraufhin im gleichen Jahr die Berliner Secession. Damit vereinigte er die oppositionelle Berliner Künstlerschaft und ermöglichte ihr den Freiraum, Kunst selbständig und unabhängig zu schaffen, zu präsentieren und auf diese Weise die bestehenden Verhältnisse zu überwinden.

Im Gegensatz zu der „Elf“ wies die Berliner Secession eine größere Anzahl wesentlich jüngerer Künstler auf. Liebermann war die geeignete Persönlichkeit, um als Präsident der Secession die repäsentativen Aufgaben zu übernehmen, da ihm als Künstler ein guter Ruf vorausging. Eine ebenso wichtige Bedeutung kommt Leistikow zu, da er aufgrund seiner organisatorischen, diplomatischen und menschlichen Fähigkeiten zur Triebfeder der Secession wurde.10

Anton von Werner ließ die neue Vereinigung 1899 nicht zum Salon zu, da sie im Verhältnis zu ihren Mitgliedern zuviel Ausstellungsraum und Autonomie forderte. Auf diese Weise beabsichtigte die Secession, mit eigenen Ausstellungen zu konkurrieren. Vermögende Förderer stellten die finanziellen Mittel für ein Grundstück an der Ecke Kantstr./Fasanenstraße zur Verfügung, so daß innerhalb weniger Monate von dem Architekten Hans Griesebach ein Ausstellungspavillon errichtet werden konnte.11 In diesem Haus wurde im Mai 1899, d.h. ein Jahr nach Gründung der Berliner Secession die erste Ausstellung eröffnet, die ein außerordentliches künstlerisches und gesellschaftliches Ereignis in...

Erscheint lt. Verlag 7.3.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Malerei / Plastik
ISBN-10 3-7557-2569-X / 375572569X
ISBN-13 978-3-7557-2569-5 / 9783755725695
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