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Der Sinn des Lebens (eBook)

Spiegel-Bestseller
Mit einem Geleitwort von Elke Heidenreich
eBook Download: EPUB
2024
368 Seiten
Kösel (Verlag)
978-3-641-30693-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Sinn des Lebens -  Manfred Lütz
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Kann man den Sinn des Lebens sehen?
Die Frage nach dem Sinn des Lebens hat den Bestseller-Autor Manfred Lütz sein ganzes Leben lang umgetrieben. Man kann den Sinn des Lebens denken, deswegen hat er Philosophie studiert. Man kann ihn glauben, deswegen hat er Theologie studiert. Man kann den Sinn des Lebens noch im Wahnsinn der Menschen spüren, auch deswegen ist er Psychiater und Psychotherapeut geworden. Aber wie und wo kann man den Sinn des Lebens sehen?

Viele Menschen sehen ihn in der Schönheit der Natur, sie ahnen in ihr etwas Göttliches, für Naturwissenschaftler wie Albert Einstein war die Natur etwas Erhabenes, Letztes.

Doch gäbe es nur Natur, gäbe es nicht den Menschen, wäre niemand da, der in den Weiten des Weltalls irgendeinen Sinn sehen würde. Der höchste Ausdruck von Sinn aber ist die Kunst. Und kaum ein Ort hat die größten Künstler der Welt wohl so angezogen wie Rom.

Manfred Lütz kennt und liebt diese Stadt seit 50 Jahren, zwei Jahre hat er selbst dort gelebt. Schon als Student hat er Menschen durch Rom geführt, nicht um sie bloß mit Wissen zu beladen, sondern um ihnen dort den Sinn des Lebens zu zeigen. Denn in Rom, davon ist er überzeugt und davon handelt dieses Buch, kann man den Sinn des Lebens sehen.

Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz ist Psychiater, Psychotherapeut, Kabarettist und Theologe. Geboren 1954 in Bonn studierte er Medizin, Philosophie und katholische Theologie in Bonn und Rom. Von 1997 bis 2019 war er Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln. 2003 gründete er das Alexianer-Therapie-Forum mit renommieren internationalen Referenten, das er weiterhin organisiert. Bekannt wurde Lütz als Autor zahlreicher Bestseller. Er ist gern gesehener Gast in Talkshows und nimmt in Kolumnen und Artikeln immer wieder zu aktuellen Themen Stellung. Außerdem ist er ein gefragter Vortragsredner und tritt mitunter auch im Kabarett auf.

Voraussetzung für den Wohlstand der Stadt und des Reiches war der Friede, den Augustus nach den nicht enden wollenden blutigen Bürgerkriegen gebracht hatte. Es gibt wohl keine grausameren Kriege als Bürgerkriege, die nicht nur die Eintracht der Bürger, sondern auch die der Familien und der Nachbarn zerstören. Deswegen überschüttete man den neuen ersten Mann im Staat mit Ehrungen und Dankesbezeugungen. Doch Augustus war klar, dass dauerhafter Friede nicht bloß durch die Abwesenheit von Krieg erreicht werden kann. Das Ende des Wahnsinns allein produziert noch keinen Sinn. Der allgemeine Sittenverfall, den die jahrzehntelange hemmungslose Herrschaft der Gewalt bewirkte, hatte tatsächlich zu einer tiefen Verunsicherung beigetragen. Und so war es ihm darum zu tun, den Menschen wieder Sinn zu vermitteln, indem er altrömische Tugenden neu belebte: Rechtschaffenheit und Pflichtbewusstsein. Dazu, glaubte er, sei die Ehrfurcht vor den alten Göttern unabdingbar. Er selbst ging dabei mit gutem Beispiel voran.

Auf der Ara Pacis Augustae, dem Altar des augusteischen Friedens, den der Senat dem Kaiser im Jahre 13 vor Christus errichten ließ, sieht man Augustus, wie er den Göttern demütig Opfer darbringt. Der Kaiser schreitet links als nur noch zur Hälfte erhaltene Figur mit Lorbeerkranz der langen Prozession voran. Ihm folgen alle Angehörigen der kaiserlichen Familie, denn die Heiligkeit der Familie war den alten Römern Grundlage für den Bestand des Staates. Deswegen galt es den Römern auch später als völlig natürlich, die eigene Familie an Macht und Wohlstand zu beteiligen, die man selber errungen hatte. Allerdings akzeptierte man das nur, wenn alle einem höheren, einem allgemeinen Ziel dienten und nicht bloß den eigenen Egoismus pflegten. Außerdem sieht man in dieser Prozession Freunde wie Agrippa, der als Opfernder die Toga über den Kopf gezogen hat und dem die Liktoren mit eigentümlich spitzen Hauben vorausziehen. Dieser Altar muss auch damals schon

Ara Pacis Augustae, Museum der Ara Pacis

(Paul Badde)

altertümlich gewirkt haben, denn er war wie in uralten Zeiten zum Himmel hin offen. An der Ara Pacis kann man die Grundlagen sehen, auf denen Augustus die neue Art der Herrschaft aufbaute. Der Herrscher ist nicht herausgehoben, er reiht sich ein in eine Prozession, in der die Männer und Frauen sich auf Augenhöhe begegnen. Die exquisit gearbeiteten Reliefs zeigen ganz unterschiedliche, eigene Charaktere. Auch Augustus ist wie jeder Mensch ein soziales Wesen und er lebt in sinnvollen mitmenschlichen Bezügen, das sollte hier gezeigt werden. Die Alleinherrschaft des Augustus versteckt sich überhaupt hinter den alten republikanischen Formen, es gibt weiter Konsuln, auch den Senat und der ganze Bau der Ara Pacis Augustae erweist den alten Göttern die Ehre.

Wieweit Augustus freilich mit der Wiederbelebung der alten Religion Erfolg hatte, wird heute unterschiedlich beurteilt, doch ist nicht zu bestreiten, dass die Regierungszeit des Kaisers Augustus im Kontrast zu dem vorangehenden Jahrhundert der Bürgerkriege und auch zu den anschließenden Regierungen mancher dem Cäsarenwahn verfallener Herrscher eine Epoche von Frieden und Wohlstand war.

Dieser Wohlstand zeigte sich nicht nur an den öffentlichen Bauten, sondern auch im Privaten.

Wandfresko aus der »Villa der Livia«, Museo Nazionale Romano

(Alamy Stock Foto (Adam Eastland))

In der sogenannten Villa der Livia in Prima Porta nördlich von Rom haben sich reizende Naturszenen von köstlicher Lebendigkeit und Frische erhalten, die heute im Museo Nazionale Romano bewahrt werden. Livia war die Frau des Augustus. Es fällt leicht, sich vorzustellen, wie man sich in solchen edlen Räumen der Muße hingeben konnte, nicht indem man diese Zimmer besichtigte, sondern indem man in ihnen bewusst die Unwiederholbarkeit jedes Moments dieses Lebens genoss. So wurde die Regierungszeit des Augustus auch eine Blütezeit der Kunst. In Zeiten, in denen es nicht mehr bloß ums Überleben ging, konnte man auf diese Weise wieder nach Herzenslust leben und in der Kunst einen Sinn des Lebens suchen oder feiern. Schriftsteller, Dichter, Bildhauer, Maler und Architekten wetteiferten um die Gunst des Herrschers und der gebildeten reichen Oberschicht Roms. Nicht nur der sprichwörtliche Maecenas, sondern auch Agrippa, des Augustus treuer Feldherr, erteilten großzügige Aufträge und machten die Jahre um Christi Geburt zum Goldenen Zeitalter Roms.

Wie Augustus den Sinn seines Lebens verstanden hat, was das Geheimnis seiner erfolgreichen Herrschaft war, das kann man tatsächlich sehen und zwar im Anblick des Augustus von Prima Porta, jener berühmten Statue, die in derselben Villa der Livia gefunden wurde und heute in den Vatikanischen Museen zu besichtigen ist. Der Erfolg des Kaisers war nämlich keineswegs selbstverständlich. Caesar war ein hochbegabter Staatsmann gewesen, aber selbst er war an der Aufgabe einer Neuordnung des Reiches kläglich gescheitert. Octavianus Augustus ging klüger vor als sein Adoptivvater. Er verlangte keinen Umsturz der republikanischen Institutionen, der römische Senat bestand noch über ein halbes Jahrtausend weiter. Er forderte auch kein diktatorisches Amt für sich selber. Sein Einfluss bestand in der auctoritas, der Autorität, die ihm jeder zubilligte und der Senat bereitwillig zusprach. So konnte er die alten römischen Vorbehalte gegen eine Alleinherrschaft überwinden, indem er nach und nach in eine Position geriet, die der eines Königs vergleichbar war, ohne doch so zu heißen. Vielleicht ist dieser besonnene und doch machtbewusste Umgang mit öffentlichen Empfindlichkeiten die große welthistorische Leistung des Augustus gewesen und eben das kann man am Augustus von Prima Porta sehen. Dieser Herrscher wirkt souverän, würdevoll und voller Spannkraft, aber eben nicht gewalttätig oder überheblich, wie manche seiner späteren Nachfolger. Die Geste seines rechten Arms weist den Weg, ohne zu bedrängen, befriedet, ohne zu bedrohen, grüßt, ohne sich anzubiedern. Auf seinem Brustpanzer ist die Rückgabe von römischen Feldzeichen durch die besiegten Parther zu sehen. Das zeigt eine Autorität, die durch Taten beglaubigt ist. Sein wiegender Schritt im Kontrapost gibt dem Standbild eine fast

Augustus von Prima Porta, Vatikanische Museen

(Alamy Stock Foto (Erin Babnik))

jugendliche Dynamik. Nie mehr hat sich ein Herrscher mit so traumwandlerischer Sicherheit und Würde dem Betrachter präsentiert wie der Augustus von Prima Porta.

Natürlich war das alles auch Propaganda. In seiner Jugend war Octavian nicht vor Grausamkeiten zurückgescheut und hatte zum Beispiel Cicero in den Tod getrieben, Ovid schickte er in die Verbannung und auch in seiner Familie handelte er mitunter willkürlich und ungerecht. Doch was politisch wirkte, war die Propaganda und die trug selber dazu bei, die Welt zu schaffen, die sie kunstvoll verkündete. Das ist heute nicht anders und Augustus war ein Virtuose in dieser Kunst.

Schon seinem Nachfolger Tiberius fehlten all diese Fähigkeiten. Er mühte sich darum, das große Reich in sicherem Fahrwasser zu halten, verfiel aber am Ende in düsteres Misstrauen. Gerne hielt sich der schwerblütige Mann in einer Höhle am Meeresstrand in Sperlonga auf, für deren phantastische Einrichtung er sich griechische Kunstwerke in Marmor kopieren ließ.

Darunter war vielleicht auch die schon in der Antike berühmte Laokoon-Gruppe, die dann später wohl nach Rom verschleppt worden sein muss und plötzlich, am 14. Januar 1506, auf einem der römischen Hügel, dem Esquilin, entdeckt wurde. Michelangelo war einer der Ersten, die sie zu sehen bekamen und er ließ sich von ihr für seine eigene Kunst inspirieren. Auch dadurch übte die Laokoon-Gruppe großen Einfluss auf die gesamte europäische Kunstgeschichte aus, vor allem auf die Barockskulptur, die so gerne Gefühle Gestalt werden ließ. Meisterlich zeigt die Laokoon-Gruppe im Einklang von Körper und Seele, wie Menschen auch im Leid ihre Würde bewahren. An dieser Gruppe kann man den krassen Unterschied zwischen der damaligen und der heutigen Wahrnehmung sehen.

Laokoon-Gruppe, Vatikanische Museen

(Alamy Stock Foto (Raimund Kutter / imageBROKER.com GmbH & Co. KG))

Wir Heutigen sehen das Leid eines bemitleidenswerten Vaters, der mit seinen beiden Söhnen von den Schlangen der Göttin Athene brutal getötet wird. Die Römer dagegen und auch der römische Kaiser Tiberius werden wohl in der Qual des Laokoon die gerechte Strafe der Götter gesehen haben. Für sie zeigte sich im Laokoon der Sinn und der Wahnsinn des Lebens in einer einzigen Skulptur. Laokoon hatte nämlich den Untergang Trojas verhindern wollen, dieser Untergang aber war die Voraussetzung für die Gründung Roms durch trojanische Flüchtlinge. Es war den Römern also eine Freude, im leidenden Gesicht des Laokoon das eigene künftige Glück, die eigene Begünstigung durch die Götter zu sehen. Die Römer kannten kein Mitleid. Mitleid ist eine christliche Erfindung, die inzwischen in unseren Gesellschaften Allgemeingut geworden ist. Die Heiden sahen nicht nur in Leuten wie Laokoon, die das Schicksal herausforderten, sondern auch in Behinderten, Schwachen und Kranken von den Göttern Geschlagene, mit denen man sich besser nicht näher befasste, um nicht auch den Zorn der Götter heraufzubeschwören. Behinderte Kinder setzte man im Gebirge aus und ließ sie dort verhungern.

Die Christen dagegen kümmerten sich um die...

Erscheint lt. Verlag 13.3.2024
Zusatzinfo Mit 155 Farbfotos
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Malerei / Plastik
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Schlagworte 2024 • andreas englisch • Antike • Architektur • Augustus • Basilika • Brot und Spiele • Caesar • Der Papst • Der Sinn des Lebens • Dornauszieher • eBooks • Engelsburg • Forum Romanum • Frühes Christentum • Heiden • Heiliges Jahr • Italien • Kapitol • Kolosseum • Konstantinopel • Konsul • Kreuzigung • Kunst • Kunstgeschichte • Lateran • Leonardo da Vinci • Michelangelo • Nero • Neuerscheinung • Petersdom • Raffael • Remus • Romführer • Römische Kaiser • Römische Wölfin • Romulus • Sehenswürdigkeiten • Sol Invictus • Spanische Treppe • Trevi Brunnen • Vatikan • Zuckerbrot und Peitsche
ISBN-10 3-641-30693-0 / 3641306930
ISBN-13 978-3-641-30693-9 / 9783641306939
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